Häufige Folge von Stürzen

Oberschenkelhalsbruch erfordert meistens eine OP

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Bei älteren Menschen steigt die Gefahr einer Oberschenkelhalsfraktur, ein einfacher Sturz reicht da oft aus. Der Bruch muss möglichst schnell operiert werden. Für hochbetagte Menschen stellt der Krankenhausaufenthalt jedoch eine echte Gefahr dar.

Oberschenkelhalsbruch
© iStock.com/Raycat

Ein Oberschenkelhalsbruch passiert schnell: Einmal über die Teppichkante gestolpert oder das Gleichgewicht verloren und gestürzt, und der empfindliche Knochen direkt unterhalb des Hüftgelenkes geht zu Bruch. Ärzte sprechen auch von einer Schenkelhalsfraktur oder von einem Bruch (Fraktur) des Femurhalses. Vor allem alte Menschen sind davon betroffen. In den meisten Fällen muss ein Oberschenkelhalsbruch operiert werden. Je schneller diese Operation stattfindet, desto besser sind die Heilungschancen.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist ein Oberschenkelhalsbruch?

Der Oberschenkelknochen (Femur) führt vom Kniegelenk bis ins Hüftgelenk. Er ist der längste Knochen im Körper des Menschen. Am Hüftgelenk biegt ein Teil des Knochens quasi ins Hüftgelenk ab – der Schenkelhals. Wenn der Knochen durch Osteoporose geschädigt ist, bricht er an dieser Stelle leicht. Selbst ein kaum sichtbarer Haarriss kann zu starken Schmerzen und Funktionseinschränkungen führen. Oft sind die beiden Knochenteile jedoch zueinander verschoben oder verdreht. Durch den Oberschenkelhalsbruch wird häufig auch der Hüftkopf nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Dann stirbt der Hüftkopf sehr schnell ab.

Ursachen für einen Oberschenkelhalsbruch

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 100.000 Menschen mit Schenkelhalsfrakturen behandelt. Bis zu einem Viertel aller Frauen brechen sich im Laufe ihres Lebens diesen Knochen. Bei den Männern sind nur fünf bis elf Prozent betroffen.

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Jüngere Menschen müssen hingegen weniger Angst vor einer Schenkelhalsfraktur haben: Bei ihnen bricht der Oberschenkelknochen nur nach starker Gewalteinwirkung, etwa bei einem Sturz vom Fahrrad oder bei einem Unfall. Bei älteren Menschen hingegen hat Osteoporose das Knochengewebe abgebaut, der Knochen verliert dadurch seine Widerstandskraft. Schon bei geringer Gewalteinwirkung bricht ein Knochen dann. Oft reicht ein Sturz vom Stuhl oder auf einer Treppe bereits aus, um zu einer Fraktur des empfindlichen Oberschenkelhalses zu führen. Je älter die Menschen werden, desto häufiger werden Schenkelhalsfrakturen. Auch ein Tumor kann die Ursache für einen Oberschenkelhalsbruch sein.

Starke Schmerzen beim Oberschenkelhalsbruch

Meist sind heftige Hüftschmerzen das erste Symptom bei einem Oberschenkelhalsbruch. Betroffene können nicht mehr gut auftreten. Dazu können weitere Symptome kommen:

  • Das Bein ist in seiner Bewegung und Rotation eingeschränkt.

  • Betroffene können das Bein gestreckt nicht anheben.

  • Über dem Hüftgelenk sind Schwellungen und/oder Blutergüsse erkennbar.

  • Manchmal sieht das verletzte Bein kürzer aus als das andere und ist nach außen gedreht.

  • Der Schmerz strahlt ins Knie oder in die Hüfte aus.

In manchen Fällen spüren Betroffene hingegen auch wenig und die Schmerzen treten erst nach einigen Tagen auf.

Diagnose bei Oberschenkelhalsbruch

Bei einem Oberschenkelhalsbruch ist schnelle Hilfe entscheidend. Deshalb sollte zügig ein Arzt hinzugezogen werden. Er wird zuerst nach einem Sturz fragen und sich nach Vorerkrankungen erkundigen. Wichtig ist für den Arzt auch der Allgemeinzustand des Betroffenen.

Weitere typische Fragen sind:

  • Wurden Sie schon einmal an einer der Hüften operiert?

  • Waren Sie schon vorher in Ihrer Bewegung eingeschränkt?

  • Leben Sie alleine?

  • Was für Medikamente nehmen Sie ein?

