Bakterielle Lungenentzündung

Legionärskrankheit: Welche Symptome verursacht die Infektion mit Legionellen?

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Bei der Legionärskrankheit (Legionellose) handelt es sich um eine bakterielle Lungenentzündung, die durch eine Infektion mit Legionellen hervorgerufen wird. Diese Bakterien werden vor allem über fein zerstäubtes Wasser, etwa beim Duschen, übertragen.

Frau duscht
© iStock.com/PeopleImages

Kurzübersicht

Symptome: Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Husten, Schmerzen im Brustraum, Schüttelfrost und hohes Fieber
Ursachen: Infektion mit Bakterien (Legionella pneumophila). Die Bakterien kommen in Whirlpools, Schwimmbädern, Wasserleitungen oder Klimaanlagen vor.
Behandlung: Bei leichtem Verlauf (Pontiac-Fieber) reichen fiebersenkende Maßnahmen aus, schwerere Verläufe werden mit Antibiotika behandelt.

Legionellen sind Bakterien, die in natürlichem Süßwasser, Klimaanlagen und Wasserleitungen leben. Am besten vermehren sie sich bei Temperaturen zwischen 30 und 45 Grad Celsius. In der Lunge des Menschen vermehren sich Legionellen ebenfalls und können die Legionärskrankheit (Legionellose, Legionellen-Pneumonie) auslösen, die eine schwere Form der Lungenentzündung (Pneumonie) ist.

Artikelinhalte im Überblick:

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Symptome der Legionärskrankheit ähneln Grippe

Bei der Legionärskrankheit treten nach einer Infektion innerhalb von zwei bis zehn Tagen (Inkubationszeit) zunächst allgemeine Krankheitszeichen wie Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen auf.

Nach einem weiteren Tag folgen:

  • Husten

  • Schmerzen im Brustraum

  • Schüttelfrost

  • oft sehr hohes Fieber (39 bis 41 Grad Celsius)

  • oberflächliche Atmung

  • gelegentlich Blutbeimengungen im Auswurf

  • Blaufärbung von Lippen und Fingernägeln (Zyanose)

In manchen Fällen kommt es zu einem Pleuraerguss, wenn sich infolge der Lungenentzündung das Rippenfell entzündet. Es bildet sich eine Flüssigkeitsansammlung zwischen dem inneren, der Lunge anliegenden Teil des Brustfells (Pleura), und dem äußeren, den Rippen anliegenden Teil. Die Atmung kann erheblich beeinträchtigt sein.

Begleitende Symptome der Legionärskrankheit:

Daneben gibt es eine leichtere Verlaufsform, das Pontiac-Fieber. Dieses Krankheitsbild läuft wesentlich milder mit Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Husten und mäßigem Fieber, aber ohne Lungenentzündung ab. Die Patient*innen erholen sich in der Regel innerhalb von fünf Tagen vollständig und benötigen in der Regel keine Behandlung mit Antibiotika. Dass es sich beim Pontiac-Fieber um eine Legionellose handelt, wird häufig nicht diagnostiziert, da die Symptome ähnlich wie bei einer Grippe (Influenza) erscheinen.

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Einatmen von Legionellen ist Ursache der Legionärskrankheit

Hauptauslöser der Legionärskrankheit in Europa ist der Stamm Legionella pneumophila. Die Übertragung von Legionellen erfolgt durch Einatmen der Keime: In Amöben lebend können sie sich in einem Biofilm festsetzen, der sich häufig in Kühltürmen, Klimaanlagen, Luftbefeuchtern oder an Duschköpfen festsetzt. Über Wassertröpfchen zum Beispiel beim Duschen, durch Klimaanlagen oder in Whirlpools atmen Betroffene die Legionellen ein. Über den Nasen-Rachen-Raum gelangen sie in das Bronchialsystem und lösen dort die Legionärskrankheit aus.

Erst die Aufnahme einer großen Zahl von Legionellen kann zur Erkrankung führen. Legionellenhaltiges Trinkwasser stellt für gesunde Personen mit intaktem Immunsystem meist keine Gesundheitsgefährdung dar. Allerdings ist durch Verschlucken (Aspiration) der Flüssigkeit eine Übertragung der Bakterien in die Atemwege möglich sein. Insbesondere immunschwache Personen können auf diese Art an der Legionärskrankheit erkranken.

Die in Flüssen und Bächen (Süßwasser) vorhandenen Legionellen führen nicht zu einer Infektion, da sie dort normalerweise nur in geringen Konzentrationen vorkommen. Eine direkte Ansteckung mit Legionellen von Mensch zu Mensch ist bisher nicht bekannt.

Diagnose der Legionärskrankheit

Wer sich in einem Hotel, Schwimmbad oder Whirlpool aufgehalten hat und danach Symptome wie Husten, Fieber oder Brustschmerz entwickelt, sollte eine Praxis aufsuchen. Nach der Anamnese wird die*der Ärztin*Arzt die Lunge mithilfe eines Stethoskops (Auskultation) abhören. Hierbei können feine Rasselgeräusche am betroffenen Lungenteil als Ausdruck der Lungenentzündung zu hören sein. Durch Abklopfen der Lunge (Perkussion) erhält man einen Eindruck über die Beschaffenheit des Lungengewebes, da der Schall gedämpft klingt, wenn ein entzündeter oder mit Wasser gefüllter Lungenteil abgeklopft wird.

Weitere diagnostische Untersuchungen:

  • Blutgasanalyse: Der Gehalt von Sauerstoffgehalt und Kohlendioxid im Blut zeigt das Ausmaß der Lungenfunktionsstörung. Das dafür benötigte Blut kann entweder aus dem Ohrläppchen (kapilläre Bestimmung) oder aus der Leiste (arterielle Bestimmung) gewonnen werden. Den genaueren Wert liefert die arterielle Probe.

