Prinz-Albert- und Klitorispiercing

Intimpiercing – Genitalschmuck und Lustbringer für Mann und Frau

Für ein Intimpiercing entscheiden sich Männer und Frauen nicht nur aus optischen Gründen: Meist erhoffen sich die Träger eine zusätzliche Stimulation beim Sex. Das hängt von der Art des Intimschmucks ab. Welche Arten von Intimpiercing es gibt und für wen welches geeignet ist.

Frau im Slip
©iStock.com/VladimirFLoyd

Unter einem Intimpiercing ist das "Durchbohren oder Durchstechen der Haut zur Anbringung von Schmuck" an den weiblichen oder männlichen Genitalien zu verstehen, so die Duden-Definition für Piercings allgemein. Der Intimschmuck nimmt eine Sonderstellung unter den Piercings ein, weil dabei nicht allein die Ästhetik im Vordergrund steht. "Es geht auch um sexuelle Stimulation und den psychischen Aspekt: sich durch das Intimpiercing sexuell attraktiver zu fühlen", sagt Martina Lehnhoff, die in Köln und Bergisch Gladbach Piercing-Studios betreibt.

Artikelinhalt im Überblick:

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Sexuelle Stimulation durch das Intimpiercing

Ob sich zusätzliche stimulierende Effekte einstellen können, hängt von der Art des Intimpiercings ab und von der Stelle, an der es angebracht ist. Dazu gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wobei auch der individuelle Körperbau eine Rolle spielt. Bei Frauen kommen vor allem die Klitoris, die Klitorisvorhaut sowie innere und äußere Schamlippen in Frage. Ein vertikales Piercing durch die Vorhaut der Klitoris soll aufgrund des Kontakts mit der Klitoris stimulierend wirken.

Bei Männern wiederum werden Intimpiercings meist an Eichel, Vorhaut oder Hodensack getragen. Unter anderem wird dem sogenannten Prinz-Albert-Piercing luststeigernde Wirkung zugeschrieben, sowohl für den Träger als auch seine Partnerin. Dieses Piercing, es wird mit PA-Piercing abgekürzt, geht von der Harnröhre aus durch die untere Peniswand hindurch. Als Schmuck dient meist ein "Ball Closure Ring", ein Ring, der mit einer Kugel verschlossen wird. Oder ein "Segmentring", bei dem ein Stift die Ringöffnung schließt.

Beim Mann soll die Reizung der Harnröhre während des Geschlechtsverkehrs für Lustgewinn sorgen, bei der Frau der größere Druck durch den Intimschmuck. Allerdings kann der Intimschmuck je nach Art und Größe genauso als unangenehm beim Sex empfunden werden.

Prinz-Albert-Piercing bei Männern beliebt

Das Prinz-Albert-Piercing gehört laut Bekunden diverser Piercing-Studios zum beliebtesten Intimschmuck bei Männern. Es heilt meist komplikationslos ab, allerdings vergehen drei bis vier Monate, bis die Wunde völlig ausgeheilt ist. Weit oben auf der Hitliste bei Männern ist außerdem das Frenulum-Piercing, bei dem in der Regel ein Ring durch das Vorhautbändchen (Frenulum) am Penis gezogen wird.

Einige Piercing-Studios empfehlen es als "Einsteiger-Intimpiercing" für Männer: "Es verursacht kaum Schmerzen beim Stechen und heilt schnell aus, so dass der Penis bei vielen Männern bereits nach ein paar Tagen wieder einsatzbereit ist", informiert ein Münchner Piercing-Studio. Auch diesem Intimschmuck wird nachgesagt, vor allem auf die Partnerin sexuell stimulierend zu wirken: "Als positiver Nebeneffekt ist zu erwähnen, dass viele Frauen nicht nur optisch Gefallen an diesen Schmuck finden", so das Münchner Piercing-Studio.

