Pollen, Hausstaub, Insektenstiche

Hyposensibilisierung: Behandlung bei Allergie und Heuschnupfen

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Die Hyposensibilisierung wird auch häufig als spezifische Immuntherapie (SIT) bezeichnet. Ziel der Allergie-Behandlung ist es, die Empfindlichkeit für bestimmte Allergene herabzusetzen und den Körper schrittweise daran zu gewöhnen. Alles zu Ablauf, Nebenwirkungen und wann die Therapie sinnvoll ist.

Hyposensibilisierung bei Heuschnupfen
© Getty Images/Imgorthand

Allergien können nicht nur lästig sein und den Alltag erschweren, in Fällen einer allergischen Sofortreaktion (Typ-1-Allergie) kann der Kontakt mit dem entsprechenden Allergen sogar lebensbedrohlich werden: Wie die Hyposensibilisierung helfen kann.

Im Überblick:

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Wie funktioniert die Hyposensibilisierung?

Die spezifische Immuntherapie (SIT) oder Hyposensibilisierung setzt an der Entstehungsursache der Allergie an und behandelt anders als etwa Antihistaminika nicht nur die Symptome.

Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem fälschlicherweise auf für den Körper eigentlich ungefährliche Stoffe, etwa Blütenpollen oder Nahrungsbestandteile. Infolge werden Antikörper zur Bekämpfung gebildet und es kommt zu unangenehmen Beschwerden der allergischen Reaktion. Ziel der Hyposensibilisierung ist es, den Organismus und das Immunsystem langsam an das Allergen zu gewöhnen und so zukünftige allergische Reaktionen zu verhindern. Da das Vorgehen bei der Hyposensibilisierung an eine Impfung erinnert, wird die spezifische Immuntherapie oftmals auch als Allergie-Impfung bezeichnet.

Ablauf: Wie wird die Hyposensibilisierung durchgeführt?

Zu Beginn der spezifischen Immuntherapie wird die allergieauslösende Substanz in geringer Dosierung verabreicht. Die Dosis wird im Verlauf der spezifischen Immuntherapie nach und nach erhöht. Durch die langsame Gewöhnung an das Allergen (Allergieauslöser) wird eine Desensibilisierung erreicht, das heißt der Körper verlernt die erworbene Sensibilität gegen die bestimmte Substanz und die Toleranz des Körpers erhöht sich entsprechend.

Subkutane Immuntherapie (SCIT)

In aller Regel wird das Allergen in der behandelnden Praxis vor Ort direkt unter die Haut gespritzt. Bei der klassischen Form der Therapie, der Langzeit-Hyposensibilisierung, wird das Allergen in der ersten Phase (Lernphase) ein- bis zweiwöchentlich als Injektion (Spritze) unter die Haut verabreicht und dabei die Dosis langsam gesteigert. Ist die Zieldosierung erreicht, schließt sich die Erhaltungs- oder Gedächtnisphase an: Das Allergen wird nun in größeren Abständen bis zu sechs Wochen in der Erhaltungsdosis injiziert. Die Langzeit-Immuntherapie dauert in der Regel etwa drei Jahre.

Daneben gibt es die Kurzzeit-Hyposensibilisierung, die sich insbesondere bei einer saisonalen Pollenallergie eignet. Dabei wird die Dosis besonders schnell und in kurzen Abständen gesteigert. Die Kurzzeit-Hyposensibilisierung kann auch kurz vor der Pollenflugsaison begonnen werden. Dabei liegt die Gesamtdauer der Therapie ebenfalls bei drei Jahren, denn die Behandlung mit mehreren Spritzen muss im Jahresabstand zweimal wiederholt werden.

Patient*innen müssen nach der SCIT stets 30 Minuten zur Beobachtung vor Ort bleiben, falls es zu einer schwerwiegenden allergischen Reaktion kommen sollte. Nebenwirkungen der Immuntherapie müssen dem Praxispersonal oder der*dem Arzt*Ärztin sofort gemeldet werden.

Sublinguale Immuntherapie (SLIT)

Daneben gibt es in manchen Fällen die Möglichkeit der oralen Hyposensibilisierung. Dabei wird das Allergen per Tropfen oder Tablette über die Mundschleimhaut aufgenommen. Das Medikament wird täglich eingenommen und unter die Zunge gegeben. Die Behandlung eignet sich gut für Kinder. Wichtig ist, dass die tägliche Einnahme nicht versäumt wird.

Hyposensibilisierung: Nebenwirkungen und Risiken

Die Nebenwirkungen und Risiken sind unter anderem abhängig vom auslösenden Allergen sowie von der eingesetzten Methode zur Hyposensibilisierung. Die Therapie ist meistens gut verträglich. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es bei Kontakt zur schwerwiegenden Komplikationen wie einem anaphylaktischem Schock, der etwa mit Atemnot und im schlimmsten Fall einem Herzstillstand einhergeht. Durch Beobachtung der Betroffenen nach Kontakt mit dem Allergen in der ärztlichen Praxis und der sofortigen Behandlung mit Adrenalin ist die Gefahr jedoch überschaubar. Die orale Hyposensibilisierung gilt im Hinblick auf schwere Komplikationen als sicherer als die subkutane Immuntherapie.

Häufiger kommt es zu leichten allergischen Reaktion, die sich auch ohne Behandlung schnell zurückbilden. Je nach Desensibilisierungsmethoden treten etwa folgende Beschwerden auf:

  • Subkutane Immuntherapie (SCIT): Rötung, Schwellung, Juckreiz (Pruritus) an der Einstichstelle
  • Sublinguale Immuntherapie (SLIT): Jucken der Mundschleimhaut, Halskratzen

Auch von tränende, juckende Augen, Niesreiz, Schnupfen, Kopfschmerzen, Schleimhautschwellungen und Übelkeit wird oftmals berichtet. Daneben können Hautausschläge und Nesselsucht (Urtikaria) vorkommen. Nebenwirkungen und allgemeine Veträglichkeit sollten dem*der behandelnden Arzt*Ärztin berichtet werden. Bei Beschwerden wie Atemnot und Herzrasen ist der Notruf zu wählen.

