Zyklusbeschwerden

PMDS: Extreme psychische Belastung vor der Periode

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PMDS steht als Abkürzung für "prämenstruelle dysphorische Störung". Damit ist ein massives Stimmungstief während der zweiten Zyklushälfte kurz vor der Monatsblutung gemeint. Das Syndrom gilt als besonders schwere Form prämenstrueller Störungen (PMS), der Leidensdruck ist oft groß. Welche Hilfe gibt es?

PMDS: Depression vor der Periode
© Getty Images/Ol'ga Efimova/EyeEm

Kurzübersicht: PMDS

Was ist PMDS? Unter PMDS wird eine prämenstruelle dysphorische Störung verstanden, bei der Betroffene vor der Periodenblutung ein starkes Stimmungstief sowie depressive Symptome erleben. Als Ursache werden Schwankungen des Hormonspiegels vermutet.

Was sind PMDS-Symptome? Zu den gängigen Beschwerden zählen beispielsweise Stimmungsschwankungen, Kontrollverlust, Gereiztheit, depressive Verstimmung und Schlafstörungen.

Was hilft bei PMDS? Bei leichten Beschwerden kann ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, Entspannungsübungen und einer ausgewogenen Ernährung helfen. In schweren Fällen kann die Einnahme von Medikamenten wie der Antibabypille oder einem Antidepressivum notwendig sein.

Im Überblick:

PMDS-Symptome: Wie der Zyklus die Psyche beeinflussen kann

Was ist PMDS?

Während der zweiten Hälfte ihres Zyklus kämpfen viele Frauen im gebärfähigen Alter mit verschiedenen körperlichen oder psychischen Symptomen wie:

  • Rücken- oder Kopfschmerzen
  • spannende, schmerzende Brüste
  • Unterleibskrämpfe
  • Reizbarkeit
  • allgemeines Unwohlsein

Diese Beschwerden sind auch als prämenstruelles Syndrom (PMS) bekannt. Sie sind meist nicht sehr stark und mit Beginn der Periode lassen sie wieder nach. Einige Frauen leiden in der Zeit ab dem Eisprung jedoch unter übermäßig starken Symptomen wie Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen. Sie sind dann besonders reizbar, aggressiv, niedergeschlagen oder hoffnungslos. Treten solche Symptome vor der Periode auf, sprechen Fachleute von einer prämenstruellen dysphorischen Störung, kurz PMDS. Mit Einsetzen der Periode oder kurz danach hören diese Symptome schlagartig auf.

Hervorgerufen werden die Beschwerden durch Hormonschwankungen während des Zyklus. Allerdings sind die Ursachen für PMDS noch nicht abschließend erforscht.

Wie häufig ist die prämenstruelle dysphorische Störung?

Eine prämenstruelle dysphorische Störung betrifft zwei bis fünf Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter. Die Auswirkungen können so gravierend sein, dass sie den Alltag stark beeinträchtigen und die Arbeit unmöglich machen. Obwohl PMDS mit Beginn der ersten Periode in jedem Alter auftreten kann, sind Frauen zwischen 25 und 35 Jahren am stärksten von den Symptomen betroffen. Ebenso kann eine Schwangerschaft PMDS auslösen oder verschlimmern.

PMDS: Welche Symptome sind möglich?

Bei PMDS treten in der zweiten Zyklushälfte vor allem psychische Beschwerden auf, die mit Einsetzen der Periode oder wenige Tage danach wieder abklingen. Diese sind deutlich stärker ausgeprägt als beim PMS und ähneln häufig den Symptomen von bekannten psychischen Erkrankungen wie einer Depression oder Angststörung.

Zu den Anzeichen gehören unter anderem:

  • depressive Verstimmung
  • Ängstlichkeit oder Anspannung
  • Appetitveränderungen  (etwa Heißhunger)
  • Schlafstörungen
  • Kontrollverlust

Darüber hinaus können auch körperliche Symptome auftreten wie Gewichtsschwankungen, Brustempfindlichkeit, Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen sowie ein Gefühl des Aufgedunsenseins.

Ursachen für die prämenstruelle dysphorische Störung

Für Betroffene ist wichtig zu wissen, dass PMDS keine psychische Erkrankung ist, sondern vor allem biologische Ursachen hat. Die genauen Ursachen sind noch nicht abschließend erforscht, aber es wird angenommen, dass der Körper nach dem Eisprung überempfindlich auf die normale Veränderung des Verhältnisses zwischen den Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron reagiert. Diese Hormone haben unter anderem Einfluss auf den Botenstoff Serotonin – ein wichtiger Neurotransmitter im Gehirn, der dafür verantwortlich ist, Stimmung, Schlaf, Appetit und soziales Verhalten zu regulieren. Laut einer aktuellen Studie ist der Transport von Serotonin bei betroffenen Frauen in der zweiten Zyklushälfte allerdings gestört. In Folge steht dem Körper weniger des Botenstoffs zur Verfügung, was die Beschwerden von PMDS auslösen kann.

Darüber hinaus werden noch viele weitere hormonelle Faktoren sowie äußere Einflüsse vermutet, die das Auftreten von PMDS begünstigen können. So wird zum Beispiel angenommen, dass eine familiäre Vorbelastung mit psychischen Erkrankungen, Stress oder die Ernährung dazu beitragen, dass PMDS entsteht.

