Training und Techniken

Später kommen: Was hilft gegen vorzeitigen Samenerguss?

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Der vorzeitige Samenerguss gehört zu den häufigsten sexuellen Funktionsstörungen des Mannes. Doch Ejaculatio praecox ist behandelbar: Mit bestimmten Medikamenten oder einfach erlernbaren Techniken können Betroffene lernen, später zu kommen.

Paar im Bett
© Kaspars Grinvalds – stock.adobe.com

Wann man von einem vorzeitigen Samenerguss (Ejaculatio praecox) spricht, gibt es dafür keinen Zeitwert – schließlich dauern Vorspiel und Sex bei jeder Person unterschiedlich lang. Im Schnitt benötigt ein Mann für den eigentlichen Akt, also den Moment vom Eindringen bis zum Orgasmus, fast fünfeinhalb Minuten.

Führen bereits wenige Bewegungen zu einer so starken Stimulation, dass der Mann schneller zum Orgasmus kommt, oder kann der sich anbahnende Höhepunkt nicht gestoppt werden, ist von einer sexuellen Funktionsstörung auszugehen. Diese ist durch sexual- und paartherapeutische Maßnahmen oder medikamentöse Therapien behandelbar.

Artikelinhalte im Überblick:

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Später kommen ist eine Partneraufgabe

Die psychologischen Behandlungsformen des vorzeitigen Samenergusses konzentrieren sich auf die Paartherapie. Obwohl der Erfolg der Behandlung des Praecox nicht vom Einbezug der Partnerin beziehungsweise des Partners abhängig ist, wirkt sich eine gemeinsame Beschäftigung und die partnerschaftliche Suche nach Lösungswegen nachweislich positiv auf die Behandlung aus.

Kein vorzeitiger Samenerguss: So kommen Sie später

In der Sexualtherapie kommen häufig Methoden zum Einsatz, die betroffenen Männern dabei helfen sollen, die Ejakulation bis zu dem Zeitpunkt, der als "Point of no return" bekannt ist, wahrzunehmen und ihn zu beeinflussen. Bekannt sind vor allem die Squeeze-Technik und die Stopp-Start-Technik nach Masters und Johnson. Bei der lebenslangen Form des vorzeitigen Samenergusses helfen diese beide Techniken nicht dauerhaft. Hier empfehlen sich medikamentöse Therapieansätze, die vom Auftragen empfindungssenkender Cremes bis hin zur Einnahme Orgasmus verzögernder Arzneimittel reichen. Daneben kann gezieltes Beckenbodentraining zusätzlich helfen.

Später kommen dank Squeeze-Technik

Diese Methode wird bevorzugt in der Paartherapie eingesetzt. Der*die Sexualpartner*in übernimmt dabei die Steuerfunktion für die Erregung des Mannes.

So funktioniert die Squeeze-Technik:

  1. Zu Beginn stimuliert der*die Partner*in den Mann, bis er eine Erektion bekommt.

  2. Die Stimulation wird mit Hand oder Mund fortgesetzt, bis sich beim Mann das Gefühl eines sich anbahnenden Orgasmus einstellt. Dies signalisiert der Mann, sodass die Stimulation gestoppt wird.

  3. Der Penis wird mit den Fingern umgriffen und für mehrere Sekunden fest (aber ohne Schmerzen zu verursachen) gedrückt, bis die Erregung und der Ejakulationsdrang nachlassen.

  4. Nach etwa 20 Sekunden beginnt eine erneute Stimulation.

Die Methode sollte über einen Zeitraum von etwa 20 Minuten angewandt werden, aber auch nicht länger und mit einem Orgasmus abgeschlossen werden.

Methode im Laufe der Zeit verändern

Im Laufe der Zeit kann das Zusammendrücken in Länge und Intensität reduziert werden. Kann der Mann den Orgasmus nicht selbständig unterdrücken, hilft die andere Person stets nach. Hat der Mann durch die Squeeze-Technik gelernt den Zeitpunkt der Ejakulation zu kontrollieren, kann im nächsten Schritt die Stimulation des Penis beispielsweise wieder durch das Einführen in die Vagina der Partnerin erfolgen.

