Pilzvergiftung: Typische Symptome, Verlauf und wie handeln?
Eine Pilzvergiftung ist immer ein akuter medizinischer Notfall. Je nach Art des Pilzgifts ist die Vergiftung lebensbedrohlich – und muss schnellstmöglich behandelt werden!
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Eine Pilzvergiftung wird durch den Verzehr von Giftpilzen hervorgerufen. Für die Vergiftungssymptome sorgen verschiedene Pilztoxine. In den meisten Fällen kommt es aufgrund von Verwechslungen oder ungenügenden Kenntnissen der Pilzsammler zur versehentlichen Zubereitung und Aufnahme von gesundheitsschädigenden Pilzen. Seltener treten Pilzvergiftungen durch den bewussten Verzehr (vermeintlich) psychoaktiver Pilze auf.
Formen der Pilzvergiftung je nach Gefährlichkeit
Je nachdem, wie schnell die Vergiftungssymptome einsetzen, werden Pilzvergiftungen mit kurzer Latenzzeit (15 Minuten bis sechs Stunden) und Vergiftungen mit langer Latenzzeit (über sechs Stunden bis mehrere Tage) unterschieden. Treten die Symptome bereits kurz nach dem Verzehr der Pilze auf, ist die Vergiftung meist nicht organschädigend und daher nicht lebensbedrohlich. Die unangenehmen Beschwerden können jedoch mehrere Tage anhalten.
Vergiftungen mit einer langen Latenzzeit sind weitaus gefährlicher, da das Gift in diesem Fall viel Zeit hatte, sich im Körper zu verbreiten und Organe wie Leber und Nieren anzugreifen. Diese Fälle müssen intensivmedizinisch behandelt werden, um das Leben der Betroffenen zu retten. Diese müssen nach einer überstandenen Pilzvergiftung oft mit Langzeitfolgen leben. Wie bei allen Vergiftungen hängt das Ausmaß der Symptome und Schädigungen von der eingenommenen Menge der Giftstoffe ab.
Lebensmittelvergiftung durch unsachgemäß gelagerte und verdorbene Pilze
Neben der echten Pilzvergiftung treten bei einigen Menschen auch Unverträglichkeiten und allergische Reaktionen beim Verzehr von eigentlich unbedenklichen Speisepilzen auf. Infolge unsachgemäßer Lagerung und Zubereitung von Pilzen kann es zudem durch Bakterienbefall zur Bildung von Giftstoffen (Toxinen) kommen, die zu Symptomen einer klassischen Lebensmittelvergiftung führen.
Wer nach einer Pilzmahlzeit unter Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen leidet, sollte sofort den Notarzt (112) rufen oder sich an den Giftnotruf in seinem Bundesland wenden. Keinesfalls sollte man in Eigenregie mit Medikamenten oder Hausmitteln experimentieren. Diese können die Vergiftung unter Umständen verschleiern oder sogar verschlimmern.
Eine schnelle ärztliche Diagnose und Therapie kann bei Vergiftungen Leben retten. Deshalb sollten Betroffene beim Verdacht auf eine Pilzvergiftung umgehend ein Krankenhaus aufsuchen und schon am Empfang der Notaufnahme auf ihre Vermutung hinweisen, giftige Pilze gegessen zu haben.
Symptome einer Pilzvergiftung
Die Symptome einer Pilzvergiftung können sich ganz verschieden äußern. Denn jede Giftpilzsorte enthält unterschiedliche und teilweise mehrere verschiedene Giftstoffe.
Die Liste an Pilzgiften ist lang und die schädigenden Stoffe sind bislang nicht vollständig in ihrer chemischen Struktur und Wirkungsweise aufgeklärt. Bei allen Symptomen, die nach einer Pilzmahlzeit auftreten, sollte deshalb immer an eine Pilzvergiftung gedacht werden – eine schnelle ärztliche Behandlung kann dann Leben retten.
