Cluster-Kopfschmerzen: Was hilft?
Cluster-Kopfschmerzen sind eine äußerst heftige Form von Kopfschmerz und treten fast immer einseitig auf. Meistens kommt es nur während einiger Wochen im Jahr zu den Attacken. Welche Auslöser bekannt sind und welche Therapie hilft.
Der Name "Cluster" (englisch für Büschel, Haufen) drückt aus, dass die Kopfschmerz-Anfälle meist während bestimmter Zeiten gehäuft auftreten, so zum Beispiel im Frühjahr oder Herbst. Der Cluster-Kopfschmerz wird auch als Bing-Horton-Neuralgie, Histaminkopfschmerz oder Erythroprosopalgie bezeichnet. Die äußerst heftigen Kopfschmerzen treten anfallartig auf und werden fast immer einseitig im Augen- beziehungsweise Schläfenbereich empfunden.
Risikofaktoren für Cluster-Kopfschmerzen
Während der Cluster-Periode ist der Schmerzanfall häufig auslösbar. Die Ursachen sind etwa Aufenthalt in großen Höhen, körperliche Anstrengung, Flimmer- oder Flackerlicht, Alkohol, Nitrolingual (das als Nitrospray gegen Angina pectoris verwendet wird) oder Histamin (Gewebehormon und Neurotransmitter). Auf eine Cluster-Periode folgen schmerzfreie Wochen, Monate oder gar Jahre, in denen auch keine Kopfschmerzattacke ausgelöst werden kann.
Formen des Cluster-Kopfschmerzes
Je nach Ausprägung verschiedener Symptome und zeitlichem Verlauf unterscheiden Ärzte zwischen der episodischen und der chronischen Form von Cluster-Kopfschmerz.
Episodischer Cluster-Kopfschmerz: Cluster-Kopfschmerz-Attacken treten in Perioden mit einer Dauer von sieben Tagen bis zu einem Jahr auf, die von schmerzfreien Episoden von einem Monat oder länger unterbrochen werden. Im Frühjahr und im Herbst treten diese Cluster-Perioden gehäuft auf.
Chronischer Cluster-Kopfschmerz: Cluster-Kopfschmerz-Attacken treten über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr ohne Remission oder mit Remissionsphasen von weniger als einem Monat auf.
Typische Symptome bei Cluster-Kopfschmerzen
Cluster-Kopfschmerzen sind äußerst heftig. Der Schmerzcharakter wird als hell, brennend, schneidend und bohrend beschrieben. Immer tritt der Cluster-Kopfschmerz einseitig im Bereich von Auge und Schläfe auf. Nur selten strahlt er weiter aus. Die Attacken wechseln fast nie die Seite – nicht während eines Anfalls und auch nicht später. 15 bis 30 Minuten nach Beginn wird der Höhepunkt des Schmerzes erreicht. Eine Attacke dauert zwischen 15 Minuten und drei Stunden.
Begleitsymptome der Cluster-Kopfschmerzen
Auf der schmerzhaften Kopfseite kommt es meistens zu typischen Symptomen wie Augenrötung, Tränenfluss und starkes Schwitzen. Die Nase ist verstopft und läuft. Manchmal verengt sich die Pupille des betroffenen Auges, das Lid hängt tiefer und schwillt an. Die Beschwerden treten zeitgleich mit den Schmerzen auf und klingen mit diesen wieder ab. Selten treten auch migräneähnliche Begleitsymptome auf. Sie äußern sich in Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Clusterpatienten versuchen bei einem Anfall allerdings, sich durch Bewegung Linderung zu verschaffen.
Cluster-Kopfschmerz: Welche Therapie kommt infrage?
Cluster-Kopfschmerz ist nicht heilbar, aber bei den meisten Patienten ist eine wirksame Behandlung möglich. Oft dauert es jedoch eine gewisse Zeit, bis man das Medikament und die Dosierung gefunden hat, die im Einzelfall am besten wirken. Bei Cluster-Kopfschmerz sind übliche Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac unwirksam.
Sauerstoff lindert Cluster-Episoden
Jeder Clusterpatient sollte die Einatmung von hundertprozentigem Sauerstoff (empfohlen wird eine Applikation von unter acht Liter pro Minute) versuchen. Bei knapp jedem Dritten verbessern sich die Beschwerden nach zehn bis 15 Minuten. Wahrscheinlich lindert der Sauerstoff die Schmerzen über eine Gefäßverengung. Die Sauerstoffbehandlung hilft eher Jüngeren mit episodischen Cluster-Kopfschmerzen als Älteren, die an einer chronischen Verlaufsform leiden. Sauerstoff kann verschrieben werden.
Medikamente gegen Cluster-Kopfschmerz
Lidocain: Beginnt der Cluster-Kopfschmerz-Anfall, wird Lidocain (4-10 Prozent) ins Nasenloch der schmerzhaften Seite gesprüht.
Sumatriptan: Die Substanz wirkt an einigen Bindungsstellen des Botenstoffs Serotonin und stellt die Blutgefäße enger. Bei 75 Prozent der Patienten wirkt eine Hautspritze (6 mg) innerhalb von zehn bis 15 Minuten. Der Wirkstoff kann auch als Nasenspray (20 mg) inhaliert werden. Sumatriptan ist während der Schwangerschaft verboten.
