Übersäuerung des Körpers: Symptome der Azidose erkennen
Ist der Säure-Basen-Haushalt gestört und sinkt der pH-Wert zu stark ab, kommt es zur Übersäuerung des Körpers. Dieser Azidose genannte Zustand schwächt Herz, Muskeln und Knochen. Was bei Übersäuerung hilft und was Sie selbst tun können.
Chronische Übersäuerung soll 90 Prozent der Deutschen betreffen. Obwohl das Thema so viele Menschen angeht, wissen die meisten nicht genau, was damit gemeint ist. So handelt es sich dabei nicht einfach nur um eine Übersäuerung des Magens, wie häufig angenommen wird. Wer beispielsweise ständig Sodbrennen und saures Aufstoßen hat, ist deshalb nicht automatisch übersäuert.
Artikelinhalte im Überblick:
- Was ist Azidose?
- Chronische oder akute Übersäuerung
- Azidose durch Ernährung?
- Symptome der Übersäuerung
- Folgen der Azidose
- Diagnose
- Was tun bei Azidose?
Was ist eine Azidose?
Übersäuerung (Azidose) bedeutet: Der Säure-Basen-Haushalt des Körpers ist so weit gestört, dass der pH-Wert im Blut unter 7,35 abgesunken ist. Die Abkürzung pH steht für "potentia Hydrogenii", das ist lateinisch und bedeutet Konzentration des Wasserstoffs in einer Lösung.
Je niedriger dieser Wert ist, desto saurer ist die Lösung, je höher, desto basischer. Der normale pH-Wert des Bluts eines gesunden Menschen liegt bei 7,4. Ist er zu hoch, wenn also das Gegenteil einer Azidose eintritt, spricht der Arzt von einer Alkalose – das Blut ist dann zu basisch.
Übersäuerung kann chronisch oder akut sein
Meist werden diese Begriffe in der Umgangssprache nicht ganz richtig verwendet. Viele sprechen von Azidose und meinen damit eigentlich die chronische oder latente Übersäuerung, die sehr verbreitet ist.
Die medizinisch korrekt bezeichnete Azidose ist dagegen seltener, tritt plötzlich auf, ist lebensgefährlich und muss intensivmedizinisch im Krankenhaus behandelt werden. Sie wird durch schwere Erkrankungen und akute Zustände wie diabetisches Koma, Herzstillstand oder Schock ausgelöst.
Akute Übersäuerung: Metabolische und respiratorische Azidose
Die akute Azidose wird vor allem durch zwei verschiedene Ursachen ausgelöst und danach eingeteilt:
Ursache verminderte Atmung (respiratorische Azidose): Bei der respiratorischen Azidose gelingt es dem Körper nicht, ausreichend Kohlendioxid auszuatmen. Kohlendioxid ist sauer. Bleibt es in zu hoher Konzentration im Körper zurück, führt das zu Übersäuerung.
Stoffwechselbedingte Übersäuerung (metabolische Azidose): Eine zu hohe Konzentration von sauren Stoffwechselprodukten und Säuren haben die Puffersysteme des Körpers überfordert.
Ursachen von chronischer Übersäuerung
Dagegen dauert es normalerweise lange, bis eine latente Übersäuerung entsteht. Weil der richtige pH-Wert für die Gesundheit so wichtig ist, versucht der Körper von selbst, ihn auf jeden Fall zu halten. Dazu verfügt er über verschiedene Puffersysteme, die sowohl Übersäuerung (Azidose) als auch Alkalose verhindern sollen. Sie gleichen den Säure-Basen-Haushalt wieder aus.
Im Fall der Säure geschieht das über die Atmung, den Schweiß und über die Nieren mit dem Urin. Reichen diese Regulierungssysteme nicht mehr aus oder ist ihre Funktion gestört, kommt es langfristig zur chronischen Übersäuerung.
Schuld an chronischer Übersäuerung ist der moderne Lebensstil:
- Bewegungsmangel
- Stress und Ängste
- Rauchen
- Alkohol
- Schlafmangel
Diese Faktoren bringen den Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht. Was sie gemeinsam haben: Der Körper bekommt unter ihrem Einfluss etwas zu wenig Sauerstoff. Das bremst seine Energiegewinnung, Milchsäure bildet sich und der Körper wird übersäuert.