Vergiftung durch Knollenblätterpilze
Am häufigsten ist das Phalloides-Syndrom. Diese Art der Pilzvergiftung ist für 90 Prozent aller tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen verantwortlich. Ursache sind die hochgiftigen sogenannten Amatoxine, die in Knollenblätterpilzen, dem Nadelholzhäubling, einigen weiteren Galerina (Häublinbgs)-Arten, sowie in verschiedenen Schirmlingen vorkommen. Vor allem der grüne Knollenblätterpilz sieht wie ein verlockender Speisepilz aus und wird aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeit häufig mit einem Wiesenchampignon verwechselt.
Amatoxine (und davon besonders die sogenannten Amanitine) dringen in die Körperzelle ein und hemmen deren genetischen Apparat, sodass keine Proteine mehr für den Informationsaustausch und den eigenen Stoffwechsel produziert werden können. Das betroffene Gewebe stirbt ab. Die Zellen der Leber werden aufgrund ihrer hohen Aktivität als Erstes durch die Wirkung der Giftstoffe geschädigt. Aus diesem Grund wird eine Amanitinvergiftung meist als Lebererkrankung wahrgenommen. Die Toxizität der Amanitine ist so hoch, dass bereits ein grüner Knollenblätterpilz zu einer tödlichen Vergiftung führen kann.
Die Symptome treten häufig in mehreren Phasen auf, zwischenzeitlich bessern sich die Beschwerden, was besonders tückisch ist. Die erste Phase nach der Pilzmahlzeit dauert meist acht bis zwölf Stunden (teilweise auch 48 Stunden), in denen die Patienten keinerlei Beschwerden haben (beschwerdefreie Latenzzeit). Die ersten Anzeichen danach sind:
- plötzlich einsetzende Übelkeit
- starke, kolikartigen Bauchschmerzen
- Erbrechen
- wässrige Durchfälle.
Diese gastrointestinale Phase kann zwölf bis 24 Stunden anhalten. Aufgrund des Wasser- und Elektrolytverlustes kann sie zu einem Schock führen. Sie wird durch weitere Giftstoffe (sogenannte Phallotoxine) ausgelöst, die neben Amatoxinen ebenfalls in den Pilzen enthalten sind.
Anschließend bessern sich die Beschwerden, was von Laien oft als Genesung gewertet wird. In Wirklichkeit schreitet die Vergiftung durch die Amatoxine jedoch unaufhaltsam fort. Die Giftstoffe greifen dabei vor allem die Leber an, was sich nach einer weiteren Latenzzeit von ungefähr ein bis zwei Tagen durch Symptome einer Leberfunktionsstörung bemerkbar macht. Neben veränderten Blutwerten können Gelbsucht und eine ausgeprägte Druckempfindlichkeit der Leber auftreten. Außerdem kann es zu Blutungen im Magen-Darm-Trakt, verändertem Harnverhalten und Bewusstseinsstörungen kommen.
Unbehandelt tritt häufig nach wenigen Tagen der Tod des Patienten aufgrund eines (Multi-)Organversagens ein.
Symptome beim Muskarintyp
Der Giftstoff Muskarin wurde erstmalig aus dem Fliegenpilz isoliert, obwohl er hier nur in geringen Mengen vorkommt und kaum für dessen Toxizität verantwortlich ist. In größeren Mengen ist er hingegen in Risspilzen und Trichterlingen zu finden. Das Gift ist wie ein bestimmter Botenstoff des menschlichen Körpers, das sogenannte Acetylcholin, aufgebaut und besetzt dessen Andockstellen (Rezeptoren). Die Folge ist eine dauerhafte Erregung der betroffenen Zellen.
Die Vergiftungssymptome beginnen meist bereits kurz nach dem Verzehr der Pilze (wenige Minuten bis maximal zwei Stunden). Zu den Beschwerden zählen:
- starker Speichel- und Tränenfluss
- Schweißausbrüche
- Übelkeit
- Erbrechen
- Sehstörungen
- verlangsamter Puls
Das Gift kann außerdem zu einer Verengung der Atemwege führen, sodass es zu asthma-ähnlichen Beschwerden mit akuter Atemnot kommt. Ist das der Fall, sprechen Mediziner von einer asthmoiden Reaktion.
