Keloide Narbenbildung

Wildfleisch am Piercing: Wulstige Gewebewucherung

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Piercings sind sehr beliebt und weit verbreitet. Meist verheilt die Wunde ohne Komplikationen. In manchen Fällen, etwa durch die falsche Nachbehandlung und Pflege, kommt es jedoch am Piercing zu sogenanntem Wildfleisch. Dabei handelt es sich um Gewebewucherungen. Was hilft dagegen und wie lässt sich vorbeugen?

Wildfleisch am Piercing
© Getty Images/vvs1976

Kurzübersicht: Wildfleisch (Piercing)

Was ist Wildfleisch? Wildfleisch wird auch als wildes Fleisch oder Keloid bezeichnet. Es handelt sich um einen gutartigen Tumor der Haut, bei dem es zu wucherndem Narbengewebe durch eine gestörte Wundheilung kommt.

Symptome: Symptome bei Wildfleisch am Piercing sind unter anderem eine deutliche Hauterhebung. Die Narbe ist verdickt und wächst über die ursprüngliche Wunde hinaus. Manchmal kommt es zu Druckschmerzen und Juckreiz.

Therapie: Es gibt keine einheitliche Therapie zur Behandlung von Wildfleisch bei einem Piercing. Fachleute testen meist verschiedene Herangehensweisen, die Behandlung ist oft langwierig.

Im Überblick:

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Was ist Wildfleisch am Piercing?

Bei einem Piercing handelt es sich um eine gewollte Verletzung der Haut, um Schmuck anzubringen. Jede Hautverletzung führt im Heilungsprozess zu einer Narbe, die im Verlauf immer mehr verblasst und irgendwann meist nicht mehr sichtbar ist.

Doch nicht immer verläuft der Wundheilungsprozess komplikationslos. In einigen Fällen verdickt das Narbengewebe stark (hypertrophe Narbe). Wuchert es zusätzlich über die Wundränder aus, sprechen Fachleute auch von einem Keloid. Umgangssprachlich ist von Wildfleisch die Rede. Medizinisch gesehen zählen Keloide zu den gutartigen Tumoren.

Wildfleisch entsteht in der Regel nach einer Operation oder einer Verletzung etwa durch einen Unfall. Außerdem kann die Narbengeschwulst am Stoma bei einem künstlichen Darmausgang vorkommen.Daneben kommt es zu Wildfleisch etwa nach einem Piercing, einer Tätowierung sowie im Rahmen bestimmter Hautkrankheiten wie Akne. In sehr seltenen Fällen bildet sich das Keloid spontan.

Piercing-Wildfleisch: Symptome

Wuchernde Narben entstehen besonders oft an der oberen Hälfte des Körpers, etwa im Gesicht und an den Ohren. Das Wildfleisch erscheint wulstig und dick, die Vernarbung erhebt sich deutlich über die Haut und breitet sich immer weiter aus. Zu Beginn erinnert die Verdickung oftmals an einen Pickel. Die Farbe von Wildfleisch variiert von hellem Rosa bis zu tiefem Rot und färbt sich manchmal sogar violett oder bräunlich. Die Haut an der Stelle fühlt sich hart an.

Die krankhafte Narbenveränderung bildet sich nicht von selbst zurück und kann das Leben Betroffener stark einschränken, da Keloide unter anderem folgende Beschwerden auslösen:

  • Juckreiz
  • Spannungsgefühl
  • Schmerzen
  • Druck
  • Empfindlichkeit bei Berührung
  • Empfindungsstörungen (wie Taubheitsgefühl)

Darüber hinaus kann Wildfleisch ein kosmetisches Problem darstellen und infolge psychischen Leidensdruck verursachen.

Warum entsteht Wildfleisch am Piercing?

Der genaue Grund, warum sich bei manchen Menschen Wildfleisch bildet und bei anderen nicht, ist bislang nicht endgültig geklärt. Jedoch können die falsche Pflege sowie eine Reizung der Wunde, das Auftreten der Wucherung begünstigen.

Es kommt dann zu einem verstärkten Wachstum sogenannter Fibroblasten (Zellen des Bindegewebes) und infolge zu einer vermehrten Bildung von Kollagen. Im Zuge dessen wächst Narbengewebe immer weiter und verdickt.

Darüber hinaus können verschiedene Risikofaktoren das Auftreten von Wildfleisch am Piercing begünstigen, darunter:

  • Hautfarbe: Menschen mit dunkler Haut haben ein bis zu 20-fach höheres Risiko für Wildfleisch nach einem Piercing als Menschen mit heller Hautfarbe.

  • genetische Veranlagung: Keloide kommen in einigen Familien vermehrt vor, weshalb eine genetische Disposition wahrscheinlich ist.

  • Hormone: Während der Schwangerschaft und während der Pubertät ist das Risiko für Wildfleisch bei einem neuen Piercing erhöht.

  • Alter: Am häufigsten kommt es zu der Hautwucherung bei Menschen unter 30 Jahren.

Zudem ist der Ort des Stichkanals entscheidend: Piercings durch Knorpelgewebe neigen eher zu Wildfleisch als andere.

Wie wird Wildfleisch behandelt?

Kommt es im Zuge eines Piercings zu Wildfleisch, sollte dieses nicht selbst mit Hausmitteln behandelt werden. Erste Anlaufstelle sollte in jedem Fall die hautärztliche Praxis sein: Die Behandlung von Wildfleisch gehört in die Hände von erfahrenen Ärzt*innen und selbst dann gestaltet sich die Behandlung oft schwierig.

