SIADH: Symptome des Schwartz-Bartter-Syndroms

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Das Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH) entsteht, wenn der Körper zu viel von einem Hormon produziert, welches die Wasserausscheidung über die Nieren verringert. Dadurch sinkt die Natriumkonzentration im Blut. Die Folgen sind lebensbedrohlich. Alles zu den Ursachen und Therapiemöglichkeiten.

SIADH: Niedriger Natriumspiegel als Folge
© Getty Images/LWA

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist SIADH?

SIADH ist die Abkürzung für "Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion" und wird nach seinen Entdeckern, zwei US-amerikanischen Internisten, auch Schwartz-Bartter-Syndrom genannt.

Es entsteht, wenn der Körper zu viel von dem Hormon Vasopressin produziert. Vasopressin wird auch als antidiuretisches Hormon (ADH) bezeichnet. Es wird normalerweise ausgeschüttet, wenn das Blutvolumen oder der Blutdruck sinken oder der Elektrolytspiegel zu hoch ansteigt: In diesen Fällen hält es Wasser im Körper zurück und sorgt so für eine Erhöhung von Blutvolumen und Blutdruck und verringert die Elektrolytkonzentration. Wenn Vasopressin ausgeschüttet wird, obwohl keiner dieser Gründe vorliegt, hält der Körper zu viel Wasser im Körper zurück: Durch den Verdünnungseffekt sinkt der Natriumspiegel im Blut. Dieser zu niedrige Gehalt an Natrium im Blut wird als Hyponatriämie bezeichnet und kann zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.

Hyponatriämie ist die häufigste Elektrolytstörung und die häufigste Störung des Wasserhaushaltes, rund 15 Prozent der Krankenhauspatient*innen sind davon betroffen. In etwa einem Drittel der Fälle ist SIADH dafür verantwortlich, bei älteren Patient*innen sogar bei bis zu 60 Prozent.

SIADH: Ursachen des Schwartz-Bartter-Syndroms

Es gibt zahlreiche Auslöser für eine inadäquate ADH-Ausschüttung. Normalerweise wird Vasopressin in der Hirnanhangdrüse, der Hypophyse, produziert. Ein SIADH kann auftreten, wenn Vasopressin außerhalb der Hypophyse gebildet wird. Das passiert beispielsweise bei bestimmten Krebserkrankungen, vor allem bei Bronchialkarzinomen. Auch bestimmte zerebrale (das Hirn betreffende) Erkrankungen können ein SIADH auslösen:

Daneben können Schmerzen und Stress, beispielsweise nach einer Operation, ebenfalls ein SIADH auslöst. Auch kommen verschiedene Lungenerkrankungen wie Asthma, eine Lungenentzündung und COPD als Ursache infrage. Darüber hinaus kann die Einnahme bestimmter Medikamente ein SIADH verursachen, darunter:

  • Antidepressiva 
  • Antipsychotika
  • Antiepileptika
  • Zytostatika
  • NSAR und Opiate
  • Antiretrovirale Medikamente und Interferone
  • Protonenpumpeninhibitoren

Symptome: Wie äußert sich ein SIADH?

Die Symptome eines SIADH hängen stark davon ab, wie schnell sich die Hyponatriämie entwickelt. Bei der chronischen Form, die sich über Tage entwickelt, werden die Symptome wie Lethargie, Übelkeit und Kopfschmerzen – gerade bei Älteren – häufig dem Alterungsprozess zugeschrieben.

Eine akute Hyponatriämie kann zu einer Flüssigkeitsansammlung im Gehirn (Hirnödem) führen, was sich in schweren Symptomen äußern kann, wie:

Diagnose: Wie wird ein SIADH festgestellt?

Ein SIADH wird immer dann vermutet, wenn Betroffene eine Hyponatriämie (Natriumwerte < 135 mmol/l im Blut) aufweisen, die sich nicht durch andere Faktoren erklären lässt. Im Gespräch werden daher nicht nur die Symptome abgefragt, sondern auch andere mögliche Auslöser für eine Hyponatriämie:

  • Stress

  • Schmerzen

  • Einnahme bestimmter Medikamente

  • bestimmte Erkrankungen des Herzens, der Schilddrüse, der Nieren oder Nebennieren, die das Blutvolumen senken und dadurch die Freisetzung von Vasopressin anregen

Sind diese Faktoren ausgeschlossen, wird die Diagnose SIADH anhand von Blut- und Urinuntersuchungen bestätigt. Hauptkriterien für das Vorliegen eines SIADH sind dabei:

  • Hyponatriämie (< 135 mmol/l)

  • Plasmaosmolalität (Blutkonzentration) < 275 mOsm/kg

  • Osmolalität des Urins (Urinkonzentration) > 100 mOsm/kg

  • Natrium im Urin (bei normaler Salzaufnahme) > 30 mmol/l

Therapie: So wird ein SIADH behandelt

Bei der Behandlung eines SIADH wird zwischen der Therapie der Grunderkrankung und symptomatischen Maßnahmen unterschieden. Diese haben einen Ausgleich des Wasser- und Elektrolythaushaltes zum Ziel. Im ersten Schritt werden hierzu möglicherweise auslösende Medikamente abgesetzt oder ersetzt.

Sind Medikamente nicht der Grund für das SIADH, wird die Trinkmenge auf 0,8 bis 1,5 Liter am Tag reduziert, um den Wasserüberschuss im Körper zu reduzieren. Bei schweren Symptomen wird eine Infusion mit hoher Natriumkonzentration (hypertone Kochsalzlösung) verabreicht, um den Natriumspiegel anzuheben. Hierbei muss ein zu schneller Anstieg unbedingt vermieden werden, da das zu einer zentralen pontinen Myelinolyse (ZPM) führen kann. Dabei handelt es sich um eine Schädigung der Umhüllung von Nervenfasern im Hirnstamm.

Spezielles Medikament hilft bei SIADH

Wenn der Natriumspiegel trotz dieser Maßnahmen weiter abnimmt oder auch bei Beschränkung der Flüssigkeitszufuhr nicht zunimmt, kommt das Medikament Tolvaptan zum Einsatz. Tolvaptan ist ein ADH-Antagonist, es blockiert die Wirkung von Vasopressin an der Niere und verhindert so das Zurückhalten von Wasser im Körper. Um einen zu schnellen Anstieg des Natriumspiegels zu verhindern, sollte der Therapiebeginn mit Tolvaptan unbedingt unter Überwachung im Krankenhaus erfolgen.

Verlauf und Prognose bei einem SIADH

Die Prognose beim SIADH hängt stark von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Sind Medikamente die Ursache, tritt nach dem Absetzen meist eine schnelle Besserung ein. Wird der Natriumspiegel erfolgreich korrigiert, ist die Prognose gut, die motorischen und kognitiven Fähigkeiten kehren zurück.

Ein unzureichend oder aber zu aggressiv behandeltes SIADH kann hingegen zu einem schweren oder sogar tödlichen Verlauf führen.

Vorbeugung: Lässt ein SIADH sich verhindern?

Da einem SIADH meist eine andere Erkrankung oder die Einnahme bestimmter Medikamente zugrunde liegt, ist eine gezielte Vorbeugung nicht möglich.

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