Auch wenn die Vergiftungserscheinungen sehr bedrohlich und unangenehm sind, klingen sie meist ohne bleibende Schäden wieder ab. Zudem ist das Tollkirschengift Atropin ein wirksames Gegengift, da es das Muskarin aus den Rezeptoren verdrängt. Nur bei sehr großen Mengen kann eine unbehandelte Muskarinvergiftung zum Tod durch Kreislaufversagen führen.
Symptome bei Fliegenpilz- und Pantherpilz-Vergiftung
Zur Gruppe des Pantherina-Typs gehören vor allem der Fliegenpilz und dessen Verwandter, der Pantherpilz. Ihre Giftstoffe verursachen rauschähnliche Zustände, die in einigen Kulturen früher zu rituellen Zwecken eingesetzt wurden. Der Verzehr größerer Mengen kann jedoch tödlich wirken.
Noch sind nicht alle verantwortlichen Inhaltsstoffe identifiziert. Der Hauptwirkstoff ist die sogenannte Ibotensäure, die im getrockneten Pilz oder beim Kochen zu der noch wirksameren Substanz Muscimol zerfällt. Muscimol kann im menschlichen Gehirn an bestimmte Zellstrukturen binden und dadurch verschiedene Störungen verursachen. Der Pantherpilz weist eine deutlich höhere Giftigkeit (Toxizität) auf als der Fliegenpilz.
Die Beschwerden dieser Pilzvergiftung als Pantherinavergiftung erinnern zunächst an einen Alkoholrausch. Typisch sind:
- Schwindel
- Benommenheitsgefühl
- Gleichgewichtsprobleme
- psychische Symptome wie Stimmungsschwankungen
- Sinnestäuschungen
Die Patienten verlieren das Gefühl für Zeit und Raum sowie für die eigene Persönlichkeit.
Die Ausprägungen des Rauschzustandes sind entscheidend von der Ausgangssituation abhängig. Neben Euphorie sind auch Depression, Wutanfälle und Angstzustände möglich.
Insbesondere beim Verzehr größerer Mengen besteht die Gefahr von Krampfanfällen und Verwirrtheitszuständen (Delirium). Meistens fallen die Patienten am Ende in einen tiefen Schlaf, der zehn bis 15 Stunden andauern kann. Nach dem Erwachen sind häufig keinerlei Erinnerungen an die im Rauschzustand erlebten Ereignisse abrufbar.
Wird eine zu große Menge der Giftstoffe eingenommen, kann ein Koma oder sogar der Tod durch Atemlähmung eintreten.
Psilocybintyp: Symptome bei Rauschpilzen
Die Giftstoffe Psilocybin und Psilocin kommen in den sogenannten Rauschpilzen (magic mushrooms) vor und verursachen Wahrnehmungsstörungen, ähnlich denen der Droge LSD. Die Wirkung von Psilocybin und Psilocin ist auf ihre strukturelle Ähnlichkeit mit dem körpereigenen Botenstoff Serotonin zurückzuführen. Serotonin filtert normalerweise im Gehirn die ankommende Flut von Sinnesreizen. Die Giftstoffe setzen diesen Schutzmechanismus außer Kraft. Folglich kann das Gehirn die eintreffenden Sinneseindrücke nicht mehr sinnvoll einordnen, sodass es zu einer Reizüberflutung und einer gestörten Wahrnehmung kommt.
Zu den körperlichen Anzeichen einer Pilzvergiftung mit Rauschpilzen gehören:
- Herzrasen
- Bluthochdruck
- Überwärmung des Körpers
- stark erweiterte Pupillen
Im Vordergrund stehen jedoch die psychischen Symptome, die sich je nach Stimmungslage des Patienten gestalten können. Demzufolge sind sowohl euphorische Rauschzustände als auch massive Ängste, Depressionen und Aggressionen möglich. Die Patienten erleben ein verändertes Raum-, Zeit- und Körperempfinden mit gestörten Sinneswahrnehmungen (Lautstärke, Klänge, Farbenspiele). Es kann zu Bewusstseinsstörungen und verschiedenen Formen von Halluzinationen kommen. Diese können gehört, gesehen aber auch gefühlt werden.
