Seltene Krebserkrankung

Hodenkrebs: Anzeichen erkennen, Behandlung und Vorsorge

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Hodenkrebs ist ein bösartiger Tumor, der in den Hoden auftritt. Betroffen sind vor allem Männer im Alter zwischen 25 und 45 Jahren. Typisches Symptom ist ein fühlbarer Knoten im Hodensack. An welchen Anzeichen Sie einen Hodentumor noch erkennen können und wie die Behandlung erfolgt, lesen Sie hier.

Patient im Gespräch mit Arzt
© Getty Images/Halfpoint Images

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Hodenkrebs

An welchen Anzeichen kann ich Hodenkrebs erkennen? Erste Anzeichen sind oft ein schmerzloser Knoten oder eine Verhärtung im Hoden. Weitere Symptome sind etwa Schmerzen oder ein Ziehen oder Schweregefühl im Hodensack.

Wie fühlt sich ein Tumor im Hoden an? Ein Hodentumor zeigt sich oft als feste, schmerzlose Veränderung im Hoden, die sich vom übrigen Gewebe deutlich unterscheidet. Meist lässt sich der Knoten nicht verschieben und fühlt sich ungewöhnlich hart an.

Wie schnell wächst ein Hodentumor? Das Wachstum hängt vom Tumortyp ab: Manche Hodentumoren entwickeln sich über Wochen spürbar, andere über Monate. Besonders aggressive Formen können sich rasch ausbreiten.

Artikelinhalte auf einen Blick:
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Was ist Hodenkrebs?

Hodenkrebs – auch Hodentumor oder Hodenkarzinom genannt – ist eine bösartige Neubildung, die vom Hodengewebe ausgeht. In den meisten Fällen handelt es sich um sogenannte Keimzelltumoren, die sich aus den Zellen entwickeln, die später Spermien bilden sollen.

Je nach Art der entarteten Zellen unterscheiden Fachleute zwei Hauptformen:

  • Seminom: Tumoren, die aus Keimzellen hervorgehen (Spermatogonien)
  • Nicht-Seminom: Tumoren aus anderem Keimgewebe, z. B. Teratome, embryonale Karzinome oder Chorionkarzinome

In rund 95 Prozent der Fälle ist nur ein Hoden betroffen. Wird der Tumor jedoch nicht frühzeitig erkannt und behandelt, kann er sich auf umliegendes Gewebe oder über Lymph- und Blutbahnen im Körper ausbreiten.

Wie häufig ist Hodenkrebs?

Hodenkrebs gehört zu den seltenen Krebserkrankungen. In Deutschland erkranken circa 4.000 Männer pro Jahr neu an Hodenkrebs.

Besonders häufig betroffen sind Männer im Alter zwischen 25 und 45 Jahren. In dieser Altersgruppe macht Hodenkrebs ein Viertel aller Krebserkrankungen beim männlichen Geschlecht aus.

Ursachen und Risikofaktoren von Hodenkrebs

Die genauen Ursachen für die Entstehung von Hodenkrebs sind bislang nicht vollständig geklärt. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass genetische, hormonelle und entwicklungsbedingte Einflüsse eine Rolle spielen.

Bekannt sind mehrere Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für Hodenkrebs nachweislich erhöhen:

  • Hodenhochstand (Maldescensus testis): Steigt der Hoden während der Embryonalentwicklung nicht vollständig in den Hodensack ab, sondern verbleibt in der Leiste oder Bauchhöhle, ist das Risiko für Hodenkrebs deutlich erhöht. Das gilt auch, wenn der Hodenhochstand frühzeitig operativ korrigiert wurde. Das Erkrankungsrisiko ist etwa zehnfach erhöht.

  • familiäre Vorbelastung: Ist ein naher Verwandter wie Vater oder Bruder betroffen, steigt das persönliche Risiko deutlich. Fachleute vermuten in solchen Fällen eine genetische Veranlagung.

