Blasenkrebs: Symptome, Prognose und Behandlung
Blasenkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung der Harnblase, die Männer deutlich häufiger als Frauen trifft und vor allem im höheren Lebensalter auftritt. Rauchen gilt als wesentlicher Risikofaktor für das Harnblasenkarzinom, wobei auch Passivrauchen das Erkrankungsrisiko erhöht.
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Verglichen mit anderen Krebsarten ist der Blasenkrebs beziehungsweise das Harnblasenkarzinom mit rund 15.500 Neuerkrankungen pro Jahr zwar nicht die häufigste Krebserkrankung, aber dafür umso gefährlicher: Weil sich im Anfangsstadium keine Symptome bemerkbar machen, wird der Blasenkrebs teils erst entdeckt, wenn er bereits fortgeschritten und schwer heilbar ist.
Zudem besteht bei Blasenkrebs je nach Art der Erkrankung ein hohes Rückfallrisiko. Pro Jahr sterben mehr als 5.000 Menschen in Deutschland an einem Harnblasenkarzinom.
Blasenkrebs trifft vorwiegend ältere Menschen
Der Blasenkrebs ist mit einem mittleren Erkrankungsalter von 73 Jahren bei Männern und 76 Jahren bei Frauen eine Krankheit, die vorwiegend Senioren zu schaffen macht. Sie kann aber auch schon vor dem 70. Lebensjahr zuschlagen, wie das traurige Beispiel der Schauspielerin Mareike Carrière zeigt: Sie starb im Frühjahr 2014 mit nur 60 Jahren an einem Harnblasenkarzinom. Mehr Glück hatte Dave Gahan, Sänger der Kultband Depeche Mode: Er war erst Mitte 40, als 2009 bei ihm Blasenkrebs diagnostiziert wurde, der aber erfolgreich entfernt werden konnte.
Männer dreimal häufiger betroffen als Frauen
Männer bekommen fast dreimal so häufig Blasenkrebs als Frauen: Das Zentrum für Krebsregisterdaten beim Robert-Koch-Institut geht für 2014 von 11.000 Neuerkrankungen bei Männern und 4.500 Erstdiagnosen bei Frauen aus. Aufgrund der demographischen Entwicklung gehen Ärzte und Wissenschaftler von einem Anstieg der Erkrankungsrate in den kommenden Jahren aus. Schon heute ist das Harnblasenkarzinom nach Prostatakrebs die zweithäufigste Tumorerkrankung im urologischen Bereich.
Diese Statistiken erfassen jedoch nur die so genannten invasiven Harnblasenkarzinome, bei denen der Tumor im Gegensatz zu den nicht-invasiven Blasentumoren nicht nur auf die Oberfläche des Urothels, der Schleimhautschicht an der Blaseninnenwand, beschränkt ist. Zählt man die rund 13.000 nicht-invasiven papillären Karzinomen und in-situ-Tumoren an der Oberfläche der Blasenschleimhaut hinzu, die pro Jahr diagnostiziert werden und derzeit nicht zu den bösartigen Tumoren gezählt werden, sich aber zu solchen entwickeln können, muss von einer deutlich höheren Verbreitung ausgegangen werden.
Rauchen Hauptrisikofaktor für Blasenkrebs
Rauchen wird neben der Arbeit mit bestimmten Chemikalien beispielsweise in der Farbstoffproduktion oder in chemischen Reinigungen als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Blasenkrebs angesehen. Auch Passivrauchen erhöht das Erkrankungsrisiko.
Nach dem Bronchialkarzinom wird Blasenkrebs als die zweithäufigste Krebserkrankung bei Rauchern angesehen und soll für 50 Prozent der Blasenkrebserkrankungen bei Männern und 30 Prozent dieser Tumorerkrankung bei Frauen verantwortlich sein.
Auch chronische Blasenentzündungen können die Entstehung von bösartigen Blasentumoren fördern. In tropischen Ländern ist die Infektion mit einem Einzeller (Bilharziose) eine der wichtigsten Ursachen von Blasenkrebs.
