Semaglutid: Die Spritze gegen Diabetes und Übergewicht

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Semaglutid ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, das zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und starkem Übergewicht zugelassen ist. Es stimuliert die Insulinproduktion und hemmt das Hungergefühl. Für wen es geeignet ist und welche Nebenwirkungen auftreten können.

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Kurzübersicht

Wie wirkt Semaglutid? Das Mittel hat eine ähnliche Wirkung wie ein Hormon, das im Darm gebildet wird. Es erhöht die Menge des Insulins, das von der Bauchspeicheldrüse als Reaktion auf Nahrung freigesetzt wird. Das trägt zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei.

Kann man mit Semaglutid abnehmen? Semaglutid verstärkt das Sättigungsgefühl und verlangsamt die Magenentleerung. Dadurch kann es die Gewichtsreduktion unterstützen.

Für wen ist Semaglutid geeignet? Der Wirkstoff ist für Menschen mit Diabetes Typ 2 sowie für übergewichtige Personen zugelassen. Allerdings handelt es sich nicht um eine leichtfertig einzusetzende "Abnehm-Spritze". Aufgrund der Nebenwirkungen und der Notwendigkeit einer lebenslangen Therapie ist das Arzneimittel verschreibungspflichtig und gehört unter ärztliche Kontrolle.

Was kostet eine Spritze Semaglutid? In Deutschland stehen die Preise für eine Adipositas-Behandlung mit Semaglutid noch nicht fest. In Dänemark kosten die Medikamente zwischen 180 und 320 Euro im Monat. Ähnlich teuer schätzen Fachleute den Preis für die Markteinführung in Deutschland ein. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten zur Behandlung bei Übergewicht derzeit noch nicht.

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Was ist Semaglutid?

Semaglutid ist ein Inkretin-Mimetikum, das die körpereigene Bildung von Insulin anregt. Es wirkt ähnlich wie das natürliche Darmhormon GLP-1 und gehört daher – wie sein Vorgänger Liraglutid – zu den GLP-1-Rezeptor-Agonisten.

Der blutzuckersenkende Wirkstoff wird unter den Handelsnamen Ozempic® und Rybelsus® zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 verschrieben. Zudem ist seit 2022 das Semaglutid-Medikament Wegovy® zur ergänzenden Therapie bei starkem Übergewicht (Adipositas) zugelassen.

Wie wirkt Semaglutid?

Das GLP1-Analogon Semaglutid ahmt die Wirkung des Peptidhormons GLP-1 nach. Dieses wird im Darm gebildet und wirkt sowohl auf die Bauchspeicheldrüse als auch auf das Gehirn:

  • In der Bauchspeicheldrüse regt es die Ausschüttung von Insulin an.

  • Im Gehirn löst es ein Sättigungsgefühl aus.

Außerdem verlangsamt es die Entleerung des Magens, sodass man weniger isst und die im Essen enthaltenen Kohlenhydrate langsamer ins Blut gelangen. Zudem schützt es vor starken Schwankungen des Blutzuckers.

Die Wirksamkeit von Semaglutid bei starkem Übergewicht konnte in mehreren Studien bestätigt werden. Im Vergleich zu Teilnehmenden die ein Scheinmedikament (Placebo) ohne Wirkstoff erhielten, stellten Fachleute bei den mit Semaglutid behandelten Proband*innen einen messbaren Unterschied im Gewichtsverlust fest. Im Schnitt verloren Patient*innen nach 68 Wochen fast 15 Prozent an Gewicht. Begleitend zu der Änderung ihres Lebensstils erhielten sie eine Dosis des Wirkstoffes pro Woche.

Indikationen: Bei diesen Krankheiten wird Semaglutid eingesetzt

Der Wirkstoff Semaglutid ist zugelassen für:

  • Erwachsene mit Diabetes Typ 2, bei denen der erhöhte Blutzuckerspiegel sich nicht mit Ernährungsumstellung und Bewegung allein senken lässt: Er kann sowohl allein (Monotherapie), als auch in Kombination mit anderen Antidiabetika eingenommen werden.

