Wenn die Bandscheiben schwinden

Osteochondrose: Rückenschmerzen durch Verschleiß

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Bei Osteochondrose sind Knochen und Knorpel durch Alter oder Fehlbelastung geschädigt, meist entlang der Wirbelsäule. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, hat das Rückenschmerzen zur Folge. Wie entsteht Osteochondrose und wie wird sie behandelt?

Osteochondrose
© Getty Images/FatCamera

Kurzübersicht


Was ist Osteochondrose? Es handelt sich hierbei um eine ungesunde Veränderung der Bandscheibe und der angrenzenden Wirbelkörper.

Ursachen: Durch Alter oder Fehl- und Überbelastung kann sich die Bandscheibe nicht mehr regenerieren und wird immer dünner. Der Wirbelsäule fehlen damit ihre natürlichen "Stoßdämpfer", sie ist erhöhtem Druck ausgesetzt.

Symptome: Die Krankheit entwickelt sich schleichend. Meist macht sie sich durch einen tief sitzenden Rückenschmerz bemerkbar. Dieser kann in weitere Körperregionen ausstrahlen.

Im Überblick:

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Was ist Osteochondrose?

Bei der Osteochondrose handelt es sich um eine Erkrankung, die in verschiedenen Formen vorkommt. Ursache ist eine Veränderung (Degeneration) von Gewebestrukturen in Knochen, Knorpeln und Gelenken. 

Am häufigsten sind mit Osteochondrose Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule gemeint. Diese Form wird in der Medizin Osteochondrosis intervertebralis genannt. Hier wird unter Osteochondrose der Halswirbelsäule (HWS), der Lendenwirbelsäule (LWS) und der Brustwirbelsäule (BWS) unterschieden. Die Krankheit entwickelt sich schleichend mit fortschreitendem Alter durch Fehl- und Überbelastung. Je nach Ausprägung verursacht die so entstehende Verknöcherung der Wirbelsäule mehr oder weniger starke Beschwerden.

Erste Anzeichen von Osteochondrose machen sich ab dem 45. Lebensjahr bemerkbar. Andere Formen der Krankheit treten schon im Jugendalter auf (Morbus Scheuermann). 

Welche Symptome verursacht Osteochondrose?

Osteochondrose ist ein langsamer Prozess, der von Erkrankten nicht sofort bemerkt wird. Wer an Osteochondrose leidet, spürt oft einen tiefsitzenden Rückenschmerz. Je nachdem, in welchem Stadium sich die Krankheit befindet und welcher Abschnitt der Wirbelsäule genau betroffen ist, können die Schmerzen auch in andere Körperregionen ausstrahlen. Zudem ist die Krankheit durch Bewegungseinschränkung gekennzeichnet. Betroffene nehmen nicht selten eine Schonhaltung ein, um die Schmerzen zu reduzieren. Das hat Verspannungen der Muskulatur zur Folge, was zu weiteren Schmerzen führen kann.

Abhängig von Stadium und Lokalisation der Krankheit kommt es außerdem zu folgenden Beschwerden:

Osteochondrose der Halswirbelsäule (HWS):

  • Schmerzen im Nacken und in den Schultern
  • Bewegungseinschränkungen von Kopf und Hals
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Ausstrahlung der Schmerzen bis in die Hände

Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS)

  • Schmerzen im unteren Rücken
  • Ausstrahlung der Schmerzen bis in die Beine und Zehen
  • Entwicklung einer Schonhaltung
  • Eingeschränkte Beweglichkeit

Schmerzen an LWS und HWS treten vor allem bei Bewegung auf. Schon ein einfacher Positionswechsel oder eine Lageveränderung beim Schlafen kann für Betroffene zur Qual werden. Die verhärteten Muskelstränge lassen sich oft gut ertasten und sind bei Bewegung spürbar.

Neben HWS und LWS kann bei Osteochondrose auch die Brustwirbelsäule (BWS) betroffen sein. Hier kommt es zu Beschwerden im oberen Rücken, die auf den Brustbereich ausstrahlen können.