Eine aktive Penetration etwa in der Missionarsstellung ist nicht empfehlenswert. Auch hier sollte die andere Person in der agierenden Rolle bleiben. Nimmt die Frau beispielsweise die Reiterstellung ein, kann sie die Intensität der Stimulation kontrollieren und auf ein Signal ihres Partners hin jederzeit reduzieren, abbrechen und den Ejakulationsdrang gegebenenfalls wieder durch die Squeeze-Technik unterdrücken. Danach führt sie den Penis wieder ein und der Vorgang beginnt von neuem. Später darf der Mann sich wieder selbst mitbewegen, zuletzt selbst aktiv eindringen. Auch hier sollten 20 Minuten zunächst nicht überschritten werden und am Ende mit einem Orgasmus in Wunschposition abgeschlossen werden.

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Selbsttest
Selbsttest: Habe ich eine Erektionsstörung?

Eine Erektionsstörung beim Mann liegt vor, wenn der Penis nicht ausreichend steif wird. Die Ursachen dafür sind zahlreich und reichen von körperlichen Erkrankungen wie Diabetes mellitus bis hin zu psychischen Problemen, etwa Stress.

Fragen Sie sich, ob Sie an einer Erektionsstörung leiden, kann der Selbsttest eine erste Auskunft geben. Dieser basiert auf dem sogenannten IIEF-Score ("International Index of Erectile Function") und bezieht sich auf die persönlichen Aktivitäten in den letzten vier Monaten. Darunter fällt nicht nur Geschlechtsverkehr, sondern auch – wenn nicht anders angegeben – Selbstbefriedigung.

Bitte beachten: Der Selbsttest kann und will keine ärztliche Diagnose ersetzen. Wer vermutet, eine Erektionsstörung zu haben, sollte sich in einer urologischen Praxis untersuchen lassen. Ärztliche Abklärung ist besonders wichtig, da auch leichte Potenzprobleme auf eine ernsthafte Krankheit hinweisen können.

So funktioniert die Stopp-Start-Technik

Zu Beginn masturbiert der Mann alleine und stoppt die Masturbation jeweils kurz vor der kritischen Schwelle, dem "Point of no return", nachdem sich der Orgasmus für den Mann nicht mehr aufhalten lässt. Dieses Stoppen und Starten wiederholt er über einen Zeitraum von etwa 15 Minuten.

Hat der Mann erlernt den Orgasmus so zu verzögern, kann die Technik beim Geschlechtsverkehr mit dem*der Partner*in eingesetzt werden. Beide vereinbaren ein Stopp-Signal, oder der Mann gibt unmissverständlich zu verstehen, wenn der Ejakulationsdrang zu stark wird und eine weitere Stimulation unterbleiben soll. Erst wenn er sich wieder auf einem deutlich niedrigeren Erregungslevel befindet, setzen beide den Akt fort. Auch ein Stellungswechsel kann die nötige Unterbrechung oder Reizminderung bewirken und den Orgasmus hinauszögern.

Die meisten Paare beschreiben die Stopp-Start-Technik als deutlich angenehmer im Vergleich zur Squeeze-Technik.

Später kommen: Sensibilität mit Wirkstoffen reduzieren

Die in der Medizin zur örtlichen Betäubung der Haut bewährten Wirkstoffe Lidocain, Benzocain oder Prilocain können als medikamentöse Hilfe gegen den vorzeitigen Samenerguss helfen.

Bei Benzocain und Prilocain berichteten einige Betroffene von einer bis zu vierfachen zeitlichen Verzögerung des Orgasmus. Dabei setzt die Wirkung bereits eine Minute nach Applikation ein, sodass der Geschlechtsverkehr fast sofort möglich ist. Bei Lidocain dauert es indes meist etwa 20-30 Minuten bis die Betäubung einsetzt.

