Bakterielle Erkrankung

Toxisches Schocksyndrom: Wie gefährlich ist das TSS?

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Das toxische Schocksyndrom (TSS) ist eine seltene Infektionskrankheit, die hauptsächlich durch Streptokokken und Staphylokokken verursacht wird. Unbehandelt droht ein gefährliches Multiorganversagen. Welche Ursachen für TSS bekannt sind und bei welchen Symptomen Vorsicht geboten ist.

Frau hält Tampon in den Händen
© Getty Images/simarik

Kurzübersicht: Toxisches Schocksyndrom (TSS)

Was ist das toxische Schocksyndrom? Es handelt sich um eine Multiorganerkrankung, ausgelöst durch toxinbildende Bakterien. In Einzelfällen gibt es einen Zusammenhang zwischen Tampons und TSS, deshalb die umgangssprachliche Bezeichnung Tamponkrankheit.

Symptome: Hauptsymptome sind Fieber, Blutdruckabfall und Hautausschlag. Im Verlauf kann das TSS unbehandelt zum Organversagen führen.

Ursachen: Die Erkrankung entsteht durch eine Infektion mit Bakterien der Gattung Streptokokken und Staphylokokken. Der Körper reagiert auf Toxine, die das jeweilige Bakterium bildet.

Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, vaginaler Abstrich zum Nachweis der Erreger sowie Blutuntersuchung

Behandlung: Infizierten Bereich spülen, Gabe von Antibiotika und Immunglobulinen

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist das toxische Schocksyndrom?

Beim toxischen Schocksyndrom (TSS) reagiert der Körper auf Gifte (Toxine) der Bakterien Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes. Meistens handelt es sich um den Giftstoff TSS-Toxin 1 (TSST-1). Generell unterscheiden Fachleute zwischen dem menstruellen und dem nichtmenstruellen TSS, also wenn das Schocksyndrom während der Menstruation oder zu einem anderen Zeitpunkt auftritt.

Symptome des toxischen Schocksyndroms

Im Laufe der Erkrankung zeigen sich unterschiedliche Symptome. Folgende Beschwerden sind typisch für die akute Phase des Schocks:

  • plötzliches hohes Fieber (über 39 °C)
  • Blutdruckabfall bis hin zur Hypotonie (Blutdruckwerte unterhalb von 100/60 mmHg)
  • Hautausschlag, der an einen Sonnenbrand erinnert

Je nach beteiligten Organen können zahlreiche Symptome auf TSS hindeuten:

Ursachen für das toxische Schocksyndrom

In den meisten Fällen sind junge Frauen zwischen 15 und 20 Jahren vom toxischen Schocksyndrom betroffen. Da es immer wieder Fälle gibt, in denen Frauen während der Menstruation und bei Benutzung von Tampons erkranken, werden Tampons als Risikofaktoren für das TSS gewertet.

Bleibt der Tampon zu lange in der Scheide, kann das die Vermehrung von toxinbildenden Bakterien begünstigen. Dies gilt insbesondere für sehr saugfähige Modelle. Auch Einzelfälle von TSS bei der Anwendung von Menstruationstassen sind inzwischen bekannt.

Insgesamt wird das Risiko für das toxische Syndrom durch Tampon oder Menstruationstasse jedoch als sehr niedrig eingestuft. Dennoch informieren herstellende Firmen von Hygieneprodukten in ihren Packungsbeilagen über die Gefahren des TSS und mit welchen Maßnahmen sich das Risiko minimieren lässt.

Ursachen für nichtmenstruelles TSS

Wunden durch Geburten, Fehlgeburten und operative Eingriffe können zu potenziellen Eintrittspforten für Bakterien werden, daher gelten sie als Risikofaktoren für das nichtmenstruelle TSS. Auch ein zu lange getragenes Diaphragma oder eine zu lange in der Scheide verbleibende Verhütungskappe können ein toxisches Schocksyndrom begünstigen.

Mögliche Risikofaktoren:

  • frühere Infektionen der Haut und Weichteile
  • Verbrennungen
  • Infektionen der Atemwege
  • frühere Geburten und Aborte
  • Wunden durch operative Eingriffe

Diagnose bei Verdacht auf TSS

Treten plötzliches Fieber und weitere Symptome des TSS auf, sollten Betroffene sofort eine*n Ärztin*Arzt aufsuchen oder den Notruf wählen – je nachdem, in welchem Zustand sie sind. Zunächst erfolgt die Anamnese, bei der vorhandene Symptome festgestellt werden. Wichtig ist der Hinweis, ob Betroffene zum Zeitpunkt der Beschwerden einen Tampon, eine Menstruationstasse oder ein Diaphragma verwendet haben.

Anschließend folgen körperliche Untersuchung, das Messen des Blutdrucks sowie bei Bedarf eine Blutuntersuchung im Labor. Hierbei kann der serologische Nachweis von TSST-1-Antikörpern erfolgen. Ein Großteil der Menschen hat jedoch durch vorherige Kontakte mit Staphylococcus aureus bereits entsprechende Antikörper im Blut. Möglich ist auch ein Abstrich aus der vaginalen Schleimhaut, der auf TSST-1-bildende Staphylokokken untersucht wird.

Behandlung des toxischen Schocksyndroms

Sofern nicht bereits geschehen, werden Hygieneartikel wie Tampons oder vaginale Verhütungsmittel aus der Scheide entfernt, um die mögliche Quelle der Infektion zu beseitigen. Außerdem wird der infizierte Bereich mit Wasser ausgespült und gesäubert.

Anschließend werden meistens intravenös salzhaltige Flüssigkeit verabreicht und bei Blutdruckabfall Medikamente gegeben, die den Blutdruck wieder anheben. Auch Antibiotika kommen zum Einsatz, damit die bakterielle Infektion gestoppt wird. Intravenös verabreichte Immunglobuline (Antikörper) können das Toxin der Bakterien neutralisieren. Um schwerwiegende Komplikationen zu verhindern, werden Betroffene meist zur Beobachtung im Krankenhaus aufgenommen.

Empfehlungen zur Vorbeugung eines TSS

Um das Risiko für ein toxisches Schocksyndrom zu verringern, ist insbesondere während der Periode eine sorgfältige Menstruationshygiene wichtig.

Vorbeugende Tipps:

  • Hygieneprodukte nur mit gewaschenen Händen einführen und herausnehmen.

  • Tampongröße entsprechend der aktuellen Blutungsstärke auswählen. Die Devise lautet: So klein wie möglich und groß wie nötig.

  • Tampon bei starker Blutung häufiger (3-6 Stunden), bei leichterer Blutung seltener (6-8 Stunden) wechseln.

  • Spätestens nach acht Stunden den Tampon herausnehmen.

  • Blut aus der Menstruationstasse gründlich auswaschen.

  • Menstruationstasse, Behältnis zur Aufbewahrung und Diaphragmen nach Ende der Periode auskochen.

  • Menstruationstasse und Diaphragma bei unangenehmem Geruch durch neue Produkte ersetzen.

Wurde das toxische Schocksyndrom durch einen mit Staphylokokken infizierten Tampon verursacht, kommt es häufig zu erneuten Infektionen, sofern weiterhin Tampons verwendet werden. Der Verlauf ist dann zwar in der Regel milder als bei der ersten Infektion. Dennoch sollten Frauen mit überstandenem TSS danach auf Tampons, Menstruationstassen, Diaphragmen oder vaginale Verhütungskappe verzichten und auf andere Hygieneprodukte oder Verhütungsmittel umsteigen.

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