  • frühere Hodenkrebserkrankung: Nach einer überstandenen Hodenkrebserkrankung besteht ein erhöhtes Risiko für einen zweiten Tumor im anderen Hoden. Etwa 3 bis 5 Prozent der Betroffenen erkranken erneut.

  • eingeschränkte Fruchtbarkeit: Studien zeigen, dass Hodenkrebs bei Männern mit gestörter Fruchtbarkeit etwa 20-mal häufiger auftritt als bei Männern mit normaler Zeugungsfähigkeit.

  • Hypospadie: Bei dieser angeborenen Fehlbildung liegt die Harnröhrenöffnung nicht an der Spitze, sondern an der Unterseite des Penis. Auch diese Entwicklungsstörung kann mit einem erhöhten Hodenkrebsrisiko einhergehen.

Anzeichen erkennen: Symptome bei Hodenkrebs

Ein typisches erstes Anzeichen für Hodenkrebs ist eine schmerzlose Schwellung oder Verhärtung eines Hodens – oft als "Knoten" tastbar. Manche Männer berichten zusätzlich über ein Ziehen oder ein unspezifisches Schweregefühl im betroffenen Hoden.

Im weiteren Verlauf kann sich der Hoden sichtbar vergrößern. Auch Rückenschmerzen sind möglich – sie entstehen, wenn sich Lymphknoten im hinteren Bauchraum (retroperitoneal) vergrößern.

In seltenen Fällen kommt es zu einer Vergrößerung der Brustdrüsen (Gynäkomastie), da bestimmte Hodentumoren Hormone wie Östrogene produzieren können.

Woher kommen Hodenschmerzen?

Therapie: Wie wird Hodenkrebs behandelt?

In fast allen Fällen beginnt die Behandlung mit der operativen Entfernung des betroffenen Hodens (Orchiektomie). Falls Lymphknoten befallen sind, kann zusätzlich eine operative Entfernung dieser Lymphknoten – eine sogenannte Lymphadenektomie – erforderlich sein.

Auf Wunsch des Patienten ist es möglich, während der Operation ein Hodenimplantat einzusetzen, um das äußere Erscheinungsbild der Genitalien zu erhalten.

Welche weiteren Behandlungsschritte folgen, hängt von der Tumorart (Seminom oder Nicht-Seminom) sowie vom Krankheitsstadium ab.

Folgende Optionen stehen zur Verfügung:

  • Chemotherapie: Hat sich der Krebs bereits in anderen Körperregionen ausgebreitet (Metastasen) wird eine Chemotherapie mit Medikamenten durchgeführt. Manchmal kommt eine Chemotherapie aber auch vorsorglich zum Einsatz, um eventuell verbliebene Krebszellen abzutöten.

  • Bestrahlung: Auch eine Strahlentherapie kann sowohl vorsorglich als auch zur Bekämpfung von Metastasen eingesetzt werden. Dabei wird das Tumorgewebe durch energiereiche ionisierende Strahlung von der weiteren Zellteilung abgehalten.

  • kontrolliertes Abwarten: In bestimmten Fällen – etwa bei einem frühen Stadium ohne Metastasen – ist auch ein engmaschig kontrolliertes Abwarten möglich. Dabei verzichtet man zunächst auf weitere Therapien und beobachtet regelmäßig mittels bildgebender Verfahren und Blutwerten, ob sich der Tumor ausbreitet.

Diagnose bei Verdacht auf Hodenkrebs

Die meisten Hodentumoren entdecken Betroffene selbst bereits in frühen Stadien. Junge Männer sollen ihre Hoden daher laut Fachleuten einmal im Monat abtasten und auf Verhärtungen überprüfen.

Werden bei der Selbstuntersuchung Veränderungen entdeckt, sollte zeitnah ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden.

Zur Diagnose von Hodenkrebs erfolgt zunächst ein ausführliches Gespräch (Anamnese). Von Interesse sind die konkreten Beschwerden, die Krankheitsgeschichte sowie eventuell vorhandene Risikofaktoren.

