So untersucht der Arzt bei Erektionsstörungen
Mancher Mann, der Potenzprobleme hat, schiebt den Arztbesuch aus Furcht vor unangenehmen Untersuchungen und peinlichen Fragen immer weiter auf. Doch dazu besteht kein Anlass: Meistens reichen für die Diagnose von Erektionsstörungen einfache und schmerzlose Methoden aus.
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In den meisten Fällen lassen sich Erektionsstörungen erfolgreich therapieren. Doch die meisten Betroffenen schrecken aus Scham vor einem Arztbesuch zurück und trauen sich nicht, sexuelle Störungen anzusprechen.
Für viele Männer fangen die Probleme schon beim Anruf in der Praxis an. Was soll ein Mann mit Erektionsstörungen antworten, wenn die Sprechstundenhilfe fragt: "Und worum geht es?" Und wie wird der Arzt reagieren?
Potenzprobleme: Wie sag ich's meinem Arzt?
Es gibt sicher nur ganz wenige Männer, die bei Erektionssstörungen frei von der Leber erzählen können, wo der Schuh drückt. Es ist ganz legitim, beim ersten Anruf oder bei der Anmeldung in der Praxis um ein Beratungsgespräch zu bitten, oder andere, harmlosere Beschwerden anzugeben. Ein professionell agierender Arzt wird dem Patienten diese Notlüge nicht übelnehmen.
Einige Patienten mögen das Gespräch über ihre Potenzprobleme als unangenehm empfinden. Doch sie sollten sich vor Augen halten: Je ehrlicher die Antworten, desto leichter fällt dem Arzt die Diagnose und damit auch die Therapie. Der Gedanke an die ärztliche Schweigepflicht kann dem Gespräch ebenfalls den Schrecken nehmen. Auch das Praxisteam ist bei einem guten Arzt geschult und wird mit den besonderen Problemen des Patienten diskret und sensibel umgehen.
Beruhigend ist außerdem zu wissen, dass es zum Tagesgeschäft eines Urologen oder Hausarztes gehört, mit seinen Patienten über sexuelle Probleme zu reden.
Warum der Arztbesuch bei Potenzproblemen wichtig ist
Wenige Betroffene wissen, dass sich hinter einer Erektionsstörung häufig körperliche Ursachen wie Diabetes, Bluthochdruck (Hypertonie), Fettstoffwechselstörungen oder gar Erkrankungen der Herzkranzgefäße verbergen. Schiebt der Betroffene den Arztbesuch immer weiter auf, bleiben diese Grunderkrankungen in manchen Fällen jahrelang unerkannt. Gerade Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen werden häufig erst entdeckt, wenn sie die Gefäße bereits stark geschädigt haben.
Sexuelle Störungen belasten Psyche und Partnerschaft
Aber nicht nur die körperliche Gesundheit steht auf dem Spiel: Auch das Selbstwertgefühl leidet erheblich. Schiebt der Mann die Behandlung einer Erektionsstörung immer weiter auf, verfestigt sich in ihm das Gefühl zu versagen. Er gerät in einen Teufelskreis: Die Erektion bleibt aus, weil er verunsichert ist und gar nicht mehr daran glaubt, dass er noch mit seiner Partnerin schlafen könne. Lässt ein Mann die Erektionsstörung nicht behandeln, kann dies sogar ernsthafte psychische Störungen wie Depressionen und Alkoholmissbrauch hervorrufen. Auch psychosomatische Beschwerden von Hautproblemen bis Magenbeschwerden sind möglich. Nicht zuletzt führt die Erektionsstörung auch zu Problemen in der Partnerschaft.
Um unnötiges Leiden zu verhindern, sollte ein Arztbesuch keinesfalls aufgeschoben werden. Schließlich kann eine Erektionsstörung gut behandelt und etwaige Grunderkrankungen so früh erkannt werden.
