Darmsanierung nach Antibiotika: Darmflora aufbauen
Antibiotika töten nicht nur schädliche Keime, sondern auch nützliche Darmbakterien. Die Folge können Verdauungsprobleme sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit sein, denn die Bakterien im Darm stärken das Immunsystem. Wie sinnvoll ist eine Darmsanierung nach der Antibiotikabehandlung?
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Im Überblick:
- Einfluss von Antibiotika
- Kann sich die Darmflora erholen?
- Helfen Nahrungsergänzungsmittel?
- Lebensmittel für die Darmsanierung
Darmbakterien: Was bewirkt eine Antibiotika-Therapie?
Im Darm, insbesondere im Dickdarm, befinden sich mehrere Milliarden nützlicher Mikroorganismen. In ihrer Gesamtheit werden sie auch als Mikrobiom oder Darmflora bezeichnet und wiegen zusammen rund eineinhalb bis zwei Kilogramm. Darmkeime, etwa Milchsäure- oder Bifidobakterien, unterstützen die Verdauung, stellen Vitamine bereit und stärken sogar das menschliche Immunsystem. Darüber hinaus schützt ein reich besiedelter Darm vor krankmachenden Erregern, sie können sich schlechter vermehren.
Gerät das Mikrobiom des Darms langfristig aus dem Gleichgewicht, drohen schwerwiegende Folgen für den Körper, wie:
- Adipositas (Übergewicht)
- Infektionen
- Diabetes mellitus
Antibiotika wirken gegen Bakterien
Bei bakteriellen Infekten, etwa eine Blasenentzündung, sind Antibiotika das Mittel der Wahl. Sie bekämpfen bakterielle Krankheitserreger. Oftmals bleibt wenig Zeit, den genauen Keim im Labor zu ermitteln, es wird ein gegen viele Bakterien wirksames Antibiotikum verschrieben (Breitbandantibiotikum).
Dieses wirkt meist schnell und lindert die Symptome der Erkrankung, doch auch die nützlichen Bakterien im Darm können unter der Behandlung leiden und Schaden annehmen. Dies kann sich etwa unter anderen durch akute Beschwerden äußern wie:
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Kann sich die Darmflora regenerieren?
Bis sich die Darmflora wieder komplett erholt hat, dauert es mehrere Monate bis hin zu einem halben Jahr. Nicht immer kann die Artenvielfalt der Darmflora wieder ganz hergestellt werden, besonders empfindliche Darmbewohner können sich in manchen Fällen nur schwer wieder ansiedeln. Ganz steril wird der Darm allerdings nach einer Antibiotikabehandlung nicht.
Bei der Neubesiedlung nach der Dezimierung durch die Antibiose haben schädliche sowie antibiotikaresistente Keime zunächst leichtes Spiel, deshalb kommt es oftmals nach der Behandlung zu Durchfallerkrankungen. Besonders gefährlich kann dabei das eigentlich harmlose Bakterium Clostridium difficile werden. Kann dieses sich ungehindert vermehren, verdrängt es andere Bakterienstämme und produziert Giftstoffe. Die Toxine können schwere Durchfälle und sogar tödliche Komplikationen verursachen.
In den meisten Fällen erholt sich das Mikrobiom des Darms allerdings von selbst: Nach und nach vermehren sich gesunde Milchsäurebakterien im Darm, wodurch das Gleichgewicht wiederhergestellt wird.
Darmsanierung: Wie sinnvoll ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln?
Bei "Darmsanierung" handelt es sich um keinen geschützten Begriff, darunter können verschiedene Maßnahmen zum Darmaufbau und zur Darmreinigung verstanden werden. In Apotheken, Drogerien sowie im Online-Handel gibt es eine Vielzahl an Produkten zu kaufen, die beim Darmaufbau helfen sollen. Meist handelt es sich um probiotische Präparate, die bestimmte Darmkeime enthalten, damit sich diese im Darm ansiedeln und vermehren können. In der Regel sind solche als Nahrungsergänzungsmittel verkauften Darmkuren nicht verschreibungspflichtig, sie können ohne ärztliche Anordnung gekauft und eingenommen werden.
