Pilzerreger lauern überall

Wie entsteht Nagelpilz und wer ist gefährdet? Ursachen und Risikofaktoren

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Ein Nagelpilz (Onychomykose) kann durch verschiedene Erreger hervorgerufen werden, die überall in der Umgebung vorkommen. Aber nicht jeder steckt sich an: Bestimmte Risikofaktoren begünstigen die Infektion.

Mann läuft barfuß im Schwimmbad und riskiert Nagelpilz
© iStock.com/FluxFactory

Am häufigsten – zu über 90 Prozent – wird eine Onychomykose durch Fadenpilze verursacht. Zu diesen Dermatophyten gehören Erreger wie Trichophyton rubrum oder Trichophyton interdigitale. In fünf bis zehn Prozent der Fälle sind Hefepilze (meist Candida-Arten) Auslöser des Nagelpilzes. Zu fünf Prozent sind Schimmelpilze die Ursache. Als Erreger wird dann meist Scopulariopsis brevicaulis identifiziert.

Nagelpilz erkennen

Zahlreiche Risikofaktoren begünstigen Nagelpilz

Die Erreger für Nagelpilz finden sich überall in unserer Umwelt. Doch nicht jeder Mensch erkrankt zwangsläufig daran. Eine gesunde und trockene Haut ebenso wie ein intakter Nagel schützen sehr gut vor einer Nagelpilzinfektion.

Im feucht-warmen Klima der Schuhe fühlen die Pilzerreger sich besonders wohl. Wer unter Schweißfüßen leidet, trägt folglich ein höheres Risiko für Nagelpilz. Wenn dazu noch kleine Risse und Verletzungen kommen und weitere Risikofaktoren bestehen, kann man sich leicht mit Nagelpilz infizieren.

Die wichtigsten Risikofaktoren im Überblick:

Vorsicht, hier lauert Nagelpilz!

Lifeline/Wochit

Risikofaktor 1: Fußpilz

Eine Fußpilzinfektion mit juckenden Füßen und schuppiger Haut zwischen den Zehen ist sehr oft die erste Stufe zum Nagelpilz. Eine Fußpilz-Infektion beschränkt sich zu Beginn meist auf den Bereich zwischen den Zehen, die Fußsohle oder die Ferse. Der Fußpilz greift jedoch die Haut an und macht sie anfälliger für die Nagelpilzerreger. Wenn keine Behandlung eingeleitet wird, kann sich die Infektion ausbreiten und zu Nagelpilz führen. Dieser ist dann noch schwieriger und langwieriger zu behandeln ist.  

Risikofaktor 2: Geschwächtes Immunsystem

Unsere körpereigene Immunabwehr hat die Aufgabe, Krankheitserreger, also Bakterien, Viren und Pilze, fernzuhalten. Doch manchmal ist dieses Immunsystem zu schwach. Das trifft beispielsweise auf Menschen zu, die an einer Immunschwäche leiden oder Medikamente einnehmen müssen, die das Immunsystem unterdrücken. Solche Medikamente bekommt man zum Beispiel nach einer Organtransplantation oder bei Erkrankungen wie Rheuma oder Krebs. Bei diesen Patienten ist daher das Risiko für Haut- oder Nagelpilz größer als bei gesunden Menschen.

Risikofaktor 3: Krankheiten wie Diabetes und Schuppenflechte

Nicht nur ein geschwächtes Immunsystem, sondern auch andere Erkrankungen und körperliche Voraussetzungen können Pilzinfektionen begünstigen. Dazu gehören Diabetes, Venenschwäche, Lymphschädigungen oder Erkrankungen der Haut wie Schuppenflechte oder Neurodermitis. Bei diesen Krankheitsbildern können unter anderem entzündliche und schuppige Nagelveränderungen auftreten, die Pilzerreger leicht eindringen lassen. Bei der Erkrankung Erythrodermie kann es sogar zum Nagelverlust kommen. Auch Menschen, die an Melanomen im Bereich der Nägel leiden, sind stärker gefährdet.

Diabetiker sind sogar gleich mehrfach gefährdet: Die Erkrankung schwächt das Immunsystem und somit die Abwehrmöglichkeiten des Körpers gegenüber Eindringlingen wie Nagelpilz-Keimen. Die Durchblutung in den feinen Kapillargefäßen der Fingerspitzen, den Zehenspitzen und dem Nagelbett verschlechtert sich und der Pilz kann leichter anhaften.

