Plötzlicher Herztod: Wenn das Herz beim Sekundentod stehen bleibt
Von einer Sekunde auf die andere beginnt das Herz unregelmäßig zu schlagen, Herzflimmern entsteht und danach Herzstillstand. Der plötzliche Herztod betrifft auch junge Menschen, Sportler und solche, die bis dahin gesund waren. Was hinter dem Sekundentod steckt und wie man ihn behandelt.
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Plötzlicher Herztod (Sudden Death) bezeichnet Todesfälle, bei denen ein Mensch aufgrund eines plötzlichen Herzversagens sehr rasch und unerwartet stirbt. Jüngere Menschen können ebenso betroffen sein wie ältere. Beim Sekundentod versagt die Herzfunktion plötzlich – üblicherweise vergeht vom ersten Auftreten der Symptome bis zum Tod nicht mehr als eine Stunde, wenn nicht sofort Wiederbelebungsmaßnahmen (Reanimation) einsetzen.
Artikelinhalte im Überblick:
- Plötzlicher Herztod: Symptome
- Ursachen für Sekundentod
- Diagnose plötzlicher Herztod
- Behandlung Sekundentod
- Plötzlichem Herztod vorbeugen?
Plötzlicher Herztod: Symptome wie Herzinfarkt
Charakteristisch für den plötzlichen Herztod ist es, dass das Ereignis sehr rasch einsetzt. Das bedeutet zugleich, dass es in aller Regel kaum Warnsignale und Frühsymptome gibt. Es können beim plötzlichen Herztod zunächst Symptome auftreten, wie sie von einem Herzinfarkt bekannt sind:
- Unwohlsein
- Herzrasen
- Herzklopfen
Danach treten plötzlich massive Schmerzen im Brustbereich auf, ein starkes Engegefühl und Atemnot. Der Patient bricht zusammen, ist nicht mehr ansprechbar. Der Puls an der Halsschlagader ist nicht mehr tastbar, kurz darauf setzt die Atmung aus. Nach wenigen Minuten kann der Tod eintreten.
Anzeichen beim plötzlichen Herzinfarkt ernst nehmen
Ebenso kann sich der Tod jedoch urplötzlich ereignen, indem die Betroffenen zusammensinken oder hinfallen, rasch das Bewusstsein verlieren und versterben. Die Anzeichen eines plötzlichen Herztods sollten immer äußerst ernst genommen werden. Nur sofortige erste Hilfe kann das Leben retten.
Ursachen für den plötzlichen Herztod
Der plötzliche Herztod beginnt zumeist damit, dass das Herz aus dem gewohnten Takt kommt, wobei sich der Herzschlag der Hauptkammern erheblich beschleunigt (Tachykardie). Schlägt das Herz immer schneller, kann schließlich nicht mehr genügend Blut in den Körper gepumpt werden.
Das Herz selbst wird nicht mehr adäquat mit Blut versorgt und die Kontraktion der Herzkammern wird immer flacher, bis es schließlich zum Herzflimmern (Kammerflimmern) und damit praktisch zu einem Herzstillstand kommt. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich, weil die Organe des Körpers nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, wenn kein Blut durch den Körper gepumpt wird.
Auch koronare Herzerkrankung ist Ursache für plötzlichen Herztod
Der plötzliche Herztod ereignet sich meist auf dem Boden einer koronaren Herzerkrankung (KHK). Sie kann Störungen im Reizleitungssystem nach sich ziehen, sodass das Herz falsche Impulse bekommt sowie eine Störung der Pumpfunktion des Herzens und eine Minderdurchblutung des Herzmuskels (Ischämie) verursachen.
Ebenso kann eine Herzmuskelentzündung, die oft Folge einer Infektion ist, dem plötzlichen Herztod den Weg bereiten. Die Ursachen können auch außerhalb des Herzens liegen. Denn auch eine massive Lungenembolie kann ebenso wie die Ruptur der Hauptschlagader (Aorta) Ursache für einen plötzlichen Herzstillstand sein.
Außerdem können ungewöhnliche Aufregungen einen plötzlichen Herztod nach sich ziehen. So wird in Erhebungen eine erhöhte Rate solcher Ereignisse zum Beispiel bei Zuschauern eines Fußballturniers berichtet. Besonders gefährdet im Hinblick auf ein solches Ereignis sind Menschen mit Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, koronarer Herzerkrankung und das insbesondere, wenn sie Raucher sind.
Rund fünf Prozent aller Fälle eines plötzlichen Herztodes ereignen sich allerdings bei Menschen, die als völlig herzgesund gelten, bei denen also keine Herzerkrankung vorgelegen hat.
Plötzlicher Herztod beim Sport
Besonders dramatisch ist der plötzliche Herztod, wenn junge, sportlich aktive Menschen betroffen sind. Meist liegt eine bis dahin nicht bekannte Herzerkrankung wie ein angeborener Herzfehler des betroffenen Sportlers zugrunde.
Nicht selten sind jedoch erworbene Herzerkrankungen die Ursache des plötzlichen Herztodes bei Sportlern. Bei jüngeren Menschen handelt es sich dabei oft um eine infektiös bedingte Herzmuskelentzündung, bei älteren Menschen steht eher eine nicht bekannte koronare Herzerkrankung im Vordergrund. Das Risiko eines plötzlichen Herztodes beim Sport steigt jenseits des 35. Lebensjahres deutlich an. Es kann zudem durch die missbräuchliche Einnahme von Medikamenten gesteigert werden, insbesondere von Dopingmitteln wie Anabolika und Wachstumshormonen.
