Gutartiger Tumor

Hämangiom: Was ist ein Blutschwämmchen?

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Ein Hämangiom ist eine gutartige Wucherung der Blutgefäße. Blutschwämmchen treten bei Neugeborenen auf oder zeigen sich innerhalb der ersten Lebensmonate. Wann ein Blutschwamm entfernt werden muss und welche Therapie infrage kommt.

Mutter hält Baby mit Hämangiom im Arm
© iStock.com/martinedoucet

Ein Hämangiom (Blutschwamm, Blutschwämmchen) entsteht, wenn während der Schwangerschaft die Gefäßbildung beim Baby gestört ist. Die Veränderung ist in der Regel bei der Geburt noch nicht oder kaum sichtbar. Blutschwämmchen finden sich bei acht bis zwölf Prozent aller Säuglinge.

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Was ist ein Hämangiom?

Das Hämangiom ist ein gutartiger Tumor, der durch eine Wucherung der innersten Wand der Blutgefäße entsteht. Er bildet sich aufgrund einer Unreife des Gefäßsystems und stellt den häufigsten gutartigen Tumor im Kindesalter dar. Andere Namen für ein Hämangiom sind Blutschwamm, Blutschwämmchen, Säuglingshämangiom oder Erdbeerangiom. Ein Blutschwämmchen kann von Geburt an vorhanden sein (kongenitales Hämangiom) oder in den ersten Lebenswochen entstehen (infantiles Hämangiom).

Wie sehen Hämangiome aus?

Blutschwämmchen sind rote Punkte auf der Haut. Sie erreichen meist eine Größe von mehreren Millimetern bis zwei Zentimetern. Im Extremfall sind sie auch mehr als zehn Zentimeter groß. In 60 Prozent der Fälle treten sie im Bereich von Kopf und Hals auf, 25 Prozent der Blutschwämmchen sind am Körperstamm angesiedelt, seltener an Armen und Beinen.

In 80 Prozent findet sich bei einem betroffenen Kind nur ein Hämangiom, nur wenige Kinder haben zwei oder mehr Blutschwämmchen gleichzeitig. Neben der Körperoberfläche können sich Hämangiome auch an inneren Organen, insbesondere an Leber, Lunge, Verdauungstrakt und Gehirn sowie der Wirbelsäule entwickeln.

  • Die meisten Hämangiome bestehen aus den kleinsten Blutgefäßen (Kapillaren). Sie liegen sehr oberflächlich in der Haut, sind regelmäßig begrenzt und wölben sich als prall-elastische Knoten vor. Aufgrund ihrer intensiv roten Farbe werden sie auch Erdbeerangiome genannt.

  • Ein kleinerer Teil der Hämangiome besteht aus großen, unregelmäßig geformten und blutgefüllten Hohlräumen. Sie liegen meist tiefer im Unterhautfettgewebe und bilden weiche, hellrote bis blaurote, flache Knoten.

  • Sehr häufig liegt eine Kombination vor: In diesem Fall sieht man ein bläuliches, flaches Blutschwämmchen, in dessen Mitte ein kleiner intensiv roter Knoten die Hautoberfläche stark vorwölbt.

Wie verlaufen die Phasen des Blutschwämmchens?

Ein Hämangiom durchläuft drei Phasen. Heilen Blutschwämmchen vollständig ab, ist ein erneutes Auftreten ausgeschlossen. Je tiefer das Hämangiom unter der Haut liegt, desto länger dauert die Rückbildung.

  • Wachstumsphase: Dauert sechs bis neun Monate. Das Hämangiom wächst flächig und bildet Verdickungen unter der Haut. Insbesondere in den ersten drei bis vier Monaten wächst es sehr rasch, danach verlangsamt sich das Wachstum.

  • Phase des Stillstands: Die Länge dieser Phase kann sich individuell über Monate bis zu Jahren hinziehen.

  • Rückbildungsphase: Nach dem Wachstumsstillstand ändert das Hämangiom allmählich seine Farbe. Das intensive Rot verblasst, der Blutschwamm wird grau-rötlich, dann grau und schließlich hautfarben. Es wird weicher und immer flacher.

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Was ist ein Leberhämangiom?

Blutschwämmchen an inneren Organen sind meist harmlos und werden nur zufällig entdeckt. Es können im Bereich der Leber Hämangiome auftreten, die maximal fünf Zentimeter groß sind und keine Probleme verursachen. Meist sind die Betroffenen bei der Diagnose zwischen 30 und 50 Jahre alt. 

Werden die Blutschwämme größer, können sie Ursachen unspezifischer Beschwerden sein. Bei einem Leberhämangiom können es Beschwerden im Oberbauch sein oder sie lösen im Gehirn beispielsweise epileptische Anfälle aus. Blutungen aus inneren Hämangiomen sind selten.

Blutschwämmchen kann zu Komplikationen führen

Neun von zehn Hämangiomen verursachen keine Komplikationen. In den restlichen Fällen können teilweise gravierende Folgen auftreten:

  • Geschwüre: Im Bereich des Blutschwämmchens kann sich ein Geschwür (Ulcus) bilden, das die Gefahr von Blutungen, Schmerzen, Absterben von Gewebe und Infektionen birgt.