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Auch ist die Haut von Diabetikern trockener, wird häufig spröde und rissig – kleine Hautverletzungen bieten dem Pilz ideale Eintrittspforten. Da Diabetiker oft zusätzlich schmerzunempfindlicher sind, spüren sie mögliche Verletzungen oder Symptome durch den Pilzbefall oft gar nicht.

Diabetiker sollten deshalb ganz besonders auf eine gute Fußhygiene und frühzeitig auf Anzeichen von Pilzinfektionen achten. Kontrollieren Sie Ihre Füße täglich auf Blasen, Druckstellen und Risse. Das "A und O" einer guten Prophylaxe ist eine konsequente und gute Blutzuckereinstellung. Sie trägt zu einer guten Durchblutung bei und erhöht die Abwehrfähigkeit gegenüber Infektionen.

Risikofaktor 4: Gestörte Durchblutung

Wenn die Durchblutung von Fingern oder Zehen gestört ist, kann es zu Hautveränderungen kommen. Fuß- oder Nagelpilz haben dann ein leichtes Spiel.

Gesunde Nägel werden durch Blutgefäße in den Zehen und Fingern mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Bei Krankheiten wie beispielsweise dem Raynaud-Syndrom, der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (Abkürzung: PAVK) oder der chronisch-venösen Insuffizienz (CVI) ist diese Durchblutung jedoch gestört. Durch diese Erkrankungen kommt es zu Wachstumsstörungen an den Nägeln und krankhaften Veränderungen der Haut und der Nägel und einer erhöhten Anfälligkeit für die Nagelpilzerreger.

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Risikofaktor 5: Fußfehlstellungen

Fußfehlstellungen und im Laufe des Lebens erworbene Deformierungen der Füße verursachen häufig Schmerzen. Sie erhöhen den Druck auf die Zehennägel, das normale Abrollen des Fußes kann erschwert sein. Außerdem kommt es durch die Verformungen im Zehenbereich zu einem erhöhten Druck auf die Nägel, was wiederum Nagelpilz begünstigt. Beim Hammerzeh lassen sich die einzelnen Zehen schwer auseinanderbiegen – dadurch bilden sich leicht wunde, entzündete Stellen, was wiederum das Eindringen von Fußpilzerregern begünstigt.

Gibt es tatsächlich Risse oder kleine Wunden, ist es ratsam diese sorgsam zu beobachten. Sollten sie sich vergrößern, ist ein Arztbesuch nötig. Besonders Männer und Frauen mit schlechter Durchblutung in Beinen und Füßen müssen vorsichtig sein: Kleine Verletzungen können sich bei ihnen wegen der schlechten Wundversorgung über die Blutgefäße mit Sauerstoff und Nährstoffen schnell ausdehnen.

Risikofaktor 6: Lebensalter

Bei älteren Menschen kommen oft mehrere Risikofaktoren für eine Nagelpilzinfektion zusammen. Ihr Immunsystem arbeitet nicht mehr aus voller Kraft, wodruch Keime weniger gut bekämpft werden können. Zudem leiden Ältere häufiger an Krankheiten, welche die Immunabwehr zusätzlich schwächen oder zu Durchblutungsstörungen an den Füßen führen. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente und Mangelernährung mindert die Abwehrkraft des Immunsystems.

Hinzu kommt, dass die Haut mit zunehmenden Alter dünner, trockener und spröder wird und sich die Beschaffenheit der Nagelplatten verschlechtern. Verletzungen, Wunden oder Schrunden sind häufiger, heilen schlechter ab und bieten so Eintrittspforten für Pilzerreger.

Risikofaktor 7: Belastung der Füße durch Sport oder aktiven Beruf

Das gehäufte Vorkommen von Nagelpilz bei Sportlern hat verschiedene Gründe. An erster Stelle ist das hohe Ansteckungsrisiko in Sportanlagen (Umkleidekabinen, Duschen) zu nennen. Wo sich viele Menschen tummeln, da ist oft auch jemand mit Nagelpilz. Aber nicht nur dieser Umstand macht eine Pilzinfektion bei Sportlern wahrscheinlich.

Einseitige, sich ständig wiederholende Bewegungen belasten die Füße und Zehen besonders. Kleine Verletzungen durch Scheuerstellen, Blasen oder kleine Risse sind Voraussetzung für den Eintritt der Pilzerreger und ermöglichen eine Infektion überhaupt erst. Bei einigen Sportarten ist das Risiko, sich mit Nagelpilz oder Fußpilz zu infizieren, besonders hoch. Dazu gehören Schwimmen und Fußball sowie die Ausdauersportarten Langlauf, Triathlon und Marathon. Auch Freizeitsportarten wie Tennis, Squash, Trekking, Wandern und Inlineskaten weisen noch beträchtliche Befallsraten auf.