Zolmitriptan: Als Nasenspray (5-10 mg) bei lang anhaltenden Attacken.
Die genannten Medikamente sind verschreibungspflichtig und dürfen nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.
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SPG-Stimulation: Neue Behandlungsmethode
Einen ganz anderen Ansatzpunkt, Cluster-Kopfschmerzen zu behandeln, bietet die sogenannte SPG-Stimulation. Über einen winzigen Chip, den der Arzt unters Zahnfleisch des Patienten implantiert, lässt sich mit einer kleinen Fernbedienung der verantwortliche Nerv stimulieren. Auf diese Weise kann der Cluster-Anfall nach Bedarf vom Patienten selbst behandelt werden.
Ursachen von Cluster-Kopfschmerzen
Man weiß noch nicht genau, was Cluster-Kopfschmerzen verursacht und wie sie entstehen. Im Wesentlichen werden zwei Theorien diskutiert:
Gefäßentzündung: Vereinzelt konnten an den Venen im Augenbereich Veränderungen dargestellt werden, die Ärzte auf eine Gefäßentzündung der Augenvenen und des Sinus cavernosus (große Vene hinter dem Auge) aus. Die entzündeten Venen blockieren den Blutabfluss und drücken die Halsschlagader (Arteria carotis) gegen die Wand des Kanals, durch den sie in den Schädel zieht. Die Arteria carotis ist eine große Kopfschlagader, die in der Nachbarschaft des Sinus cavernosus mit sympathischen Nervenfasern ins Schädelinnere eintritt. Durch den Druck auf die Gefäßwände entsteht der Schmerz, die begleitende Reizung des Sympathikusnervs verursacht Symptome wie Tränenfluss, Rötung und eine verstopfte Nase.
Störung im Hypothalamus: Dieser ist Teil des Zwischenhirns, das unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus kontrolliert. Das uhrwerkartige Auftreten der Cluster-Kopfschmerzen könnte mit der Störung von rhythmusgebenden Gehirngebieten übereinstimmen. Bildgebende Verfahren zeigen dort bei Cluster-Patienten während des Anfalls eine Aktivierung von Nervenzellen, die man bei anderen Kopfschmerzpatienten nicht findet.
So diagnostiziert der Arzt einen Cluster-Kopfschmerz
Im Schnitt vergehen achteinhalb Jahre, bis Cluster-Patienten die richtige Diagnose gestellt wird. Möglicherweise liegt es daran, dass die meisten Anfälle nachts stattfinden und die sichtbaren Begleiterscheinungen nicht gleich bemerkt werden.
Findet der Arzt bei der körperlichen Untersuchung keine krankhaften Veränderungen und ist er sich aufgrund der Vorgeschichte sicher, dass der Patient an Cluster-Kopfschmerz leidet, kann er auf bildgebende Untersuchungen verzichten. Ist sich der Arzt in der Diagnose nicht sicher, so wird er weitere Untersuchungen veranlassen.
Bildgebende Verfahren bei Cluster-Kopfschmerz
Die craniale Computertomographie (CCT) und die Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) liefern schichtweise Aufnahmen von Schädel, Augenhöhle und Gehirn. Vor allem bei älteren Menschen, deren Kopfschmerzen neu entstanden sind, werden diese bildgebenden Verfahren eingesetzt. Denn mit zunehmendem Alter sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Kopfschmerzkrankheit zum ersten Mal auftritt.
Manchmal muss man eine Erkrankung des Auges oder der Augenhöhle ausschließen. Vor allem der Grüne Star (Glaukom) kann in einigen Fällen zu Schmerzattacken im Bereich des Auges führen. Bei der Untersuchung misst der Augenarzt, ob der Druck im Augapfel erhöht ist und begutachtet mit einer Speziallampe die Einmündung des Sehnervs ins Auge.
Kann man Cluster-Kopfschmerz vorbeugen?
Während einer Cluster-Phase muss man Attackenauslöser wie Alkohol, Aufenthalt in großen Höhen, Flacker- und Flimmerlicht oder große körperliche Anstrengungen meiden. Wegen der Stärke der Cluster-Kopfschmerzen ist bei den meisten Patienten eine Prophylaxe mit Medikamenten sinnvoll. In ihrer aktuellen Leitlinie empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie vorbeugend folgende Medikamente:
Verapamil (Kalziumantagonist): drei- bis viermal 80 mg, bei Bedarf bis 480 mg pro Tag steigern. In Einzelfällen muss die Dosis weiter gesteigert werden, jedoch nur unter Kontrolle der Herzfunktion. Generelle EKG-Kontrolle zu Beginn und im Therapieverlauf.
Kortison/Prednison: Für zwei bis fünf Tage Prednison-Stoßtherapie (100-250 mg initial), danach Dosis individuell reduzieren.
Lithium: 600-1.500 mg pro Tag, je nach Konzentration im Blut (Serumspiegel 0,6-0,8 ml/l). Medikamentenspiegel im Blut engmaschig überwachen
Topiramat: Empfohlene Dosierung: 100-200 mg pro Tag. In Einzelfällen können auch höhere Dosierungen notwendig sein.
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