Die Realitätswahrnehmung ist dabei zwar meist noch vorhanden, teilweise aber stark verzerrt. Man spricht daher auch von Pseudohalluzinationen. Der Rauschzustand dauert in der Regel sechs bis zehn Stunden an.
Liegt eine gewisse Anfälligkeit (Disposition) vor, können durch die Giftstoffe Psychosen ausgelöst oder verstärkt werden. Außerdem kann es zu einem späteren Zeitpunkt zu sogenannten Flashbacks kommen. Dabei durchleben die Patienten urplötzlich noch einmal das Rauscherlebnis, ohne jedoch die auslösende Substanz erneut konsumiert zu haben.
Beschwerden des Magen-Darm-Traktes
Eine Vielzahl von Pilzen kann beim Verzehr zu einem sogenannten gastrointestinalen Syndrom führen. Hierbei beschränken sich die Beschwerden auf den Magen-Darm-Trakt und verschwinden meist spätestens nach zwei bis drei Tagen von selbst. Die Patienten leiden an starker Übelkeit, Bauchschmerzen und Brechdurchfällen. Die verursachenden Gifte dieser heterogenen Gruppe sind sehr vielfältig. Die Mehrheit der Vergiftungsmechanismen ist daher noch nicht im Detail aufgeklärt.
Auch wenn Pilzvergiftungen mit kurzer Latenzzeit in der Regel nicht lebensbedrohlich sind, dürfen sie nicht unterschätzt werden. Hierbei ist zusätzlich zu bedenken, dass häufig unterschiedliche Pilzsorten zusammen gekocht und gegessen werden, sodass durchaus Mischvergiftungen möglich sind, bei denen zunächst nur den schnell auftretenden Vergiftungserscheinungen Beachtung geschenkt wird. Alle Verdachtsfälle sollten daher unbedingt von ärztlicher Seite aus abgeklärt werden.
Vergiftung durch Frühjahrslorchel
Der verantwortliche Giftstoff Gyromitrin kommt hauptsächlich in der Frühjahrslorchel (kann leicht mit der Speisemorchel verwechselt werden) und einigen (seltenen) verwandten Pilzsorten vor. Gyromitrin wird durch Kochen oder auch durch den Magensaft zu Monemethylhydrazin abgebaut. Diese Substanzist eigentlich hitzelabil und wasserlöslich, weswegen die Frühjahrslorchel ausreichend gekocht lange Zeit als essbarer Speisepilz galt (und in einigen Ländern immer noch gilt).
Inzwischen sind jedoch trotz korrekter Zubereitung mehrfach schwere und sogar tödliche Vergiftungen aufgetreten. Da Monemethylhydrazin mit einem Siedepunkt von 87 Grad Celsius sehr flüchtig ist, entweicht die Substanz teilweise direkt beim Kochen. Dabei kann bereits das Einatmen des Kochwasserdampfes zu einer Vergiftung führen. Im Körper schädigt der Giftstoff die Leber und das Zentralnervensystem.
Die Vergiftungserscheinungen treten häufig in zwei Etappen auf. Zunächst kommt es frühestens sechs Stunden (bis maximal 25 Stunden) nach der Einnahme zu gastrointestinalen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen. Die Patienten fühlen sich matt und klagen über Kopfschmerzen. Die beginnende Schädigung des Zentralnervensystems und die daraus resultierenden Symptome (ZNS-Symptome) sind in dieser ersten Phase unterschiedlich stark ausgeprägt. Es kommt beispielsweise zu Ruhelosigkeit, erweiterten Pupillen und Krämpfen. Oft klingen die Beschwerden dann wieder ab und täuschen eine Genesung vor.
Tückischerweise schreitet die Vergiftung jedoch fort. In der zweiten Phase verstärken sich ZNS-Symptome und es kommt zunehmend zu Schädigungen der Leber. Diese äußern sich durch Symptome wie Gelbsucht (Ikterus), einem Konzentrationsanstieg der sogenannten Transaminasen im Blut und dem Auflösen der roten Blutkörperchen (partielle Hämolyse).