Blasenwand kommt mit vielen Giftstoffen in Berührung
Dass der Kontakt mit bestimmten Chemikalien über einen längeren Zeitraum hinweg zu den Risikofaktoren zählt, wird nachvollziehbar, wenn man sich Aufbau und Funktion der Harnblase vor Augen hält. Die Blase ist ein Hohlorgan, in dem sich Urin ansammelt. So ist es leicht zu verstehen, dass die Blasenwand mit einer Vielzahl von Giftstoffen, die ausgeschieden werden sollen, in Berührung kommt. Sie besteht aus mehreren Schichten, von innen bedeckt das Urothel (Schleimhaut) die Blase. Daran schließt sich eine Bindegewebeschicht an, die von Muskulatur umgeben ist. Außen umringt eine weitere Bindegewebe- und eine Fettschicht die Blase.
Blasenkrebs entsteht im Urothel
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Blasenkrebs entwickelt sich fast immer in den Zellen des Urothels. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle (70 Prozent) besteht ein oberflächliches Karzinom, das heißt, nur die beiden inneren Schichten sind betroffen. Die Heilungschancen bei Blasenkrebs sind unter anderem davon abhängig, wie weit sich der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose schon ausgebreitet hat.
Bei 30 Prozent der Betroffenen besteht der sogenannte aggressive Typ, der sich bereits in die Muskel- und äußere Schicht sowie umliegendes Gewebe ausgebreitet hat (lokal fortgeschrittenes Karzinom). Ferner können auch andere, weiter entfernt liegende Organe von Absiedelungen der Krebszellen (Tochtergeschwülste, Metastasen) betroffen sein (metastasierendes Karzinom). Diese Fernmetastasen finden sich vor allem in Lunge, Leber und Knochen.
Diese Symptome verraten den tückischen Blasenkrebs
Blasenkrebs verläuft im Frühstadium meist ohne Beschwerden, und wenn Patienten Blasenkrebs-Symptome feststellen, sind diese nicht eindeutige Anzeichen des Harnblasenkarzinoms.
Blut im Urin oft erstes Blasenkrebs-Symptom
Das am häufigsten beobachte Warnzeichen für Blasenkrebs ist Blut im Urin. Dieser ist dann rötlich oder bräunlich verfärbt. Die Hämaturie, so die Fachbezeichnung für Blut im Urin, kann aber beispielsweise auch Symptom einer Blasenentzündung oder von Harnsteinen sein.
Hämaturie wird nicht immer bemerkt
Nicht immer ist die Hämaturie mit dem bloßen Auge sichtbar und somit vom Patienten als Blasenkrebs-Symptom wahrnehmbar. Mediziner sprechen dann von einer Mikrohämaturie, die sich nur durch Urinteststreifen feststellen lässt. Tritt Blut im Urin ohne Fieber und andere Hinweise auf einen Infekt auf, verstärkt sich der Verdacht, dass eine Tumorerkrankung zugrunde liegt. Eine Hämaturie sollte immer Anlass sein, zu Arzt zu gehen und der Ursache auf den Grund zu gehen.
Weiteres Warnzeichen: Harnstau
Ein weiteres Anzeichen für Blasenkrebs, das ebenfalls auch Symptom einer anderen Erkrankung sein kann, ist häufiger Harndrang: Betroffene haben das Gefühl, Wasser lassen zu müssen, können aber nur geringe Mengen Urin ausscheiden - ein Symptom, das auch als Harnstau bezeichnet wird.
Schmerzen im Unterleib, vor allem beim Wasserlassen, treten wenn überhaupt erst zu einem späteren Zeitpunkt auf, wenn der Blasenkrebs bereits fortgeschritten ist. Selbst dieses Symptom kann ein Anzeichen beispielsweise für eine Blasenentzündung sein.
Blasenkrebs-Symptome ähneln Anzeichen der Blasenentzündung
Die Ähnlichkeit der Symptome des Blasenkrebs mit denen einer Blasenentzündung, von der Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer, ist mit ein Grund dafür, warum Blasenkrebs bei Frauen oft später diagnostiziert wird. Das haben amerikanische Wissenschaftler um den Urologen Joshua A. Cohn von der University of Chicago in einer Studie herausgefunden.
