Erweiterung der Bauchschlagader

Bauchaortenaneurysma wird oft zufällig entdeckt

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Ein Bauchaortenaneurysma bezeichnet eine krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader. Häufig treten dabei zunächst keine oder nur unspezifische Symptome auf. Unentdeckt kann eine Erweiterung der Bauchaorta allerdings lebensbedrohliche Komplikationen nach sich ziehen.

Ultraschalluntersuchung des Bauches
© Getty Images/Science Photo Library

Aortenaneurysmen sind Erweiterungen der Hauptschlagader (Aorta) über eine begrenzte Gefäßstrecke. Tritt eine Aussackung an der Bauchschlagader (Aorta abdominalis) auf, bezeichnen Fachleute sie als Bauchaortenaneurysma. Männer sind häufiger von der Gefäßkrankheit betroffen als Frauen – rund 1-2 Prozent der Männer leiden an einem Bauchaortenaneurysma. Mit dem Alter nimmt die Häufigkeit deutlich zu.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist ein Bauchaortenaneurysma?

Von einem Bauchaortenaneurysma, also einer krankhaften Aussackung der Bauchschlagader, spricht man, wenn der Außendurchmesser des Blutgefäßes über drei Zentimetern liegt. Dieser Durchmesser lässt sich leicht mit einer Ultraschalluntersuchung ausmessen. Abhängig vom Ausmaß der geschädigten Gefäßwandschichten können drei Formen der Arterienerweiterung unterschieden werden:

  • Das echte Aortenaneurysma (Aneurysma verum) ist eine lokale Aufweitung der Aorta, die alle Gefäßwandschichten betrifft. Solch eine Erweiterung kann ein spindelförmiges oder auch säckchenartiges Aussehen haben. Bauchaortenaneurysmen zählen in der Regel zu dieser Form.

  • Beim falschen Aneurysma ist die gesamte Arterienwand defekt, Blut strömt nach außen und wird durch umgebendes Gewebe abgedeckt.

  • Beim Aneurysma dissecans sind die Wandschichten des Blutgefäßes aufgespalten.

Bauchaortenaneurysma zunächst oft ohne Symptome

In etwa 30 bis 60 Prozent der Fälle einer Bauchaortenerweiterung treten zunächst keine Krankheitszeichen auf. Kommt es zu Beschwerden, so weisen diese meist auf Komplikationen hin. Das kann etwa eine Spaltung der Aortenwand (Dissektion) oder ein Gefäßeinriss sein.

Häufig wird ein Bauchaortenaneurysma eher zufällig entdeckt, bei Frauen zum Beispiel während einer Ultraschalluntersuchung des Bauches in der gynäkologischen Praxis. Auch werden Aortenaneurysmen nicht selten als Nebenbefund anlässlich einer Computertomografie (CT) oder Kernspintomografie (MRT) der Wirbelsäule erkannt, die wegen eines Verdachts auf Bandscheiben- oder Wirbelkörperveränderungen angefordert wurden.

Kommt es durch die Aussackung des Gefäßes zu Krankheitszeichen, so handelt es sich in erster Linie um Schmerzen im unteren Wirbelsäulenbereich. Diese treten auf, wenn das Aortenaneurysma der Bauchschlagader die unteren Wirbelkörper in Mitleidenschaft zieht. Die Größenzunahme der Gefäßerweiterung kann außerdem Bauch- oder Flankenschmerzen sowie eine pulsierende Bauchgeschwulst hervorrufen. Bei schlanken Menschen kann Letztere durch die Bauchdecke ertastet werden, ein sicheres Diagnosekriterium ist dies jedoch nicht, da auch die gesunde Hauptschlagader bei dünnen Bauchdecken gut zu ertasten ist.

Die Ausbuchtung der Bauchschlagader kann eine Reihe weiterer Symptome hervorrufen, diese sind jedoch unspezifisch:

Die unspezifischen Beschwerden eines Bauchaortenaneurysmas werden häufig fehlgedeutet. Zu den Differenzialdiagnosen zählen unter anderem ein Zwölffingerdarmgeschwür, Harnwegsinfekte wie eine Nierenbeckenentzündung oder Blasenentzündung sowie Wirbelsäulenerkrankungen.

