Augenkrankheiten

Lidrandentzündung (Blepharitis) loswerden mit Geduld und sorgfältiger Pflege

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Zu den Symptomen einer Lidrandentzündung oder Blepharitis gehören klebrig-verkrustete, gerötete und geschwollene Augenlider, trockene, gereizte Augen oder auch das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben. Hier erfahren Sie, wie es zur Lidrandentzündung kommt und wie Sie die hartnäckigen Beschwerden loswerden.

Auge
© iStock.com/SrdjanPav

Bei einer Lidrandentzündung (medizinisch Blepharitis) ist die innere Haut direkt am Auge, der sogenannte Lidrand, entzündet. Die Blepharitis tritt normalerweise an beiden Augen auf, ist aber nicht ansteckend. Sie ist auch nicht wirklich bedrohlich, aber durchaus unangenehm.

Morgens nach dem Aufwachen sind die Symptome am schlimmsten: Die Augen sind verkrustet und verklebt, die Lidränder gerötet und entzündet, die Augenlider geschwollen. Im Laufe des Tages bessern sich die Beschwerden, doch sie verschwinden nie ganz und werden im Lauf der Zeit eher schlimmer. Manch einer hat die Augenlidentzündung als unvermeidlichen Dauerzustand akzeptiert, zumal Behandlungen wie antibiotische oder kortisonhaltige Augentropfen die Beschwerden meist nur kurzzeitig lindern. Doch ist die Ursache erst erkannt, besteht Hoffnung, die typischen Beschwerden wie trockene, gereizte Augen auf Dauer loszuwerden oder zumindest stark zu lindern.

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Wie kommt es zu Lidrandentzündung?

Blepharitis bedeutet zwar wörtlich "Entzündung der Augenlider", sagt aber nichts über den Auslöser der Infektion aus. Unter dem Krankheitsbild fasst man entsprechend verschiedene Formen und Ursachen der Lidrandentzündung zusammen, die jedoch die gleichen Symptome mit sich bringen und entsprechend die gleiche Behandlung erfordern. Zugrunde liegt fast immer eine gestörte Produktion der Augendrüsen.

Das Augenlid (Blepharon) schützt das Auge vor eindringenden Keimen und Fremdkörpern, vor Verletzungen und vor dem Austrocknen. An den Augenlidern befinden sich winzige Talgdrüsen, die die Lidränder einfetten und einen schützenden, öligen Tränenfilm bilden, die sogenannten Meibom-Drüsen. Dieser ölige Film ist wichtig, damit die Tränenflüssigkeit nicht so schnell vertrocknen kann. Kommt es aber zu einer übermäßigen Fettproduktion, können die Meibom-Drüsen verstopfen und sich entzünden – ein ganz ähnlicher Effekt wie bei Akne auf der Haut. Häufig sind es auch gerade die Menschen, die generell zu fettiger und porenverstopfter Haut neigen, die von hartnäckiger Blepharitis heimgesucht werden. Durch den fehlenden Schutzfilm kommt es gleichzeitig zu trockenen Augen und gereizter Bindehaut.

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Häufigste Ursachen und Formen der Lidrandentzündung

Neben einer angeborenen Überfunktion der Meimbom-Drüsen (Meibom-Drüsen-Dysfunktion) gibt es noch viele weitere Faktoren, die das empfindliche Gleichgewicht im Auge stören und zur Augenlidentzündung führen können. Je nach Auslöser und Ursache unterscheidet man:

  • Schuppende Lidrandentzündung (Blepharitis squamosa): mit trockener Schuppung am Wimperngrund, ausgelöst durch eine angeborene Übersekretion der Liddrüsen

  • Infektiöse Lidrandentzündung: Der Sekretstau auf dem Lidrand bildet das perfekte Milieu, damit sich Bakterien oder andere Erreger ansiedeln können. In den meisten Fällen sind es Staphylokokken-Bakterien, die die Entzündung verursachen. Es kommen aber auch Viren infrage, beispielsweise Herpes-Viren, selten auch Milben (Demodex folliculorum), Zecken oder sogar Filzläuse. Ein Abstrich beim Augenarzt kann den Erreger zu identifizieren.

  • Allergische Lidrandentzündung: Eine Blepharitis kann auch durch eine Allergie ausgelöst werden. Häufig ist eine allergische Reaktion auf Pflegeprodukte oder Kosmetika (beispielsweise Wimpertusche) oder auf Medikamente wie Augentropfen oder Augensalbe, es kommen aber auch andere Allergene wie Pollen oder Hausstaubmilben infrage. Typisch für die allergische Blepharitis ist eine ballonartige, über das ganze Lid ausgedehnte Schwellung (Lidödem).

Umweltfaktoren, die die Augen austrocknen oder reizen, können bei einer bestehenden Veranlagung ebenfalls zur Ausbildung einer Blepharitis beitragen. In erster Linie sind hier zu nennen:

  • Staub
  • Wind
  • Zigarettenrauch
  • Trockene Heizungsluft
  • Klimaanlagen

Auch hormonelle Gründe kommen als Auslöser infrage. Gerade bei Frauen in und nach den Wechseljahren kommt es aufgrund hormoneller Veränderungen häufig zu trockenen Augen und Entzündungen der Augenlider als Folge.

