Bondage: Verletzungen beim Fesselsex verhindern
Fesselsex wie Ana Steel und Christian Grey ohne Risiko nachmachen
Seit dem Bestseller "Fifty Shades of Grey" ist Bondage salonfähig. Die Neugier auf den Fesselsex wird mit dem Filmstart der ungewöhnlichen Liebesgeschichte von Ana Steele und Christian Grey wieder neu entfacht und animiert Männer und Frauen weltweit zum Nachmachen. Doch Fesseln ist nicht ungefährlich! So vermeiden Sie Verletzungen beim Fesselsex.
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- © iStock.com/Andrey Guryanov
Kabelbinder, Klebeband und Seil – so liest sich der Einkaufszettel von Christian Grey, als er das Objekt seiner Begierde in dem Baumarkt besucht, in dem die 21-Jährige im Roman der britischen Autorin E. L. James, "Fifty Shades of Grey", jobbt. Der Multimillionär Grey ist keineswegs passionierter Hobbybastler, er braucht die Baumarktartikel als Hilfsmittel für seine sexuellen Fantasien: Bondage, das Englische Wort für "Knechtschaft" oder "genommene Freiheit", ist in der BDSM-Szene der Oberbegriff für Praktiken mit Fesseln und Fixierung durch Seile und Knoten.
Baumarktkette schult Mitarbeiter für "Fifty Shades of Grey"
Wie die Zeitung "Daily Telegraph" berichtet, hat eine britische Baumarktkette ihre Mitarbeiter dazu angehalten, sich vor dem Kinostart am 12. Februar 2015 mit den Inhalten des Buchs zum Film "Fifty Shades of Grey" vertraut zu machen, da der Betreiber von einer erhöhten Nachfrage auf die von der Romanfigur Christian Grey verwendeten Utensilien wie Kabelbinder, Seil und Klebeband ausgeht und mit der ein oder anderen pikanten Frage seiner Kunden an die Baumarktmitarbeiter rechnet.
Bondage in Anfängerhänden ist gefährlich
Beim Bondage wird wie in allen Bereichen des BDSM während der eigentlichen Handlung, hier der Fesselung, die Gleichberechtigung der Partner aufgehoben. Derjenige, der sich fesseln lässt (Bunny oder Bottom), gibt die Kontrolle und Eigenständigkeit für einen definierten Zeitraum an denjenigen ab, der aktiv fesselt (Rigger oder Top). Der für diese Machtübertragung im Jargon der Subkultur oft verwendete Begriff lautet Power Exchange, der Zeitabschnitt wird oft als Session oder Bondage-Session bezeichnet.
Dieser Übergang in eine vom Machtgefälle geprägte Phase findet prinzipiell freiwillig und einvernehmlich statt, während die Handlung selbst mit angepassten Sicherheitsmaßnahmen oder einem für die Beteiligten akzeptablen Risiko durchgeführt wird. Im Sprachgebrauch der BDSM-Szene haben sich hierfür die Leitsätze "Safe, Sane, Consensual" (SSC: Sicher, vernünftig, einvernehmlich) beziehungsweise "Risk aware consensual Kink" (RACK: Risikobewusstes, einvernehmliches BDSM) etabliert.
Falsches Bondage schädigt Nerven und Gefäße
Bondage hat nichts mit laienhaftem Fesseln zu tun. Knoten und Seilführung müssen dafür genau erlernt werden, um den gewünschten Effekt einer totalen Fixierung des Bottom zu erreichen, ohne dass diesem ungewollte Schmerzen oder gar Verletzungen zugefügt werden. So ist es keineswegs ausreichend, sich das Material für den privaten Fesselsex im Baumarkt zu besorgen.
Die beim Bondage verwendeten Seile haben direkten Kontakt mit der Haut, werden an der Hautoberfläche entlang gezogen oder kommen mit Schleimhäuten in Berührung. Die Hautverträglichkeit ist aber bei einem Baumarktseil kein Kriterium. Darum sind diese meist mit Färbe- oder Bleichmittel behandelt und selbst naturfarbene Seile werden mit Chemikalien bearbeitet.