Ziel der Therapie ist es, Größe und Volumen der kranken Narbenwucherung zu reduzieren sowie die Beschwerden zu lindern. Außerdem wird ein ästhetisches Ergebnis angestrebt, um den Leidensdruck zu mindern.

Zur Behandlung von Wildfleisch stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Es gibt jedoch keine Standardvorgehensweise, vielmehr wird individuell abgewogen, welche Methode infrage kommt.

Mögliche Behandlungsmethoden bei Wildfleisch sind:

  • Kortison: Kortikosteroide hemmen die Entzündung und reduzieren das Narbenwachstum. Es gibt sie als Salbe und Creme, Spritze oder zum Einnehmen als Tablette. Im Falle von Wildfleischwucherungen ist von Cremes und Salben abzuraten, vielmehr kommen zur Behandlung Kortison-Injektionen infrage, die direkt in die wuchernde Narbe am Piercing gespritzt werden. Zu Beginn der Therapie erfolgt die Kortisongabe rund alle 2 bis 3 Wochen, im Verlauf werden die Abstände vergrößert.

  • Kryochirurgie: Die Kryochirurgie wird oftmals mit der Kortisontherapie kombiniert. Dabei wird das narbige Gewebe mit sehr kaltem, flüssigem Stickstoff behandelt und so eingefroren. Dies führt oftmals zum Schrumpfen des Wildfleisches.

  • Druckbehandlung: Die Kompressionstherapie gehört zu den gängigen Therapiemethoden. Dabei kommen etwa spezielle Druckbandagen zum Einsatz.

  • Operation: Eine Operation zur Entfernung des Keloids ist als alleinige Therapie ungeeignet, da das Wildfleisch in vielen Fällen wieder zurückkehrt und sich oftmals noch stärker ausbreitet. In Kombination mit anderen Verfahren, etwa Kortison, kann solch ein Eingriff jedoch erwogen werden.

  • Lasertherapie: Die Lasertherapie eignet sich, um die kranken Narben Schicht für Schicht abzutragen, jedoch ist auch hier die Rückfallquote sehr hoch.

  • Strahlentherapie: Eine Strahlentherapie kommt etwa zum Einsatz, wenn wildes Fleisch großflächig wuchert: Die Behandlung mindert das Narbenwachstum und wird vor allem im Anschluss an eine Operation durchgeführt. Dabei wird das Gewebe in mehreren Sitzungen für einige Minuten bestrahlt.

  • Silikon: Silikonpads, Discs und Cremes werden schon lange zur Behandlung von Narbenhypertrophie und Keloiden verwendet. Diese werden auf betroffene Stellen aufgetragen und können besonders im Anfangsstadium der Narbenbildung helfen, die Wucherung zu reduzieren. Bei bestehendem Wildfleisch sind sie jedoch als einzige Therapie ungeeignet. Silikon-Discs zur Behandlung von Wildfleisch können oft direkt bei der*dem Piercer*in erworben und eingesetzt werden.

  • Chemotherapie: In schwerwiegenden Fällen kann das Chemotherapeutikum 5-Fluorouracil zur Injektion in das wilde Fleisch zum Einsatz kommen. Es tötet die wuchernden Zellen ab, darf aber nur verordnet werden, wenn andere Therapieansätze wirkungslos bleiben.

Wildem Fleisch am Piercing vorbeugen: Was hilft?

Menschen, die zu Wundheilungsstörungen neigen, sollten vorsichtshalber auf Piercings, Tattoos und Ohrlöcher verzichten. Daneben können weitere Tipps helfen, der Bildung von wildem Fleisch am Piercing vorzubeugen.

Tipps zum Vorbeugen sind:

  • Reizung und Reibung vermeiden: Um die Wundheilung zu fördern, sollte jegliche Reizung und Reibung möglichst vermieden werden. Auch wenn Piercings und neue Ohrlöcher zunächst dazu einladen, damit zu spielen, sie zu drehen und zu berühren, sollte darauf lieber verzichtet werden, bis der Heilungsvorgang abgeschlossen ist.

  • Desinfizieren: Nach dem Stechen eines Piercings sollte die Wunde regelmäßig desinfiziert werden, um eine chronische Entzündung zu verhindern.

  • Piercingschmuck tauschen: Nach dem Stechen sollte der Erstschmuck erst einmal nicht ausgetauscht werden, bis die Wunde verheilt ist. Dann kann der Tausch zunächst im Piercingsstudio erfolgen. Geeignete Materialien für Erstschmuck sind unter anderem chirurgischer Stahl, Titan und PTFE (Polytetrafluorethylen).

  • Druck verhindern: Druck und Spannung auf der Piercingwunde können die Entstehung von wildem Fleisch begünstigen und sollten vermieden werden. Kleidung sollte beispielsweise nach dem Stechen eines Bauchnabelpiercings eher weit gewählt werden.

  • Sonnenschutz: Frische Piercings und Tattoos sollten vor der Sonne geschützt werden, die UV-Strahlung kann die Wundheilung stören.

  • Narbensalbe: Narbensalben mit verschiedenen Wirkstoffen, etwa aus Zwiebelextrakten, gibt es in der Apotheke zu kaufen. Sie können dabei helfen, dass die Wunde des Piercings sauber ausheilt.

  • Silikon-Discs: Anti-Wildfleisch-Discs können verwendet werden, um der Bildung von wildem Fleisch beim Piercings vorzubeugen.

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