Zusätzlich wird vermehrt nicht-funktionsfähiges Hämoglobin, sogenanntes Methämoglobin, gebildet, das keinen Sauerstoff mehr an das Gewebe abgeben kann. Auch die ausgeschiedene Harnmenge kann stark reduziert sein (Anurie). Die Patienten können ins Koma fallen. Der Tod kann aufgrund von Kreislaufkollaps und Atemstillstand wenige Tage nach der Einnahme der Pilze eintreten.
Tückisch: Orellanustyp mit langer Latenzzeit
Diese Art der Pilzvergiftung wurde nach dem Verzehr verschiedener Rauhkopf-Arten beobachtet. Hauptverantwortlich scheint die Substanz Orellanin zu sein, die stark nieren-schädigend wirkt. Da Orellanin jedoch nicht in allen Vergiftungsfällen dieses Typs nachweisbar ist, sind vermutlich noch andere, bislang unbekannte, Giftstoffe beteiligt.
Besonders tückisch an diesem Vergiftungssyndrom ist, dass die Symptome eine sehr lange Latenzzeit von zwei bis 16 Tagen haben. Dieser Umstand macht es häufig schwer, die Erkrankung der bereits länger zurückliegenden Pilzmahlzeit zuzuordnen.
Die ersten Anzeichen sind zudem recht unspezifisch mit allgemeiner Mattigkeit und Kopfschmerzen. Häufig treten zunächst Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und Bauchkrämpfe auf. Symptome der beginnenden Nierenfunktionsstörung sind Schmerzen in der Lendengegend, starker Durst und ein trockener Mund bei gleichzeitig verändertem Harnverhalten. In schweren Fällen kommt es zu ausgeprägten Nierenfunktionsstörungen bis hin zum Nierenversagen mit zunehmender Übelkeit und Brechreiz.
Unbehandelt verlaufen die Erkrankungen daher häufig tödlich. Wird die Vergiftung rechtzeitig erkannt und therapiert, können dauerhafte Schäden in vielen Fällen vermieden werden.
Pilzvergiftung in Kombination mit Alkohol
Symptome dieser Pilzvergiftung treten nur auf, wenn nach der Pilzmahlzeit Alkohol getrunken wird (bei größeren Alkoholmengen auch vor dem Pilzgenuss). Daher ist nach dem Verzehr verschiedener Tintlingsarten der Konsum von Alkohol innerhalb der nächsten 24 Stunden, in Ausnahmefällen aber auch noch zwei bis fünf Tage später, gefährlich.
Als verantwortliches Gift beim Coprinustyp wurde aus verschiedenen Tintlingsarten die Substanz Coprin isoliert. Die Substanz stört den Alkoholabbau im Körper, sodass sich bestimmte Zwischenprodukte ansammeln, die zu Symptomen führen. Die Latenzzeit variiert daher mit dem Zeitpunkt des Alkoholgenusses. Zu beachten ist, dass auch versteckte Alkohole (beispielsweise in Medikamenten) zu dem Vergiftungssyndrom führen können.
Kurz nach der Alkoholeinnahme (20 Minuten bis zwei Stunden später) treten Hitzewallungen und charakteristische Rötungen im Gesichts- und Halsbereich auf. Weitere Symptome können Kopfschmerzen, metallischer Geschmack im Mund, Prickeln in Armen und Beinen sowie Schwindel und Herzklopfen sein. In der Regel bilden sich die Symptome innerhalb von ein bis sechs Stunden wieder zurück.
Die Vergiftung verläuft normalerweise nicht lebensbedrohlich.
Ursachen: Nur wenige Pilze lebensbedrohlich giftig
In Europa sind etwa 150 Giftpilze bekannt, von denen jedoch nur wenige eine lebensbedrohliche Pilzvergiftung verursachen können. Viele der Pilze enthalten Giftstoffe, die im rohen Zustand gesundheitsgefährdend sind, durch Erhitzen (mindestens 15 Minuten kochen) jedoch zerstört werden. Die richtige Zubereitung ist daher von großer Wichtigkeit.
Einige Pilzgifte haben eine sehr stabile Struktur, die auch durch langes Kochen nicht zerstört wird, sodass trotz des Kochens eine Pilzvergiftung möglich ist.
