Kalziumkristalle in der Sehne

Kalkschulter: Symptome und Behandlung

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Die Kalkschulter kann erhebliche Schmerzen verursachen. Dabei lagern sich Kalziumkristalle an einer Sehne der Schulter ab, sie "verkalkt". Eine Kalkschulter heilt in vielen Fällen innerhalb einiger Wochen von selbst aus – diese Maßnahmen unterstützen dabei.

Frau hat Schmerzen in der Schulter
© Getty Images/Anupong Thongchan/EyeEm

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Wie bekommt man eine Kalkschulter wieder weg? Die Behandlung zielt darauf ab, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit der Schulter wiederherzustellen. Neben Physiotherapie zur Stärkung der Muskulatur können spezielle Übungen helfen. Zur Entfernung der Kalkdepots eignen sich eine Stoßwellentherapie oder operative Entfernung.

Welche Symptome hat man bei einer Kalkschulter? Typischerweise umfassen sie Schmerzen in der Schulter, die sich oft nachts verstärken sowie Bewegungseinschränkungen.

Wie lange dauert die Heilung einer Kalkschulter? Die Heilungsdauer kann stark variieren, abhängig von der Schwere und der gewählten Behandlungsmethode. In vielen Fällen verbessern sich die Symptome schrittweise, und es kann eine (nahezu) vollständige Erholung der Funktion erreicht werden.

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Was ist eine Kalkschulter?

Bei einer Kalkschulter (Tendinosis calcarea) lagern sich feinste Kalziumkristalle ("Kalk") im Ansatzbereich einer Schultersehne ab. Die Kristalle verursachen mitunter erhebliche Schmerzen. Nicht immer muss eine Tendinosis calcarea behandelt werden – der Körper löst die Kalkablagerungen oft selbst auf.

Wo eine Kalkschulter entsteht

Die Kalkschulter betrifft meist die Sehnen der Rotatorenmanschette. Diese umfasst vier Muskeln, die das Schultergelenk stabilisieren und den Gelenkkopf in der Gelenkpfanne halten, aber auch für dessen Beweglichkeit sorgen. Die Sehnen dieser vier Muskeln setzen alle am Oberarmkopf an. Besonders oft betroffen ist die Sehne des Musculus supraspinatus, die Supraspinatussehne genannt wird.

Meist tritt die Kalkschulter zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr erstmalig auf. Sie entwickelt sich langsam und bleibt oft lange unbemerkt. Auch Entzündungen im Schultergelenk können hinzukommen. Eine entzündete Kalkschulter nennen Fachleute Tendinitis calcarea.

Grafische Darstellung Schultergelenk
© bilderzwerg/Fotolia

Möglichkeiten zur Behandlung der Kalkschulter

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Therapie bei einer Kalkschulter. Oft beseitigt der Körper die Kalkansammlungen selbst und die Krankheit heilt aus.

Den Heilungsprozess unterstützen können konservative Maßnahmen, also eine Behandlung ohne Operation. Sie gelten als wichtigste Therapiemaßnahmen bei Tendinosis calcarea und sollten über mindestens sechs Monate durchgeführt werden, je nach Schweregrad der Beschwerden.

  • Bandage zur Ruhigstellung (Schulterorthese): Eine Kalkschulter kann erhebliche Schmerzen verursachen. Das gilt vor allem, wenn beim Kalkabbau Teile der Kristalle in den Schleimbeutel verschleppt werden und sich eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) entwickelt. Linderung bringt eine Bandage, die sogenannte Schulterorthese. Sie stellt den Arm ruhig und entlastet ihn, bis die Entzündung abgeheilt und die Schmerzen abgeklungen sind.

  • Medikamente: Gegen die Schmerzen bei einer Tendinosis calcarea helfen Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente. Dazu zählen unter anderem nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Diclofenac. Die Schmerzen lassen sich auch lindern, wenn das Betäubungs- oder Schmerzmittel direkt in die Rotatorenmanschette der schmerzenden Schulter injiziert wird. Daneben kann Kortison die Entzündungsreaktion wirksam eindämmen.

