Hysterektomie: Methoden und Folgen der Gebärmutterentfernung
Hysterektomie ist der medizinische Begriff für die Entfernung der Gebärmutter, sie wird bei gutartigen Erkrankungen der Gebärmutter durchgeführt. Eine Reihe von alternativen Therapien haben dem fälschlicherweise oft noch als "Totaloperation" genannten Eingriff viel von seinem Schrecken genommen. Wann die Hysterektomie nötig ist, welche Operationsmethoden es gibt, welche Folgen sie hat und welche Alternativen es zur Hysterektomie gibt, erfahren Sie in unserem Ratgeber.
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Die Entfernung der Gebärmutter wird von Medizinern Hysterektomie oder auch Uterusexstirpation genannt. Der Begriff "Totaloperation", der vor allem von medizinischen Laien häufig gebraucht wird, ist irreführend. Denn nicht immer wird bei der Operation die Gebärmutter mit dem Gebärmutterhals, den Eierstöcken und Eileitern entfernt. Dies ist nur bei ganz bestimmen Diagnosen nötig. Zudem wird mit "Totaloperation" auch die Entfernung anderer Organe bei Männern und Frauen bezeichnet.
Der Eingriff gehört zu den häufigsten gynäkologischen Operationen in Deutschland. Hochgerechnet hat bei uns jede sechste Frau zwischen 18 und 79 Jahren keine Gebärmutter mehr. Etwa die Hälfte der Gebärmutterentfernungen erfolgt bei Frauen zwischen 40 und 49 Jahren.
In den vergangenen Jahren ging die Zahl der Hysterektomien in Deutschland deutlich zurück: So wurden 2005 rund 154.000 dieser Eingriffe in Deutschland durchgeführt, im Jahr 2015 waren es noch 114.000. Gründe dafür sind die Weiterentwicklung alternativer Behandlungsmethoden und eine verstärkte Diskussion, ob diese Operation wirklich immer nötig ist.
Gründe für die Entfernung der Gebärmutter
In rund 90 Prozent der Fälle wird die Gebärmutter heute bei gutartigen Erkrankungen der Gebärmutter entfernt. Hauptindikationen für eine Hysterektomie sind
- starke Blutungen,
- Störungen und Schmerzen bei der Menstruation,
- Endometriose (gutartige, meist schmerzhafte Wucherungen von Gewebe der Gebärmutterschleimhaut),
- große und rasch wachsende oder in großer Zahl auftretende Myome (gutartige Wucherungen der Gebärmuttermuskulatur) und
- die Senkung des Uterus (Gebärmuttersenkung).
Bei Krebserkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane (Gebärmutterkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Eierstockkrebs) ist die Hysterektomie die einzige Möglichkeit, um den Tumor vollständig zu entfernen. Selten kommt es nach einer Geburt zu starken, unstillbaren Blutungen. Dann ist die Hysterektomie als Not-OP nötig, um das Leben der Mutter zu retten.
Verschiedene Operationsmethoden der Hysterektomie
Bei einer Teiloperation (suprazervikalen Hysterektomie) wird nur der Gebärmutterkörper entfernt, der Gebärmutterhals bleibt erhalten. Bei der radikalen oder totalen Hysterektomie werden die Gebärmutter und der Gebärmutterhals herausgenommen. Je nach Diagnose werden zusätzlich die Eierstöcke und die Eileiter entfernt. Diese Adnexektomie ist meist bei bösartigen Tumoren nötig.
Die Operation kann mit verschiedenen chirurgischen Techniken durchgeführt werden – durch die offene Bauchdecke (abdominale Hysterektomie), mit Zugang über die Scheide (Vaginale Hysterektomie) oder als minimalinvasive Operation mittels Bauchspiegelung (laparoskopische Hysterektomie). Häufig werden vaginale und laparoskopische Operationsmethoden kombiniert.
Tabelle: Vor- und Nachteile verschiedener OP-Methoden:
Verfahren | Nachteile | Vorteile |
Abdominale Hysterektomie (AH) | lange Operationsdauer, langer Krankenhausaufenthalt, hohes Risiko von Komplikationen nach der OP, besonders bei stark übergewichtigen Patientinnen | gute Beurteilung des Bauchraumes und der Eierstöcke |
Vaginale Hysterektomie | Eierstöcke können nur eingeschränkt begutachtet werden, Eingriff durch die Größe der Gebärmutter beschränkt | kurze Operationszeit und schnelle Erholungsphase |
Laparoskopische suprazervikale Hysterektomie (LASH) | durch den Erhalt des Gebärmuttermundes kommt es bei einem Teil der Frauen weiter zu Blutungen | geringster Blutverlust, kurze Aufenthaltsdauer, geringstes Risiko für Komplikationen |
Laparoskopisch-assistierte vaginale Hysterektomie (LAVH) | lange OP-Dauer durch zwei verschiedene Zugänge | schnelle Genesungsphase |
Totale laparoskopische Hysterektomie (TLH) | lange OP-Dauer | auch bei größerer Gebärmutter möglich, geringer Blutverlust, kurzer Klinikaufenthalt |
Welches der Verfahren eingesetzt wird, ist abhängig von Vorerkrankungen und vorhergehenden Unterleibsoperationen, der konkreten Diagnose, der Größe der Gebärmutter und weiterer Faktoren.
Der überwiegende Anteil der Hysterektomien wird heute vaginal oder laparoskopisch durchgeführt. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt, eine Gebärmutterentfernung mit offener Bauch-OP nur noch in Ausnahmefällen durchzuführen. Die Operation durch die Scheide und laparoskopische Verfahren sollen bevorzugt werden.
