Unverträglichkeit

Histaminintoleranz: Symptome und welche Lebensmittel histaminfrei sind

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Der Genuss von Rotwein, Käse oder Salami kann für Menschen mit Histaminintoleranz unangenehme Folgen haben. Sie reagieren nach dem Verzehr mit Magen-Darm-Problemen, Juckreiz, Kopfschmerzen oder Herzrasen. Wie man die Intoleranz testen kann und welche Lebensmittel geeignet sind.

Frau dekoriert Antipasti auf Holzbrett
© Getty Images/Natalie McComas

Kurzübersicht: Histaminintoleranz

Was ist eine Histaminintoleranz? Das Krankheitsbild der Histaminintoleranz gehört zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Sie ist keine echte Allergie, dennoch besteht bei vielen Menschen mit Histamin-Empfindlichkeit gleichzeitig eine Allergie.

Symptome: Die Unverträglichkeitsreaktionen ähneln denen einer Allergie. Häufig treten Kopfschmerzen, Juckreiz oder Magen-Darm-Beschwerden auf.

Ernährung: Nach der Diagnose der Unverträglichkeit sollten sich Betroffene möglichst histaminarm ernähren. Dazu gilt es, den Histamingehalt von Nahrungsmitteln im Blick zu behalten und histaminhaltige Lebensmittel wie Tomaten, Zitrusfrüchte, Meeresfrüchte oder Rotwein zu meiden.

Therapie: Neben einer Ernährungsumstellung gibt es Medikamente mit dem Enzym Diaminooxidase, das der Körper zum Abbau von Histamin benötigt. In akuten Fällen lindern Antihistaminika und Histamin-Rezeptorenblocker Symptome.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist eine Histaminintoleranz?

Wird Histamin über die Nahrung aufgenommen und der Körper reagiert darauf mit körperlichen Anzeichen einer Unverträglichkeit, spricht man von einer Histaminintoleranz (Histaminose). Die Schwere der Symptome ist meist an den Histamingehalt gekoppelt.

Die meisten Nahrungsmittel enthalten natürlicherweise Histamin, nur wenige sind völlig histaminfrei. Besonders viel Histamin oder seine Vorstufen kommen in Lebensmitteln vor, die durch Hefekulturen oder Bakterien haltbar gemacht wurden, so zum Beispiel in lange gereiftem Käse, Wurst oder Wein, Schinken oder Sauerkraut.

Wofür der Körper Histamin benötigt

Histamin ist ein wichtiges Gewebshormon und gehört zu den biogenen Aminen. Das Hormon ist an verschiedenen Körperfunktionen beteiligt, zum Beispiel an

  • der Regulierung des Blutdrucks,
  • an Verdauungsprozessen,
  • der Immunabwehr von körperfremden Stoffen,
  • der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus und
  • der Regulation des Appetits.

Bei allergischen Reaktionen spielt Histamin eine große Rolle im menschlichen Körper: Kommt der Organismus mit bestimmten Allergenen wie Pollen, Tierhaaren und anderen Stoffen in Berührung, wird in großen Mengen Histamin freigesetzt. Die Folge sind typische allergische Beschwerden wie Juckreiz, tränende Augen, eine laufende Nase, Rötungen und Quaddeln. Die in Allergiemedikamenten enthaltenen Antihistaminika unterdrücken die Wirkung von Histamin.

Histaminintoleranz: Welche Symptome sind typisch?

Manche Beschwerden bei Histaminintoleranz ähneln denen einer Erkältung, andere sind typisch für eine Allergie. Die Symptome treten üblicherweise wenige Minuten bis zu Stunden nach dem Verzehr histaminreicher Nahrungsmittel auf.

Hauptsymptome der Histaminintoleranz:

Als weitere Unverträglichkeitsreaktion können auftreten:

Auch sehr unspezifische Symptome wie depressive Verstimmung, Wassereinlagerungen, Gelenkschmerzen, geschwollene Lippen und Augen, Müdigkeit oder Schlafstörungen werden beobachtet. Frauen mit Histaminintoleranz leiden häufig unter zyklusabhängigen Kopfschmerzen sowie Menstruationsbeschwerden (Dysmenorrhö), da Histamin den weiblichen Hormonhaushalt beeinflusst.

Mögliche Ursachen für eine Intoleranz

Normalerweise kann der menschliche Körper Histamin ohne Probleme abbauen. Verantwortlich dafür sind die beiden Enzyme Diaminooxidase (Diaminoxidase, DAO) und Histamin-N-Methyl­trans­ferase (HNMT). Bei Menschen, die an einer Histaminintoleranz leiden, ist die Toleranzschwelle für Histamin sehr niedrig. Vermutlich wird bei ihnen das Enzym DAO nicht in ausreichender Menge im Körper gebildet. Möglicherweise ist auch die Enzymaktivität bei ihnen eingeschränkt.