  • Kältebehandlung (Kryotherapie): Die physikalische Therapie lindert Schmerzen und Entzündungen bei einer Kalkschulter ebenfalls wirksam. Eingesetzt wird meist moderate Kälte, zum Beispiel in Form von kalten Umschlägen oder Wickeln. Auch Coolpacks oder kaltes Wasser aus dem Kühlschrank sind geeignet. Eispacks aus der Gefriertruhe empfinden einige Menschen als unangenehm und schmerzverstärkend. Das Kühlen drosselt die Durchblutung im betroffenen Körpergebiet, weil sich die Blutgefäße zusammenziehen. Es bremst Entzündungs- und Stoffwechselprozesse, vermindert bei längerer Einwirkung die Muskelspannung und lässt Schmerzen abklingen.

  • Physiotherapie (Krankengymnastik): Physiotherapeut*innen versuchen, die Schulter durch bestimmte Techniken wie aktives und passives Bewegen sowie Übungen wieder mobiler zu machen. Denn die Schulterkapsel kann schrumpfen und das Schultergelenk versteifen. Ziel der Physiotherapie ist es, die Beweglichkeit der Schulter wieder herzustellen. Gut wirksam sind Übungen zur Dehnung, die Betroffene in der Physiotherapie erlernen und zu Hause selbstständig durchführen können.

  • Stoßwellentherapie: Bei der extrakorporalen Stoßwellen-Therapie (ESWT) erzeugt ein spezielles Gerät außerhalb des Körpers energiereiche, mechanische Druckwellen. Die Stoßwellen fördern die Durchblutung und den Heilungsprozess. Wie oft Ärzte*Ärztinnen die Stoßwellentherapie wiederholen müssen, hängt vom Ausmaß und der Lage der Verkalkungen ab.

Operation bei Kalkschulter

Bei größeren Kalkdepots und ausgeprägten Beschwerden kann eine Operation sinnvoll sein. Allerdings sind Fachleute bei einer OP sehr zurückhaltend. Dafür müssen Nutzen und Risiken eines operativen Eingriffs gut gegeneinander abgewogen werden.

Eine Kalkschulter-OP kommt eventuell infrage, wenn:

  • alle konservativen Maßnahmen über sechs Monate keine entscheidende Verbesserung erbracht haben,

  • Betroffene dauerhaft starke Schmerzen haben,

  • die Kalkansammlung mehr als einen Zentimeter beträgt,

  • das Kalkdepot eine sehr harte Zusammensetzung aufweist, sich also nicht von selbst oder durch andere Maßnahmen auflösen lässt.

Die Kalkansammlungen in der Schulter werden mittels Gelenkspiegelung (Arthroskopie) entfernt. Weil der Eingriff an der Schulter stattfindet, heißt sie auch Schulterspiegelung oder Schulterarthroskopie. Sie wird meist unter Vollnarkose durchgeführt.

Diese Technik kommt ohne große Schnitte aus, sie zählt zur Schlüssellochchirurgie (minimal-invasive Techniken). Über winzige Hautschnitte führt der*die Chirurg*in ein Arthroskop ein und schiebt es zum betroffenen Gelenk vor. Dabei handelt es sich um ein dünnes Instrument, an dem sich eine Lichtquelle und eine Videokamera befinden.

Nadel-Lavage (Needling)

Bei der sogenannte Nadel-Lavage, die unter Ultraschallkontrolle durchgeführt wird, schiebt die*der Ärztin*Arzt eine feine Nadel durch die Haut zu den Kalkherden vor. Die Kalkablagerungen werden mechanisch gelockert und über eine Kanüle abgesaugt. Die Methode wird unter lokaler Betäubung in spezialisierten Zentren durchgeführt. Bei der Nadel-Lavage werden die Kalkansammlungen im besten Fall komplett entfernt, sie befinden sich dann in der Absaugvorrichtung.

Beim früher häufig eingesetzten Needling wurden die Kalkherde lediglich durchlöchert, zerkleinert und so die Selbstauflösung in Gang gesetzt.

Ursachen für eine Kalkschulter

Eine Kalkschulter entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Als wichtigste Ursache wird eine verminderte Durchblutung der Rotatorenmanschette vermutet, wodurch es dort zur Einlagerung von Kalk kommt. Auch Stoffwechselstörungen in der Schulter aufgrund von Alterungsprozessen und Abnutzungserscheinungen sind weitere Ursachen.

