Ursachen und Behandlung

Gynäkomastie: Brustwachstum beim Mann

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Wenn bei Männern ein- oder beidseitige Brüste auftreten, kann das unterschiedliche Gründe haben. Was die Ursachen sein können, was hilft und wie die Prognose ist.

gynäkomastie
© iStock.com/Manuel-F-O

Bei einer Gynäkomastie kommt es zu gutartigem Wachstum der Brustdrüse, während die sogenannte Pseudogynäkomastie (Lipomastie) ausschließlich durch die vermehrte Bildung von Fettgewebe im Bereich der Brust entsteht. Beide Arten der Männerbrust sind den meisten Betroffenen sehr unangenehm und rufen mitunter großes Schamgefühl hervor. In manchen Lebensphasen ist eine Gynäkomastie aufgrund von Hormonveränderungen völlig normal, zur Pseudogynäkomastie kommt es meist bei starkem Übergewicht.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist die Gynäkomastie?

Der Begriff Gynäkomastie bezeichnet eine gutartige Vergrößerung der Brustdrüsen beim männlichen Geschlecht. Das Wachstum kann ein- oder beidseitig, sowie mit oder ohne Schmerzen auftreten. Aufgrund von natürlichen Hormonverschiebungen kommt es unmittelbar nach der Geburt, während der Pubertät und im höheren Alter häufig zu einer Gynäkomastie.

Man muss die echte Gynäkomastie von der Pseudogynäkomastie unterschieden. Beide Arten lassen sich vom optischen Erscheinungsbild her schwer auseinanderhalten und es kommt oft zu Mischformen.

  • Gynäkomastie: Es handelt sich um eine Vergrößerung der männlichen Brust durch Vermehrung des Drüsengewebes. Meist lagert sich zusätzlich Fettgewebe um den vergrößerten Brustdrüsenkörper an, unabhängig vom Gesamtkörpergewicht oder bestehendem Übergewicht. Die Ausprägung einer Gynäkomastie ist sehr variabel und kann von einer geringen Volumenvermehrung hinter der Brustwarze bis hin zu frauenähnlich hängenden Brüsten mit stark gedehnten Brustwarzen, deutlichem Hautüberschuss und erheblichen Mengen an Fett- und Drüsengewebe variieren.

  • Pseudogynäkomastie (Lipomastie): Bei der Pseudogynäkomastie kommt es zu einer verstärkten Einlagerung von Fettgewebe in die männliche Brust, das Brustdrüsengewebe verändert sich nicht. Die Fettansammlungen entstehen meist durch starkes Übergewicht (Adipositas), können in seltenen Fällen auch durch Gewebetumore (Lipome) verursacht werden.

Was sind die Ursachen der Gynäkomastie?

In den meisten Fällen kommt es aufgrund von Hormonschwankungen zum überschießenden Wachstum des Brustdrüsenkörpers. Die nicht krankhafte Gynäkomastie entsteht durch das Übergewicht natürlich vorkommender weiblicher Hormone (Östrogene) im männlichen Körper. Bei Neugeborenen stammen diese von der Mutter. In der Pubertät werden verstärkt Östrogene gebildet, was zeitweise zu einem Missverhältnis mit den männlichen Hormonen (Testosteron) führen kann. Im fortgeschrittenen Erwachsenenalter wird die Gynäkomastie dagegen meist durch eine altersbedingt verminderte Testosteronproduktion ausgelöst. Da weniger männliche Sexualhormone aufgebaut werden, kommt es zu einem relativen Überschuss an weiblichen Hormonen.

Es gibt aber auch andere Ursachen, die ein krankhaftes hormonelles Ungleichgewicht und somit eine Gynäkomastie hervorrufen können. Diese sind:

  • hormonproduzierende Tumoren, besonders des Hodens, der Nebennieren oder der Hypophyse

  • verminderte Testosteronproduktion aufgrund verschiedener Erkrankungen der Hoden

  • Erkrankungen wie Leberzirrhose, Schilddrüsenüberfunktion, Adipositas, Niereninsuffizienz

  • therapeutische Zufuhr von Östrogenen

  • Medikamente wie Spironolacton, Cimetidin, Ranitidin, Omeprazol, Ketotonazol, Bicalutamid, Finasterid, Diazepam, Nifedipin, Digitoxin, Captopril, Enalapril, Amiodaron

  • Konsum von Drogen wie Alkohol, Heroin, Methadon, Marihuana und Amphetaminen

  • Doping mit anabol-androgenen Steroiden, beispielsweise beim Bodybuilding

  • Umwelt- und Ernährungseinflüsse, beispielsweise durch Sojamilch, Seifen und Shampoos mit Lavendel- oder Teebaumölzusätzen, Phytoöstrogene, Isoflavone oder hormonhaltigen Haarwuchsmitteln

  • mechanische Einflüsse wie anhaltender Druck oder Reibung

  • Chromosomenanomalien (zum Beispiel Klinefelter-Syndrom)

  • familiär gehäufte oder ererbte Gynäkomastie unklarer Genese

Welche Symptome zeigen sich bei einer Gynäkomastie?

Eine Gynäkomastie kann sich ausschließlich durch die Größenzunahme der männlichen Brust oder beider Brustdrüsen zeigen, ohne sonstige körperliche Beschwerden auszulösen. In vielen Fällen sind aber Brustwarze und Warzenhof vergrößert und berührungsempfindlich. Das vergrößerte Drüsengewebe ist oft in Strängen tastbar, leicht auf der Brustmuskulatur verschiebbar und kann sehr druckempfindlich sein. Es kann zu einem Spannungsgefühl und Bewegungseinschränkungen kommen, in seltenen Fällen wird die Absonderung einer milchigen Flüssigkeit aus der Brustwarze (Galaktorrhoe) beobachtet.