Diagnose einer Pilzvergiftung: schnelles Handeln wichtig
Besteht der Verdacht auf eine Pilzvergiftung, sollte umgehend ein Krankenhaus aufgesucht werden. Dies gilt auch für den Fall, dass noch keine Symptome aufgetreten sind.
Die Diagnose einer Pilzvergiftung stützt sich zunächst auf die vorliegenden Symptome und die Aussagen der Patienten beziehungsweise deren Begleiter.
Pilzreste zur Analyse des Giftes
Besonders wichtig ist es, im Verdachtsfall möglichst rasch in Erfahrung zu bringen, welche Pilze die Vergiftung ausgelöst haben könnten. Sind noch Reste der Pilzmahlzeit oder der angefallenen Pilzabfälle verfügbar, sollten diese unbedingt dem Arzt zur Analyse übergeben werden. Auch Erbrochenes des Patienten kann hierfür verwendet werden.
Von großer Bedeutung für das weitere Diagnoseverfahren und die Therapie ist die Zeitspanne zwischen dem Verzehr der Pilze und dem Auftreten der ersten Symptome.
Kurze Latenzzeiten deuten meistens darauf hin, dass das Gift noch keine Organe angegriffen hat. Da jedoch gerade bei Mischpilzgerichten die Möglichkeit besteht, dass zusätzlich Pilze mit organschädigenden Giften aufgenommen wurden, wird in jedem Fall eine Blutuntersuchung durchgeführt und die Leber- und Nierenfunktion genau beobachtet. Gleiches gilt bei Vergiftungen mit langer Latenzzeit, egal ob bereits Symptome vorliegen oder nicht.
Die Patienten werden in der Regel zur Beobachtung und Therapie stationär aufgenommen.
Pilzvergiftung: Schnelle medizinische Behandlung rettet Leben
Die Therapie richtet sich nach der Art der Pilzvergiftung. Prinzipiell gilt es, die Giftstoffe aus dem Körper zu holen und die Symptome zu lindern beziehungsweise schwere Folgeschäden der Vergiftung zu vermeiden.
Richtiges Verhalten zu Hause
Eigenverantwortliche Therapieversuche mit Hausmitteln sollten bei einer Pilzvergiftung auf alle Fälle unterlassen werden. Sie können den Erkrankungsverlauf im ungünstigsten Fall verschleiern oder sogar verschlimmern. Besteht nach dem Verzehr von Pilzmahlzeiten der Verdacht auf eine Pilzvergiftung, sollten die Betroffenen schnell ärztlich behandelt werden. Damit das verursachende Pilzgift schnell bestimmt werden kann, sollten Reste des Sammelgutes, der Pilzmahlzeit und gegebenenfalls Erbrochenes mit in die Klinik genommen werden. Besteht Gewissheit über die verursachenden Gifte, wird die Therapie gezielt darauf ausgerichtet.
Behandlungsmaßnahmen gegen Pilzvergiftung
Magen auspumpen: Treten die Symptome sehr rasch nach dem Verzehr der Pilze auf, ist vermutlich noch ein Teil der Mahlzeit im Magen. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, den Magen durch Erbrechen oder Auspumpen zu leeren, um die weitere Aufnahme der Giftstoffe ins Blut zu verhindern. Treten die Symptome jedoch erst nach längerer Latenzzeit auf, macht diese Maßnahme keinen Sinn mehr, da die Stoffe den Magen längst passiert haben.
Kohletabletten: Medizinische Kohle bindet Giftstoffe im Körper und entzieht sie so dem Nahrungskreislauf. Bei vielen Arten von Vergiftungen können daher wiederholt 20 bis 60 Gramm medizinische Kohle verabreicht werden.
Kreislauf stabilisieren: Grundsätzlich ist es wichtig, den Kreislauf des Patienten zu stabilisieren und Blutdruck sowie Pulsfrequenz zu kontrollieren und gegebenenfalls mit Medikamenten zu unterstützen.
Elektrolythaushalt ausgleichen: Bei starkem Erbrechen und wässrigen Durchfällen ist es wichtig, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt auszugleichen. Dies geschieht wenn nötig über eine Infusion (Tropf).