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Ähnliche Symptome führen Ärzte auf die falsche Spur
Sie analysierten die Daten von rund 5.400 Männern und 2.200 Frauen, bei denen Blut im Urin nachgewiesen worden war und die spätestens ein Jahr Später die Diagnose Blasenkrebs erhielten. Es stellte sich heraus, dass die Krebserkrankung bei Männern schneller diagnostiziert wurde als bei Frauen, meist deshalb, weil die Ärzte bei den Frauen zunächst aufgrund der ähnlichen Symptome eine Blasenentzündung diagnostiziert und sie entsprechen mit Antibiotika behandelt hatten.
Ursachen und Risikofaktoren: Rauchen ist Blasenkrebs-Auslöser Nummer eins
Wenn es um die Ursachen des Blasenkrebs oder Harnblasenkarzinom geht, wird Rauchen von Experten mit an erster Stelle genannt. So ist Blasenkrebs nach Lungenkrebs die zweithäufigste bösartige Tumorerkrankung bei Rauchern. Das Risiko, an einem Hanrnblasenkarzinom zu erkranken, ist bei Rauchern etwa sechs mal größer als bei Nichtrauchern. Nicht nur das, bei Rauchern sind die Tumore im Durchschnitt größer und aggressiver, wie einer Anfang 2013 im "International Journal of Cancer" veröffentlichten Studie zu entnehmen ist.
Auch Passivrauchen erhöht das Blasenkrebsrisiko
Wer raucht, schadet jedoch nicht nur sich selbst. Auch Passivrauchen geht mit einem höheren Risiko für Blasenkrebs einher.
Bestimmte Chemikalien, beispielsweise aus der Gruppe der aromatischen Amine, gelten als weitere mögliche Ursache für Blasenkrebs. Dies bedeutet für bestimmte Berufsgruppen, die dem Kontakt mit diesen Stoffen ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko für ein Harnblasenkarzinom, beispielsweise für Beschäftigte in der Farbstoffindustrie, in der chemischen und petrochemischen Industrie und in Teer verarbeitenden Betrieben.
Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts sehen diese Gefährdung inzwischen aber kaum noch: "Die bekannten gefährlichen Arbeitsstoffe sind in Europa inzwischen weitgehend aus den Arbeitsprozessen der Industrie und des Handwerks verschwunden", heißt es in einer gemeinsamen Publikation der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister e. V. (GEKID) und des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) im Robert Koch-Institut. Allerdings vergehen vom Kontakt mit den krebserregenden Stoffen oft Jahrzehnte, so dass auch heute noch berufsbedingte Neuerkrankungen zu befürchten sind.
Entwarnung für Haarfarbe als Blasenkrebsursache
Auch für Haarfarben, die lange Zeit unter dem Verdacht standen, mögliche Ursachen für Blasenkrebs zu sein, geben Experten inzwischen Entwarnung. "Mit den heute am Markt angebotenen permanenten Haarfarben besteht kein Risiko. Sie sind alle durch aufwendige Zulassungsverfahren gelaufen", erklärt 2013 der Toxikolge Thomas Platzek vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin gegenüber der Stiftung Warentest. "Nach aktuellem Wissensstand muss niemand befürchten, durch Haarfarben Blasenkrebs zu bekommen", lautete sein Urteil.
Krebsgefahr durch chronische Blasenentzündung
Chronische Harnblasenentzündungen, zum Beispiel in Zusammenhang mit immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten oder der Anwendung von Dauerkathetern, stellen einen weiteren Risikofaktor dar. Auch bestimmte Medikamente wie das zur Chemotherapie eingesetzte Cyclophosphamid oder das nicht mehr zugelassene Schmerzmittel Phenacetin können eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen.
Parasit kann Blasenkrebs verursachen
In einigen asiatischen, afrikanischen oder südamerikanischen Ländern gilt die Bilharziose als wichtigster Risikofaktor. Die Bilharziose ist eine Infektionskrankheit, deren Erreger in Gewässern leben. Die Einzeller (Schistosomen) gelangen beim Baden über die Haut oder beim Trinken von infiziertem Wasser über den Magen-Darm-Trakt in den menschlichen Körper. Die Erreger können neben anderen Organen auch die Harnblase befallen, ohne ausreichende Therapie ist ein Blasenkrebs Harnblasenkarzinom eine mögliche Folge. Auch in Europa breitet sich die Erkrankung mehr und mehr aus. Grund sind Urlaubsreisen in die betroffenen Staaten. Also Vorsicht bei blutigem Stuhl oder Urin, Durchfällen oder Schmerzen sowie Schwierigkeiten beim Wasserlassen: Die Beschwerden können auf eine Bilharziose hinweisen.