Komplikationen der Bauchaortenerweiterung

Zu den wichtigsten Komplikationen gehören der Verschluss von Beinarterien durch verschleppte Blutgerinnsel aus der Aussackung des Blutgefäßes sowie der Einriss (Ruptur) des Aneurysmas:

  • Der akute Verschluss einer Beinarterie geht mit einem plötzlich einsetzenden Vernichtungsschmerz im betroffenen Bein einher. Dabei handelt es sich um akute, stärkste Schmerzen, die bei Betroffenen Todesangst auslösen können. Weitere Symptome sind zunehmende Blässe und Kälte sowie Pulslosigkeit der betroffenen Extremität. Ursächlich sind Blutgerinnsel (Thromben), die sich in einem Aneurysma ausbilden, mit dem Blutstrom in die Beingefäße gespült werden und diese verschließen (Embolie).

  • Die Ruptur der Aortenerweiterung ist eine akut lebensbedrohliche Komplikation, die mit einem starken Blutverlust einhergeht. Patient*innen haben heftige Bauch- oder Rückenschmerzen und einen sehr niedrigen Blutdruck. Um ein innerliches Verbluten zu verhindern, muss sofort operiert werden.

Ursachen der Bauchaortenerweiterung

Etwa 95 Prozent der Bauchaortenaneurysmen sind durch Arteriosklerose bedingt. Die wesentlichen Risikofaktoren dafür sind Bluthochdruck, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus. Daneben gibt es weitere Faktoren, die zu einer Erweiterung der Bauchschlagader führen können:

  • Gefäßverengung: Kommt es im Verlauf einer Schlagader zu einer Einengung, beispielsweise durch Druck anderer Organe, Narbenstränge nach Operationen oder durch Geschwülste, dann steigt vor der Engstelle der Druck stark an, mit dem das Blut die Arterie passieren muss. Diesem Druck geben die Gefäßwände nach, ihre Wandspannung verringert sich, wodurch sich der Gefäßdurchmesser vergrößert.

  • Verletzungen: Auch Verletzungen der Gefäßwand, bei Unfällen oder Operationen beispielsweise, können die Wandstabilität herabsetzen und zur Arterienerweiterung führen.

  • Veranlagung: Das Risiko einer Aussackung der Bauchschlagader kann genetisch bedingt sein.

  • Infektionen der Gefäßwand: Fachleute sprechen irreführenderweise von mykotischen Aneurysmen, obwohl es sich nicht um Pilzinfektionen, sondern um bakterielle Infektionen handelt. Zum Beispiel durch Salmonellen oder bei Syphilis.

  • Marfan-Syndrom und Ehlers-Danlos-Syndrom (selten): Beiden liegt eine angeborene Bildungsstörung von Bindegewebe zugrunde. In der Mittelschicht von Arterien kommt es zum Untergang von Muskelzellen, die Stabilität der Gefäßwand nimmt ab, wodurch sich die Arterie weitet.

  • Sonderform inflammatorisches Aneurysma: Aus unklarer Ursache kommt es zur Entzündung und zum bindegewebigen Umbau (Fibrose) der Aortenwand. Auch die Umgebung der Aorta kann von der Entzündung und Fibrose betroffen sein, was unter anderem zu einer Einengung der Harnleiter führen kann.

Diagnose Bauchaortenaneurysma stellen

In der Hälfte der Fälle kann der*die Arzt*Ärztin durch die körperliche Untersuchung eine Bauchaortenerweiterung erkennen. In diesen Fällen ist es möglich, eine pulsierende Geschwulst unter der Bauchdecke zu ertasten und Strömungsgeräusche mit dem Stethoskop abzuhören.

Bei bestehendem Verdacht auf diese Erkrankung erfolgt eine Ultraschalluntersuchung des Oberbauches. Normalerweise stellt sich im Ultraschall die Bauchschlagader als echoarmes (dunkles) pulsierendes Gefäß dar, welches in Höhe der Wirbelsäule links neben der unteren Hohlvene liegt. Mit der Ultraschalluntersuchung kann festgestellt werden, ob eine Erweiterung der Bauchschlagader vorliegt.

Gelingt die Ultraschalluntersuchung nicht, zum Beispiel wegen Luftansammlungen im Darm, kann eine CT oder MRT des Bauches zur Diagnostik angefordert werden. Sie geben Aufschluss über die Längsausdehnung und Mitbeteiligung von Bauchgefäßen oder ob Durchblutungsstörungen der Darmarterien bestehen.