Die richtige Lage von Seilen und Knoten kennen
Beim Bondage wird die totale Bewegungsunfähigkeit der oder des Bottom durch die Seilführung und verschiedene Knoten an definierten Punkten erzeugt. Die Seile sitzen dabei keineswegs eng an oder einschneiden. Teilweise werden bestimmte Körperstellen zum Schutz sogar mit Polstern versehen, damit es nicht zu Verletzungen von Haut oder Muskeln kommt. Anfänger, die Bondage im Selbstversuch kennenlernen wollen, ziehen diese Knoten und Seilverläufe jedoch oftmals viel zu eng zu. "Dann kommt es zu einer Drosselverletzung", erklärt Dr. Thomas Egginger, Unfallchirurg und Notarzt aus München.
"Eine zu eng zugezogene Schlaufe kann die nötige Blutzufuhr an Arm oder Bein unterbinden. An den Extremitäten wird dies zunächst nur als Kribbeln empfunden werden, so als ob die Hand oder der Fuß eingeschlafen sind. Wird so eine Schlaufe falsch am Hals angebracht, kommt es zur Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und eine Bewusstlosigkeit droht", warnt Egginger. Dies kann einen Schlaganfall auslösen oder zum Tod durch Strangulation führen.
Während sich die Durchblutung nach dem Lösen einer falsch gelegten Schlinge schnell wieder herstellt, kann durch einen nicht korrekt platzierten Knoten ein Nerv dauerhaft geschädigt werden.
Sicherheitsregeln für Bondage
Wer Bondage kennenlernen möchte, muss sich und seinen Partner darauf vorbereiten. Um Gesundheitsschäden auszuschließen, müssen vor Bondage-Aktionen Vorsichtsmaßnahmen besprochen werden. Dazu gehört das Klären persönlicher Grenzen und ein Codewort oder Stoppzeichen für Notfälle zu vereinbaren, in denen das Spiel sofort abgebrochen werden muss, das sogenannte Safeword. Für Bondage gilt zusätzlich:
Risiken beim Fesselsex vermeiden
Vertrauen ist das Grundprinzip für Fesselsex. Für die gefesselte Person muss gewiss sein, dass der Partner das Safeword kennt und bedingungslos akzeptiert. Im Gegenzug muss der Fesselnde sicherstellen, dass ein Sub die eigenen Grenzen kennt und diese auch rechtzeitig signalisiert. Dies muss vorher besprochen werden und diese sogenannte Negotiation stellt den Beginn einer Bondage-Session dar.
Sicherheitsvorkehrungen treffen
Grundsätzlich können Unfälle und dauerhafte gesundheitliche Schäden durch die Anwendung einfacher Sicherheitsmaßnahmen und grundliegende anatomische Kenntnisse verhindert werden. Einfachste Vorsichtsmaßnahmen sind:
- Bereitlegen einer Verbandschere, zur schnellen Lösung der Fesseln im Notfall (keine Messer!)
- sicheres Aufbewahren von Zweitschlüsseln für Schlösser und Handschellen
- Kein Fesseln an Hals und Gelenken, um Ohnmacht und Nervenschäden vorzubeugen
- die gefesselte Person niemals unbeaufsichtigt lassen
Die Erwartungen an die ersten Fesselversuche sollten nicht zu hoch geschraubt werden. Damit ein Knoten und ein Seil richtig sitzen, sind Übung und Erfahrung notwendig. Dieses Wissen eignet man sich erst im Laufe der Zeit an. Ein Nachstellen komplexer Bondage-Sets anhand von Bildern oder aus Videos ist für den Anfänger ungeeignet.
Dennoch bleibt mit Bondage immer ein Restrisiko verbunden, was als möglicher Reiz angesehen wird und sogar erwünscht ist. So werden komplexe Fesseltechniken des kunstvollen japanischen Bondages erst nach jahrelanger Erfahrung und Erreichen eines sehr hohen fachlichen Niveaus für die passive Person ungefährlich oder eher risikoärmer durchführbar.