So läuft die Blasenkrebs-Diagnose beim Urologen ab
Zur Diagnose eines Blasenkrebs wird der Arzt – der zuständige Facharzt ist hier der Urologe – Sie zunächst ausführlich zu den bekannten Risikofaktoren befragen. Dann folgt eine genaue körperliche Untersuchung. Die Urinanalyse mittels Teststreifen gibt Auskunft über die Zusammensetzung des Urins, etwa ob Blut vorhanden ist. Auch die Betrachtung des Harns unter dem Mikroskop kann Hinweise geben, aber in der Regel befinden sich im Urin keine Krebszellen.
Fahndung nach Tumormarkern im Blut
Blutanalysen geben Auskunft, ob bestimmte Substanzen, sogenannte Tumormarker, in erhöhter Konzentration nachweisbar sind. Diese Tumormarker werden in den Krebszellen, aber auch in normalen Zellen gebildet und sind daher alleine kein Beweis für die Existenz eines Harnblasenkarzinoms. Sie können aber bei der Beurteilung, ob eine Therapie erfolgreich verläuft oder ob der Krebs erneut auftritt, wertvolle Hinweise liefern.
Ultraschalluntersuchungen von Blase, Niere, Harnleiter (Verbindung zwischen Niere und Blase) und Harnröhre (ausgehend von der Blase, dient dem Urintransport aus dem Körper heraus) machen eventuell Tumoren sichtbar.
Diagnose des Blasenkrebs durch Blasenspiegelung
Eine genauere Betrachtung der Blasenstruktur ermöglicht erst die Spiegelung der Blasenspiegelung (Zystoskopie). Das Verfahren gilt daher als wichtigste Untersuchung zur Diagnose des Blasenkrebs. Dabei führt der Arzt ein schmales Rohr (Zystoskop) unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose in die Harnröhre ein. An der Spitze des Zystoskop befindet sich eine Optik, die mit einem Monitor verbunden ist. So ist es möglich, die Wandstruktur der Blase genau zu betrachten. Bei verdächtigen Veränderungen kann der Arzt Gewebeproben direkt entnehmen, die im Anschluss von einem Pathologen unter dem Mikroskop nach entsprechender Präparation genau beurteilt werden (Histologie).
Weitere bildgebende Verfahren zur Suche nach Metastasen
Zur Untersuchung, ob bereits andere Organe betroffen sind, dienen die Computer- und die Magnetresonanz-Tomographie sowie die Urographie. Bei letzterer Methode handelt es sich um Röntgenaufnahmen des Beckens nach Applikation eines Kontrastmittels. Mit den genannten Verfahren lassen sich Tochtergeschwülste abbilden.
TNM-Klassifikation des Harnblasenkarzinoms
Bei der Diagnose des Blasenkrebs spielt auch die Stadieneinteilung des Tumors eine Rolle; sie ist von großer Bedeutung für das weitere therapeutische Vorgehen. Dabei greifen die Mediziner auf die sogenannte TNM-Klassifikation zurück. T steht für Größe und Ausdehnung des Tumors, N für die Lokalisation und Zahl der vom Krebs befallenen Lymphknoten und M für Nicht- oder Vorhandensein von Metastasen. Zur Diagnose des Blasenkrebs gehört zudem die histologische Beurteilung der Bösartigkeit (Malignität) des Tumors, das sogenannte Grading.
Blasenkrebs-Behandlung: Diese Therapie-Bausteine stehen zur Verfügung
Die transurethrale Blasenresektion, TUR-B abgekürzt, läuft ähnlich ab wie eine Zytoskopie (Blasenspiegelung), doch wird dabei der Tumor mit einer elektrischen Schlinge entfernt. Über die Harnröhre wird dazu ein Zystoskop in das Innere der Harnblase vorgeschoben. Unter bildlicher Kontrolle kann der Arzt das Tumorgewebe direkt abtragen. Die Gewebestücke werden ausgespült und anschließend histologisch untersucht.
