Eingriff am Herzen

Bypass-Operation

Die Bypass-Operation ist eine lebenswichtige Operation zur Überbrückung eingeengter Blutgefäße, um die Versorgung von Organen und Geweben zu ermöglichen.

Operation
© iStock.com/Dmitriy Shironosov

Die Bypass-Operation ist eine Methode in der Gefäßchirurgie, um eingeengte Blutgefäße zu überbrücken und Durchblutungsstörungen in den Organen und Geweben zu beheben. Im Prinzip funktioniert die Methode wie eine Umgehungsstraße (engl. Bypass = Umgehung), die das Blut um verengte oder verschlossene Gefäße herumleitet.

Häufig werden Bypass-Operationen zur Überbrückung von Engstellen in den Herzkranzgefäßen bei Koronarer Herzkrankheit (KHK) eingesetzt, um die Blutversorgung des Herzens zu gewährleisten. Grundsätzlich können sie aber auch in anderen Körperregionen erfolgen, um verstopfte Gefäße zu umgehen und die Blutversorgung der Gewebe aufrechtzuerhalten.

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Womit wird der Bypass gelegt?

Für die "Umgehung" ist ein sogenanntes Spendergefäß nötig. Dies kann ein körpereigenes Gefäß oder eine Kunststoffprothese sein. Was infrage kommt, hängt auch vom Ort der Bypass-Operation ab. Für Bypass-Operationen des Herzens werden in der Regel Beinvenen des Patienten und Brustarterien verwendet, die wichtigste Rolle spielt die linke Brustwandarterie (A. mammaria-interna), aber auch Unterarmarterien kommen zum Einsatz.

Ist brauchbares körpereigenes Material nicht in ausreichender Menge verfügbar, werden Alternativmaterialien (Kunststoffprothesen) eingesetzt. Die Zahl der anzulegenden Bypässe hängt von der Zahl der erkrankten Gefäße ab. Bei der Koronaren Herzkrankheit sind zumeist mehrere Gefäße von lebensgefährlichen verengenden Ablagerungen betroffen. Dementsprechend werden bei einer Bypass-Operation des Herzens meist drei bis vier Bypässe gelegt.

Bypass legen: Wie sind die Erfolgsaussichten?

Nach Bypass-Operationen des Herzens wird die Durchblutung des Herzmuskels Studienergebnissen zufolge in mehr als 90 Prozent der Fälle verbessert, 65 Prozent der Patienten werden vollkommen beschwerdefrei, wobei der Erfolg zumeist langjährig anhält.

Zudem profitieren Bypass-operierte-Patienten, verglichen mit nur medikamentös behandelten Patienten, von einer höheren Lebenserwartung. Die gilt besonders, wenn gleichzeitig mehrere oder große Gefäße des Herzens von Verengungen betroffen sind.

Bypass einfach erklärt

Dr. Heart / Expertenteam

Augfrund der jahrzehntelangen Erfahrungen gilt die Bypass-Operation als sehr sicher. Dennoch  sind Eingriffe am Herzen immer mit Risiken verbunden und bedürfen deshalb einer strengen Risiko-Nutzen-Abwägung durch den Arzt.

Bypass-Operationen sind inzwischen die häufigsten Herzoperationen überhaupt und werden in vielen entsprechend spezialisierten Kliniken routinemäßig durchgeführt. Das Risiko, durch die Operation zu versterben, liegt bei etwa einem Prozent. Ohne Operation ist das Sterberisiko wesentlich höher.

Zahlen die Krankenkassen die Bypass-Operation?

Bypass-Operationen sind in bestimmten Fällen anderen Behandlungen überlegen. Sie helfen, Komplikationen zu vermeiden und Leben zu retten. Werden sie im Sinne der geltenden Behandlungsleitlinien eingesetzt, zahlen die öffentlichen Krankenkassen daher die Bypass-Operationen sowie allen notwendige Voruntersuchungen und Nachbehandlungen.

Bypass-Operation: Indikationen

Die Bypass-Operation ist eine Methode zur Behandlung von Einengungen an Blutgefäßen und der damit verbundenen Durchblutungsstörungen. Häufig kommen Bypass-Operationen bei Verengung der Herzkranzgefäße infolge der koronaren Herzkrankheit in Betracht (aortokoronarer Bypass), um die Durchblutung des Herzens zu gewährleisten.

Wann ist eine Bypass-Operation am Herzen notwendig?

Wenn sich die Gefäßverengung allein durch eine medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend behandeln lässt und die Gefahr der Minderversorgung des Herzens besteht, ist eine operative Methode in Betracht zu ziehen. Dabei kommen zwei Methoden infrage - die Wiederherstellung der Durchblutung der Koronararterien mittels Stent, der mithilfe eines Katheters in das jeweilige Gefäß eingebracht wird, oder die Bypass-Operation, um die verengten Stellen zu überbrücken.