Dr. Heart / Expertenteam
Diagnose plötzlicher Herztod
Die Diagnose stellt der*die Arzt*Ärztin anhand der charakteristischen Zeichen des akuten Herzstillstandes:
- Bewusstlosigkeit
- Pulslosigkeit
- Atemstillstand
Ist rechtzeitig ein Notarzt oder eine Notärztin vor Ort oder werden die Betroffenen sofort in die Klinik eingeliefert, können weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Beim EKG zeigt sich das Kammerflimmern deutlich. Zusätzlich helfen Tests bei der Diagnose plötzlicher Herztod und zeigen, welche körperlichen Ursachen für den plötzlichen Herztod vorliegen könnten. Dazu zählen Bluttest, Herzkatheter und elektrophysiologische Untersuchung (EPU).
Plötzlicher Herztod: Wie kann man ihn behandeln?
Ereignet sich ein plötzlicher Herztod, kann der definitive Tod des Betroffenen nur durch eine rasche Behandlung und gegebenenfalls sofortige Wiederbelebung (Reanimation) abgewendet werden. Bei Verdacht auf einen plötzlichen Herztod müssen deshalb sofort Notarzt und Rettungswagen herbeigerufen werden.
Durch die Sofortmaßnahmen überleben rund fünf bis acht Prozent der Menschen mit einem plötzlichen Herztod das lebensbedrohliche Ereignis. Sind fachkundige Helfer in der Nähe, so überleben sogar mehr als 50 Prozent der Betroffenen den plötzlichen Herztod.
Erste Hilfe beim plötzlichen Herztod
Bis zum Eintreffen des Rettungwagens sind lebensrettende Sofortmaßnahmen notwendig, um den Kreislauf und damit die Sauerstoffversorgung möglichst aufrecht zu erhalten. Um zu kontrollieren, ob Betroffene noch atmen oder nicht, muss der Kopf nach hinten überstreckt und der Unterkiefer nach vorne gezogen werden. Dann sollten die Helfer*innen den direkt über den der Betroffenen halten und zügig prüfen, ob es Atemgeräusche oder einen Atemstrom gibt. Ist keine Atmung mehr feststellbar, müssen eine Herzmassage und eine Beatmung erfolgen. Dazu wird 30-Mal eine Herzdruckmassage in der Mitte des Brustkorbes durchgeführt und anschließend der Kopf überstreckt und jeweils zweimal beatmet.
Bei der medizinischen Behandlung vom plötzlichen Herztod durch den*die Notarzt*ärztin und/oder Rettungsdienst geht es zunächst ebenfalls darum, das Leben des Patienten zu erhalten. Das erfordert in der Regel eine Behandlung mit einem Defibrillator sowie eine Intubation und anschließende künstliche Beatmung.
Defibrillator beim plötzlichen Herztod
Beim Defibrillator handelt sich um ein Gerät, das dem Herzen per Stromstoß Impulse zur Rhythmisierung beziehungsweise zum Weiterschlagen gibt. Dazu werden Elektroden auf den Brustkorb aufgesetzt und aktiviert. Der Stromstoß wird vom Brustkorb nach innen an das Herz geleitet und soll dieses wieder zum Schlagen bringen. Defibrillatoren finden sich inzwischen an vielen öffentlichen Plätzen wie Flughäfen, Bahnhöfen, Kaufhäusern und Sportstätten. Sie können von jedem benutzt werden, da ihre Handhabung sehr einfach und selbsterklärend ist. Ersthelfer können nichts falsch machen.
Kann man dem plötzlichen Herztod vorbeugen?
Vorbeugen lässt sich dem plötzlichen Herztod am besten indirekt, indem frühzeitig Risikofaktoren für Herzerkrankungen, die ein solches Ereignis verursachen können, vermieden werden. Zu den allgemeinen Risikofaktoren, die durch die Lebensweise beeinflussbar sind, gehören:
- Rauchen
- Übergewicht
- ungesunde Ernährung
- Bewegungsmangel
Haben sich bereits Störungen entwickelt wie ein zu hoher Blutdruck (Hypertonie), zu hohe Cholesterinwerte im Blut oder ein Diabetes mellitus, müssen diese konsequent behandelt werden. Denn sie begünstigen eine koronare Herzerkrankung und damit potenziell auch einen plötzlichen Herztod.
Keine ungewohnten, zu anspruchsvollen sportlichen Belastungen
Zu den Vorsichtsmaßnahmen im Hinblick auf einen plötzlichen Herztod gehört auch, vor der Aufnahme ungewohnter sportlicher Aktivität seine Herzgesundheit beim Arzt prüfen zu lassen.
Außerdem ist es ratsam, nach Infekten wie etwa einer Erkältung oder Grippe vorsichtig bei der Wiederaufnahme körperlicher Anstrengungen zu sein. Denn schwere oder auch verschleppte Infektionen können den Herzmuskel schädigen und eine Herzmuskelentzündung hervorrufen. Sie wiederum kann bei starker körperlicher Belastung in einen plötzlichen Herztod münden.
Implantierter Defibrillator schützt vor plötzlichem Herztod
Ist ein hohes Risiko für einen plötzlichen Herztod bekannt, kann die Gefahr durch die dauerhafte Implantation eines Defibrillators in den Körper reduziert werden. Der implantierte Defibrillator erkennt über Sensoren automatisch akute Gefahrensituationen und gibt dann sofort Stromstöße an das Herz ab, um dieses wieder in den richtigen Takt zu bringen.
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