Der Befund gibt Aufschluss über das Tumorstadium und ist entscheidend für die weitere Therapie. Die TUR-B ist damit Diagnose- und Therapieverfahren in Einem. Vorteil dieser Behandlungsform ist die Wirkung direkt am Ort des Geschehens, ohne den gesamten Körper in Mitleidenschaft zu ziehen. So lassen sich Nebenwirkungen vermeiden.
Tumore kehren nach TUR-B oft zurück
In mehr als der Hälfte der Fälle (50 bis 70 Prozent) kommt es allerdings innerhalb von fünf Jahren zu einem erneuten Auftreten (Rezidiv) des Tumors. Zwar lässt sich der zurückgekehrte TumorAbhängig vom Krankheitsstadium und Lage des Tumors stehen verschiedenen Strategien zur Therapie bei Blasenkrebs (Harnblasenkarzinom) zur Verfügung.
TUR-B ist Standard bei oberflächlichen Harnblasenkarzinomen
Die transurethrale Resektion der Blase (TUR-B) stellt eine gängige Option zur Behandlung der oberflächlichen Blasenkarzinome dar. Diese lassen sich in der Regel durch wiederholte TUR-B entfernen. Besonders problematisch ist jedoch, dass die Rezidive in der Blase häufig mit einer Metastasenbildung einhergehen. Betroffen sind oft Lunge, Leber und Knochen.
Rezivirisiko durch Therapie?
Zu der Frage, warum die Rezidivrate bei Blasenkrebs vergleichsweise hoch ist, gibt es verschiedene Erklärungsmodelle. So wird davon ausgegangen, dass es bei der Tumorentfernung durch die TUR-B zu einer Zunahme der Tumorzellen in der Blase kommt, die sich in feine Risse in der Blasenschleimhaut einnisten könnten.
Eine Studie aus Schweden weist auf einen weiteren möglichen Grund für die Rezidiv- und vor allem Metastasenbildung hin: Zu einer TUR-B wird die Blase unter erhöhten Druck gesetzt. Mediziner der Universitätsklinik Malmö hatten den Verdacht, dass dadurch Tumorzellen in die venösen Blutgefäße übertreten könnten, in denen ein niedrigerer Druck vorliegt.
Sie untersuchten Proben venösen Blutes vor und nach einer TUR-B bei 16 Blasenkrebspatienten und sahen ihren Verdacht bestätigt: Nach dem Therapieverfahren war die Anzahl der Tumorzellen im Venenblut zum Teil um das Dreifache erhöht. Noch fehlt aber der Beleg, dass der Anstieg der Tumorzellen im Venenblut tatsächlich für das Entstehen der Metastasen verantwortlich ist, und die Zahl der Studienteilnehmer war sehr klein.
Intravesikalen Instillationstherapie beugt Rezidiven vor
Um Rezidiven vorzubeugen, gehört zum einen eine Wiederholung der TUR vier bis sechs Wochen nach der erstmaligen Entfernung des Tumors beziehungsweise der Tumoren an der Blasenwand zum Standard, um eventuelle Tumorreste zu entfernen. Zum anderen raten die Ärzte meist zu einer so genannten intravesikalen Instillationstherapie im Anschluss an die TUR-B. Dabei werden Medikamente über einen Katheter in die Blase geleitet, die eine Zerstörung eventuell vorhandener Tumorzellen bewirken. Unterschieden wird je nach Art der Medikamente in eine lokale (örtliche) Chemo- oder Immuntherapie.
Immuntherapie mobilisiert die Abwehrzellen gegen den Blasenkrebs
Bei der Immuntherapie werden Substanzen in die Blase eingeleitet, die körpereigene Zellen zur Tumorabwehr anregen. Es handelt sich hier um eine Aufbereitung aus lebenden Bakterien, die in der Blase eine örtliche Entzündung hervorrufen und so die örtlichen Abwehrzellen mobilisieren.
Bei der Chemotherapie sind es so genannte Zytostatika, die in die Blase geleitet werden. Diese Medikamente greifen die Tumorzellen direkt an, in dem sie die Zellteilung und damit die Vermehrung verhindern. Nachteil ist, dass auch gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden können. Derzeit gilt die Immuntherapie allgemein als das überlegene Verfahren, sofern keine Kontraindikationen vorliegen. Zu diesen zählen Immundefekte, beispielsweise durch HIV, oder eine gleichzeitige Cortison-Therapie.
