Gallensäuren: Aufgaben, Bedeutung und Laborwerte

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Die Verdauung von Fetten (Lipiden) ist keine leichte Aufgabe: Um diesen Prozess zu unterstützen, bildet die Leber Gallensäure. Abgesehen von ihrer Funktion im Körper können Gallensäuren aber auch bei der Diagnose verschiedener Erkrankungen eine Rolle spielen. Was sagen die entsprechenden Laborwerte aus? Wann und wie werden sie untersucht?

gallensaeure
© Getty Images/Jan-Otto

Die Leber lagert die von ihr produzierte Gallensäure in der Gallenblase eingebettet in die Gallenflüssigkeit ein. Dort warten sie auf ihren Einsatz: Muss Fett verdaut werden, setzt die Gallenblase ihre Verdauungsflüssigkeit in den Zwölffingerdarm frei. Die Säuren erleichtern daraufhin den Enzymen die Verdauung und die Aufnahme der Lipide. Gleichzeitig bieten sie dem Organismus eine Möglichkeit, übermäßig vorhandenes Cholesterin auszuscheiden.

Artikelübersicht:

Blutbild: Wichtige Werte und was sie bedeuten

Was sind Gallensäuren?

Zur Bildung der verschiedenen Gallensäuren zieht die Leber unter anderem Cholesterin heran. In Kombination mit Glycin und Taurin stellt sie daraus primäre Gallensäuren wie Cholsäure und Chenodesoxycholsäure her. Kommen diese primären Säuren im Darm mit den Verdauungsenzymen bestimmter Bakterien in Kontakt, verwandeln sie sich in sekundäre Gallensäuren. Zu ihnen zählen beispielsweise Lithocholsäure und Desoxycholsäure. Beide Gruppen von Gallensäuren schaffen die Voraussetzungen für eine zügige und effektive Verwertung von Fetten.

Nur ein Teil der Gallensäuren wird mit dem Stuhlgang ausgeschieden. Nach getaner Arbeit – sobald also die Fettverdauung stattgefunden hat – recycelt die Leber die Mehrheit von ihnen.

Um sie wiederzuverwenden, filtert der Körper die Gallensäuren aus dem Krummdarm. Über das Blut gelangen sie in die Leber und werden dort auf einen erneuten Einsatz vorbereitet. Mediziner*innen sprechen vom sogenannten enterohepatischen Kreislauf.

Wann und wie überprüft der Arzt die Gallensäuren?

Hat der*die Arzt*Ärztin den Verdacht, dass jemand unter einer Erkrankung von Leber, Galle oder Darm leiden könnte, veranlasst er eine Blutuntersuchung. Über das Blutserum kann er feststellen, welche Mengen an resorbierten Gallensäuren sich auf dem Weg zur Leber befinden. Insbesondere Symptome wie Verdauungsbeschwerden, starke Bauchschmerzen oder Juckreiz am gesamten Körper sprechen für eine Untersuchung der Gallensäuren.

Die Blutabnahme erfolgt meist im nüchternen Zustand. Der*die Betroffene sollte zuvor mindestens zwölf Stunden lang nichts gegessen haben. Für Menschen, denen das schwerfällt, bietet sich ein Termin am Morgen an.

In welchem Rahmen liegen die Laborwerte normalerweise?

Bei einer Laborwertbestimmung von Gallensäuren gilt eine Konzentration von bis zu 10 Mikromol pro Liter Serum (µmol/l) als normal. Ein paar Stunden nach einer Mahlzeit zeigt sich ein deutlich höherer Wert – dann transportiert das Blut gerade viele Gallensäuren zurück zur Leber.

Ursachen für zu hohe Laborwerte

Lassen sich bei Gallensäuren erhöhte Werte feststellen, kann das auf verschiedene Erkrankungen hinweisen. Infrage kommen unter anderem:

  • intrahepatische oder extrahepatische Cholestase (Stauung von Gallenflüssigkeit; beispielsweise durch Gallenstein/e)
  • Leberentzündung (Hepatitis), insbesondere durch Viren
  • Schädigung der Leber durch Alkohol oder andere Giftstoffe
  • primär biliäre Cholangitis (PBC; geht mit Entzündungen der Leber und Gallenwege einher)
  • Mukoviszidose (chronische Stoffwechselerkrankung)
  • Abstoßung einer transplantierten Leber

Die hohen Gallensäurewerte ergeben sich in der Regel durch eine gestörte Wiederaufnahme in die Leber oder eine zu stark gefüllte Gallenblase. Je langsamer die Leber in der Folge verbrauchte Gallensäuren verarbeitet, desto mehr stauen sie sich im Blut an. Die erhöhte Konzentration und die zugrundeliegende Ursache sollten unbedingt behandelt werden – andernfalls ergeben sich unter Umständen dauerhafte Schädigungen der Leberzellen.

Generell kann allein aus den erhöhten Gallensäuren noch keine definitive Aussage zu einer möglichen Erkrankung getroffen werden. Sinnvoll ist es daher, weitere wichtige Parameter wie Leberfunktionswerte oder Bilirubin zu überprüfen.

Gibt es zu niedrige Werte?

Im Blut niedrige Konzentrationen von Gallensäuren nachzuweisen, ist schwierig. Bei einer nüchternen Person können die Normalwerte zwischen 0 und 10 Mikromol pro Liter schwanken. Vielmehr wird dann ärztlich untersucht, wie sich die Menge nach einer Mahlzeit verändert. Bleibt sie auch mehrere Stunden nach dem Essen gleich oder steigt sie kaum an, kann das zum Beispiel an einer Wiederaufnahmestörung aus dem Darm liegen.

Beim Gallensäureverlustsyndrom scheidet der Körper einen Großteil der Gallensäuren über den Stuhlgang aus. Es entsteht oft durch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder eine operative Entfernung des Krummdarms. Ein wichtiges Signal liefert hier die Untersuchung von Stuhlproben.

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