Ärztliche Anlaufstellen und Diagnose

PMDS schränkt das Leben von betroffenen Frauen häufig ein. Dennoch werden die Beschwerden oft erst abgeklärt, wenn der Leidensdruck besonders groß ist und Probleme im familiären oder beruflichen Umfeld daraus resultieren. Bei starken zyklusabhängigen Symptomen, ist es in jedem Fall sinnvoll, gynäkologischen Rat einzuholen.

Für die Abklärung der Symptome kann es hilfreich sein, ein Zyklustagebuch zu führen, in dem die Beschwerden, deren Einsetzen und Schwere dokumentiert werden. Das Tagebuch sollte mindestens einen Zeitraum von zwei Zyklen umfassen, weil die Diagnose PMDS erst bei wiederholtem Auftreten der Symptome gestellt wird. Bei Bedarf werden Patientinnen gegebenenfalls in eine Fachpraxis für Endokrinologie für weitere Untersuchungen überwiesen.

Diagnosestellung anhand der Symptome

Einen speziellen PMDS-Test zum Nachweis der Störung gibt es nicht. Denn Hormonuntersuchungen zeigen bei PMDS meist keine Auffälligkeiten. Die Diagnose basiert stattdessen auf der Anamnese und wird vor allem anhand der folgenden Kernsymptome gestellt:

  • Reizbarkeit und Wut
  • Stimmungsschwankungen
  • Angst und Anspannung
  • depressive Verstimmung

Um psychische Erkrankungen auszuschließen, ist dabei vor allem entscheidend,

  • dass die Symptome wiederholt auftreten,
  • erst in der zweiten Zyklushälfte beginnen und
  • mit Einsetzen der Periode wieder verschwinden.

Ein weiteres Diagnosekriterium ist, dass die Symptome zu einer deutlichen Beeinträchtigung der beruflichen oder schulischen Leistungsfähigkeit führen oder Konflikte verursachen und sich auch auf die sozialen und familiären Beziehungen negativ auswirken.

Behandlung von PMDS

Bei leichten Formen der prämenstruellen dysphorischen Störung kann sich eine Veränderung des Lebensstils positiv auf die Symptome auswirken. Ausreichend Schlaf und Entspannungsmethoden wie Yoga helfen, Stress zu reduzieren. Sport und viel Bewegung an der frischen Luft heben die Stimmung. Zudem sollte auf Nikotin und Alkohol verzichtet werden. Auch die Ernährung hat einen großen Einfluss. Sie sollte grundsätzlich gesund und ausgewogen sein. Zusätzlich können bestimmte Lebensmittel helfen, den Serotoninspiegel in der zweiten Zyklushälfte positiv zu beeinflussen. Damit der Körper Serotonin bilden kann, braucht er die Aminosäure Tryptophan. Diese steckt in vielen alltäglichen Lebensmitteln wie Geflügel, Käse, Hülsenfrüchten, Tofu, Nüssen, Datteln oder dunkler Schokolade. All das kann dazu beitragen, die monatlichen Beschwerden zu lindern.

Bei einem starken PMDS wird vor allem eine Behandlung mit Medikamenten empfohlen. Dabei kommen vorrangig die folgenden zwei Präparate infrage:

  • Antibabypille
  • Antidepressiva

Die Antibabypille unterdrückt den Eisprung und damit die monatlichen Hormonschwankungen. Die Symptome können dadurch deutlich abklingen. Manche Frauen leiden in der hormonfreien Pause dennoch weiter an Beschwerden. Auch nach Absetzen der Pille, zum Beispiel bei Kinderwunsch, kann PMDS wieder verstärkt auftreten.

In Deutschland gibt es keine Antibabypille, die speziell für PMDS zugelassen ist. Grundsätzlich kann mit jedem Präparat der Hormonspiegel konstant gehalten und dadurch PMDS-Symptome unterbunden werden. Am effektivsten wirken Antibabypillen mit einem sogenannten Langzyklus. Das heißt, die Hormone werden ohne Pillenpause durchgehend eingenommen. Die Wahl der richtigen Pille hängt jedoch immer von verschiedenen Faktoren wie Alter, Rauchverhalten oder bestimmten Vorerkrankungen ab. Risiken und Nebenwirkungen sowie Vor- und Nachteile sollten deshalb immer mit dem*der Frauenarzt*Frauenärztin besprochen werden.

Antidepressiva gegen die prämenstruelle dysphorische Störung

Als Antidepressiva kommen sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, kurz SSRI zum Einsatz. Diese Medikamente regulieren den Serotoninstoffwechsel und sollen die Stimmung aufhellen. Schlägt die Therapie mit Antidepressiva an, kann versucht werden, diese nach einem halben bis einem Jahr abzusetzen. Wünschen Betroffene hingegen eine langfristige Einnahme, ist dies auch möglich.

Prognose und Verlauf von PMDS

Für PMDS gibt es keine Standardtherapie. Mitunter kann es lange dauern, bis betroffene Frauen die für sich optimale Behandlung finden. Da die Symptome in verschiedenen Lebenssituationen oder bei Belastung unterschiedlich stark ausfallen können, ist es sinnvoll, ein Zyklustagebuch zu führen. Dies kann helfen, Einflussfaktoren zu erkennen, die Beschwerden auslösen oder lindern. Unterstützen kann ebenso eine kognitive Verhaltenstherapie. In dieser lernen betroffene Frauen, mit den Stimmungsschwankungen und dem daraus resultierenden Verhalten umzugehen. Solange Frauen menstruieren, können sie von PMDS betroffen sein. Erst mit Einsetzen der Wechseljahre verschwinden die Symptome dauerhaft.

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