Nichts für Einsteiger sind dagegen die Intimpiercings mit den exotischen Namen Ampallang und Apadravya, die schon im

Kamasutra

erwähnt werden. Beide sind nach Einschätzung der Piercing-Studio-Betreiber zwar "optisch sehr schön und sexuell reizvoll", aber es gehe dabei "im wahrsten Sinne des Wortes mehr ins Eingefleischte" als bei jedem anderen Intimpiercing. Während der Stichkanal des Ampallang horizontal durch die Eichel und das obere Drittel der Harnröhre verläuft, sticht der Piercer beim Apadravya vertikal durch die Eichel.

Intimpiercing: Varianten für Männer

Weitere Arten des Intimschmucks bei Männern sind beispielsweise:

  • Riverse Prinz-Albert-Piercing: auch RPA, Piercing von der Harnröhre durch die obere Peniswand

  • Guiche-Piercing: Piercing durch die Raphe oder Hodensacknaht unterhalb des Hodens

  • Pubic-Piercing: horizontales Piercing am Penisansatz

  • Vorhautpiercing

  • Dydoe: gestochen wird durch den Rand der Eichel

  • Hafada-Piercing: Piercing durch den Hodensack unterhalb des Penis

Klitorisvorhaut bei Frauen beliebte Stelle für Intimpiercing

Bei Frauen zählen Piercings der Klitorisvorhaut zu den beliebtesten Varianten, wobei es vertikal oder horizontal gesetzt werden kann. Der vertikalen Variante wird sexuell stimulierendere Wirkung nachgesagt, da hier der Intimschmuck idealerweise auf der Klitoris liegt. Möglich ist ebenso eine Kombination beider Varianten. Im Unterschied zum Klitorispiercing wird beim Klitorisvorhautpiercing die Klitoris selbst nicht durchstochen.

Ebenfalls beliebt, aber vornehmlich aus ästhetischen Gründen, sind Schmuckstücke an den äußeren oder inneren Schamlippen. Bei Frauen gibt es genauso einige Piercings, die spezielle Namen tragen, wenn auch nicht so exotische wie manche Intimpiercings bei Männern. Das Christina-Piercing beispielsweise verläuft vertikal von der oberen Falte zwischen den zusammentreffenden äußeren Schamlippen zum Venushügel.

Intimpiercings (Varianten) für Frauen

Weitere Varianten bei Frauen:

  • Fourchette-Piercing: vertikales Piercing an der unteren Stelle des Zusammenlaufens der inneren Schamlippen

  • Princess-Albertina-Piercing: vertikales Piercing von der Harnröhrenöffnung zur Vaginalöffnung

  • Nefertiti-Piercing: vertikales Piercing durch Klitorisvorhaut und Venushügel

  • Isabella-Piercing: tiefes vertikales Piercing von oberhalb der Harnröhre bis zur Klitorisvorhaut

Heilung dauert je nach Variante des Intimschmucks Wochen bis Monate

Die Kosten für ein Intimpiercing variieren nach Art des Piercings und Anbieter. Mit 50 bis 70 Euro ist mindestens zu rechnen. Die Heilungsdauer variiert ebenfalls stark nach Art des Piercings. Bei Frauen heilt ein Piercing an der Klitorisvorhaut beispielsweise innerhalb von drei bis sechs Wochen, während beim Christina-Piercing deutlich mehr Geduld gefragt ist: Hier muss mit drei bis sechs Monaten gerechnet werden, unter Umständen länger.

Ähnlich unterschiedlich ist die Heildauer der unterschiedlichen Intimpiercings beim Mann. Das beliebte Prinz-Albert-Piercing beispielsweise verheilt innerhalb von drei bis sechs Wochen, während ein Ampallang zwischen drei und sechs Monaten braucht, manchmal länger. Für das Apadravya-Piering werden sogar Zeiträume von bis zu einem Jahr bis zur vollständigen Heilung angegeben. Mit ein Grund, warum manche Piercer bestimmte Formen des Intimpiercings nicht im Angebot haben:"Wir machen zum Beispiel keinen Ampallang, weil das Risiko für Komplikationen einfach viel zu groß ist", erklärt Studio-Betreiberin Martina Lehnhoff.