Beobachtung: Auch wenn keine lebensbedrohliche Pilzvergiftung vorliegt, bleiben die Patienten meist zur Beobachtung einige Tage im Krankenhaus.
Lebertransplantation nach schwerer Pilzvergiftung
Liegt eine Vergiftung vor, die zu Leber- oder Nierenschäden führt, konzentriert sich die Therapie auf den Schutz und die Entlastung des betroffenen Organs. In sehr schweren Fällen kann eine Transplantation die letzte Rettung sein. Im Fall einer Knollenblätterpilzvergiftung ist diese Maßnahme bei bis zu 30 Prozent der Patienten angezeigt und lebensrettend. Aufgrund des Mangels an Spenderorganen und der akuten Gefährdung des Patienten müssen dann, um die Zeit bis zur Transplantation zu überbrücken, künstliche Leberersatzsysteme eingesetzt werden.
Pilzvergiftung vorbeugen: Pilze im Zweifel stehen lassen!
Generell sollten nur Pilze verzehrt werden, die eindeutig bestimmt werden können. Bei Transport, Lagerung und Zubereitung können Pilze zudem verderben und sich Giftstoffe bilden.
Goldene Regel: Nur Pilze sammeln, die man kennt
Wer Pilze sammelt, egal ob regelmäßig oder nur gelegentlich, sollte die wichtigsten Giftpilze und deren essbare Doppelgänger kennen und zweifelsfrei bestimmen können. So muss der tödlich wirkende Grüne Knollenblätterpilz eindeutig vom Champignon unterschieden werden können. Auch andere Speisepilze wie Perlpilze, Pfifferlinge oder Maronenröhrlinge haben giftige Verwandte, die Pilzsammler unbedingt kennen sollten.
Es ist leichtsinnig, sich sein Pilzwissen nur mit Internetforen oder, zum Teil veralteten, Pilzbüchern anzulesen. Wer ins Pilzesammeln einsteigen will, sollte bei geprüften Pilzsachkundigen Informationen einholen und an geführten Pilzwanderungen teilnehmen. Zumal durch das "Zuwandern" von wärmeliebenden Giftpilzen, die den heimischen, essbaren Verwandten oft sehr ähnlich sehen, neue Gefahren drohen.
Auch wer meint, Pilze gut zu kennen, kann sich täuschen. Deshalb sollte der Pilz beim leistesten Zweifel zur Geniessbarkeit lieber im Wald bleiben. Denn je nach Region, Bodenbeschaffenheit und Witterungsbedingungen können Pilze durchaus anders aussehen, als man gewohnt ist. Idealerweise sollte ein qualifizierter und geprüfter Pilzexperte den Fund als essbar bestätigen.
Richtige Lagerung und Zubereitung
Unsachgemäßer Transport, Lagerung und Zubereitung können in essbaren Pilzen Giftstoffe entstehen lassen. Deshalb gehören nur einwandfreie Pilze in den Kochtopf. Schimmlige, alte und madige Exemplare bleiben im Wald. Das Sammelgefäß sollte luftig sein, da Pilze schnell verderben. Aus dem gleichen Grund sollten sie möglichst rasch zubereitet werden. Eine eventuelle Lagerung muss stets kühl und trocken erfolgen, um einer Pilzvergiftung vorzubeugen.
Nur wenige Sorten von Pilzen sind roh und frisch genießbar. Vor dem Verzehr sollten die Pilze daher unbedingt mindestens 15 Minuten erhitzt werden. Reste einer Pilzmahlzeit sollten zudem schnell abgekühlt, maximal einen Tag kühl gelagert und wieder gut durcherhitzt verzehrt werden.
Kommt nach der Mahlzeit der Verdacht auf, dass doch gesundheitsschädigende oder giftige Pilze verzehrt worden sein könnten, gilt es, Ruhe zu bewahren und möglichst rasch ein Krankenhaus aufzusuchen.
Wichtig: Reste der gesammelten Pilze, Putzabfälle, Reste der zubereiteten Mahlzeit sowie gegebenenfalls Erbrochenes sollten zur Bestimmung des spezifischen Pilzgiftes mit in die Klinik genommen werden.
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