Fragen des Arztes bei Erektionsstörungen
Der Arzt wird ein Anamnesegespräch mit einem Patienten, der unter Erektionsstörungen leidet, behutsam einleiten und etwa sagen: "Wir kennen uns nicht. Wir müssen jetzt aber ein paar Dinge besprechen, die Sie vielleicht nicht einmal Ihrem besten Freund erzählen würden."
Der Urologe oder Hausarzt wird zu Beginn neben Fragen zu Vorerkrankungen, Operationen, körperlicher Verfassung, zu eingenommenen Medikamenten und zu den Lebensumständen viele intime Fragen stellen, um die Beschwerden richtig einordnen zu können. Die Antworten geben ihm unter anderem Aufschluss darüber, ob die Potenzprobleme körperlich oder eher psychisch bedingt sind. Der Arzt wird zum Beispiel fragen:
- Ist Ihre Partnerschaft intakt?
- Kommt es bei Ihnen zu Erektionen in der Nacht oder am Morgen?
- Tauchen die Probleme auch beim Masturbieren auf?
- Sind Sie oft depressiver Stimmung?
- Wie steht es um die Libido?
- Seit wann leiden Sie unter Potenzproblemen?
- Wann tauchten die Beschwerden zum ersten Mal auf?
- Begannen die Erektionsstörungen plötzlich oder allmählich?
- Gibt es bestimmte Situationen, in denen die Störungen besonders häufig auftreten?
Wenn allerdings der Arzt das Problem des Patienten mit wenig Souveränität begegnet und betreten auf dessen Ausführungen reagiert, sollte man sich unbedingt einen anderen Ansprechpartner suchen. Solch eine Reaktion zeigt, dass der Arzt dem Problem nicht gewachsen ist und möglicherweise keine große Hilfe zum Thema Erektionsstörungen bieten kann.
Suche nach körperlichen Gründen für die Impotenz
Zu einer umfassenden Diagnose von Erektionsstörungen gehören nicht nur Fragen nach der Sexualität. Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose sind die häufigste Ursache für Erektionsstörungen. Deshalb wird sich der Arzt nach Beschwerden wie hohem Blutdruck, Herzrasen, Herzstolpern und anderen Herz-Kreislauf-Problemen erkundigen. Auch Schmerzen im Harntrakt oder Probleme beim Wasserlassen sind wichtig für eine gründliche Diagnose.
Körperliche Untersuchung
Neben dem ausführlichen Gespräch gehört auch eine körperliche Untersuchung zur Diagnose der Potenzprobleme. Männer, die regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen, kennen sie: Der Arzt führt einen Finger in den Enddarm ein und fühlt, ob die Prostata vergrößert ist. Auch die Bauchorgane, Flanken, Leisten und Genitalien wird er abtasten um mögliche Verwachsungen oder abnorme Strukturen zu erkennen.
Es kann sein, dass sich während dieser Untersuchung etwa eine Verhärtung am Penis zeigt. Diese Induratio penis plastica, wie Mediziner sie nennen, kann ebenfalls Ursache für die Potenzprobleme sein. Sie ist heutzutage gar nicht so selten.
Bluttests können Hinweis auf Diabetes oder Herzerkrankung geben
Zur Diagnose gehört auch die Bestimmung verschiedener Blutwerte. Gibt es beispielsweise bei Cholesterin und anderen Blutfetten Abweichungen, kann das ebenfalls ein Hinweis auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung sein.
Von großem Interesse ist zudem der Blutzuckerwert. Denn oft ist ein beginnender oder bereits manifestierter Diabetes für die Potenzprobleme verantwortlich: Bei bis zu 30 Prozent aller Patienten, die wegen Erektionsstörungen – auch erektile Dysfunktion genannt – den Arzt aufsuchen, stellt sich heraus, dass sie unter Diabetes leiden. Hat ein Urologe den Verdacht, dass die Potenzprobleme mit einem Diabetes oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zusammenhängen, wird er den Patienten in jedem Fall zu einem Internisten oder Kardiologen überweisen. Denn die Erektionsstörungen können nur dann erfolgreich behandelt werden, wenn auch die Grunderkrankung therapiert wird.