Regelmäßig zur Nachuntersuchung
Das Rezidivrisiko wird durch die beschriebenen Maßnahmen stark reduziert, aber nicht ausgeschlossen. Nach erfolgreicher TUR-B sind Nachuntersuchungen mit Blasenspiegelung deshalb wichtig. Die Uniklinik Dresden empfiehlt sie in den ersten zwei Jahren in dreimonatigen und danach in sechsmonatigen Abständen.
Standardtherapie bei tiefer gehenden Blasenkrebs: Zystektomie
Zur Behandlung der aggressiven und tiefergehenden (invasiven) Variante des Harnblasenkrebses stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Eine komplette Entfernung der Blase (radikale Zystektomie) mit Anlegen einer Ersatzblase – häufig aus Dünndarm – hat die besten Heilungschancen. Fünf Jahre nach der Operation leben noch 70 bis 80 Prozent der operierten Patienten.
Eine Chemo- oder Strahlentherapie vor und nach der Operation ist eine zusätzliche Therapieoption. Vor dem Eingriff können diese Verfahren dazu beitragen, den Tumor zu verkleinern, aber auch nach der Operation kann ihr Einsatz sinnvoll sein, um die Erfolgsaussichten zu verbessern.
Folge der Zystektomie: Toilettengang nach Uhr
Die Zystektomie stellt einen belastenden Eingriff dar, der gewisse Risiken birgt. Auch müssen die Patienten nach der Operation lernen, mit der veränderten Harnableitung zurecht zu kommen. So muss das Wasserlassen in bestimmten Zeitabständen nach Uhr und nicht nach Empfinden erfolgen, da die Betroffen kein Empfinden dafür haben, wann die Ersatzblase voll ist.
Therapie-Alternativen zur Zystektomie
Als Alternative kann eine Kombination aus TUR-B, Strahlen- und Chemotherapie angewandt werden, allerdings mit geringeren Erfolgsaussichten. Wird eine Hyperthermie ergänzend eingesetzt, kann dies die Prognose verbessern. Dabei wird das Tumorareal durch elektromagnetische Wellen auf 42 bis 43 Grad Celsius erwärmt. Dadurch werden die Tumorzellen auf verschiedenen Wegen angegriffen.
So reagieren Tumorzellen allgemein empfindlicher auf Wärme als gesunde Zellen und werden durch die Erwärmung zum Teil zerstört. Biochemische Vorgänge, die durch die Erwärmung in Gang gesetzt werden, machen die Tumorzellen zudem für das Immunsystem besser erkennbar. Ein weiterer Effekt ist, dass die Tumorzellen durch die Hyperthermiebehandlung besser durchblutet werden und eine begleitende Chemo- oder Strahlentherapie so besser wirken kann.
Neuer Ansatz zur Therapie bei Blasenkrebs: Radioimmunotherapie
Eine noch neue Alternative zur Zystektomie ist bei bestimmten Formen von Blasenkrebs die Radioimmunotherapie. An der Urologischen Klinik des Klinikums rechts der Isar in München wurde sie nach Angaben der Klinik bislang bei einigen wenigen Patienten mit einem in situ-Blasenkarzinom eingesetzt, bei denen die TUR-B keinen Erfolg gezeigt hatte.
Bei der Radioimmunotherapie wird ein Radionuklid, eine radioaktive Substanz mit geringer Eindringtiefe und kurzer Halbwertszeit, per Katheter in die Blase eingeführt. Nebenwirkungen konnten die Münchner Ärzte nicht feststellen. Nach vier bis sechs Wochen überprüften die Ärzte den Erfolg der Therapie mit einer Blasenspiegelung und einer Biopsie. Das Ergebnis: Bei 50 Prozent der Patienten war der Tumor verschwunden. Die Harnblase brauchte nicht entfernt zu werden.
Die Radioimmunotherapie ist allerdings kein Standardverfahren zur Therapie von Blasenkrebs, sondern wird in München als "individueller Heilversuch" nur unter bestimmten Kriterien angeboten.