Ursache: Wie entsteht Osteochondrose?

Osteochondrose entwickelt sich, wenn die Bandscheiben zwischen den Wirbeln immer dünner werden. Die Bandscheiben funktionieren als eine Art "Stoßdämpfer" und sollen verhindern, dass die Wirbel aufeinander reiben. Dabei gilt: Je mehr Wasser Bandscheiben im Kern enthalten, desto besser bewältigen sie diese Aufgabe. Damit sie gesund bleiben, müssen sie nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Nährstoffen versorgt sein. Diese erhalten sie durch Be- und Entlastung vom umliegenden Gewebe der Knochen und Bänder.

Mit zunehmendem Alter und infolge von Bewegungsmangel sowie Über- und Fehlbelastungen werden die Bandscheiben nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt und ihr Flüssigkeitsgehalt nimmt ab. So werden sie mit der Zeit immer dünner und können Erschütterungen weniger gut abfedern. Einzelne Wirbel sind dadurch starkem Druck ausgesetzt.

Um das auszugleichen, bildet der Körper zusätzliche Knorpelflächen (Spondylophyten) an den seitlichen Enden der Wirbel. Reiben diese Spondylophyten aufeinander, kommt es zu Rückenschmerzen. Je mehr der Knorpel wächst, desto stärker engt er den Wirbelkanal ein (Spinalkanalstenose) und drückt die dort verlaufenden Nerven ein. Ohne Behandlung wird die Beweglichkeit der Wirbelsäule durch diese Veränderung immer weiter eingeschränkt.

Osteochondrose lässt sich also grundsätzlich an zwei Anzeichen erkennen:

  1. Die Bandscheiben verlieren an Höhe und ihre Funktion als "Puffer" lässt nach.
  2. Durch den Verschleiß entstehen Spondylophyten, die den Druck abfedern sollen.

Bekannte Risikofaktoren

Neben dem normalen Alterungsprozess gibt es einige Faktoren, welche zur Entstehung einer Osteochondrose beitragen können. Dazu gehören:

  • Übergewicht
  • Körperlich anstrengende Berufe (Krankenpflege, Handwerk)
  • Stoffwechselerkrankungen (zum Beispiel Diabetes)
  • Überwiegend sitzende Tätigkeiten (Büroarbeit)    
  • Rauchen
  • Vorangegangene Operationen an den Bandscheiben
  • Unausgewogene Ernährung
  • Skoliose
  • Eine Verletzung der Wirbelsäule in der Vergangenheit (z. B. Bandscheibenvorfall)

Diagnose: Wie wird Osteochondrose festgestellt?

Um eine Osteochondrose zu diagnostizieren, ist eine ärztliche Einschätzung unerlässlich. Nur so kann ausgeschlossen werden, dass es sich nicht doch um einen Bandscheibenvorfall oder eine andere Erkrankung mit ähnlichen Symptomen handelt.

Wer unter wiederkehrenden Rückenschmerzen leidet, kann zunächst die hausärztliche Praxis aufsuchen. Erhärtet sich der Verdacht auf eine ernsthafte Erkrankung wie Osteochondrose, erfolgt meist eine Überweisung an eine orthopädische Praxis. Die typischen Symptome und die Krankengeschichte (Anamnese) geben erste Hinweise auf Osteochondrose. Bestätigt wird die Diagnose durch eine zielgerichtete körperliche Untersuchung und bei Bedarf Röntgenaufnahmen oder eine Magnetresonanztomographie (MRT). 

Wie wird Osteochondrose behandelt?

Osteochondrose ist nicht heilbar, weil die Verschleißerscheinungen um Bandscheiben und Wirbelkörper nicht mehr rückgängig zu machen sind. Bei der Behandlung geht es darum, den Fortschritt der Erkrankung zu stoppen und die Schmerzen zu lindern.

Sport und Physiotherapie bei Osteochondrose

Um die Wirbel zu entlasten, muss die Rückenmuskulatur gekräftigt und die Haltung insgesamt verbessert werden. Bei der Krankengymnastik zeigen Physiotherapeut*innen Erkrankten passende Übungen. Entscheidend für Betroffene ist, diese Übungen auch regelmäßig zu Hause zu praktizieren.