Darüber hinaus ist auch Flüssigkeitsmangel ein Risikofaktor für chronische Übersäuerung. Wer zu wenig trinkt, bildet zu wenig Urin und der Körper kann kaum Säure ausscheiden. Daneben spielt auch die Ernährung eine Rolle für den pH-Wert.
Übersäuerung durch Ernährung?
Es gibt eine ganze Reihe von säurebildenden Lebensmitteln und Getränken. Der Körper verstoffwechselt sie sauer. Vor allem eiweißreiche Lebensmittel tierischen und pflanzlichen Ursprungs bilden im Körper Säure. Starke Säurelieferanten sind:
- Fleisch
- Wurst
- Zucker
- Weißmehl
- Eier
- Hülsenfrüchte
Weil die meisten Menschen jedoch auch Basen spendende Lebensmittel essen, gleicht sich das normalerweise wieder aus. Basische Lebensmittel sind die meisten Obstsorten und Gemüse, darunter zum Beispiel Kartoffeln. Erst wenn zu viele säurebildende Lebensmittel und zu wenig basische gegessen werden, droht eine chronische oder latente Übersäuerung.
Übersäuerung: Typische Symptome
Chronische Übersäuerung hat keine eindeutigen Anzeichen, sie führt auch nicht zu typischen Schmerzen. Folgende generelle Anzeichen können aber auf eine Übersäuerung hinweisen:
- Abgeschlagenheit
- Infektanfälligkeit
- Kopfschmerzen
- Muskelschmerzen
- Muskelkrämpfe
- Mundgeruch
- Müdigkeit
- Sodbrennen
Folgen einer chronischen Übersäuerung
Die chronische Übersäuerung ist zwar nicht lebensbedrohlich wie die akute Azidose, kann aber auf Dauer dennoch teils schwerwiegende Folgen haben:
- Die Zähne werden anfällig für Karies.
- Knochen entkalken und werden brüchig.
- Muskeln bauen sich ab durch Übersäuerung.
- Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen können entstehen.
Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass chronische Übersäuerung auch bei der Entstehung folgender Krankheiten eine Rolle spielt:
- Allergien
- Arteriosklerose
- Diabetes
- Gallensteine
- Gicht
- Krebs
- Migräne
- Nierensteine
- Rheuma (rheumatoide Arthritis)
Vor allem die Alternativmedizin ist davon überzeugt, dass Übersäuerung Ursache der meisten Zivilisationskrankheiten ist. Die Schulmedizin ist hier etwas zurückhaltender, weil entsprechende Studien zum Thema noch fehlen.
Diagnose: Chronische Übersäuerung feststellen
Mit einfachen Tests soll sich nachweisen lassen, ob der Körper übersäuert ist. Dabei handelt es sich um Test-Streifen (Apotheke), die in den Urin gehalten werden. Die Verfärbung zeigt dann den pH-Wert an. Allerdings schwankt der pH-Wert im Urin über den Tag und von Tag zu Tag.
Die sicherste Methode, um zu erkennen, ob das Blut tatsächlich übersäuert ist, ist deshalb eine Blutuntersuchung beim Arzt. Labortechnisch lassen sich der Säuregehalt des Blutplasmas sowie die Säurepuffer-Kapazität feststellen.
Was tun bei Übersäuerung?
Um den Säure-Basen-Haushalt wieder in Balance zu bringen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. So können kurzfristig bestimmte Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein – etwa Basentabletten oder Basenpulver.
Auf lange Sicht wichtig sind folgende Maßnahmen gegen Übersäuerung:
Treiben Sie am besten täglich Sport an der frischen Luft. Das unterstützt den Abbau von Säuren im Körper.
Trinken Sie viel, um die Säuren aus dem Körper zu schwemmen. Am besten eignen sich hier entsprechende Mineralwässer.
Setzen Sie dem Stress durch kurze Entspannungspausen Schranken.
Verzichten Sie aufs Rauchen und reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum.
Gehen Sie die Sauna.
Wechselduschen und Bürstenmassagen aktivieren die Säureausscheidung zusätzlich.
Neben diesen allgemeinen Maßnahmen spielt auch die Ernährung eine Rolle. Reduzieren Sie die oben aufgeführten Säurebildner so weit wie möglich. Essen Sie dafür mehr basische Lebensmittel. Besonders gut gegen Übersäuerung eignen sich in diesem Zusammenhang folgende Obst- und Gemüsesorten:
- Fenchel
- Kohlrabi
- Blumenkohl
- Karotten
- Bananen
- Aprikosen
- getrocknete Feigen
- Kiwi
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