Viele Betroffene leiden unter einem erheblichen psychischen Druck, der auf die kosmetisch störende Vergrößerung der männlichen Brüste zurückzuführen ist. Bei sehr ausgeprägten Fällen, wenn das Aussehen der Gynäkomastie sehr ähnlich dem einer weiblichen Brust ist, versuchen insbesondere junge Männer ihren Körper zu verstecken. Sie vermeiden das Tragen enganliegender Oberbekleidung, verändern die Körperhaltung, vermeiden Schwimmbadbesuche oder andere sportliche Aktivitäten und ziehen sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurück.

Diagnostik bei Gynäkomastie

Um eine Gynäkomastie zu diagnostizieren, sollte ein Mann zuerst beim Hausarzt vorsprechen. Meist übernimmt ein*e Facharzt*ärztin für Innere Medizin, Endokrinologie, Andrologie und Urologie oder bei Jungen ein Kinderarzt die weitere Diagnose.

Eine Gynäkomastie ist meist durch eine ausführliche Anamnese und gründliche körperliche Untersuchung erkennbar. Sie besteht dann hauptsächlich aus dem Abtasten der Männerbrust. Es lässt sich auch ertasten, ob Struktur und Form des Drüsenkörpers möglicherweise Hinweise auf bösartiges Wachstum ergeben.

Um die Diagnose abzusichern, verdächtiges Drüsengewebe genauer zu beurteilen oder nach bösartigen Tumoren zu suchen, können Ultraschalluntersuchungen der Brust, Mammografien, Röntgenaufnahmen, Computertomografien oder Magnetresonanzuntersuchungen des Brustkorbs hilfreich sein. Mögliche auslösende Ursachen werden durch Blutuntersuchungen (Hormonstatus, Leber- und Nierenwerte), Ultraschall- und Tastuntersuchungen der Hoden, Chromosomenanalysen und feingewebliche Untersuchungen des Brustdrüsengewebes gesucht.

Wie kann man eine Gynäkomastie behandeln?

Ob und wie eine Gynäkomastie behandelt wird, ist von der Ursache und dem Schweregrad abhängig. Handelt es sich beispielsweise um eine Gynäkomastie in der Pubertät, ist keine Behandlung notwendig, da sich die Männerbrust in diesen Fällen meist von alleine wieder zurückbildet.

Lässt sich aber eine Ursache für die Vergrößerung der männlichen Brust finden, so zielen die Behandlungsansätze darauf ab, den Auslöser zu beseitigen und den Hormonhaushalt wieder auszugleichen. Verursachende Medikamente müssen abgesetzt oder ersetzt werden, die Ernährung umgestellt sowie versteckte äußere Östrogenquellen identifiziert und beseitigt werden. Liegt eine verursachende Grunderkrankung vor, so steht deren Behandlung im Vordergrund.

Führt dies nicht zum gewünschten Erfolg, kann versucht werden mit Medikamenten in den Hormonhaushalt einzugreifen. Dies geschieht entweder durch die direkte Gabe von Testosteron oder der Anwendung von Anti-Östrogen-Medikamenten wie beispielsweise Tamoxifen. Diese Hormontherapie ist allerdings sehr umstritten, nebenwirkungsreich und nur in den ersten Monaten des Brustdrüsenwachstums wirklich erfolgversprechend.

Brustverkleinerung bei Gynäkomastie

Die vollständige Korrektur der Männerbrust kann nur durch einen operativen Eingriff erfolgen. Die operative Entfernung des vergrößerten Drüsengewebes wird in den meisten Fällen mit einer klassischen Fettabsaugung (Liposuktion) kombiniert. Manchmal kann eine Fettabsaugung allein ausreichend sein. Die Operation wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt. Nach der Brustverkleinerung müssen Betroffene sechs Wochen lang Tag und Nacht ein Kompressionsmieder tragen, um die Heilung zu fördern. Auf Sport und starke körperliche Anstrengungen muss etwa einen Monat lang verzichtet werden.

Nur selten werden die Kosten von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen übernommen. Liegt keine zwingende medizinische Indikation für eine OP vor, müssen die OP-Kosten von etwa 2.500 Euro oder mehr vom Betroffenen selbst gezahlt werden.

Was kann man selbst bei einer Gynäkomastie tun?

Da es bei einer Gynäkomastie in den meisten Fällen auch zu Einlagerung von Fettgewebe in den Brüsten kommt, kann gezieltes Ausdauer- und Krafttraining zu einer Reduktion des Körperfetts und somit auch zu einer Reduktion des Brustfettes führen. Besonders mit speziellem Brustmuskeltraining kann man die Männerbrust teilweise wegtrainieren.

Eine gesunde Ernährung und der Verzicht auf Alkohol führen ebenfalls dazu, dass ein erhöhter Körperfettanteil langfristig reduziert wird und das überflüssige Fett in den Brüsten verschwindet.

Verlauf und Prognose

Eine Gynäkomastie ist in vielen Fällen nicht krankhaft und muss nur dann behandelt werden, wenn der psychische Druck für die Betroffenen zu belastend wird.

Das männliche Drüsengewebe kann sich ebenso wie bei Frauen verändern und zum Brustkrebs führen. Obwohl dies deutlich seltener als bei Frauen der Fall ist, sollte eine Gynäkomastie von einem Arzt untersucht werden um Brustkrebs auszuschließen.

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