Juckreiz lindern

Homöopathische Therapie bei Neurodermitis

Neurodermitis ist eine chronische Hautkrankheit aus dem Kreis der atopischen Krankheiten. Insbesondere bei Kindern lassen sich mit homöopathischen Arzneimitteln oft erstaunliche Erfolge erzielen.

Baby mit Neurodermitis im Gesicht
© silentalex88/Shutterstock

Artikelinhalte im Überblick:

15 Hautprobleme und ihre Gegenmittel aus der Natur

Was ist Neurodermitis?

Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche, mit Juckreiz einhergehende Hauterkrankung. Sie ist nicht ansteckend und verläuft meist schubweise. Zentrale Bestandteile der Erkrankung sind eine gestörte Barrierefunktion der Haut sowie die überschießende Reaktion des Immunsystems.

Oft zeigt sich eine erbliche Veranlagung. Was die Erkrankung letztendlich auslöst oder verschlimmert, liegt an verschiedenen Faktoren. Eine wichtige Rolle spielen Trigger (auslösende Faktoren). Typische Trigger für Neurodermitis sind:

  • Stress, Belastungssituationen
  • Klima (insbesondere Herbst und Winter)
  • bestimmte Nahrungsmittel
  • Infekte
  • Reizstoffe (etwa Seife, Kosmetika)
  • Tabakrauch, Duftstoffe
  • Allergene (Allergene in der Luft, Nahrungsmittel, Kontaktallergene)

Die konventionelle Therapie besteht in der Gabe von Antihistaminika, Kortison sowie Immunsuppressiva. Dadurch können die Symptome der Neurodermitis unterdrückt und zeitweise gelindert sowie ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden.

Ziel der Homöopathie bei Neurodermitis

Ziel einer homöopathischen Behandlung bei Neurodermitis ist die Heilung zu erreichen, indem der Mensch seine Selbstheilungskräfte aktiviert.

Dazu muss eine ausführliche Befragung (Anamnese) diejenigen Symptome zutage fördern, die für Betroffene charakteristisch sind. Diese Symptome führen dann zur Auswahl des homöopathischen Arzneimittels. Damit werden nicht nur die äußeren, sichtbaren Symptome behandelt, sondern auch die im Inneren vorhandenen Auslöser der Neurodermitis. Nach homöopathischem Verständnis führt die erfolgreiche Behandlung einer eigentlich inneren Störung zum Verschwinden der Hautsymptomatik.

10 homöopathische Mittel gegen Juckreiz

Homöopathische Behandlung bei Neurodermitis

Nach der Anamnese wird der Homöopath ein Einzelmittel auswählen, das die entscheidenden Symptome der Erkrankten abdeckt. Dieses Mittel kann in Form von Globuli (D- und C-Potenzen) sowie homöopathischen Tropfen (Q- oder LM-Potenzen) verordnet werden.

Homöopathische Mittel werden auch als Tabletten, Salben und Injektionslösungen angeboten. Meist handelt es sich dann um Komplexmittel.

Welche homöopathischen Wirkstoffe kommen infrage?

Grundsätzlich sprechen Kinder und Jugendliche gut auf Homöopathie bei Neurodermitis an und die Erfolgsaussichten sind deutlich besser als bei Erwachsenen.

Wirkstoffe für akute Hautentzündungen:

  • Borax (D6) bei stark juckender Haut
  • Cardiospermum halicacabum (D3) bei roter, entzündeter Haut mit quälendem Juckreiz
  • Kreosotum (D12) bei nässendem Ausschlag, der brennt und Eiter bildet
  • Oleander (D6) bei Neurodermitis im Gesicht
  • Sarsaparilla (D6) bei geröteter, nässender Haut mit Bläschen und Pusteln

Wirkstoffe für chronische Hautentzündungen:

  • Alumina (D12) bei trockener Haut, die blut gekratzt wurde
  • Calcium carbonicum (D12) bei trockenem Ekzem mit Juckreiz und Brennen oder nässendem Ausschlag mit schleimigem Sekret
  • Graphites (D12) bei juckender, brennender Haut mit honigartiger Flüssigkeit
  • Lycopodium clavatum (D12) bei einzelnen Hautstellen, die trocken sind und schuppen
  • Sulfur (D12) bei trockenem Ekzem, das juckt und brennt

Ist die Symptomfreiheit erreicht, kann die Behandlung beendet werden. Kommt es zum Wiederauftreten von Symptomen, sind diese im Allgemeinen von deutlich leichterer Ausprägung und können gut behandelt werden. Bei Erwachsenen ist die Behandlung langwieriger und eine komplette Symptomlosigkeit schwerer zu erreichen.