Fachleute stehen dem Nutzen der Darmkuren skeptisch entgegen. Verschiedene medizinische Untersuchungen zeigen, dass obwohl es sich bei den Produkten um Nahrungsergänzungsmittel und nicht um Medikamente handelt, Nebenwirkungen auftreten könnten. Darüber hinaus deuten wissenschaftliche Ergebnisse darauf hin, dass die Darmsanierung mit entsprechenden Tabletten oder Pulvern sogar die Regeneration der Darmflora verzögern kann.
Auch kann das Gleichgewicht der verschiedenen Arten in eine Schieflage geraten: So zeigte eine Studie, dass sich durch die Gabe von Probiotika bestimmte Lactobacillus-Stämme ungehemmt im Dünndarm vermehrten und dort enorm große Milchsäure-Mengen produzierten. Infolge traten Beschwerden auf wie:
- Meteorismus (Blähbauch)
- Verwirrtheit
- Magenschmerzen
Wenn jemand probiotische Nahrungsergänzungsmittel nach einer Antibiotikabehandlung einnehmen möchte, sollte in jedem Fall vorher eine Untersuchung inklusive Stuhlprobe bei einem*einer Arzt*Ärztin erfolgen. Diese kann Aufschluss geben, ob eine Behandlung mit Probiotika sinnvoll ist und welche Darmbakterien aktiv zugeführt werden sollten. Durch eine vorherige Laboruntersuchung könnten schädliche Nebeneffekte der Darmsanierung, etwa Probleme mit dem Magen, möglicherweise abgewendet werden.
Darmsanierung: Welche Lebensmittel helfen, die Darmflora abzubauen?
Während probiotische Nahrungsergänzungsmittel oftmals keine Lösung sind und die Regeneration sogar blockieren, kann die richtige Ernährung dabei helfen, den Darm nach einer Antibiotikatherapie zu sanieren. Wichtig sind dabei vor allem probiotische Lebensmittel, also Nahrungsmittel, die verschiedene Mikroorganismen enthalten, darunter:
- Joghurt
- Kefir
- Sauerkraut
- Apfelessig
Daneben helfen auch präbiotische Produkte, die Bakterienvielfalt im Darm wieder aufzubauen. Bei Präbiotika handelt es sich um für Menschen unverdauliche Nahrungsbestandteile (Ballaststoffe), die als Futter für Darmbakterien dienen. Zu den präbiotischen Lebensmitteln zählen etwa:
- Haferflocken
- Vollkornprodukte
- Leinsamen
- Flohsamenschalen
- Schwarzwurzel
- Apfel
Probiotische Lebensmittel sollten schon während der Antibiotikaeinnahme reichlich verzehrt werden, aber auch danach. Präbiotika helfen vor allem nach Abschluss der medikamentösen Behandlung. Insgesamt empfehlen Fachleute, sich nach der Antibiotika-Behandlung rund vier Wochen lang darmgesund zu ernähren und bevorzugt entsprechende Lebensmittel zu konsumieren. Zucker sowie Süßstoffe sollte in dieser Zeit eher gemieden werden, diese können die Darmflora negativ beeinflussen.
Omega-3-Fettsäuren erhöhen Biodiversität im Darm
Neben Prä- und Probiotika können noch weitere Lebensmittel dazu beitragen, die Artenvielfalt und das Mikrobiom im Darm zu fördern. So zeigen Studien etwa, dass sich die regelmäßige Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren über die Nahrung günstig auf die Zusammensetzung der Darmflora auswirken kann.
Die gesunden Fettsäuren stecken etwa in fettreichem Meeresfisch wie Lachs, Sardine und Makrele. Menschen, die sich fisch- und fleischlos ernähren, können ihren Bedarf etwa über Leinöl, Avocado, Soja, Mandeln und Walnüsse decken.
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