Zu einer reduzierten Enzymaktivität kann es zudem bei akuten Magen-Darm-Infekten kommen. Auch setzen bestimmte Wirkstoffe in schmerzstillenden Medikamenten vermehrt Histamin frei. Dazu gehören zum Beispiel Wirkstoffe wie Diclofenac und Acetylsalicylsäure, aber auch Jod in Röntgenkontrastmitteln.

Andere biogene Amine wie Serotonin oder Tyramin benötigen zum Abbau im Körper ebenfalls das Enzym Diaminooxidase. Diese Stoffe werden jedoch bevorzugt umgewandelt, sodass DAO nicht mehr in ausreichender Menge für Histamin zur Verfügung steht. So kann es bei empfindlichen Menschen auch nach dem Verzehr von Schokolade, Bananen, Ananas, Papaya, Cashew- oder Walnüsse zu Beschwerden kommen, die reich an Serotonin und Tyramin sind.

Wie wird eine Histaminintoleranz festgestellt?

Der wichtigste Schritt zur Diagnose einer Intoleranz ist das ärztliche Gespräch mit gründlicher Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Dabei sollten auch Allergien, Erkrankungen des Verdauungstraktes und des Herz-Kreislaufsystems ausgeschlossen werden.

Tests bei Verdacht auf Histaminintoleranz

Besteht der Verdacht auf eine Unverträglichkeit, kann ein Provokationstest durchgeführt werden. Unter ärztlicher Aufsicht wird Patient*innen Histamin verabreicht, um zu prüfen, ob hierdurch Symptome hervorgerufen werden. Da es bei diesem Provokationstest unter Umständen zu heftigen Reaktionen und sogar einem anaphylaktischen Schock kommen kann, wird er nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Durch Allergietests sollten zudem echte Allergien auf bestimmte Stoffe abgegrenzt werden.

Ein anderer Test ist eine spezielle Diät über vier Wochen, die aus histaminfreien oder histaminarmen Lebensmitteln besteht. Bessern sich die Symptome in dieser Zeit, spricht dies für das Vorliegen einer Histaminintoleranz. Zusätzlich kann mit Laboruntersuchungen des Blutes die Konzentration von Histamin und DAO zu Beginn und nach der Diät verglichen werden.

Therapie: Wie wird eine Histaminintoleranz behandelt?

Durch die Umstellung der Ernährung auf eine histaminarme Kost können die Symptome der Intoleranz deutlich gemindert oder vollständig beseitigt werden. Wird eine Histaminunverträglichkeit festgestellt, sollte die Ernährungsumstellung für mindestens zwei Wochen mit einer möglichst histaminfreien Phase begonnen werden. In der nachfolgenden Toleranzphase kann man schrittweise einzelne Lebensmittel mit Histamin und deren Menge, die persönlich vertragen wird, austesten.

In Einzelfällen kann das Enzym DAO zum Abbau von Histamin als Medikament eingenommen werden. Bei akuten Symptomen einer Histaminintoleranz erfolgt die Behandlung mit Antihistaminika und Histamin-Rezeptorenblockern.

Worauf sollte man bei Histaminintoleranz verzichten?

In der Ernährung sollten Betroffene histaminreiche Nahrungsmittel möglichst meiden oder nur in kleinen Mengen verzehren. Das gilt auch für solche, die eine Histaminfreisetzung im Körper fördern oder den Abbau von Histamin hemmen.

Dazu gehören:

  • geräuchertes Fleisch, Wurst, Fisch, Hartkäse, Edelschimmelkäse oder Sauerkonserven; also Lebensmittel, die durch Reifeprozesse wie Vergären, sauer Einlegen, Fermentieren, durch Bakterien, Hefekulturen oder Pilze haltbar gemacht wurden

  • schnell verderbliche Lebensmittel, vor allem Fisch

  • Obst und Gemüse, das im Körper gespeichertes Histamin freisetzt, wie Erdbeeren, Zitrusfrüchte oder Tomaten

  • Meeresfrüchte und Krustentiere

  • Lebensmittel mit hohem Gehalt an anderen biogenen Aminen wie Bananen, Ananas, Papaya, Nüsse, Kakao und Schokolade

  • Alkohol setzt verstärkt Histamin frei, außerdem enthalten vor allem Rotwein und Weißbier durch ihren Herstellungsprozess viel Histamin

  • stark verarbeitete Lebensmittel mit Zusatzstoffen wie Farb- und Konservierungsstoffen oder Geschmacksverstärker (Glutamat); sie gelten als Histaminliberatoren, die den Botenstoff im Körper freisetzen

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