Nierensteine und Nierengrieß: Ursachen, Symptome und Behandlung
Kleine Nierensteine, also in der Niere befindliche Harnsteine, in der Größe eines Reiskorns oder einer Erbse, gehen meist von allein mit dem Harn ab und werden als Nierengrieß bezeichnet. Ab einer bestimmten Größe können die Steine jedoch sehr schmerzhaft sein. Alles von Ursachen und Symptomen bis hin zur Entfernung und richtigen Behandlung von Nierensteinen.
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Bei Nierensteinen handelt es sich um kristalline Steine in der Niere. Mit dem Urin scheidet die Niere bestimmte Substanzen aus, die normalerweise im gelösten Zustand vorliegen. Wenn diese Substanzen in zu hoher Konzentration vorhanden sind, bilden sich Kristalle, die zu Steinen in den Nieren anwachsen können. Einige Nierensteine haben wenige Millimeter Durchmesser wie ein Reiskorn, andere werden mehrere Zentimeter groß, sodass sie das ganze Nierenbecken ausfüllen.
Die Steine können in der Niere liegen bleiben (Nephrolithiasis) oder von dort mit dem Urin in den Harnleiter, die Harnblase und die Harnröhre gelangen. Kleinere Steinchen werden zumeist unbemerkt ausgeschieden. Andererseits können Nierensteine auch starke, kolikartige Schmerzen verursachen. Sie können im Harnleiter stecken bleiben und dort zu einem Harnstau führen.
Im Überblick:
Häufigkeit von Nierensteinen
Meistens treten Nieren- oder Harnsteine zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr auf. In Deutschland sind etwa fünf Prozent der Bevölkerung davon betroffen – dabei haben Männer doppelt so häufig Nierensteine wie Frauen. In heißen, trockenen, gebirgigen Regionen sind Nierensteine häufiger verbreitet. In Wohlstandsgesellschaften sind Menschen eher davon betroffen als in Ländern mit Mangelernährung. Ein Grund dafür ist, dass eine eiweißreiche Ernährung die Bildung von Nierensteinen begünstigt.
Symptome bei Nierensteinen
Oft bleiben sowohl Nierengrieß als auch Nierensteine von Betroffenen unbemerkt, da die Steine selbst zu keinen typischen Beschwerden führen. Erst wenn ein Stein aus den Nieren in den Harnleiter wandert und sich aufgrund seiner Größe an Engstellen festsetzt, kann die krampfartige Muskelkontraktion zu starken Schmerzen (Nierenkolik) führen. Je nachdem, wo der Nierenstein sitzt, treten krampfartige Schmerzen im Rücken und/oder im seitlichen Unterbauch auf. Diese Schmerzen im Bereich der betroffenen Niere können in alle Richtungen über den Rücken ausstrahlen. Bei einigen Menschen strahlt der Schmerz bis in die Genitalien aus. Viele Betroffene klagen zudem über Schweißausbrüche, Übelkeit oder müssen sogar erbrechen. Auch Blut im Urin tritt im Zusammenhang mit Nierensteinen häufig auf.
Nierengrieß dagegen kann oft ohne Beschwerden ausgespült werden.
Ursachen von Nierensteinen
Es sind mehrere Ursachen bekannt, die bei der Entstehung von Nierensteinen eine Rolle spielen.
Familiäre Ursachen: Einige Studien belegen, dass Nierensteine in einigen Familien häufiger vorkommen als in anderen. Ob man von Vererbung sprechen kann oder ob die Kinder ungünstige Ernährungsgewohnheiten von ihren Eltern übernommen haben, konnte bislang noch nicht geklärt werden.
Organische Probleme: Bei gewissen Fehlbildungen in den Nieren, zum Beispiel bei zu engen ableitenden Harnwegen, können auch kleine Nierensteine nicht von allein abwandern.
Harnwegsinfekte: Sogenannte Infektsteine treten im Zusammenhang mit bakteriellen Blasenentzündungen auf.
Zu wenig Flüssigkeit: Entweder man nimmt zu wenig Flüssigkeit auf oder man verliert extrem viel Flüssigkeit durch starkes Schwitzen bei körperlicher Anstrengung oder Durchfallerkrankungen.
