Verbrennungen durch Pflanzengift und Sonnenlicht

Riesenbärenklau: Finger weg, gefährliche Hautreaktion droht!

Immer wieder wird – gerade in sozialen Medien – vor dem giftigen Riesenbärenklau gewarnt. Nicht nur kann der Kontakt mit der bis zu vier Meter hohen Pflanze zu schweren Allergien führen. Wenn Riesenbärenklau blüht, kann bereits die Nähe zu der gigantischen Staude Atemnot auslösen. Die wichtigsten Fragen zu Riesenbärenklau, allergischen Reaktionen, Meldepflicht und Bekämpfung beantworten wir hier.

Riesenbärenklau
© Getty Images/hapelena

Riesenbärenklau (auch Herkulesstaude) ist keine unscheinbare Giftpflanze am Wegesrand, sondern ein gigantisches Kraut mit dicken Stängeln und großen Blütenständen. Wer Riesenbärenklau (botanische Namen: Heracleum giganteum oder Heracleum mantegazzianum) abschneidet und zu Hause als beeindruckenden Blickfang in die Bodenvase stellt, begibt sich jedoch in große Gefahr: Alle Teile der Pflanze enthalten Giftstoffe, vor allem sogenannte Furocumarine. Ihre zerstörerische Wirkung entfalten diese Substanzen erst unter Einwirkung des UV-Lichts der Sonne.

Im Überblick:

Riesenbärenklau: Verletzungen der Haut durch die Giftstoffe

Riesenbärenklau erkennen – Steckbrief einer Giftpflanze

Der Doldenblütler kommt aus dem Kaukasus und gilt als sogenannter Neophyt. Die Bezeichnung bedeutet, dass diese Pflanze eingewandert ist und heimische Pflanzen verdrängt (invasive Art).

Denn die bis zu dreijährige Staude bringt mit ihrer Blüte bis zu 50.000 Samen in Umlauf. Die Samen des Riesenbärenklaus haben hervorragende Flug- und Schwimmeigenschaften. In den vergangenen Jahren hat sich Riesenbärenklau in Deutschland stark ausgebreitet. Er wächst am Waldrand, an Flüssen und Bächen, neben Straßen, an Bahntrassen und auf Wiesen. Wie Sie Riesenbärenklau erkennen:

  • Dicht behaarter Stängel mit roten Flecken

  • Stängel hat unten einen Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern

  • Laubblätter sind rund einen Meter lang und drei- bis neunteilig, ähnlich Rhabarberblättern, aber mit gezacktem Rand

  • Blütendolden erreichen einen Durchmesser von bis zu 50 Zentimetern

  • Die kleinen Einzelblüten sind weiß

  • Blütezeit von Riesenbärenklau: Juni bis September

Achtung: Riesenbärenklau ist sehr widerstandsfähig. Auch wenn Sie ihn abmähen, treibt die Wurzel innerhalb von Wochen wieder aus.

Daneben gibt es auch einheimische Arten von Bärenklau, etwa den wesentlich kleineren Wiesen-Bärenklau und den Berg-Bärenklau. Beide Sorten sind ebenfalls giftig, jedoch nicht ganz so aggressiv wie der Riesenbärenklau.

Verbrennungen, Allergie: So gefährlich ist Riesenbärenklau

Ein Griff an die schönen Blüten oder nur ein Vorbeistreifen mit bedecktem Arm oder Bein an Riesenbärenklau kann die Gesundheit gefährden: Wenige Stunden danach, aber auch noch Tage später, treten leichte bis massive Hautreaktionenauf. Die Giftstoffe können Textilien wie Kleidung durchdringen. Die lokalen Symptome zeigen sich als

  • Hautrötung,
  • Juckreiz,
  • Brandblasen bis hin zu
  • sehr ausgedehnten Brandblasen wie bei Verbrennungen 3. Grades, also besonders starke, schlecht heilende Hautschäden.