Um der Osteochondrose entgegenzuwirken, sollte neben der Physiotherapie auch ausreichend Bewegung und Sport auf dem Plan stehen. Hierbei gilt es, achtsam zu sein: Kontaktsport und Sportarten mit ruckartigen Bewegungen, wie etwa Rudern oder Badminton, sind bei Osteochondrose nicht geeignet. Passende Sportarten sind zum Beispiel:

  • Schwimmen
  • Radfahren
  • Yoga
  • Aerobic
  • Wandern und (Nordic) Walking
  • Krafttraining
  • Aquafitness

Schmerzen lindern bei Osteochondrose

Neben Schmerzmitteln wie Ibuprofen können in der Therapie von Osteochondrose auch muskelentspannende Mittel oder Entzündungshemmer zum Einsatz kommen. Wärmeanwendungen und Massagen helfen ebenfalls gegen das Stechen im Rücken und lösen Verspannungen. Bei starken Schmerzen können Medikamente auch direkt an die betroffene Stelle injiziert werden. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann ein Stützkorsett zum Einsatz kommen, das den betroffenen Bereich in der Wirbelsäule ruhigstellt.

Wann eine Operation notwendig ist

Ist die Osteochondrose schon weit fortgeschritten, reichen Übungen und Schmerzmittel in manchen Fällen nicht aus. Je nach Schweregrad der Erkrankungen sind verschiedene Operationen möglich. Zu den wichtigsten Eingriffen zählen:

  • Bandscheibenprothese: Eine verschlissene Bandscheibe wird durch eine Prothese ersetzt. Dies sorgt wieder für mehr Raum zwischen den Wirbeln.
  • Versteifungsoperation: Bei diesem Eingriff werden die schmerzhaften Abschnitte der Wirbelsäule dauerhaft ruhiggestellt.

Viele Betroffene fragen sich, wie lange sie nach einer Osteochondrose-Operation krankgeschrieben werden. Je nach Eingriff und persönlicher Krankheitsgeschichte kann die Länge der Krankschreibung stark variieren. Üblich ist eine Arbeitsunfähigkeit von bis zu acht Wochen. Wer körperlich schwer arbeiten muss, kann unter Umständen erst nach sechs Monaten wieder arbeiten gehen. 

Prognose der Osteochondrose

Auch wenn Osteochondrose nicht heilbar ist: Wird sie in einem frühen Stadium erkannt, können Betroffene sie durch Übungen und Physiotherapie meist gut eindämmen, besonders, wenn es sich um eine Osteochondrose der LWS handelt. Im Bereich der HWS muss vor allem darauf geachtet werden, die auslösenden Faktoren zu reduzieren. Ist die Osteochondrose schon weit fortgeschritten, bleibt eine Operation oft der letzte Ausweg, um die Schmerzen zu lindern. 

Die Lebenserwartung ist durch Osteochondrose nicht eingeschränkt. Allerdings kann die Lebensqualität von Betroffenen durch die Erkrankung leiden. Im Verlauf der Krankheit kann es zu chronischen Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen kommen. Umso wichtiger ist es, erste Anzeichen einer möglichen Osteochondrose ernst zu nehmen und sich frühzeitig medizinischen Rat zu holen.

Osteochondrose vorbeugen

Das Wichtigste, um einer Osteochondrose vorzubeugen oder sie wenigstens hinauszuzögern, ist ausreichend Bewegung. Wer im Alltag die Treppe statt des Fahrstuhls nimmt und das Auto öfter mal in der Garage lässt, macht schon sehr viel richtig. Moderater Sport wie Schwimmen oder Gymnastik sollte regelmäßig auf dem Plan stehen. Das Vermeiden von Fehl- und Überlastung und der Ausschluss der weiteren Risikofaktoren sorgen nachhaltig für einen gesunden Rücken und eine flexible Wirbelsäule.

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