Die Bypass-Operation gilt als risikoärmer, wenn hochgradige Verengungen an drei Herzkranzgefäßen oder eine Verengung des Hauptgefäßes der linken Herzkammer  bestehen. Außerdem bilden sich weniger schnell neue Ablagerungen in den Arterien wie im Falle der Stents. Die schonendere Stent-Methode wird empfohlen, wenn nur ein oder zwei Herzkranzgefäße verengt sind.

Wie viele Gefäße betroffen sind und wo die Verschlüsse liegen, stellt der Arzt vorab im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung fest. Welche Methode letztlich zum Einsatz kommt, hängt aber auch von weiteren Faktoren und individuellen Gegebenheiten beim Patienten ab.

Immer in Kombination mit einer medikamentösen Therapie

Beide Verfahren erfolgen immer in Kombination mit einer medikamentösen Therapie, die auch nach erfolgreicher Operation fortgeführt werden muss. Denn auchh wenn die Operation die Durchblutung des Herzens wieder herstellen kann, heilt sie die zugrunde liegende Gefäßerkrankung nicht. Um erneuten Verschlüssen vorzubeugen, sind Medikamente unbedingt erforderlich.

Weitere Anwendungsgebiete für die Bypass-Operation

Die Bypass-Operation am Herzen zählt sicherlich zu den bekanntesten Einsatzgebieten der Bypass-Operation. Aber auch bei Gefäßverengungen und -verschlüssen in anderen Körperregionen kommen Bypass-Operationen in Betracht. Weitere Anwendungsgebiete sind z.B.:

  • Bypass am Bein, zum Beispiel infolge peripherer arterieller Verschlusskrankheit  "Schaufensterkrankheit" (AVK)
  • Bypass-Operationen im Kopf-Hals-Bereich: „Carotis-Bypass“ bei Plaquebildung (Gefäßablagerungen) an der Halsschlagader (Arteria-carotis)
  • Bypass-Operationen im Bauchraum: „Aortorenaler Bypass“ bei Engstellen und Verschlüssen der Nierenschlagader

So läuft die Bypass-OP ab

Vor der Operation finden einige wichtige Untersuchungen statt. So werden Herz, Lunge und Gefäße genau inspiziert, um Risiken zu erkennen und die Operation entsprechend zu planen.

Neben der Herzkatheteruntersuchung, die Ausmaß und Lage der Verschlüsse erkennen lässt, finden in der Regel auch eine EKG-Untersuchung (Echokardiografie), eine Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Arterien und eine Lungenfunktionsprüfung statt.

Wenn sie für den Bypass benötigt werden, werden auch die Beinvenen untersucht und beurteilt. Hierzu eigenen sich spezielle Verfahren wie Dopplersonographie und Angiographie. Ferner finden Blutuntersuchungen und je nach Ausgangsbefunden unter Umständen weitere Untersuchungen statt. In einem Vorgespräch wir der Patient über den Ablauf der Operation informiert.

Unterschiedliche Operationstechniken

Die Bypass-Operation findet unter Vollnarkose statt und dauert etwa fünf Stunden. Je nachdem, wie umfangreich die geplante Operation ist, kommen unterschiedliche Operationstechniken in Betracht. Oftmals ist es möglich, mit einer weniger invasiven Operationstechnik, der sogenannten "off-pump"-Technik, zu operieren.

Diese Operation erfolgt am schlagenden Herzen, sodass keine Herz-Lungen-Maschine notwendig ist. Durch einen wenige Zentimeter breiten Schnitt längs durch das Brustbein verschafft sich der Operateur Zugang zum Herzen. Die entsprechenden Herzkranzgefäße, die operiert werden müssen, werden mithilfe spezieller Haltevorrichtungen und Zugnähte ruhiggestellt.

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Dr. Heart / Expertenteam

Für größere Operationen muss das Herz stillgelegt werden, während eine Herz-Lungen-Maschine seine Funktion übernimmt. In bestimmten Fällen kann auch eine sogenannte minimalinvasive direkte Koronararterien-Bypass-Operation (MIDCAB) erfolgen. Sie wird ebenfalls ohne Herz-Lungen-Maschine am schlagenden Herzen durchgeführt und erfordert nur einen kleinen Schnitt linksseitig zwischen den Rippen.

Meist Arterien- oder Venenbypass

Wenn möglich, wird der Operateur die linke Brustwandarterie (Arteria mammaria-interna) für das wichtigste Versorgungsgefäß der Herzvorderwand verwenden. Bei diesem sogenannten Arterienbypass besteht mit Abstand die geringste Gefahr für einen erneuten Verschluss. Möglich sind darüber hinaus sogenannte Venenbypässe, wofür Venenmaterial aus dem Ober- oder Unterschenkel entnommen wird. Seltener werden Unterarmarterien oder Arterien aus dem Bauchraum verwendet. Sind auch diese Möglichkeiten nicht gegeben, werden künstliche Materialien (künstlicher Bypass) eingesetzt. Hierbei ist die Möglichkeit des Wiederverschlusses aber größer als bei natürlichen Materialien.