So wird die Bauchaortenerweiterung behandelt

Je nachdem, wie hoch die Gefahr eingeschätzt wird, die für das Leben der Patient*innen von einer Aortenerweiterung ausgeht, wird sie unterschiedlich behandelt: Entweder operativ oder es werden primär die begleitenden Risikofaktoren therapiert.

  • Abwarten: Hat die erkrankte Person keine Beschwerden und bestehen keine Komplikationen der Bauchaortenerweiterung, wird in der Regel zunächst abgewartet und mögliche Risikofaktoren mit Medikamenten behandelt. Dies gilt auch, wenn von dem Aneurysma zwar eine Gefahr ausgeht, diese aber für Patient*innen geringer ist als das persönliche Operationsrisiko. Auch wenn Begleiterkrankungen wie etwa ein vorangegangener Herzinfarkt, eine stark eingeschränkte Nierenleistung oder auch eine bösartige Krebserkrankung bestehen, wird häufig auf eine Operation verzichtet. Entscheidet man sich für eine abwartende Haltung, so muss das Aneurysma alle drei bis sechs Monate mittels Ultraschall untersucht werden.

  • Endovaskuläre Operation: Handelt es sich um eine Erweiterung von über 5,5 Zentimeter, ist die Wachstumstendenz hoch, liegen Komplikationen vor oder ist der Blutdruck der Betroffenen sehr hoch und schwer zu kontrollieren, wird zu einer Operation des Aneurysmas geraten. Dabei werden die schadhaften Gefäßwandteile durch eine Prothese aus synthetischem Material ersetzt. In besonderen Fällen ist auch die Einlage einer Gefäßstütze (Stent) möglich.

Endovaskuläre Einlage einer Gefäßstütze (Stent)

Nach Öffnung der Arterie in der Leiste mit einem Führungskatheter über die Beckenschlagader wird der Stent in die Erweiterung der Hauptschlagader vorgeschoben. Dort wird das Metallgitter so entfaltet, dass es die Funktion einer künstlichen Arterienwand innerhalb des ursprünglichen Gefäßes übernehmen kann. Zur festen Verankerung des Stents ist ein gesunder Aortenabschnitt unterhalb der Nierenarterien notwendig. Der Eingriff wird in örtlicher Betäubung von Ärzt*innen der Gefäßchirurgie durchgeführt.

Da noch keine Langzeitergebnisse dieser Behandlungsmethode vorliegen, steht die operative Behandlung mit Einsatz einer Gefäßprothese immer noch an erster Stelle, und die Stent-Einlage bleibt bislang Fällen vorbehalten, in denen eine Operation nicht möglich ist.

Kann man einem Aneurysma der Bauchaorta vorbeugen?

Meistens entstehen Bauchaortenaneurysmen als Folge von arteriosklerotischen Veränderungen der Gefäße – diesen kann man vorbeugen. Die wichtigste Maßnahme ist es, erhöhte Blutdruckwerte ärztlich zu behandeln. Auch eine gesunde Lebensführung verringert die Gefahr eines Aneurysmas. Dazu gehören vor allem Rauchstopp und eine gesunde Ernährung mit wenig Fett und Zucker, aber vielen Vollkornprodukten und Gemüse. Dadurch können erhöhte Blutfett- und Blutzuckerwerte vermieden werden.

Verwandte ersten Grades von Betroffenen, die an einem Bauchaortenaneurysma leiden, haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls betroffen zu sein. Sie sollten sich einer Ultraschalluntersuchung des Bauches unterziehen. Liegt bereits eine Erweiterung der Bauchschlagader vor, sollte diese regelmäßig alle drei bis sechs Monate durch Ultraschall kontrolliert werden.

Ausdauersportarten wie Schwimmen oder Radfahren mit gleichmäßiger Belastung sind für Risikopatient*innen besser geeignet als Krafttraining. Dieses kann den Druck in der Bauchhöhle erhöhen oder für plötzliche Blutdruckspitzen sorgen. Ebenso sollte für einen regelmäßigen, weichen Stuhlgang gesorgt werden, da die Druckerhöhung im Bauch beim Pressen (zum Beispiel bei Verstopfung) zu einer Ruptur des Aneurysmas führen kann.

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