Falsche Ernährung: Ein übermäßiger Anteil von Milch und Milchprodukten erhöht die Konzentration von Kalzium im Urin. Zu viel an Fleisch, Innereien und Wurst erhöht die Menge an Purinen und Harnsäure im Blut – die Folge können Harnsäuresteine sein. Auch eine eißweißreiche Ernährung fördert die Bildung von Nierensteinen.
Spezielle Erkrankungen: zum Beispiel Überfunktion der Nebenschilddrüsen und entzündliche Darmerkrankungen
Bettlägerigkeit
Liegt der Säuregehalt (pH-Wert) des Urins unter 5,5 oder über 7, kann das die Kristallbildung ebenfalls begünstigen. Der pH-Wert des Urins hängt von der Ernährung ab. Wie die verschiedenen Steinarten im Einzelnen entstehen, ist zum Teil wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Erwiesen ist jedoch, dass bestimmte Stoffe zur Nierensteinbildung beitragen, wenn der Urin damit übersättigt ist.
Diagnose von Nierensteinen
Zunächst wird der Arzt den Betroffenen bei Verdacht auf Nierensteine befragen und ihn körperlich untersuchen. Dazu gehört es auch, die Flanke abzuklopfen. Liegt eine Harnstauung in der Niere vor, empfinden die Betroffenen dabei häufig einen Druckschmerz.
Im Urin und Blut können sich weitere Hinweise auf Nierensteine befinden. Bildgebende Verfahren machen die Nierensteine sichtbar. Rote Blutkörperchen im Urin können auf eine Nierensteinerkrankung hinweisen. Sind weiße Blutkörperchen im Urin zu finden, so liegt eine Entzündung vor. Das ist bei Nierensteinen oft der Fall, weil Harnwegsinfekte häufig mit Nierensteinen einhergehen. Durch die Blutuntersuchung kann der Arzt mehr über die Nierenfunktion, Entzündungen und über mögliche Ursachen der Nierensteine erfahren.
Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen der ableitenden Harnwege sind der grundlegende Teil der Diagnose. Durch diese bildgebenden Verfahren kann der Arzt feststellen, wie viele Steine es sind, wie groß sie sind und wo sie sich genau befinden. Auch eine Harnstauung und entzündliche Prozesse in der Niere können auf diese Weise sichtbar werden.
Geben diese Untersuchungsmethoden nicht ausreichend Klarheit, können eine Computertomographie, eine Röntgenuntersuchung zur Darstellung der Harnleiter und des Nierenbeckens mithilfe eines speziell geformten Katheters (retrograde Pyelografie) oder eine Nierenspiegelung (Renoskopie) weiteren Aufschluss liefern, ob es sich um Nierensteine handelt.
Entfernung von Nierensteinen und andere Behandlungsmöglichkeiten
Nierengrieß kann mithilfe von ausreichender Flüssigkeitszufuhr und der Unterstützung von harntreibenden Präparaten ausgespült werden, bevor es zu einem weiteren Wachstum der Steine kommen kann.
Beim Verdacht auf Nierensteine muss ein Urologe aufgesucht werden. In vielen Fällen kann mit unterstützenden Maßnahmen ein spontaner Steinabgang erreicht werden, ohne dass eine aktive Steinentfernung durch einen Eingriff erforderlich wird. Zu den unterstützenden Maßnahmen zählen Bewegung (zum Beispiel Hüpfen) und erhöhte Flüssigkeitsaufnahme. Auch pflanzliche, harntreibende Präparate mit Hauhechelwurzel, Orthosiphon und Goldrutenkraut können hier helfen. Bei akuten Koliken kommen meist starke Schmerzmittel wie Metamizol zum Einsatz.