Intimpiercing verursacht häufig Komplikationen

Ein Intimpiercing will deshalb gut überlegt sein. Zumal die Risiken laut einer britischen Studie von 2008, einer der bislang umfangreichsten zum Thema Piercing, höher sind als bei irgend einem anderen Piercing. Demnach traten Komplikationen bei 44,6 Prozent der Piercings im Genitalbereich auf, bei Nasenpiercings sind es beispielsweise nur 8,9, bei Zungenpiercings 24,3 Prozent.

Komplikationen, die im Zusammenhang mit einem Intimpiercing auftreten können, sind bei Frauen vor allem Entzündungen, Ausrisse und Blutungen, bei Männern Verletzungen von Nerven und größeren Blutgefäßen und Urethrarupturen (Riss in der Harnröhre). Bei Männern wie Frauen kann es zu aufsteigenden Infektionen kommen, die schlimmstenfalls zur Zeugungsunfähigkeit beziehungsweise Unfruchtbarkeit führen. Die Ansiedlung von Feigwarzen wird durch ein Intimpiercing begünstigt.

Für Probleme können allergische Reaktionen auf den verwendeten Intimschmuck sorgen. Diese sind besonders häufig bei nickelhaltigen Materialien.

Risiko durch unerfahrene Piercer und Hygienemängel

Dass das Risiko für Komplikationen bei einem Intimpiercing höher ist als bei Piercings an anderen Körperregionen, will Piercerin Martina Lehnhoff so nicht unterschreiben. "Ich mache das jetzt seit 30 Jahren, und ich kann mich nicht an eine Komplikation erinnern", erzählt sie im Interview. Studien bestätigen, dass das Risiko für derartige Komplikationen von mehreren Faktoren abhängt: Piercer sind wie Tätowierer keine geschützten Berufe, so dass sich im Prinzip jeder als solcher selbstständig machen kann.

Die Unerfahrenheit desjenigen, der das Piercing sticht, zählt zu den Risiken für Komplikationen, ebenso die hygienischen Bedingungen, unter denen der Intimschmuck gesetzt wird. Das bestätigt Lehnhoff. Als Initiatorin und Mitbegründerin des Europäischen Berufsverbands für professionelles Piercing (EAPP) gehört sie zu den Befürwortern einheitliche Qualitätsstandards, die von Medizinern wie seriösen Betreibern von Tattoo- und Piercing-Studios schon seit längerem gefordert werden. Sie verweist aber auch auf die Eigenverantwortung des Gepiercten: "Es versteht sich von selbst, dass mit einem frischen Intimpiercing Sex tabu ist", führt sie als Beispiel an.

Pflegetipps für das Intimpiercing

Das Helmholtz-Zentrum München rät,

  • die Nachbehandlung der Wunde nach Anweisung des Studios durchführen,

  • die durchstochene Schmuckstelle und das Schmuckstück möglichst so lange nicht anzufassen, bis die Wunde vollständig verheilt ist,

  • die Wunde täglich mit warmem Wasser reinigen und und vollständig trockentupfen,

  • mindestens zwei Wochen lang auf Sex verzichten.

Zertifizierte Studios versprechen Qualitätsstandards

Fazit: Wenn Sie sich ein Intimpiercing setzen lassen wollen, sollten Sie großen Wert auf ein seriöses Piercing-Studio mit einem erfahrenen Piercer setzen. Orientierung bietet die European Association of Professionell Piercing (EAPP), auf deren Website zertifizierte Studios gelistet sind. Es gibt auch Ärzte, die Intimpiercings anbieten.

Ist ein vertrauenswürdiger Anbieter gefunden, lassen Sie sich ausführlich beraten, welcher Intimschmuck zu Ihnen passt. Denn selbst wenn das Piercing ohne Komplikationen abheilt, können sich unerwünschte Effekte einstellen, die vielleicht vorher nicht bedacht wurden. So kann ein Prinz-Albert-Piercing die Kontrolle des Urinstrahls beeinträchtigen oder ein Christina-Piercing die Intimrasur erschweren.