Selfbondage als gefährliche Königsdisziplin
Die Selbstfesselung gilt als besonders risikoreiche Sonderform des Bondage. Für ein möglichst authentisches Gefühl des Gefesselt-Seins muss für die Person eine Befreiung zeitweise unmöglich gemacht werden. Dazu werden deshalb beispielsweise Zeitschaltuhren verwendet oder Schlüssel für Handschellen oder Fesseln in Eisblöcke eingefroren. Diese auch als Tunnelspiel bezeichnete Stimulationsmethode ist äußerst bedenklich, da beim Selfbondage eine schnelle Befreiung aus den Fesseln nicht möglich ist – was einer Grundregel des Bondage.
Oftmals wird beim Selfbondage eine Kombination aus Fesseln mit einer Atemkontrolle angewendet, um durch den Sauerstoffmangel eine weitere Steigerung des Lustgefühls zu erreichen. Dazu wird eine Schlaufe um den Hals gelegt und eine leichte Strangulation mit einhergehender Minderdurchblutung des Gehirns erzeugt. Durch das hohe Risiko dieser Methode ist die sogenannte Asphyxie die häufigste Todesursache bei autoerotischen Unfällen.
Anleitung für Bondage-Anfänger
Was brauche ich für Bondage?
- Seil (spezielles Bondage-Seil oder Tuch)
- Handschellen
- Augenbinde oder Maske, Knebel
- Vibrator oder Dildo
- Gleitcreme
- Kerze und Zündhölzer
- Peitsche, siebenschwänzige Katze (Flogger) oder flexibler englischer Rohrstock
Worauf sollte ich unbedingt achten?
Grundvoraussetzung für Bondage ist gegenseitiges Vertrauen. Also vor dem Ausprobieren unbedingt theoretisch informieren! Sämtliche Aktionen müssen sorgfältig geplant sein und die Situation stets unter Kontrolle bleiben.
Wie fange ich an?
Ganz entspannt. Auch wenn Fesselspiele mit Dominanz und Hingabe arbeiten, gehört Gewalt auf keinen Fall zum Bondage. Der dominante Part darf dann aber ruhig mit den Anweisungen beginnen, denn Bondage ist kein Blümchensex. Erst jetzt sollten alle Hilfsmittel parat gelegt werden, denn der Überraschungseffekt ist auch beim Bondage nicht zu vernachlässigen. "Drohen" Sie nicht mit dem Seil, sondern fesseln Sie Hände und Sinne im richtigen Moment.
Das passende Outfit für Bondage
Die Kleidung, solange noch getragen, sollte Ihre jeweilige Rolle beim Bondage widerspiegeln. Eine strenge Frisur und das Businessoutfit sind für Frauen leicht umsetzbar. Männer dürfen im Christian-Grey-Look mit Hemd und Krawatte ihre Dominanz unterstreichen. Der oder die Sub kleidet sich entsprechend devot, in Unterwäsche oder einem Hauch von Nichts.
In Ruhe fesseln
Eine Bondagesession ist kein Überfall. Lassen Sie sich also Zeit beim Fesseln, ziehen die Seile stimulierend über die Haut und setzen bewusst und sorgfältig die nötigen Knoten. Der Sub gibt sich alldem freiwillig, ohne Gegenwehr hin. Dies ist der erste Moment, in dem die Dominanz ausgeübt wird. Fesseln Sie Ihre oder Ihren Sub so, dass er oder sie sich nicht selber befreien kann.
Legen Sie Ihrer oder Ihrem Sub eine Augenbinde und Knebel an. Jetzt können Sie den oder die Sub erst einmal etwas warten und die Situation wirken lassen. Dies steigert das beidseitige Lustempfinden deutlich. Nutzen Sie diese Pause für die weiteren Vorbereitungen.
Planen Sie die Bondage-Session
- Stellen Sie sich in Gedanken ihre Session zusammen. Welche "Spielsachen" wie Flogger, Stock oder Kerzen brauchen Sie?
- Wie lange wollen Sie mit ihrem Sub heute "spielen"?
- Etablieren Sie ein Ritual und planen ab und zu eine Überraschung ein.
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