Dann wird der Arzt den oder die Betroffene körperlich untersuchen. Er bewegt vorsichtig das Bein, um zu hören, wann es genau weh tut. Dabei sieht er auch, ob es Prellungen oder gar offene Wunden gibt. Beim Verdacht auf einen Oberschenkelhalsbruch wird der Arzt die betroffene Hüfte röntgen lassen. Davor erhält der Patient meist ein Schmerzmittel. Gleichzeitig werden die Blutwerte und die Blutgruppe bestimmt. Nur bei einer sehr uneindeutigen Lage sind ein CT, MRT oder eine Sonographie notwendig. Wichtig ist es, einen Oberschenkelhalsbruch von einem Bruch der Hüftpfanne oder des Beckens zu unterscheiden. Um die Schmerzen zu reduzieren, wird der Patient meist auf einer Vakuummatratze gelagert.

Nach Pauwels unterscheiden Mediziner drei Typen von Oberschenkelhalsbrüchen:

  • Typ 1: Der Knochen ist eingestaucht, der Winkel zwischen den beiden Bruchstellen beträgt höchstens 30 Grad.

  • Typ 2: Die Knochen sind nicht gestaucht, der Bruchwinkel beträgt 30 bis 50 Grad.

  • Typ 3: Die Knochen sind nicht gestaucht, der Bruchwinkel beträgt mehr als 50 Grad.

OP ist bei Oberschenkelhalsbruch meistens nötig

Eine konservative Behandlung ohne Operation ist bei einer Schenkelfraktur nur möglich, wenn die beiden Teile des gebrochenen Knochens nicht zueinander verschoben sind. Fachärzte nennen das eine eingestauchte Fraktur. Dann wird das Bein mit einer Schiene ruhiggestellt und kann wieder zusammenwachsen. Auch bei Menschen mit starken Herzproblemen oder in einem schlechten Allgemeinzustand bevorzugen Mediziner eine konservative Behandlung.

In den meisten Fällen sind die beiden Teile des Knochens jedoch verschoben oder zueinander verdreht. Dann muss der Bruch operiert werden. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: das knochenerhaltende Verfahren oder der Einsatz einer Prothese. Die Operation sollte innerhalb von 24 Stunden nach dem Bruch stattfinden.

Erhalt des eigenen Knochens bei der OP

Wenn der Hüftkopf ausreichend durchblutet ist, versucht der Arzt, diesen zu erhalten (Osteosynthese). Dann renkt er unter Vollnarkose den Bruch wieder ein, sodass die beiden Teile des Knochens wieder korrekt aufeinander liegen. Diese Stellung fixiert der Chirurg mithilfe von Schrauben. Dafür stehen verschiedene Arten von Schrauben zur Verfügung. Insbesondere bei jüngeren oder sehr aktiven Patienten wird diese Methode angewandt. Dafür darf der Bruch allerdings nicht länger als 24 Stunden zurückliegen und das Kopf-Hals-Fragment muss ausreichend groß sein. Anschließend muss das Bein für rund sechs Wochen entlastet werden – das heißt, der Patient muss an Krücken laufen. Bei diesem Verfahren liegt die mittlere Verweildauer im Krankenhaus bei 11,7 Tagen.

Duokopfprothese: Einsatz eines Gelenkersatzes

Bei älteren Patienten ist der Hüftkopf jedoch häufig nur noch schlecht oder gar nicht mehr durchblutet. Dann kann er auch nicht mehr zusammenwachsen. Deshalb wird in diesem Fall der Hüftkopf samt Oberschenkelhals durch eine Prothese (künstliches Gelenk) ersetzt. Diese wird in den vorhandenen Knochenschaft gesteckt. Der Vorteil des künstlichen Hüftgelenks ist, dass der Patient sein Bein sofort wieder belasten darf. Die Duokopfprothese wird auch bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen, fortgeschrittener Osteoporose oder einer Behinderung des unverletzten Beins empfohlen. Hierbei bleiben Betroffene durchschnittlich 12,4 Tage im Krankenhaus.

Welches der beiden Verfahren sinnvoll ist, entscheidet der Arzt anhand des gesundheitlichen Zustands des Patienten und anhand der Art des Bruchs. In manchen Fällen schlägt er auch eine Totalendoprothese (TEP) vor: Dann werden sowohl ein künstlicher Gelenkkopf als auch eine künstliche Gelenkpfanne eingesetzt. Dafür ist jedoch eine größere Operation nötig.