  • Röntgen der Lunge: Im Röntgenbild finden sich Zeichen einer Pneumonie mit fleckiger Zeichnung mehr oder weniger großer Bereiche. Diese fleckige Verschattung der Lunge kann sowohl ein- als auch beidseitig vorkommen.

  • Untersuchung des Auswurfs (Sputum): Durch Abhusten geben Patient*innen kleine Mengen Auswurf ab, das auf Bakterien untersucht werden kann. Unter dem Mikroskop lässt sich der Erreger Legionella direkt feststellen oder es wird eine Kultur der Bakterien angelegt. In drei bis fünf Tagen lassen sich bei 37 Grad Celsius im Labor die Krankheitserreger anzüchten und es kann ermittelt werden, um welche Bakterien es sich handelt. Das hilft auch bei der Wahl des richtigen Antibiotikums.

  • Lungenspiegelung (Bronchoskopie): Auch mit dieser Methode kann Bronchialsekret zur bakteriologischen Untersuchung gewonnen werden. Während der Bronchoskopie können einzelne Abschnitte der Bronchien gespült und die Spülflüssigkeit anschließend abgesaugt werden (Bronchiallavage). Diese kann dann bakteriologisch untersucht und die Erreger eindeutig nachgewiesen werden.

  • Urintest: Auch der direkte Nachweis von Legionellen-Antigen im Urin (ELISA-Test) ist möglich. Die Antigenausscheidung setzt bereits nach 24 Stunden ein und bleibt für einige Wochen bestehen.

  • Blutserum: Dort lassen sich nach einigen Wochen spezifische Antikörper gegen das Legionellen-Antigen nachweisen.

  • Pleurapunktion: Zur Klärung der Diagnose kann auch eine Pleurapunktion notwendig werden, wenn sich ein entzündliches Sekret im Pleuraspalt gebildet hat – das heißt zwischen dem inneren und äußeren Blatt des Brustfells.

Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie) zur Nachsorge

In der Nachsorge, wenn die Lungenentzündung schon abgeheilt ist, kann mit der Lungenfunktionsprüfung festgestellt werden, ob die Lungenfunktion verringert ist. Neben der Messung des Lungenvolumens kann auch ermittelt werden, ob es zu einem bindegewebig-narbigen Umbau des Lungengewebes gekommen ist und die Lunge dadurch nur noch vermindert dehnbar ist.

Behandlung der Infektion mit Legionellen

Die Legionärskrankheit wird je nach Schweregrad unterschiedlich behandelt. Bei leichtem Krankheitsverlauf (Pontiac Fieber) können Patient*innen zu Hause behandelt werden. Fiebersenkende Maßnahmen wie Wadenwickel oder Medikamente (zum Beispiel Paracetamol oder Acetylsalicylsäure) sind in der Regel ausreichend. Außerdem können Erkrankte hustenstillende und schleimlösende Medikamente einnehmen.

Wenn sich die Beschwerden nicht innerhalb von ein bis zwei Wochen bessern oder sogar verstärken, kann mit Antibiotika behandelt werden. Als Mittel der Wahl gelten bei Legionellen Antibiotika der Makrolid-Klasse (Clarithromycin, Azithromycin oder Roxithromycin) sowie Chinolone wie Levofloxacin und Moxifloxacin. In schweren Fällen kann Rifampicin zusätzlich gegeben werden.

Bei schweren Verläufen der Legionärskrankheit kann eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig werden. Dort werden weitere Untersuchungen zum Erregernachweis und intensivere Therapiemaßnahmen vorgenommen. Beispielsweise kann das Makrolidantibiotikum Erythromycin als Infusion gegeben werden.

Welche zusätzliche Therapie ist eventuell erforderlich?

  • Sauerstoffgabe: Wenn der Sauerstoffgehalt des Blutes zu stark abgesunken ist, muss zusätzlich Sauerstoff direkt über eine Sonde oder Maske verabreicht werden.

  • Abpunktieren von Flüssigkeit aus dem Brustfell (Pleurapunktion): Ist ein ausgeprägter Pleuraerguss feststellbar, der die Atmung beeinträchtigt, wird eventuell eine Pleurapunktion vorgenommen. Unter Ultraschallkontrolle wird aus dem Pleuraspalt dort eingetretene Flüssigkeit abgelassen.

Wie kann man der Legionärskrankheit vorbeugen?

Um der Legionärskrankheit vorzubeugen, sollten insbesondere Menschen mit Immunschwäche Whirlpools, Swimmingpools oder ähnliche Einrichtungen meiden. Eine Impfung gibt es nicht. Bei Ausbruch der Legionärskrankheit ist es wichtig, den Infektionsweg möglichst schnell festzustellen, um weitere Infektionen zu verhindern.

Da in seltenen Fällen auch Infektionen durch Mundspülanlagen in zahnärztlichen Praxen vorgekommen sind, ist dort besonders auf die regelmäßige Entkeimung zu achten. Bei den im Haushalt verwendeten Geräten, die ein wässriges Aerosol erzeugen wie etwa Luftbefeuchter, Mundduschen oder Inhalatoren müssen die Geräte regelmäßig gründlich gereinigt werden. Das Wasser sollte nicht stehen bleiben, sondern entsprechend gewechselt werden. Bei Nichtbenutzung müssen die Geräte trocken bleiben.

Meldepflicht für die Legionärskrankheit

Seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes im Januar 2001 besteht in Deutschland Meldepflicht für Legionellen. Das untersuchende Labor meldet dem zuständigen Gesundheitsamt, wenn diese in einer Untersuchungsprobe nachgewiesen wurden. Es werden dann an den möglichen Infektionsquellen mikrobiologische Untersuchungen vorgenommen.

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