Ideale Posen für die Intimrasur

Interview: "Mit frischem Intimpiercing ist Sex tabu"

Was ist so besonders an einem Intimpiercing, welche Piercings eignen sich für Einsteiger und wie sind die Risiken einzuschätzen? Darüber hat Lifeline mit Martina Lehnhoff gesprochen. Sie gründete 1993 ihr erstes Piercing-Studio in Köln. Intimpiercings gehörten von Anfang an zu ihren Schwerpunkten. Als Initiatorin und Mitbegründerin des Europäischen Berufsverbands für professionelles Piercing (EAPP) liegt ihr die Qualität beim Piercen besonders am Herzen.

Frau Lehnhoff, sind Intimpiercings im Trend?

Martina Lehnhoff: Ich würde sagen ja, beim Piercing ist allgemein ein Aufwärtstrend zu beobachten, und bei uns steigt auch die Zahl der Kunden, die ein Intimpiercing wünschen.

Wie alt sind die Kunden, die sich für ein Intimpiercing entscheiden?

M. L.: Das ist ganz unterschiedlich, ab 18 durch alle Altersstufen hindurch. Wir haben auch Pärchen mit 50, 60 oder 70 Jahren, die sich Intimpiercings stechen lassen. Der Schwerpunkt liegt aber bei den 25- bis 35-Jährigen.

Bei der Entscheidung für ein Intimpiercing stehen nicht nur ästhetische Aspekte im Vordergrund?

M. L.: Nicht nur, es geht auch um sexuelle Stimulation und den psychischen Aspekt: sich durch das Intimpiercing sexuell attraktiver zu fühlen.

Welche Intimpiercings werden bei Ihnen am meisten nachgefragt?

M. L.: Das sind bei Frauen eindeutig Piercings der Klitoris-Vorhaut.

Und bei Männern?

M. L.: Männer entscheiden sich oft für das Prince-Albert-Piercing, aber auch Piercings am Scrotum oder Frenulum sind beliebt.

In Ihrem Studio steht vor jedem Piercing eine Untersuchung. Auf was wird dabei geachtet?

M. L.: Wir prüfen vor allem, ob die anatomischen Voraussetzungen für das gewünschte Piercing gegeben sind. Dazu gehört zum Beispiel die Lage der Blutgefäße oder ob ein Mann beschnitten ist.

Wie lange dauert es, bis ein Intimpiercing verheilt ist?

M. L.: Das hängt von Art und Lage des Piercings ab. Ein Piercing der Klitoris-Vorhaut beispielsweise kann innerhalb von vier Wochen verheilen, bei einem Piercing am Hodensack kann das schon bis zu sechs Monate dauern.

Intimpiercings gelten als Piercingform mit relativ hoher Komplikationsrate. Können Sie das bestätigen?

M. L.: Ich mache das jetzt seit 30 Jahren, und ich kann mich nicht an eine Komplikation erinnern. Ich denke, hier kommt es viel auf die Erfahrung des Piercers an, er muss die anatomische Eignung für das jeweilige Piercing abschätzen können und es korrekt setzen. Wichtig ist auch, dass sich der Kunde an die Pflegeanweisungen hält. Es versteht sich von selbst, dass mit einem frischen Intimpiercing Sex tabu ist.

Woran ist ein gutes Piercing-Studio beziehungsweise ein erfahrener Piercer zu erkennen?

M. L.: Dazu gibt es auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Piercing (DGP) eine Checkliste. Dabei geht es vor allem um Hygieneanforderungen, aber auch darum, wie ernst das Thema Beratung genommen wird.

Gibt es auch Intimpiercings, die Sie nicht machen?

M. L.: Ja, auf jeden Fall. Wir machen zum Beispiel keinen Ampallang, weil das Risiko für Komplikationen einfach viel zu groß ist. Das fängt schon bei der langen Heilungsphase von neun bis zwölf Monaten an. Wer ist schon so lange sexuell enthaltsam? Da sind Probleme absehbar.

Zu welcher Intimpiercing-Form würden Sie Einsteigern raten?

M. L.: Männern würde ich das Frenulum-Piercing empfehlen, es ist unkompliziert, einfach zu pflegen und sowohl von der Optik als auch von der Stimulation her schön. Bei Frauen sind Piercings an den kleinen Schamlippen und an der Klitorisvorhaut auch für Einsteiger gut geeignet.

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