Blasenkrebs vorbeugen: Das können Sie selbst tun, um die Blase zu schützen
Eine Reihe von Risikofaktoren können die Entstehung von Blasenkrebs begünstigen. Sie zu meiden, ist die wichtigste Maßnahme, um dem Harnblasenkarzinom vorzubeugen. Dazu gehört in erster Linie, mit dem Rauchen aufzuhören beziehungsweise gar nicht erst anzufangen und sich von verrauchten Räumen fernzuhalten. Denn der "blaue Dunst" gilt als Hauptursache für Blasenkrebs – auch dann, wenn man selbst nicht an der Zigarette zieht, sondern dem Tabakqualm als Passivraucher ausgesetzt ist.
Arbeiter in der chemischen Industrie: Sicherheitsvorschriften beachten!
Verantwortlich dafür sind Giftstoffe aus der Gruppe der so genannten aromatischen Amine, die im Tabakrauch enthalten sind. Sie kommen aber auch in anderen Stoffen vor. Falls Sie beispielsweise in der Farbstoffindustrie, in der chemischen und petrochemischen Industrie oder in einem Teer verarbeitenden Betrieben beschäftigt sind, sollten Sie unbedingt die jeweiligen Sicherheitsvorschriften am Arbeitsplatz befolgen, um einem späteren Blasenkrebs vorzubeugen.
Bestimmte Medikamente können ebenfalls zur Entstehung eines Harnblasenkarzinoms führen wie beispielsweise so genannte Zytostatika, die zur Behandlung von Krebserkrankungen wie Leukämie oder Brustkrebs eingesetzt werden. Betroffene erhalten in der Regel aber gleichzeitig blasenschützende Präparate, die zur Vorbeugung von Blasenkrebs getreu der ärztlichen Anweisung eingenommen werden sollten.
Trinken und regelmäßig Wasserlassen beugt Blasenkrebs vor
Krebserregende Stoffe, die ein Harnblasenkarzinom auslösen können, sind umso gefährlicher, je länger und konzentrierter Sie Kontakt zur Blasenwand haben. Trinken Sie also ausreichend - das ist ebenfalls eine wichtige Präventionsmaßnahme in Bezug auf Blasenkrebs.
US-Wissenschaftler stellten zudem fest, dass das Risiko für Blasenkrebs mit der Häufigkeit des nächtlichen Urinierens abnahm: Wer mindestens zweimal in der Nacht zum Wasserlassen muss, ist um 40 bis 50 Prozent weniger gefährdet, an Blasenkrebs zu erkranken als jemand, der die ganze Nacht "durchhält". Besonders ausgeprägt ist dieser Schutzeffekt der Studie zufolge für Raucher.
Bilharziose vorbeugen zur Blasenkrebsprävention
Wenn es um die Prävention von Blasenkrebs geht, ist auch der Schutz vor Bilharzhiose zu nennen. Die Infektionskrankheit wird durch Parasiten übertragen, die in stehenden oder langsam fließenden Gewässern tropischer oder subtropischer Länder Afrikas, Lateinamerikas, Südwest- und Südostasiens zu Hause sind, und gilt dort als Hauptrisikofaktor für Blasenkrebs. Wenn Sie in diese Länder reisen, sollten Sie nicht in Seen oder Flüssen dort baden und Vorsicht beim Trinkwasser walten zu lassen. Treten nach der Reise zu Hause Symptome wie blutiger Urin oder Stuhl, Durchfall oder schmerzhaftes Wasserlassen auf, kann dahinter eine Bilharziose stehen, die umgehend behandelt werden muss.
Urologe rät Rauchern ab 50 zu Blasenkrebstests
Früherkennungsuntersuchungen beugen Blasenkrebs zwar nicht vor, können ihn aber in einem Frühstadium aufdecken und so die Therapiechancen verbessern. Dazu gibt es einfache Urintests. Experten wie Urologe Dr. Gerson Lüdecke vom Universitätsklinikum Gießen raten besonders Menschen mit erhöhtem Risiko für Blasenkrebs wie beispielsweise Rauchern, ab 50 einmal jährlich einen Test machen zu lassen.
Regelmäßig zur Nachuntersuchung nach Harnblasenkarzinom!
Wer bereits ein Harnblasenkarzinom hatten und erfolgreich behandelt wurde, für den ist es besonders wichtig, einem erneuten Auftreten des Blasenkrebs vorzubeugen. Dazu gehört auch, in regelmäßigen Abständen den Arzt aufsuchen, um ein mögliches Rezidiv rechtzeitig zu erkennen.
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