Warum eignet sich die Neurodermitis nicht zur homöopathischen Selbstmedikation?

Chronische Hautkrankheiten wie die Neurodermitis sollten nicht von Betroffenen selbst homöopathisch behandelt werden. Dafür gibt es zwei Gründe:

  1. Durch zu hoch gewählte Potenzen oder eine zu häufige Einnahme der homöopathischen Arzneimittel kann es zu starken Erstverschlimmerungen kommen.

  2. Die Heilung durch eine homöopathische Behandlung verläuft nach den Vorstellungen der klassischen Homöopathie von oben (Kopf) nach unten (Füße), von innen (Organe) nach außen (Haut) und in der umgekehrten Reihenfolge des Auftretens der Krankheitssymptome. Schlecht gewählte homöopathische Mittel können dazu führen, dass sich der Hautausschlag der Neurodermitis bessert, sich aber dafür eine andere atopische Erkrankung zeigt.

Homöopathie bei Neurodermitis: Studienergebnisse

Ergebnisse von Studien, die sich mit den Erfolgen einer homöopathischen Behandlung der Neurodermitis beschäftigen, zeigen unterschiedliche Ergebnisse.

  • Eine Studie der Charité Berlin aus dem Jahr 2005 zeigt eindeutig die Wirksamkeit der Homöopathie bei Neurodermitis und anderen chronischen Krankheiten. Fast 4.000 Erwachsene und Kinder mit chronischen Erkrankungen (häufigste Diagnosen: atopische Dermatitis bei Kindern, allergische Rhinitis bei Männern und Kopfschmerzen bei Frauen) wurden zwei Jahre klassisch homöopathisch behandelt. Es kam in signifikantem Maß zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität sowie der Reduzierung der Zahl eingenommener Medikamente bei den Probanden.

  • 2013 veröffentlichte die Charité Berlin die Ergebnisse einer Vergleichsstudie, die sich in den Jahren 2006–2009 mit dem Nutzen, den Kosten und der Sicherheit der homöopathischen Behandlung bei 99 Kindern mit Neurodermitis beschäftigt. Im Ergebnis wirkte die homöopathische Therapie genauso gut wie die konventionelle Behandlung und auch hinsichtlich der Nebenwirkungen waren beide Verfahren ebenbürtig. Die homöopathische Therapie war aber aufgrund höherer Arztkosten durch den engen Kontakt zwischen Patienten und Ärzten deutlich teurer.

  • Im Rahmen einer Langzeitstudie aus Italien wurden in den Jahren 1998–2014 325 Kinder mit einer atopischen Erkrankung beobachtet. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Verbesserung der relevanten Krankheitssymptome in 75,8 Prozent der Fälle. Kinder mit Neurodermitis und Heuschnupfen zeigten dabei bessere Resultate als Kinder mit Asthma. In einer Langzeitanalyse von 107 Patienten waren nach fünf bis zehn Jahren bei 70,1 Prozent der Kinder alle Symptome verschwunden. Hier waren es insbesondere die Kinder mit Neurodermitis, die mit einer Heilungsrate von 84,2 Prozent am stärksten von der homöopathischen Therapie profitierten. 40 Prozent der Kinder, die in der Eingangsuntersuchung zwei oder drei atopische Erkrankungen hatten, waren am Ende der Kontrollzeit komplett beschwerdefrei.

  • Ganz andere Ergebnisse brachte eine randomisierte, placebo-kontrollierte Doppelblindstudie aus dem Jahr 2009, die bei einer Gruppe von 24 Probanden mit Neurodermitis durchgeführt wurde. Im Laufe der 32-wöchigen Studie zeigten die homöopathischen Arzneien keine Wirkung, die über den Placeboeffekt hinausging.

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