Während der Blüte gibt der Riesenbärenklau seine Giftstoffe auch an die Umgebungsluft ab. Wer sie einatmet, kann Atemnot bekommen und eine anhaltende, allergische Bronchitis entwickeln.

Außerdem sind systemische Anzeichen möglich, die den ganzen Körper und Kreislauf betreffen. Das passiert etwa, wenn die Hautreaktion sehr ausgeprägt ist. Möglich sind:

Phototoxische Hautreaktion: Warum ist Riesenbärenklau so gefährlich?

Alle Bärenklau-Arten enthalten ätherische Öle und sogenannte Furanocumarine (Kurzform: Furocumarin). Dabei handelt es sich um Phototoxine. Sie wirken erst unter dem Einfluss von Sonnenlicht giftig. Das Prinzip funktioniert so: Sie haben Kontakt mit Riesenbärenklau. Das tut erst mal überhaupt nicht weh. Erst wenn UV-Licht auf die Hautstelle trifft, in die etwas Pflanzensaft eingedrungen ist, verbinden sich diese Giftstoffe mit körpereigenen Eiweißstoffen und eine starke allergische Reaktion tritt auf.

Das erklärt auch, warum gleich nach dem Kontakt mit Riesenbärenklau zuerst keine Beschwerden auftreten, sondern erst Stunden danach, wenn die Haut der Sonne ausgesetzt wurde. Die medizinische Bezeichnung für diese Erkrankung lautet Licht- oder Photodermatose. Bekannt ist das auch bei der Sonnenallergie oder Mallorca-Akne.

Achtung: Alle Pflanzenteile des Riesenbärenklaus enthalten die giftigen Furanocumarine, vor allem jedoch der Pflanzensaft.

Erste Hilfe nach Kontakt mit Riesenbärenklau

Vor allem Kinder und Menschen, die bereits unter Allergien mit Hautreaktionen leiden, sind gefährdet. Nach Kontakt mit Riesenbärenklau sind folgende Tipps sinnvoll:

  • Waschen Sie die betroffene Hautstelle gründlich unter fließendem Wasser und mit etwas Spiritus ab.
  • Tragen Sie Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor auf und vermeiden Sie, dass der Hautbereich in den nächsten Tagen der Sonne ausgesetzt wird.
  • Bei den geringsten Anzeichen einer Reaktion sollten Sie möglichst schnell eine*n Ärztin*Arzt aufsuchen.
  • Wenn Sie im Bereich von Augen, Mund und allgemein dem Gesicht Kontakt mit der Herkulesstaude hatten, sollten Sie sich auf jeden Fall in ärztliche Behandlung begeben.

Behandlung und Prognose von Hautschäden durch Riesenbärenklau

Wie bei anderen allergischen Hautreaktionen werden auch bei Schäden durch Riesenbärenklau antiallergische Medikamente verschrieben, etwa lokal wirkende Salben und systemisch wirkende Tabletten. Bei schweren Schäden sind Kortison und andere entzündungshemmende Wirkstoffe sinnvoll. Trotzdem heilen die Hautschäden oft nur sehr schwer und sehr langsam ab. Zurück bleiben oft ausgeprägte Narben und veränderte Pigmentierung, wie das auch nach Brandverletzungen möglich ist.

Gibt es bei Riesenbärenklau eine Meldepflicht?

Aufgrund dieser unberechenbaren Gefährlichkeit von Riesenbärenklau wäre es nur verständlich, dass die Giftpflanze meldepflichtig ist und vernichtet werden muss. Allerdings besteht keine Meldepflicht für Riesenbärenklau. Auf öffentlichen Flächen greift das Bundesnaturschutzgesetz. Die Mitarbeiter*innen von Bauhöfen, Stadtgärtnerei und Naturschutzvereinen versuchen, den Riesenbärenklau an seiner Ausbreitung zu hindern.