Zudem begünstigen Verletzungen der Schulter beim Sport, durch Unfälle, Stürze oder Sehnenrisse die Entstehung einer Kalkschulter. Eine zu große Belastung der Schulter bei schwerer Arbeit begünstigt ebenfalls die Ablagerung von Kalk.

Symptome der Kalkschulter: Typische Beschwerden

Die Symptome bei einer Kalkschulter können individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Sie hängen vom Stadium der Erkrankung sowie von der Größe und Lage der Ablagerungen ab.

Mögliche Beschwerden:

  • Schmerzen, wenn man auf der betroffenen Schulter liegt

  • Schmerzen bei Belastung der Schulter

  • Stechende Schulterschmerzen, die plötzlich einsetzen und nicht auf einen Unfall zurückzuführen sind

  • Schmerzen in der Schulter bei Überkopfarbeiten

  • Die Beweglichkeit des Arms ist erheblich eingeschränkt oder der Arm ist plötzlich bewegungsunfähig (Pseudoparalyse)

  • Schleimbeutelentzündung: starke Schmerzen, Überwärmung und Rötung im Bereich des Schultergelenks

  • Nackenschmerzen und Verspannungen, weil man die Schulter wegen der Schmerzen schont oder umständliche Bewegungen mit dem Schulterblatt ausführt.

Diagnose bei Verdacht auf eine Kalkschulter

Wer entsprechende Symptome in der Schulter bemerkt, sollte eine orthopädische Praxis aufsuchen. Im Anamnese-Gespräch werden vorliegende Beschwerden und die individuelle Krankengeschichte abgefragt.

Bei der körperlichen Untersuchung wird die*der Ärztin*Arzt durch Abtasten des Gelenks und Funktionstests der betroffenen Schulter anschließend feststellen, wie weit die Bewegung eingeschränkt ist, wie stabil das Gelenk ist und wo genau die Schmerzen auftreten. Dabei müssen auch andere Erkrankungen, zum Beispiel im Bereich des Nackens und der Halswirbelsäule ausgeschlossen werden. Diese können, ebenso wie Herzprobleme, in den Schulterbereich ausstrahlen.

Zur Diagnose einer Kalkschulter werden zudem bildgebende Verfahren eingesetzt, meist Ultraschall und ein Röntgenbild. Damit können auch mögliche andere Defekte im Schultergelenk, beispielsweise eine Schulterarthrose oder Sehnenentzündungen ausgeschlossen werden. Die erste Phase der Kalkschulter-Entwicklung ist noch nicht erkennbar, deshalb bleibt die Kalkschulter oft lange unbemerkt.

Verlauf und Heilungschancen

Eine Kalkschulter heilt bei vielen Menschen nach einiger Zeit von selbst aus. Die Heilungsaussichten sind in der Regel sehr gut und die Schulter lässt sich ohne Schmerzen wieder bewegen wie zuvor. Nur selten ist eine Operation notwendig. Die gesamte Schulter sollte für einige Wochen geschont, aber durch Physiotherapie beweglich gehalten werden. Bei Patient*innen, bei denen die Verkalkung extrem verhärtet war, bleibt die betroffene Schultersehne manchmal geschwächt.

In den meisten Fällen ist die Kalkschulter ein einmaliges Ereignis. Sind die Kalkkristalle auf natürlichem Weg abgebaut oder per Operation entfernt, kommt es nur selten zu erneuten Kalkeinlagerungen.

Eine hartnäckige oder nicht behandelte Kalkablagerung im Schultergelenk kann jedoch zur dauernden Reizung und Entzündung der Sehne führen und das Risiko für eine Schultergelenksarthrose erhöhen.

Kann man einer Kalkschulter vorbeugen?

Bislang gibt es keine Beweise dafür, dass man einer Kalkschulter mit Sport oder der Ernährung vorbeugen kann. Regelmäßige Übungen für die Schulter, wie Schulter- und Armkreisen können aber die Beweglichkeit des Schultergelenks verbessern, den Druck auf die Sehnen mindern und so eventuell einer Kalkschulter vorbeugen.

So sollte am Schreibtisch eine Schonhaltung und nach vorn gezogenen Schultern und rundem Rücken vermieden werden. Dazu zum Beispiel den Brustkorb regelmäßig aufrichten und die Schulterblätter aneinander bringen, um die Schultern zu entlasten.

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