Auch in Leihschuhen (zum Beispiel Skistiefel, Bowlingschuhe) können Pilzsporen trotz Desinfektion mitunter überleben. Wer gefährdet ist, sollte besser seine eigene Ausrüstung nutzen.

Wer sich im Job viel bewegt und körperliche Arbeit verrichtet, strapaziert seine Füße ebenfalls stark. Ein hohes Risiko für Nagelpilz besteht beispielsweise für Bauberufe, Service-Personal aus der Gastronomie oder Angestellte im Einzelhandel.

Risikofaktor 8: Unsachgemäße Pflege

Nagellack und Kunstnägel können ebenso Nagelpilz fördern. Handelsüblicher Nagellack kann die Lüftung des Nagels verschließen und den Pilzen somit ideale Wachstumsbedingungen bieten. Außerdem entzieht acetonhaltiger Nagellackentferner den Nägeln fettlösliche Substanzen, was die natürliche Struktur des Nagels verändert und seine Funktion einschränkt. Vor allem Menschen, die anfällig für Nagelpilz sind, sollten auf die kosmetische Dekoration ihrer Fuß- und Fingernägel verzichten. Auch im Falle einer möglichen Infektion des Nagels ist es ratsam, eventuelle Verfärbungen und Verformungen nicht mit einem Farbanstrich zu überdecken.

Das Gleiche gilt auch für künstliche Fingernägel: Sie werden mit einer haftenden Substanz so eng auf den natürlichen Nagel gelegt, dass die feinporige Nagelstruktur verschlossen wird. Somit kann kein ausreichender Luftaustausch stattfinden und die Feuchtigkeit, die sich normalerweise unter der Nageloberfläche ansammelt und über die Nagelporen abgegeben wird, kann dann nicht mehr entweichen. Auf dauerhaft feuchten Nägeln können Pilzsporen jedoch leicht Fuß fassen, denn Feuchtigkeit ist ein Faktor, der das Pilzwachstum fördert.

In Nagelstudios können durch mangelnde hygienische Bedingungen (etwa fehlende Desinfektion) und nicht ausreichend ausgebildetes Personal ebenfalls Nagelpilzerkrankungen übertragen werden.

Auch eine unsachgemäße Fußpflege kann die Ansteckung mit Nagelpilz begünstigen. Wenn mit Feilen, Scheren und anderen Werkzeugen zu rabiat hantiert wird, können kleinste Verletzungen entstehen. Diese bilden Eintrittspforten für die Pilze, die zusätzlich bei nicht ausreichend abgetrockneten Füßen ideale Lebensbedingungen finden.

Risikofaktor 9: Ansteckung in Schwimmbad, Sauna, Hotel – und zu Hause

Vor allem dort wo viele Menschen unterwegs sind und zusätzlich ein feucht-warmes Klima herrscht, ist die Gefahr groß, dass Pilzerreger unterwegs sind und man sich ansteckt. Vor allem durch das Barfußlaufen in Schwimmbädern, Freibädern und der Sauna ist die Ansteckungsgefahr für Nagel- und Fußpilz groß. Sowohl Gesunde, als auch besonders gefährdete Personen sollten einige Verhaltens- und Hygieneregeln beachten, damit nach dem Bade- oder Wellnessvergnügen kein unerwünschtes Souvenir zurückbleibt. Wer bereits an Nagelpilz erkrankt ist, kann andere schützen – ohne dabei auf den Schwimm- oder Freibad-Besuch verzichten zu müssen.

Das gilt zum Beispiel für Hotelzimmer, Hotelbäder und Wellness-Einrichtungen – auch wenn sie regelmäßig gründlich gereinigt werden.

Nicht zu unterschätzen ist die Ansteckung mit Nagel- oder Fußpilz in den eigenen vier Wänden. Betroffene können die Pilzinfektion durch gemeinsam genutzte Handtücher, Manikürewerkzeuge, nicht ausreichend heiß gewaschene Wäsche oder das Barfußlaufen in den eigenen vier Wänden leicht auf andere Familienmitglieder übertragen. Einfache Verhaltenstipps und Hygieneregeln helfen, andere nicht anzustecken.

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