In Europa ist ein Kombinationspräparat aus dem rasch betäubendem Prilocain und anschließend länger anhaltenden Lidocain zur Behandlung der lebenslangen vorzeitigen Ejakulation zugelassen. Das Arzneimittel kann in der Apotheke gekauft werden und ist nicht verschreibungspflichtig. Die Anwendung erfolgt fünf Minuten vor dem Beischlaf. Der Wirkstoff wird als Spray auf die Eichel aufgespüht.

Kondome mit benzocainhaltigem Gleitgel

Für den Fall des vorzeitigen Samenergusses gibt es Kondome, die innen mit einem benzocainhaltigen Gleitgel beschichtet sind. Der Wirkstoff betäubt die Hautnerven nicht komplett, kann aber in einem Anteil von rund fünf Prozent die Sensibilität des Penis an Spitze und Schaft soweit reduzieren, dass die Lust nicht darunter leidet, aber eine für einen Orgasmus benötigte Stimulation nicht eintreten kann.

Das Lokalanästhetikum baut sich binnen 20 Minuten ab und der Penis ist wieder voll erregbar. – ohne, dass die Erektion darunter leidet. Eine Unverträglichkeit auf den Wirkstoff ist selten, dennoch kann es zu Hautreizungen, Jucken, Brennen und sogar Atemproblemen kommen. Dann ist von einem Gebrauch dieser Kondome ebenso abzuraten, wie bei offenen oder entzündeten Hautstellen.

Eine Kombination von beschichtetem Kondom und der Stopp-Start-Technik oder Squeeze-Technik ist möglich.

Gibt es Medikamente, um später zu kommen?

Eine medikamentöse Behandlung des vorzeitigen Samenergusses ist immer dann sinnvoll, wenn Techniken wie

  • die Squeeze-Technik,
  • die Stopp-Start-Technik,
  • Sensibilitätsreduktion mit beschichteten Kondomen und
  • eine Sexual- oder Paartherapie erfolglos bleiben.

Medikamente können auch unabhängig von diesen Methoden eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um Arzneimittel, die nicht gezielt zu diesem Zweck entwickelt wurden, sondern deren ejakulationshemmende Eigenschaften zunächst als Nebenwirkungen beschrieben wurden.

Für die gezielte Behandlung des vorzeitigen Samenergusses ist der Wirkstoff Dapoxetin zugelassen. Dabei handelt es sich um einen sehr kurzzeitig wirksamen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), der von einem*einer Arzt*Ärztin verschrieben werden muss. Dapoxetin wird als Tablette bei Bedarf gut eine Stunde vor dem Sexualverkehr eingenommen. Es verzögert die Ejakulation um bis zu eine Minute.

Wirkstoffe als Off-Label Verschreibung

Medikamente aus der Klasse der Psychopharmaka haben häufig eine ejakulationshemmende Nebenwirkung. Diese wurden in repräsentativen Studien genauer untersucht.

  • So ist von einem Wirkstoff wie Clomipramin, der zur Behandlung von Zwangsstörungen eingesetzt wird, bekannt, dass er den Orgasmus um das 1,4-fache hinauszögert.

  • Ähnliche Eigenschaften gelten für Herzmedikamente wie die häufig gegen Bluthochdruck verschriebenen Betablocker oder SSRI wie Fluoxetin oder Setralin. Bei diesen wurde als häufige Nebenwirkung ein geminderte Lustempfindung (Libido) festgestellt, die wiederum einen positiven Einfluss auf eine bestehende Ejaculatio Praecox hat.

  • Alternativ zu SSRI kann der*die Arzt*Ärztin das schwach wirksame Opioid Tramadol verschreiben.

Zugelassen sind diese Medikamente nicht für die Behandlung des vorzeitigen Samenergusses. Vielmehr werden sie von Ärzt*innen als sogenannter Off-Label-Use verschrieben, also eine Verwendung jenseits der eigentlichen Zulassung des Medikaments.

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