Operationsdauer und Genesung
Die Operation wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt und dauert je nach dem vom Arzt gewählten Verfahren meist nicht länger als zwei Stunden. Nach dem Eingriff muss die Frau noch für vier bis zehn Tage in der Klinik bleiben. Nach einer vaginalen Hysterektomie geht die Heilung meist sehr viel schneller als bei einer Bauch-Operation, die Frau kann eher die Klinik verlassen und ihre Alltagsaktivitäten wieder aufnehmen. Etwa zwei Wochen sollte sich die Frau schonen, bis zur vollständigen Genesung sollte auf langes Stehen und das Heben schwerer Gegenstände verzichtet werden. Spezielle Übungen für den angegriffenen Beckenboden helfen, die Unterleibsorgane zu kräftigen und die Bauchmuskeln aufzubauen.
Wie schnell die Genesung dauert, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Bei manch einer ist sie nach etwa vier bis sechs Wochen abgeschlossen, andere leiden noch nach Monaten an Schmerzen und anderen Folgen der Operation.
Risiken und Folgen der Gebärmutterentfernung
Obwohl die Hysterektomie heute eine sichere Operation ist, die in vielen Kliniken zur Routine gehört, können während und nach dem Eingriff verschiedene Komplikationen auftreten. Dazu gehören:
- Risiken und Unverträglichkeiten im Zusammenhang mit der Narkose
- Verletzungen innerer Organe, vor allem von Blase, Harnleiter, Darm
- Wundheilungsstörungen und Entzündungen
- Blutungen, Vernarbungen und Verwachsungen
- Harnwegsinfekte
- Harnentleerungsstörungen
- Blasenschwäche (Inkontinenz)
Psychische und hormonelle Veränderungen
Die Entfernung der Gebärmutter ist ein radikaler Schritt, die Frau verliert dadurch die Möglichkeit, Kinder zur Welt zu bringen. Dieser Umstand kann für manche Frauen psychisch sehr belastend sein. "Viele Frauen merken erst nach der Gebärmutterentfernung, dass sie etwas Wichtiges verloren haben", sagt Barbara Ehret, Geschäftsführerin des Internationalen Zentrums für Frauengesundheit (IZFG) in Bad Salzuflen. "Die Gebärmutter ist ein Identifikationsorgan. Sie gehört zu einer Frau, ohne dass sie sich darüber groß Gedanken macht", so die Gynäkologin weiter. "Ihr Entfernen bedeutet für viele Frauen den Verlust ihrer Weiblichkeit." Entsprechend heftig können die Reaktionen ausfallen. "Ärger, Wut, Trauer bis hin zu großen Depressionen", beschreibt Ehret, die lange Zeit Chefärztin einer gynäkologischen Reha-Klinik war.
Darüber hinaus hat die Operation auch Folgen für den Hormonhaushalt, auch wenn bei einer Hysterektomie die Eierstöcke erhalten bleiben. Denn nach dem Eingriff reduzieren diese die Hormonproduktion. Es kann so zu einem früheren Eintritt der Wechseljahre mit all seinen Begleiterscheinungen (Hitzewallungen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, trockene Scheide) kommen.
Lifeline/Wochit
Bleibt der Gebärmutterhals erhalten, so besteht weiterhin das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Betroffene Frauen sollten deshalb eine regelmäßige Krebsvorsorge mit Abstrich weiterhin ernst nehmen.
Veränderungen im Sexualleben
Wenn der Gebärmutterhals mit entfernt werden muss, hat dies Auswirkungen auf den Beckenboden und die Statik der Unterleibsorgane.
Da der Beckenboden auch sexuelle Nervenbahnen enthält, die bis in den Gebärmutterhals und die Scheide reichen, beeinträchtigt es außerdem stark die sexuelle Erlebnisfähigkeit, wenn die Gebärmutter samt Hals herausgenommen wird. Außerdem fehlt die Ausschüttung von Sekret aus dem Gebärmutterhals, wenn auch er entfernt wird. Bei sexueller Erregung kommt dieses dann nur noch aus den Drüsen der Scheide und des Scheidenvorhofs – das ist oft nicht ausreichend.
Für viele Frauen verbessert sich jedoch nach dem Eingriff die Lebensqualität. Das Ausbleiben der Regelblutung wird von vielen positiv gesehen. Nach der Entfernung der Gebärmutter sind Beschwerden wie starke Schmerzen oder Blutungen verschwunden, so dass auch der Geschlechtsverkehr wieder mit mehr Lust und Zufriedenheit genossen werden kann.
Alternativen zur Hysterektomie
Während es bei bösartigen Tumoren im Bereich des Unterleibs meist keine Alternative zur Hysterektomie gibt, ist die Entfernung der Gebärmutter bei vielen anderen Diagnosen ein optionaler Eingriff. Nicht nur bei noch nicht abgeschlossener Familienplanung sollten alternative Therapiemethoden, welche die Gebärmutter erhalten, ausführlich mit dem behandelnden Gynäkologen besprochen werden.
So können starke Regelblutungen oft mit einer Hormontherapie oder einer Hormonspirale behandelt werden. Veränderungen an der Gebärmutter wie Endometriose oder Myome und eine Gebärmuttersenkung können durch andere Operationen, bei denen die Gebärmutter erhalten bleibt, behandelt werden.
Erst wenn sich durch diese Therapieversuche die Beschwerden nicht bessern, ist die Entfernung der Gebärmutter angebracht. Betroffene Frauen sollten sich dann vom behandelnden Arzt intensiv über die Folgen, Vor- und Nachteile des Eingriffs und verschiedene Operationsmethoden aufklären lassen, ehe sie sich für die Hysterektomie entscheiden.
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