Reha nach einem Oberschenkelhalsbruch

Frühzeitig sollten Angehörige und Krankenhaus klären, wie die Reha nach dem Krankenhausaufenthalt abläuft. Ist der Betroffene insgesamt fit und aktiv, so empfiehlt sich eine ambulante Reha. Für ältere Patienten hat sich hingegen eine stationäre Reha bewährt. Wer an Demenz leidet, sollte so schnell wie möglich in sein gewohntes Umfeld – etwa in sein Pflegeheim oder seine Familie – zurückkehren.

Wichtige Bestandteile der Reha sind der Muskelaufbau und das Training der Koordination, angeleitet durch Physiotherapeuten. Sie geben auch Rat, wie zukünftig Stürze vermieden werden können. Das Ziel der Behandlung ist, dass Betroffene wieder normal laufen können. Bis vier oder fünf Wochen nach der Operation sollen Patienten auch Medikamente einnehmen, die einer Thrombose vorbeugen. Langfristig empfehlen Mediziner Sportarten wie Schwimmen oder Fahrradfahren, um die Muskulatur zu erhalten. Plötzliche Belastungen wie beim Springen hingegen sollten vermieden werden.

Dekubitus: Die besten Tipps gegen Druckgeschwüre

Heilungsdauer bei einer Schenkelfraktur

Nach der Operation ist es wichtig, dass der Patient so früh wie möglich wieder mobilisiert wird. Das verhindert einerseits das Risiko eines Dekubitus (Wundliegen) und Thrombosen und baut andererseits die Muskeln wieder auf. Physiotherapeuten zeigen dafür geeignete Übungen. Regelmäßige Röntgenkontrollen sollen sicherstellen, dass der Bruch wie gewünscht verheilt oder die Prothese gut sitzt. Bei einer Osteosynthese muss der Arzt sicherstellen, dass der Hüftkopf nicht später noch abstirbt. Falls doch, ist eine zweite Operation erforderlich. Auch Probleme mit der Prothese oder dem Implantat sowie Infekte können eine abermalige OP nötig machen.

Je älter Betroffene sind, desto größer ist die Gefahr, dass sie nach einem Oberschenkelhalsbruch nie wieder ganz fit werden. Gerade bei hochbetagten Patienten bleibt häufig eine Bewegungseinschränkung erhalten. Ein Viertel aller Betroffenen wird anschließend zum Pflegefall. Durchschnittlich jeder fünfte überlebt das dem Unfall folgende Jahr nicht. Besonders schädlich scheint sich das lange Liegen nach einer Operation auszuwirken. Deshalb setzen die Ärzte auf eine schnelle Mobilisierung der Betroffenen.

Jüngere und körperlich fitte Patienten werden hingegen nach einigen Wochen häufig wieder ganz gesund. Sie können in den meisten Fällen ihr Bein wieder normal benutzen. Wie lange der Heilungsprozess dauert und wie gut er verläuft, hängt sowohl von der Art des Bruches als auch vom körperlichen Allgemeinzustand des Betroffenen ab.

Oberschenkelhalsbruch vorbeugen: Körperliche Fitness schützt

Häufig führen Begleiterkrankungen zu den Stürzen, die wiederum einen Oberschenkelhalsbruch verursachen. Deshalb ist es wichtig, Grunderkrankungen gut zu behandeln. So können Kreislaufprobleme zu Schwindel und damit zu einer erhöhten Sturzanfälligkeit führen. Wer schlecht sieht, erkennt mögliche Stolperfallen zu spät. Rauchen und übermäßiger Genuss von Alkohol sowie Schlafmittel gelten ebenfalls als Risikofaktoren.

Hilfreich ist es hingegen, sich körperlich fit zu halten. Mit täglichen geeigneten Übungen werden nicht nur die Muskeln aufgebaut, sondern auch die Koordination trainiert. Dadurch können sich auch hochbetagte Senioren innerhalb und außerhalb ihrer Wohnung sicher bewegen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Eiweiß unterstützt diesen Effekt. In manchen Fällen ist auch die Einnahme von Vitamin D sinnvoll.

Zusätzlich kann eine altersgerechte Wohnungseinrichtung Stürze vermeiden. Handläufe können Halt verleihen, eine gute Beleuchtung auch im Winter und nachts Sicherheit geben. Teppiche und Türschwellen sollten, wo möglich, entfernt werden. Draußen helfen festes Schuhwerk und Gehhilfen.

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