  • Erwachsene mit einem BMI über 30 zur Behandlung von Adipositas (Fettleibigkeit): Liegen gewichtsbedingte Begleiterkrankungen vor, kann das Mittel bereits bei einem BMI ab 27 verschrieben werden.

Wichtig zu wissen: Die Kosten für Semaglutid werden von den gesetzlichen Krankenkassen ausschließlich für die Therapie des Diabetes Typ 2 übernommen, nicht jedoch, wenn das Medikament im Rahmen einer Behandlung von Übergewicht (Adipositas) eingesetzt wird.

Anwendung und Dosierung von Semaglutid

Semaglutid ist als Injektionslösung und in Tablettenform erhältlich.

  • Die Injektionslösung (Ozempic®, Wegovy®) wird von den Patient*innen selbst mithilfe eines Fertigpens einmal wöchentlich unabhängig von einer Mahlzeit unter die Haut des Bauches, Oberschenkels oder Oberarms gespritzt. Zu Therapiebeginn beträgt die Dosis 0,25 Milligramm Semaglutid pro Woche; in mindestens vierwöchigen Abständen kann die Dosis schrittweise bis auf 2 Milligramm pro Woche gesteigert werden.

  • Die Semaglutid-Tabletten (Rybelsus®) sind bisher nicht in allen europäischen Ländern verfügbar. Anders als die Injektionslösung sind sie nur zur Behandlung von Typ-2-Diabetes (nicht bei Übergewicht) zugelassen. Sie werden einmal täglich nüchtern und mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit unzerkaut und mit Wasser eingenommen. Die Behandlung wird mit einer Dosis von 3 Milligramm pro Tag begonnen und kann nach jeweils einem Monat auf 7 Milligramm und bei Bedarf auf 14 Milligramm pro Tag erhöht werden.

Wann sollte Semaglutid nicht eingenommen werden?

Semaglutid sollte nicht eingesetzt werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff vorliegt. Auch wenn bei der*dem Betroffenen oder in der Familiengeschichte Fälle von Schilddrüsenkrebs oder multiple endokrine Neoplasien bekannt sind, sollte Semaglutid nicht gegeben werden. Bei multiplen endokrinen Neoplasien handelt es sich um seltene Erkrankungen, bei denen sich an mehreren Stellen im Körper Tumore bilden.

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Semaglutid nur verschrieben werden, wenn keine sinnvolle Alternative vorhanden ist. Bisher liegen nur wenige Daten zur Gabe von Semaglutid in Schwangerschaft und Stillzeit vor.

Darüber hinaus möchten auch viele normalgewichtige Personen die Medikamente zum Abnehmen benutzen. Fachleute warnen jedoch davor. Denn die Mittel wurden speziell für Übergewichtige konzipiert und für diese getestet. Bei Normalgewichtigen könnten die Nebenwirkungen stärker ausfallen.

Nebenwirkungen von Semaglutid

Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen von Semaglutid gehören Beschwerden des Magen-Darm-Traktes, etwa:

Wird Semaglutid zusammen mit anderen Antidiabetika eingenommen, droht das Risiko einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Einige Betroffene berichten von Hautreaktionen an der Einstichstelle, erhöhten Amylase- und Lipasewerten, Sehstörungen, Schwindel und Erschöpfung. In seltenen Fällen treten schwere Nebenwirkungen wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Gallensteine, Nierenprobleme oder Schilddrüsentumore auf.

Wechselwirkungen von Semaglutid mit anderen Medikamenten

Da Semaglutid die Magenentleerung verzögert, kann es die Aufnahme anderer (oral eingenommener) Wirkstoffe beeinflussen. Vorsicht ist bei der gleichzeitigen Einnahme anderer Antidiabetika (vor allem Sulfonylharnstoff oder Insulin) angeraten: In diesem Fall droht das Risiko einer Unterzuckerung.

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