Außerdem können systemische Erkrankungen an der Entstehung einer Blepharitis beteiligt sein. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Rheuma oder Schilddrüsenerkrankungen beeinflussen die Funktion der Drüsen im Körper und können so die Entstehung einer Blepharitis begünstigen. Außerdem kommen als Auslöser Hauterkrankungen wie Rosacea, Akne, Neurodermitis und die Seborrhoische Dermatitis (Seborrhö) infrage.

Formen der Lidrandentzündung

Eine Lidrandentzündung kann sich auf verschiedene Weise und an unterschiedlichen Stellen äußern, je nachdem unterteilen Ärzte sie in:

  • Blepharitis squamosa: mit trockenen Schuppen am Wimpernrand

  • Blepharitis ulcerorsa: entzündete, geschwollene und mit Borken besetzte Lidränder

  • Blepharitis angularis: betroffen ist nur der Augenwinkel

  • Hordeolum (Gerstenkorn): entzündlicher Abszess der Liddrüsen. Ein Gerstenkorn ist meist schmerzhaft, aber nicht gefährlich und verschwindet häufig von alleine wieder.

  • Chalazion (Hagelkorn): Verkapselung der Meimbom-Drüsen. Ein Hagelkorn ist im Gegensatz zum Gerstenkorn meist nicht schmerzhaft, muss aber wegen der Gefahr von Folgeschäden fürs Auge behandelt werden.

Geschwollene, verklebte Augenlider und weitere typische Symptome der Blepharitis

Wenn Sie unter folgenden Symptomen leiden, könnte das für eine Lidrandentzündung sprechen:

  • gerötete, verdickte, geschwollene Lidränder
  • entzündete, juckende Lidränder
  • krustige, schuppige oder borkige Auflagerungen
  • weißgraue, fettige Beläge an Lidrand und Wimpern
  • Fremdkörpergefühl im Auge
  • trockene Augen (Sicca-Syndrom)
  • müde, tränende, brennende Augen
  • Augenschmerzen
  • Wimpernausfall (Madarosis)
  • Sehschwankungen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis)

Lidrandentzündung oder Bindehautentzündung: wo liegt der Unterschied?

Eine Lidrandentzündung von einer Bindehautentzündung zu unterscheiden, ist für den Laien gar nicht so leicht. Die Symptome bei beiden sind juckende, entzündete Augen, jedoch ist bei einer Konjunktivitis die den Augapfel bedeckende Bindehaut gerötet, während bei der Blepharitis die Lider betroffen sind.

Eine Bindehautentzündung ist eine sehr häufige, akute Infektion, die mit der richtigen Behandlung normalerweise schnell wieder zurückgeht. Eine Lidrandentzündung hingegen ist eine langwierige Angelegenheit, die bei der Ausheilung viel Geduld erfordert. Die Symptome sind also ähnlich, die Ursachen und entsprechend die Behandlung aber unterschiedlich. Mitunter kommt es aber vor, dass bei einer akuten Blepharitis auch die Bindehaut betroffen ist, man spricht dann von einer Blepharokonjunktivitis.

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Diagnose Lidrandentzündung – manchmal gar nicht so einfach

Eine Lidrandentzündung zu diagnostizieren, ist für einen erfahrenen Augenarzt meist nicht das Problem. Ursache und Auslöser herauszufinden, gleicht aber häufig mühsamer Detektivarbeit. In jedem Fall wird der Augenarzt einen Abstrich vom Lidrand durchführen, um eine Besiedlung mit Bakterien oder anderen Erregern auszuschließen. Des Weiteren muss eine systemische Erkrankung wie beispielsweise Diabetes ausgeschlossen werden, weshalb bei chronischer Blepharitis auch eine ausführliche Untersuchung beim Allgemeinarzt einschließlich großem Blutbild ratsam ist.

Chronische Blepharitis loswerden mit regelmäßiger Lidpflege und viel Geduld

Hat Ihr Augenarzt bei Ihnen eine chronische Blepharitis festgestellt, wird er Ihnen eine sorgsame Augenhygiene bestehend aus Wärmeanwendung, Lidreinigung und Lidmassage empfehlen. Die tägliche Augenpflege gilt als wichtigste Säule bei der erfolgreichen Therapie einer Lidrandentzündung. Wärme unterstützt dabei die Heilung und erleichtert das Ablösen der Verkrustungen und die Reinigung des Lidrandes.

1. Schritt: Wärmeanwendung

Legen Sie feuchtwarme Wattepads (ca. 40 Grad warm) oder ein sauberes feuchtwarmes Tuch oder einen Waschlappen als Augenkompresse für etwa fünf bis zehn Minuten auf die geschlossenen Augen. Dadurch verflüssigt sich das zähe, talgige Sekret, das die Drüsen verstopft und lässt sich anschließend leichter entfernen. Gut ist auch eine Wärmegel-Maske oder eine Wärmebrille (in Apotheken erhältlich) oder auch eine Rotlichtlampe.