  • Hämangiome am Auge: Blutschwämmchen am Augenlid oder direkt am Auge können die Augenöffnung beeinträchtigen. Ein sehr großes Hämangiom kann in diesem Bereich auf den Augapfel drücken und zu einseitiger Kurzsichtigkeit, Schielen oder Erblindung führen.

  • Hämangiome am Mund: Sitzt ein Blutschwamm auf den Lippen oder direkt am Mund, kann es zu Problemen bei der Nahrungsaufnahme kommen. Auch dauerhafte Verformungen von Lippen oder Kiefer sowie Zahnfehlstellungen können so ausgelöst werden. Sind die Mund- und Rachenschleimhaut im Bereich der Luftröhre betroffen, kann das Hämangiom zu Atemproblemen führen.

  • Hämangiome an der Nase: Hier kann ein Hämangiom zu einer Verformung des Nasenskeletts führen. Dadurch wird die Nasenatmung behindert und die Form der Nase kann sich verändern.

  • Hämangiome am Ohr: Es kann zu Veränderungen der Ohrmuschel und des Ohrknorpels kommen.

  • Sehr große und ausgedehnte Blutschwämmchen: Solche Blutschwämme belasten Herz und Kreislauf stark, sodass es im Laufe der Zeit zu einer Herzschwäche kommen kann. Möglich sind auch Blutgerinnungsstörungen und spontane Blutungen.

  • Hämangiome an inneren Organen: Sehr selten führen große Blutschwämme zu inneren Blutungen.

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So stellt der Arzt die Diagnose Hämangiom

Die meisten Hämangiome kann der Arzt durch eine gründliche Anamnese, Blickdiagnose sowie ein Abtasten des Blutschwämmchens und seiner Umgebung diagnostizieren. Weitere Untersuchungen dienen dazu, die Aktivität des Hämangioms, die genaue Entwicklungsphase und seine exakte Größenausdehnung festzustellen. So kann der Arzt mögliche Komplikationen ausschließen und bei Bedarf einen Plan zur Behandlung erstellen.

Nach einer Fotodokumentation wird der Arzt durch eine Ultraschalluntersuchung ermitteln, ob innere Organe beteiligt sind. Ist ein Hämangiom größer als zehn Zentimeter, muss eine Herzschwäche sowie die Blutungsgefahr durch ein Blutbild mit Gerinnungswerten ausgeschlossen werden. Sind die Ultraschallergebnisse nicht aussagekräftig genug, bringen eine Kernspintomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) Klarheit.

Um sicherzugehen, dass bei Hämangiomen der unteren Gesichtshälfte keine Mitbeteiligung der Atemwege besteht, kann der Arzt eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) durchführen. Eine feingewebliche Untersuchung (Biopsie) wird nur durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Krebserkrankung vorliegt.

Wann muss ein Hämangiom entfernt werden?

Die meisten Blutschwämmchen müssen nicht behandelt werden, da sie komplikationslos sind und sich alleine zurückbilden. In der Rückbildungsphase sollte keine Entfernung oder Behandlung des Hämangioms durchgeführt werden. Es ist dann besser, die vollständige Rückbildung abzuwarten.

Folgende Therapien stehen zur Verfügung:

  • Kryotherapie: Die Vereisung mit Kältestäben (-30 bis -40 Grad Celsius) oder flüssigem Stickstoff (-196 Grad Celsius) kann ohne Betäubung angewendet werden. Das Verfahren vermindert das Wachstum des Hämangioms und regt die Rückbildung an. Häufig sind mehrere Behandlungen im Abstand von einigen Wochen erforderlich, es kommt nur selten zur Narbenbildung.

  • Lasertherapie: Durch den Laser werden Hämangiome verödet und ihre Größe reduziert. Zuvor muss eine Betäubung oder Narkose angewendet werden, da die Behandlung mit Laser sehr schmerzhaft ist.

  • Operation: Eine operative Entfernung des Blutschwämmchens ist selten notwendig und sinnvoll. Viele Hämangiome treten nach der Operation wieder auf und die Komplikationen durch die Narbenbildung sind oft erheblich. Zeigen andere Behandlungen aber keinen Erfolg oder droht beispielsweise der Verlust des Augenlichts, kann eine Operation unvermeidbar sein.

  • Medikamentöse Behandlung: Propranolol und Kortison sind Medikamente, die erfolgreich zur Behandlung von Hämangiomen eingesetzt werden. Insbesondere bei einem sehr großen Blutschwamm kann durch die Gabe des Blutdrucksenkers Propranolol allein oder in Kombination mit Kortison eine Reduzierung des Hämangioms bewirkt werden. Beide Medikamente haben erhebliche Nebenwirkungen, so dass die Einstellung der Medikation meist stationär erfolgen muss. Kortison kann auch als Salbe angewendet werden.

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