Wächst die Pflanze jedoch auf dem eigenen Grundstück, ist der*die Eigentümer*in in der Pflicht. Im Rahmen der sogenannten Gefahrenabwehrmaßnahmen sollte er*sie dafür sorgen, dass der Riesenbärenklau gründlich vernichtet wird. Allerdings ist die Bekämpfung nicht ganz einfach. Zum einen ist das Abtrennen gefährlich, weil dabei direkter Kontakt mit der Pflanze besteht. Zum anderen ist der Riesenbärenklau ein Überlebenskünstler. Auch abgeschnittene Blüten können noch Samen ausbilden und Wurzelteile, die im Kompost entsorgt werden, bilden neue Notblüten mit vielen Samen.

Professionelle Firmen vernichten ausgedehnte Riesenbärenklau-Felder mit speziellen, genehmigungspflichtigen Chemikalien. Anschließend werden die Wurzeln der Giftpflanze gekappt und ausgegraben. Regelmäßiges Mähen, Fräsen und Mulchen hilft in den folgenden Jahren, dass keine im Boden verbliebenen Samen treiben.

Zehn Tipps, um Riesenbärenklau sicher zu bekämpfen

Hobbygärtner*innen sollten sich beim örtlichen Naturschutzverein oder bei der Stadtgärtnerei erkundigen. Die beste Zeit, Riesenbärenklau zu bekämpfen ist im Frühling, bevor die Staude Samen gebildet haben kann, oder im Herbst, wenn sie verblüht ist. Doch auch später im Jahr lässt sich die Giftpflanze noch ausrotten.

Zusätzlich helfen folgende Tipps, um Riesenbärenklau am besten für immer loszuwerden:

  1. Nutzen Sie am besten einen bewölkten Tag oder die Abendstunden, um den Riesenbärenklau zu bekämpfen. Dann schickt die Pflanze kaum Furocumarine in die Luft.

  2. Tragen Sie dabei Schutzbrille, Gesichtsschutz, Atemschutz, langärmelige Kleidung, lange Hosen und feste Handschuhe – oder gleich einen dicken Körperschutz-Einteiler. Diese Schutzkleidung sollten Sie nach Ihrem Einsatz vernichten, weil Giftstoffe daran haften könnten.

  3. Was Sie außerdem brauchen: Spaten, Gartenschere und dicke Plastiktüten zur Entsorgung der Pflanzenteile.

  4. Während der Blühperiode: Kappen Sie nun die Blütendolden direkt unter der Hauptdolde ab, also unter der Stelle, an der sich die Blütendolden in mehrere Stängel aufteilen.

  5. Zerlegen Sie die Dolden und entsorgen Sie diese in reißfeste Tüten, damit sich danach keine Samen mehr ausbreiten können.

  6. Graben Sie nun die rübenförmige Wurzel des Riesenbärenklaus aus oder stechen Sie die Wurzel unter dem sogenannten Vegetationskegel ab. Das ist der obere Wurzelbereich, der etwa 20 Zentimeter in die Erde hineinwächst. Ist dieser entfernt, kann die Wurzel nicht neu treiben.

  7. Entsorgen Sie alle Pflanzenteile in reißfeste Tüten in den Hausmüll. Die Verpackung verhindert, dass sich der Riesenbärenklau nochmals ausbreitet.

  8. Kein Teil vom Riesenbärenklau darf in den Kompost gelangen. Dort würde die Pflanze erneut wachsen.

  9. Reinigen Sie nach der Bekämpfungsaktion alle Werkzeuge gründlich mit Spiritus und tragen Sie dabei Schutzkleidung, Schutzbrille und Atemschutz.

  10. Kontrollieren Sie die Stellen, an denen der Riesenbärenklau gewachsen war, regelmäßig. Denn aus den Samen, die womöglich in die Erde gelangt sind, kann noch nach zehn Jahren eine neue Riesenbärenklau-Staude wachsen. So lange bleiben die Samen nämlich keimfähig.

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