Wichtig: Augenkompressen sollten immer nur einmal verwendet und danach weggeworfen oder heiß gewaschen werden.

2. Schritt: Sanfte Lidmassage

Streichen Sie mit dem sauberen Finger oder einem Wattestäbchen mehrfach sanft von außen in Richtung Wimpern, also von oben nach unten vom Oberlid in Richtung Wimpernkranz und umgekehrt vom Unterlid nach oben. Auf diese Weise lassen sich die überschüssigen Sekrete aus den Drüsen ausstreichen.

3. Schritt: Lidreinigung

Reinigen Sie nun die Augenlider mit einem feuchten Wattepad, indem Sie die gelösten Sekrete und Ablagerungen vorsichtig entfernen. Am besten eignet sich dafür eine tensidfreie Lotion aus der Apotheke, da der zähe Talg schlecht wasserlöslich ist.

4. Schritt: Befeuchtung mit künstlichen Tränen

Bis sich der Tränenfilm im Auge normalisiert hat, ist es hilfreich, das Trockenheitsgefühl mit künstlichen Tränen oder befeuchtenden Augentropfen zu mildern. Diese können je nach Bedarf mehrmals täglich bis stündlich angewendet werden.

Beachten Sie bitte auch:

  • Die Lidrandpflege muss langfristig angewandt werden, um Erfolg zu bringen. Unterbricht man die Maßnahmen, besteht die Gefahr eines Rückfalls.

  • Am besten integrieren Sie die Behandlung in die tägliche Körperpflege.

  • In den ersten Wochen der Behandlung sollten Sie auf Kontaktlinsen und Kosmetika an den Augen möglichst verzichten.

Falls der Augenarzt bei Ihnen eine bakterielle Infektion festgestellt hat – aber auch wirklich nur dann –, empfiehlt sich die zusätzliche Behandlung mit antibiotischen Augentropfen bis zum Abklingen der akuten Blepharitis.

Folgende Maßnahmen und Hausmittel bieten sich zur unterstützenden Behandung bei Lidrandentzündung an:

  • Pflanzenaufguss aus Augentrost (Euphrasia): Diese heimische Pflanze enthält antibakterielle und entzündungshemmende Stoffe und ist seit Jahrhunderten bei Augenerkrankungen bewährt.

  • Vorsicht vor Kamille: Häufig wird empfohlen, die Augen mit Kamille zu baden oder Kompressen aus Kamillenteebeuteln auf die Lider zu legen. Kamille sollte wegen einer möglichen allergieauslösenden Wirkung am Auge aber nicht angewandt werden.

  • Homöopathie bei Lidrandentzündung: Mittel der Wahl bei allen Augenentzündungen ist Euphrasia in der Potenz D12.

  • Eine Omega-3-Fettsäuren-reiche Ernährung unterstützt die Regeneration der Meibom-Drüsen und der empfindlichen Lidhaut. Omega-3-Fettsäuren stecken beispielsweise in allen fetten Seefischen, in Leinsamen, Leinöl und Walnüssen.

Gute Prognose bei konsequenter Augenhygiene

Eine chronische Blepharitis ist im Normalfall nicht gefährlich und manche Menschen leben damit jahrelang, ohne sich besonders davon beeinträchtig zu fühlen. Im Laufe der Zeit kann sie aber zu Folgeerkrankungen führen, die langfristig die Sehkraft des Auges beeinträchtigen und schlimmsten Falls zum Verlust des Augenlichts führen können. Häufige Komplikationen sind dabei Gerstenkorn (Hordeloum) und Hagelkorn (Chalazion). Vor allem letzteres muss häufig operativ entfernt werden, um Schäden am Auge zu vermeiden.

Deshalb sollte eine Blepharitis konsequent behandelt werden. Bei regelmäßiger Lidrandpflege ist die Prognose aber gut. Selbst wenn das zugrunde liegende Problem, die übermäßige Talgproduktion, nicht "heilbar" ist, so lässt sich dadurch fast immer Beschwerdefreiheit oder zumindest eine deutliche Linderung der Symptome erreichen. Allerdings müssen Betroffene geduldig sein. Bis sich die Haut am Lidrand regeneriert hat, vergehen in etwa drei bis vier Wochen. Vorher ist bereits mit einer wirklichen Besserung der Symptome leider nicht zu rechnen.

Lidrandentzündung vorbeugen – Auslöser meiden

Wer zur Lidrandentzündung neigt, sollte die beschriebene Augenhygiene als festes Ritual in die tägliche Körperpflege einbauen. Konsequent angewandt können damit neuerliches Verstopfen der Drüsen und die damit einhergehenden Infektionen am Lidrand sehr gut vermieden werden.

Typische Auslöser wie Zigarettenrauch, trockene Heizungsluft oder ausgiebige, die Augen ermüdende Arbeiten am Computer sollte man künftig möglichst meiden.

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