Stuhltransplantation: Ablauf, Anwendungsgebiete und Kosten
Eine Stuhltransplantation soll die Darmflora wieder ins Gleichgewicht bringen – besonders bei hartnäckigen Infektionen. Dabei wird aufbereiteter Stuhl einer gesunden Person an eine erkrankte Person übertragen, um nützliche Darmbakterien weiterzugeben. Doch wann ist die Methode sinnvoll? Wie läuft der Eingriff ab, und wer übernimmt die Kosten? Die Antworten darauf finden Sie hier.
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- © Getty Images/kanruthai khamthet
Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Stuhltransplantation
Wann ist eine Stuhltransplantation sinnvoll? Sie wird hauptsächlich bei Menschen angewendet, die wiederholt an schweren Durchfällen durch das Bakterium Clostridioides difficile leiden und bei denen Antibiotika nicht mehr ausreichend wirken.
Wie funktioniert eine Stuhltransplantation? Bei der Maßnahme wird aufbereiteter Spenderkot in den Darm einer erkrankten Person übertragen. Dies kann etwa über eine Magensonde, eine Darmspiegelung oder Kapsel erfolgen.
Wer trägt die Kosten einer Stuhltransplantation? Das hängt von der Diagnose ab. Bei einer wiederkehrenden Clostridioides-difficile-Infektion übernehmen Krankenkassen oft die Kosten. Für andere Erkrankungen gilt die Methode meist als experimentell, sodass die Kosten selbst getragen werden müssen.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Stuhltransplantation?
Eine Stuhltransplantation bezeichnet die Übertragung von aufbereitetem Stuhl (Kot) einer gesunden Person in den Darm einer erkrankten Person.
Alternative Begriffe für das Verfahren sind:
- Mikrobiom-Transplantation
- Fäkaltransplantation
- fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT)
Ziel einer Stuhltransplantation ist es, die natürliche Darmflora wiederherzustellen und damit gesundheitliche Beschwerden zu lindern. Die Mikroorganismen im gespendeten Stuhl siedeln sich im Darm der Empfängerperson an und können eine gestörte Mikrobiota ausgleichen.
Die Mikrobiom umfasst alle Mikroorganismen, die im Darm leben – darunter vor allem Bakterien, aber auch Viren und Pilze. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Verdauung, das Immunsystem und den Stoffwechsel. Gerät das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht, kann dies möglicherweise die Entstehung von Krankheiten wie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen begünstigen.
So funktioniert eine Stuhltransplantation
Eine Stuhltransplantation wird in spezialisierten gastroenterologischen Kliniken durchgeführt. Der Spenderstuhl wird dabei ausgiebig untersucht und aufbereitet, um Risiken zu minimieren. Danach wird er in den Darm der*des Empfänger*in eingebracht. Dafür können folgende Verfahren zum Einsatz kommen:
Sonde: Einbringen der Stuhlspende über eine Magensonde.
Koloskopie: Verabreichung während einer Darmspiegelung.
Kapseln: Magensaftresistente Kapseln, die geschluckt werden und im Darm wirken.
Die Wahl des Verfahrens hängt von der individuellen Situation und den Präferenzen der behandelnden Fachleute und Patient*innen ab.
Wer kann Stuhl spenden?
Nicht jede Person eignet sich als Stuhlspender*in. Grundvoraussetzung ist eine gesunde Darmflora ohne akute oder chronische Darmerkrankungen. Vor einer Spende erfolgt daher eine umfassende Untersuchung auf Infektionskrankheiten, um das Risiko einer Übertragung von schädlichen Keimen zu minimieren.
Häufig werden Familienmitglieder oder Personen aus dem gleichen Haushalt als Spender*innen bevorzugt. Menschen, die engen Kontakt haben, teilen oft eine ähnliche Darmflora, was sich positiv auf den Therapieerfolg auswirken kann.
Wann wird eine Stuhltransplantation durchgeführt?
Die wichtigste und derzeit am besten untersuchte Indikation für eine Stuhltransplantation ist eine Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö (CDAC). Dabei handelt es sich um eine Durchfallerkrankung – ausgelöst durch den Erreger Clostridioides difficile (CDI).
Bei gesunden Menschen gehört Clostridioides difficile zur normalen Darmflora und verursacht in der Regel keine Beschwerden. Durch eine längerfristige Antibiotikatherapie kann jedoch das natürliche Gleichgewicht der Darmbakterien gestört werden. Infolgedessen kann sich Clostridioides difficile stark vermehren und Toxine freisetzen, die den Darm schädigen und schwere Durchfälle sowie Darmentzündungen hervorrufen können.
Studien zeigen, dass die FMT-Therapie in solchen Fällen oft wirksamer ist als eine erneute Antibiotikatherapie.
Laut Cochrane, einem internationalen Netzwerk von Forschenden, liegt die Erfolgsrate der FMT bei wiederkehrenden Clostridioides-difficile-Infektionen zwischen 80 und 90 Prozent.
Forschung zu weiteren Einsatzmöglichkeiten
Aktuell wird untersucht, ob Stuhltransplantationen auch bei weiteren Erkrankungen hilfreich sein könnten. Dazu gehören:
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Reizdarmsyndrom
- Metabolische Erkrankungen (z. B. Adipositas, Diabetes Typ 2)
- Autoimmunerkrankungen
Besonders bei Colitis ulcerosa gibt es Hinweise auf positive Effekte, allerdings sind die bisherigen Ergebnisse nicht ausreichend, um FMT als Standardtherapie zu empfehlen.
Stuhltransplantation: Wer trägt die Kosten?
Die Kosten für eine Stuhltransplantation variieren stark. Einige Quellen nennen Beträge zwischen 100 und 200 Euro, während andere von über 1.500 Euro und mehr berichten.
In Deutschland werden die Kosten der Stuhltransplantation zur Behandlung einer Clostridium-difficile-Infektion oftmals von den Krankenkassen übernommen. Patient*innen sollten sich diesbezüglich im Vorfeld bei ihrer Krankenkasse informieren.
Risiken und Nebenwirkungen einer Stuhltransplantation
Wie bei jedem medizinischen Eingriff gibt es auch bei der Stuhltransplantation Risiken. Mögliche Nebenwirkungen sind:
Ein weiteres Risiko besteht in der Übertragung unerwünschter Bakterien oder Viren, falls die Spenderprobe nicht ausreichend kontrolliert wurde. Langzeitstudien zur Sicherheit und zu potenziellen Risiken laufen derzeit noch.
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