Bei welche Allergien hilft eine Hyposensibilisierung?

Besonders wirksam ist die Hyposensibiliserung nachgewiesenermaßen bei Allergien des Soforttyps. Bei diesem Allergietyp tritt die Reaktion ohne Zeitverzögerung nach dem Kontakt auf. Zudem hat sich die Behandlung gut bei Symptomen wie allergischem Schnupfen (Rhinitis) mit und ohne Beteiligung der Bindehäute im Auge (Rhinokonjunktivitis) bewährt.

Die spezifische Immuntherapie sollte so früh wie möglich nach der Diagnose einsetzen. So kann in vielen Fällen eine Beteiligung der unteren Atemwege ("Etagenwechsel") und damit der Entstehung von allergischem Asthma vorgebeugt werden. Wie wirksam die Behandlung durch die Hyposensibilisierung (insbesondere der SLIT) nach Auftreten des allergischen Asthmas ist, ist wissenschaftlich nicht abschließend gekärt.

Einsatzgebiete der Hyposensibiliserung:

Bei einer Allergie gegen Bienen- oder Wespengift ist das Vermeiden der Allergenexpostion nur bedingt möglich, ein Stich kann allerdings akut lebensbedrohlich sein. Im Falle einer Insektengiftallergie vom Soforttyp ist deshalb eine Hyposensibilierung dringend empfehlenswert, sie kann lebensrettend sein.

Bei Allergien auf Lebensmittel und deren Bestandteile wird die Hyposensibilisierung nicht eingesetzt, allerdings zeigen Studien, dass die spezifische Immuntherapie bei einer Erdnussallergie sinnvoll sein könnte.

Wirksamkeit und Therapieerfolg der Hyposensibilisierung

Die Wirksamkeit und der Therapieerfolg einer Hyposensibilisierung ist von verschiedenen Faktoren abhängig, darunter das Alter des*der Patient*in, das auslösende Allergen und der Art der Verabreichung. Die Prognose einer spezifischen Immuntherapie ist am besten, wenn die Allergie nur auf wenige Allergene begrenzt ist und früh begonnen wird.

Auch die Schwere und Art der allergischen Beschwerden spielen eine entscheidende Rolle. Daneben ist die Mitarbeit der Patient*innen von zentraler Bedeutung. Werden Tropfen und Tabletten bei der oralen Anwendung nicht regelmäßig eingenommen, ist der Therapieerfolg eingeschränkt. Wird die subkutane Therapie zu früh durch den*die Patient*in beendet, stehen die Erfolgschancen ebenfalls schlechter.

Bei etwa 75 bis 95 Prozent aller Anwender*innen ist die spezifische Immuntherapie erfolgreich und hält bis zu zehn Jahren an. Kommt es dann wieder zu allergischen Symptomen, kann eine Auffrischung sinnvoll sein.

Wann sollte mit der Hyposensibilisierung begonnen werden?

Vor Beginn der spezifischen Immuntherapie ist eine ausführliche Diagnostik unabdingbar. Für den Erfolg der Behandlung ist es zum einen wichtig, dass es sich um eine Allergie vom Soforttyp handelt. Daneben muss das genaue Allergen sicher identifiziert werden. Besteht die Allergie über einen langen Zeitraum hinweg, ist eine Verschlimmerung in den letzten Jahren ein Indikator für eine Hyposensibilisierung. Verbessern sich die Symptome über die Zeit, wird meist eher eine symptomatische Behandlung gewählt.

Bei einer saisonalen Pollenallergie empfiehlt es sich, die Hyposensibilisierung möglichst früh vor Saisonbeginn zu starten, also so, dass die Desensibilisierung vor Beginn der Heuschnupfensaison abgeschlossen ist. Bei den meisten Pollenallergien liegt der ideale Zeitpunkt für den Behandlungsbeginn im Herbst oder Winter.

Darüber hinaus können Kinder ab dem fünften Lebensjahr so gegen Allergien behandelt werden. Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser.

Hyposensibilisierung in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft wird von einem Beginn der Hyposensibiliserung abgeraten, insbesondere bei einer schweren Insektengiftallergie mit der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks kann und sollte eine bereits begonnene Immuntherapie allerdings fortgeführt werden. Eine Hyposensibilisierung aufgrund einer Pollen- oder Hausstaubmilbenallergie ist auf einen Zeitpunkt nach der Geburt zu vertagen.

Wann keine Hyposensibilisierung durchgeführt werden kann

Nicht immer ist eine spezifische Immuntherapie angezeigt. So ist beispielsweise anhaltendes, schwer kontrollierbares Asthma ein Ausschlusskriterium für die Allergiebehandlung.

Daneben können einige Erkrankungen sowie die Einnahme von Medikamenten gegen die Hyposensibilisierung sprechen.

Kontraindikationen für eine spezifische Immuntherapie:

Hyposensibilisierung: Kostenübernahme von der Krankenkasse

Die Hyposensibilisierung ist ein langwieriges und teures Verfahren, Studien belegen die Wirksamkeit der Immuntherapie. Allergiker*innen müssen die Kosten in der Regel nicht selbst tragen. Da die Hyposensibilisierung in vielen Fällen allergisches Asthma verhindern kann und zudem zu einer Einsparung von Medikamenten führt, übernimmt die Kosten in den meisten Fällen die gesetzliche und private Krankenkasse.

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