Am Ende wird der Brustkorb in Abhängigkeit von der erfolgten Operation z.B. mit speziellen Drahtschlingen aus Edelstahl wieder verschlossen, die in der Regel nicht wieder entfernt werden und im Körper verbleiben, Haut und Gewebe werden vernäht. Drainagen werden gelegt, damit das Wundsekret in den ersten Tagen abfließen kann.

Nach der Operation

Nach der Operation bleibt der Patient noch zwei bis drei Tage auf der Intensivstation, wo spezialisierte Ärzte seinen Gesundheitszustand genau überwachen. Bereits vom ersten Tag an wird er von einem Physiotherapeuten betreut, der mit der Rehabilitation beginnt. Treten keine Komplikationen auf, kann der Patient die Klinik meist schon nach zwei bis drei Wochen verlassen. Dann schließt sich in der Regel eine mehrwöchige Rehabilitationsbehandlung an.

In den ersten Tagen und Wochen nach der Bypass-Operation können Schmerzen im Brustkorb auftreten, die sich aber mit Medikamenten gut beherrschen lassen.

Risiken der Bypass-OP

Bypass-Operationen gehören inzwischen zu den Routineoperationen. Dennoch ist der Eingriff am Herzen keine Lappalie und mit gewissen Risiken verbunden. Wie groß das Risiko für Komplikationen ist, hängt auch von der Schwere der koronaren Herzerkrankung und dem Ausmaß der Operation sowie vom allgemeinen Zustand des Patienten und weiteren bestehenden Vorerkrankungen ab.

Vor allem in der ersten Zeit nach der Operation kann es zu folgenden Komplikationen kommen:

  • Herzrhythmusstörungen, die sich als Vorhofflimmern bemerkbar machen können und die eine strenge Überwachung und medikamentöse Maßnahmen erfordern

  • Wundinfektionen, für die ein erhöhtes Risiko bei Patienten mit Übergewicht, Diabetes oder auch bei Rauchern besteht

  • Weitere Komplikationen wie Nachblutungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Verengung oder Verschluss von Blutgefäßen (Embolie) durch Blutgerinnsel oder anderes mit dem Blut angeschwemmtes Material, das sich bei der Operation gelöst haben kann

  • Ferner kann es aufgrund von Herzbeutelreizungen während der Operation zu Herzbeutelentzündungen kommen.

  • Vor allem nach langen und komplizierten Operationen kann es zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) kommen, die medikamentös oder durch den temporären Einsatz einer speziellen Pumpe in die Hauptschlagader behandelt werden kann.

  • Bei Operationen mit Einsatz der Herz-Lungen-Maschine treten durch den Kontakt des Bluts mit dem synthetischen Material mitunter Blutgerinnungsstörungen auf.

  • Die künstliche Beatmung mittels Beatmungsschlauch während der Operation kann zu vorübergehender Heiserkeit und Halsschmerzen führen.

  • Bei Rauchern besteht ein erhöhtes Risiko für Wundheilungsstörungen. Auch das Risiko für das Auftreten von Lungenentzündungen ist bei Rauchern erhöht.

Während der Operation kann es außerdem zu Verletzungen anderer Organe kommen, woraus weitere Risiken erwachsen können.

Um in diesen Fällen schnell helfen zu können, wird der Patient in den ersten Tagen nach der Operation auf der Intensivstation betreut und ständig überwacht. Bei Patienten mit vorab bekannten Risiken für diese Komplikationen werden bereits vor der Operation Behandlungspläne entwickelt, die im Fall des Falles zum Einsatz kommen.

Wann wird keine Bypass-OP gemacht?

Die Bypass-Operation kann überlebenswichtig sein. Daher wird der Arzt genau prüfen, ob die Möglichkeit besteht, sie durchzuführen. Dennoch können in manchen Fällen die Risiken überwiegen, beispielsweise wenn wichtige Organfunktionen des Patienten geschwächt sind. Ein höheres Alter muss dabei aber nicht zwingend ein Grund sein, den Eingriff nicht durchzuführen.

Bei geplanten Operationen (keine Notfälle) werden vor dem Eingriff mögliche Risiken sorgfältig ausgeschlossen. Die Bypass-Operation darf nicht erfolgen, wenn aktive Infektionen oder offene Wunden bestehen, da dies zu schweren Wundheilungsstörungen führen kann. Vor der Operation muss der Patient daher Befunde vom Urologen, Gynäkologen, HNO-Arzt und vom Zahnarzt einholen, damit gewährleistet werden kann, dass keine Infektionen vorliegen. Auch Zähne und Zahnfleisch müssen vor der Operation saniert sein.

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