Steißbein tut weh

Steißbeinschmerzen: Wenn Sitzen unerträglich wird

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Steißbeinschmerzen merken Betroffene vor allem im Sitzen, wenn ein brennender und stechender Schmerz ins Gesäß fährt. Was dahinter steckt, warum überwiegend Frauen daran leiden und welche Maßnahmen die Schmerzen lindern.

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© Getty Images/boonchai wedmakawand

Als Steißbeinschmerzen (Kokzygodynie/Coccygodynie) werden ziehende oder stechende Schmerzen im Bereich des Steißbeins bezeichnet. Die Schmerzen kommen schleichend und halten oft lange an. Betroffene spüren sie vor allem beim Sitzen, Hinsetzen und Aufstehen. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Ein Unfall, ein Sturz, falsches Sitzen oder eine Schwangerschaft können mögliche Auslöser sein.

Steißbeinschmerzen sind keine typischen Beschwerden am Rücken oder des Bewegungsapparats. Sie treten eher selten auf. Betroffen sind davon allerdings überwiegend Frauen.

Im Überblick:

Wo befindet sich das Steißbein?

Das Steißbein ist der unterste Abschnitt der Wirbelsäule und kann an der Gesäßfalte ertastet werden. Es besteht aus drei bis fünf Wirbeln. Allerdings sind diese nicht wie die Hals- oder Brustwirbel frei beweglich, sondern zu einem Knochen verwachsen. Nur im Sitzen bewegt es sich minimal. Am Steißbein setzen zahlreiche Muskeln, Sehnen und Bänder des Beckens und der Hüfte an.

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© iStock.com/R&A Studio

Symptome: So zeigen sich Steißbeinschmerzen

Typisch sind stechende, ziehende oder brennende Schmerzen unmittelbar in der Region des Steißbeins. Sie können aber auch Richtung Lenden, Hüfte oder zum Anus ausstrahlen. Betroffene spüren die Schmerzen am häufigsten im Sitzen, weil in dieser Position am meisten Druck auf dem Steißbein lastet. Teilweise können die Schmerzen sogar so stark sein, dass Sitzen gar nicht möglich ist. Aufstehen und Hinsetzen sind ebenso sehr mühsam und schmerzhaft. Aber auch beim Stuhlgang oder Sex können sich Steißbeinschmerzen bemerkbar machen. Je nach Ursache halten die Schmerzen einige Wochen oder bis zu mehreren Monaten an.

Ursachen für Steißbeinschmerzen

Warum das Steißbein schmerzt, kann verschiedene Gründe haben. Am häufigsten sind:

  • Prellungen, Stauchungen, Hämatome oder ein Bruch nach einem Sturz auf das Gesäß, zum Beispiel bei einem Sportunfall oder beim Ausrutschen auf vereister Straße. Manchmal zeigen sich die Beschwerden auch erst viele Monate oder Jahre nach einem Sturz.

  • Verrenkungen (Luxation) des Steißbeins, ausgelöst ebenfalls durch einen Sturz oder Tritt gegen das Steißbein. Dabei löst sich das Steißbein vom angrenzenden Kreuzbein und wird nur noch von Bändern und Sehnen gehalten.

  • Überbeweglichkeit des Steißbeins, häufig aufgrund einer Verletzung oder Überlastung durch langes Sitzen. Dabei knickt das Steißbein im Sitzen stärker ab als normal. Diese Überbeweglichkeit strapaziert das umliegende Gewebe.

  • Angeborene Fehlstellungen des Steißbeins, zum Beispiel eine Krümmung oder starkes Abknicken der Steißbeinspitze.

  • Altersbedingte Erkrankungen der Wirbelsäule oder ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule.

  • Sehnenentzündung der Beckenbodenmuskulatur oder des großen Gesäßmuskels.

Auch langes und häufiges Sitzen auf einem harten Untergrund, wie einem harten Stuhl, Fahrradsattel oder Ruderbank kann zu kleinen Verletzungen im Bereich des Steißbeins führen und Steißbeinschmerzen auslösen.

Sehr selten können auch folgende Ursachen zu Steißbeinschmerzen führen:

Steißbeinschmerzen während der Schwangerschaft und nach der Geburt

Ein weiterer Auslöser für Steißbeinschmerzen sind Schwangerschaften und schwere Geburten. Das ist auch der Grund, warum Frauen häufiger von Steißbeinschmerzen betroffen sind als Männer. Im Verlauf einer Schwangerschaft lockert sich der Beckenring, damit das Kind genügend Platz während der Entbindung im Geburtskanal hat. Die Veränderung des Beckens ist ein normaler Vorgang während der Schwangerschaft. Allerdings erhöht sich dadurch der Druck auf das Steißbein, der bei einigen Frauen Schmerzen verursachen kann. Auch bei der Geburt wird auf das Steißbein starker Druck ausgeübt. Das kann zu Reizungen, Verletzungen und Verrenkung des Steißbeins führen, die Frauen in diesem Bereich noch lange nach der Geburt spüren.

Diagnose bei Steißbeinschmerzen: was tun?

In den meisten Fällen lassen die Schmerzen am Steißbein innerhalb einiger Wochen von alleine nach. Dennoch ist es sinnvoll Steißbeinschmerzen von einem Arzt abklären zu lassen. Umso schneller eine Therapie beginnt, desto geringer ist die Gefahr, dass die Beschwerden chronisch werden und über Monate anhalten.  

Für die Diagnose tastet der Arzt das Steißbein ab und übt Druck darauf aus. Das geschieht entweder von außen oder rektal über den Enddarm. Mit einem Röntgenbild wird zudem überprüft, ob es einen Bruch oder eine andere Veränderung am Steißbein gibt. In seltenen Fällen wird auch eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt, um Ursachen wie eine Entzündung oder eine Tumorerkrankung auszuschließen.

Behandlung von Steißbeinschmerzen

Bei Beschwerden am Steißbein geht es vor allem darum, die Schmerzen zu lindern. Auch schwere Verletzungen wie ein Steißbeinbruch werden so behandelt. Häufig werden für die Behandlung von Steißbeinschmerzen verschiedene Maßnahmen kombiniert. Dazu gehören:

  • Schmerzmittel in Form von Tabletten, wie Ibuprofen oder entzündungshemmende Salben

  • Lokale Injektion in den schmerzhaften Bereich mit Kortison oder mit einem Mittel zur örtlichen Betäubung

  • Entlastung des Steißbeins beim Sitzen, zum Beispiel mit einem Sitzring oder einem weichen Sitzkissen mit Aussparung. Zusätzliche Haltungsübungen beim Sitzen können die Schmerzen ebenfalls minimieren.

  • Wärme-Therapie zur Entspannung der Muskulatur im Beckenboden, zum Beispiel warme Bäder oder Fangopackungen.

  • Um gezielt den Beckenboden oder die Beckenbodenmuskulatur zu behandeln, kommen auch Krankengymnastik oder Massagen infrage.

Ist das Steißbein stark beschädigt und bessern sich die Beschwerden auch nach Monaten nicht, dann ist als letzte Option auch eine operative Entfernung des Steißbeins möglich. Dieser Eingriff wird aber nur sehr selten durchgeführt.

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