Diese Maßnahmen müssen vom behandelnden Arzt durch regelmäßige Röntgen- und/oder Ultraschalluntersuchungen überwacht werden, um die Position des Steins zu verfolgen und Komplikationen (wie einen Urinstau) rechtzeitig zu erkennen. Wenn die Beschwerden mehrere Tage bestehen bleiben und der Stein sich nicht bewegt, eine Infektion oder Harnstau auftritt, muss der Urologe den Nierenstein entfernen. Zu den operativen Behandlungen zählen die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (Zertrümmerung des Steins von außen) und die endoskopische Zertrümmerung von innen mithilfe von zum Beispiel Lasertechnologie. Auch wenn der Stein schon größer als acht Millimeter ist oder starke Schmerzen, die sich mit Schmerzmitteln nicht in den Griff bekommen lassen, bestehen, wird der Stein durch einen Eingriff entfernt.
Verlauf und Komplikationen
Nierensteine, die weniger als zwei Millimeter Durchmesser haben, gehen in 80 Prozent der Fälle von selbst mit dem Urin ab. Bei größeren Steinen ist das seltener der Fall. Setzt sich ein Stein fest, kann er je nach Lage zu erheblichen Beschwerden – wie einer schmerzhaften Nierenkolik – führen. Nierensteine, die den Harnweg verschließen, können einen Harnstau hervorrufen. Dadurch können Bakterien leichter eindringen und Infektionen der Harnwege (Urozystitis) und der Nieren (interstitielle Nephritis) hervorrufen.
Im schlimmsten Fall kann es durch Nierensteine zu einem Nierenversagen kommen. Treten die Bakterien in die Blutbahn ein, können sie dort eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Urosepsis) auslösen.
Jeder Zweite, der einmal Nierensteine hatte, bekommt sie wieder. Mit den richtigen vorbeugenden Maßnahmen sinkt das Risiko einer erneuten Steinbildung allerdings auf ein Minimum.
Nierensteinen vorbeugen: Wie kann man sich schützen?
Nierensteine lassen sich nicht völlig verhindern. Das Risiko, sie zu bekommen, lässt sich durch eine sehr einfache Maßnahme jedoch stark verringern: viel trinken. Mindestens zwei Liter Flüssigkeit (Wasser oder ungesüßter Kräutertee) werden täglich empfohlen, damit die Stoffe im Urin gelöst werden können und die harnableitenden Wege gut durchspült werden. Das spezifische Gewicht des Harns sollte 1,010-1,030 g/ml nicht überschreiten. Dieses kann man selbst mit Teststreifen für Urin kontrollieren.
In Sachen Getränke sind bei der Neigung zu Harnsteinen Kaffee und alkoholische Getränke zu meiden, da sie zunächst eine "Harnflut" verursachen, der Urin aber dann in den folgenden Stunden konzentrierter ist und sich aufgrund nicht gelöster Substanzen Steine bilden können. Auch Eistee sollte bei Nierenstein-Gefahr nicht das Getränk der Wahl sein: Er enthält reichlich Oxalsäure, welche die Bildung von Nierensteinen begünstigt.
Mit dem Griff zu Wasser oder ungesüßten Kräutertees können Betroffene dagegen nichts verkehrt machen. Außerdem empfehlenswert: kalziumreiche Milch in Maßen. Denn Kalzium ist in der Lage, Oxalsäure zu binden und auf diese Weise unschädlich zu machen. Deshalb ist ein Schuss Milch im Schwarztee, der ebenfalls Oxalsäure enthält, ein guter Tipp für Menschen mit Nierensteinen.
Vegetarische Ernährung beugt Nierensteinen vor
Die Ernährung spiegelt sich in den Ausscheidungen durch den Urin wieder. So ist bekannt, dass zu viel Eiweiß Nierensteine begünstigt. Daher wird empfohlen, tierisches Eiweiß (Wurst und Fleisch) in Maßen zu essen.
Je nachdem, welche Steinart vorlag, kann eine Vermeidung spezieller Lebensmittel wie Oxalsäure-reicher Gemüsesorten (etwa Mangold, Spinat und Rhabarber) sinnvoll sein. Empfehlenswert ist auch eine regelmäßige, vorbeugende Durchspülung der Harnwege. Auch hier haben sich mit harntreibender Wirkung, wie die Hauhechelwurzel, bewährt.
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