Danach folgt eine körperliche Untersuchung, bei welcher die ärztliche Fachperson die Hoden, die Brustdrüsen und auch den Bauchraum abtastet.

Blutuntersuchung, Ultraschall und Operation

Besteht der Verdacht auf Hodenkrebs, erfolgt eine Blutuntersuchung auf Tumormarker: Das sind Substanzen, die von Tumorzellen gebildet werden und auf eine Krebserkrankung hinweisen.

Über eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) lässt sich die Größe und Lage des Tumors bestimmen. Mithilfe von CT (Computertomographie) und/oder MRT (Magnetresonanztherapie) des Bauch- und Beckenraumes wird geprüft, ob die Erkrankung sich bereits auf andere Körperregionen ausgebreitet hat.

Bestätigen all diese Untersuchungen den Verdacht auf Hodenkrebs, wird der betroffene Hoden im nächsten Schritt operativ freigelegt.

Meist lässt sich der Tumor schon mit bloßem Auge erkennen. Es wird zudem eine Gewebeprobe entnommen und im Anschluss an die Operation auf Veränderungen untersucht.

Handelt es sich tatsächlich um Krebs, wird der erkrankte Hoden in derselben Operation direkt entfernt.

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Vorsorge: Wie lässt sich Hodenkrebs verhindern?

Da die genauen Ursachen für Hodenkrebs bislang nicht bekannt sind, gibt es keine gezielten Maßnahmen zur Vorbeugung.

Wichtig ist jedoch die Früherkennung: Männer können ihre Hoden regelmäßig selbst abtasten und so Veränderungen frühzeitig bemerken. Wird ein Tumor in einem frühen Stadium entdeckt, verbessert das die Heilungschancen deutlich.

Eine gesetzlich empfohlene Vorsorgeuntersuchung speziell für Hodenkrebs gibt es nicht. Bei auffälligen Befunden oder familiärer Vorbelastung übernehmen gesetzliche Krankenkassen in der Regel aber die Kosten für eine urologische Abklärung.

Einige Kassen bieten zudem freiwillige Vorsorgeleistungen an – hier lohnt sich ein Blick in die Satzung der eigenen Krankenkasse.

Prognose und Überlebenschance bei Hodenkrebs

Hodenkrebs zählt zu den am besten behandelbaren Krebserkrankungen. Abhängig von Tumorart und Erkrankungsstadium überleben rund 96 von 100 Betroffenen die Erkrankung langfristig.

Selbst bei bereits vorhandenen Metastasen liegen die Heilungschancen noch bei etwa 50 bis 90 Prozent, je nach Ausbreitung und Therapieansprechen.

Eine frühe Diagnose verbessert die Prognose erheblich. Die meisten Rückfälle (Rezidive) treten innerhalb der ersten zwei Jahre nach Abschluss der Behandlung auf – deshalb sind in dieser Zeit regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen besonders wichtig.

Macht Hodenkrebs unfruchtbar?

Die Behandlung von Hodenkrebs kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen – insbesondere, wenn eine Strahlen- oder Chemotherapie erforderlich ist.

Beide Verfahren greifen nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Keimzellen im Hoden an. Die Folge: Die Spermienproduktion kann stark zurückgehen oder ganz zum Erliegen kommen. In manchen Fällen bleibt eine dauerhafte Unfruchtbarkeit zurück.

Auch die operative Entfernung eines Hodens (Orchiektomie) kann sich auf die Fruchtbarkeit auswirken – vor allem, wenn der verbleibende Hoden bereits vorgeschädigt oder von Natur aus weniger funktionsfähig ist. In vielen Fällen bleibt die Zeugungsfähigkeit nach der Operation jedoch erhalten.

Wer sich einer Krebstherapie unterziehen muss und sich später noch Kinder wünscht, sollte deshalb frühzeitig Rat über Möglichkeiten zur Spermienkonservierung (Kryokonservierung) einholen.

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