Häufige Sportverletzung

Muskelzerrung: Schmerzhafte Überdehnung

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Ob beim Fußball oder Joggen: Eine Muskelzerrung ist eine häufige Sportverletzung, die durch eine Überdehnung des Muskels entsteht. Besonders häufig sind die Oberschenkel und Waden betroffen. Wie lässt sich eine Muskelzerrung behandeln und ab wann kann das Training wieder aufgenommen werden?

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© Getty Images/praetorianphoto

Muskelzerrungen sind keine Seltenheit: Bei mehr als 90 Prozent aller Sportverletzungen handelt es sich um Verstauchungen oder Zerrungen. Ein gezerrter Muskel heilt gewöhnlich nach einigen Wochen von allein wieder aus – allerdings nur, wenn er ausreichend geschont wird. Andernfalls kann es zu schweren Folgeschäden wie einem Muskelfaseriss kommen.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist eine Muskelzerrung?

Bei einer Muskelzerrung (Distension) handelt es sich um eine Dehnung des Muskels bis an die Grenzen seiner Elastizität. Das passiert vor allem häufig bei sportlichen Aktivitäten mit schnellem Richtungs- oder Tempowechsel. Durch die Überdehnung werden die sogenannten Sarkomere beschädigt. Die kleinsten funktionellen Einheiten in den Muskelfasern sind für Kontraktionen (Zusammenziehen) der Muskeln verantwortlich. Die Muskulatur verhärtet bei einer Zerrung und die Funktionsfähigkeit ist vorübergehend eingeschränkt.

Abgrenzung zu Muskelriss und Muskelfaseriss

Eine Zerrung ist eine leichte Form der Muskelverletzung. Das Gewebe des betroffenen Muskels bleibt intakt. Bei einer stärkeren Überdehnung können komplette Muskelfasern reißen (Muskelfaserriss) oder Muskelbündel durchtrennt werden (Muskelriss).

Muskelzerrung: Ursachen und Risikofaktoren

Eine Distension tritt häufig bei Sportarten auf, die mit schnellen Stopps, Sprints und Richtungswechseln verbunden ist – etwa beim Fußball, Squash oder Tennis. Aber auch bei Langstreckenläufen (Joggen) besteht die Gefahr von Muskelzerrungen, besonders beim Bergauf- oder Bergablaufen. Zu einer Überdehnung des Muskels kann es jedoch ebenso bei der Arbeit kommen, wenn diese kräftige, häufig wiederholende Bewegungen erfordert.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe an Faktoren, die die Entstehungen von Zerrungen begünstigen. In folgenden Fällen sind die Muskeln besonders anfällig für Verletzungen:

  • Übermüdung der Muskeln (Muskelzerrungen treten oft gegen Ende eines längeren sportlichen Wettkampfes oder Trainings auf)
  • fehlendes Aufwärmen vor dem Sport
  • unzureichender Trainingszustand
  • vorausgegangene Verletzungen
  • falsches Schuhwerk
  • Flüssigkeits- und Elektrolytmangel (Dehydration)
  • einseitige Belastungen

Auch wenn der Körper beispielsweise aufgrund einer Erkältung gesundheitlich angeschlagen ist, sollte besser eine Sportpause eingelegt werden, um keine Verletzungen zu riskieren.

Welche Beschwerden sind für eine Muskelzerrung typisch?

Theoretisch kann eine Zerrung jeden Muskel betreffen. Besonders anfällig sind jedoch Oberschenkel, Waden, der Rücken und Nacken. Eine Muskelzerrung äußert sich durch folgende Symptome:

  • kontinuierlich stärker werdende Schmerzen
  • Verhärtung der Muskulatur
  • leichte Schwellung

Im Vergleich zu einem Muskelfaserriss oder Muskelriss, bei denen es zu einem plötzlich einsetzenden starken Schmerz kommt, steigern sich die Schmerzen bei einer Muskelzerrung allmählich: Zu Beginn wird meist ein nur unangenehmes Spannungsgefühl wahrgenommen, bis schließlich krampfartige Schmerzen hinzukommen. Der Muskel ist verhärtet, die Bewegungsfähigkeit aber nicht eingeschränkt. Die eintretende Schwellung, die nach etwa 24 Stunden am stärksten ausgeprägt ist, macht den Muskel druckempfindlich. Bei stärkerer Muskelzerrung können zudem Hämatome (Einblutung, Bluterguss) auftreten.

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Wie wird eine Muskelzerrung diagnostiziert?

Die Diagnose einer Muskelzerrung wird auf Grundlage der Beschreibung des*der Betroffenen sowie einer körperlichen Untersuchung gestellt. Die*der Ärztin*Arzt tastet den entsprechenden Muskel vorsichtig ab und überprüft den Bewegungsspielraum.

Bildgebende Verfahren sind meist nicht erforderlich, zumal die Beschädigungen der Sarkomere zu fein sind, um sichtbar zu werden. Jedoch kann in Einzelfällen eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz kommen. Dadurch können andere Verletzungen wie ein Muskelfaseriss ausgeschlossen werden.

Behandlung einer Muskelzerrung

Akute Muskelzerrungen werden nach dem sogenannten PECH-Schema behandelt. Die Buchstaben stehen für:

  • Pause: Bei einer Zerrung sollte der Muskel sofort ruhiggestellt und nicht mehr belastet werden.

  • Eis: Im zweiten Schritt sollte die Verletzung gekühlt werden. Dadurch können Schmerzen gelindert und das Anschwellen reduziert werden. Für die Kühlung eignen sich beispielsweise kühlende Sprays, ein nasser Waschlappen oder Kühlpads. Letztere sollten aber nicht direkt auf die Haut aufgelegt werden, da der direkte Kontakt zu Erfrierungen führen kann. Kühlakkus deshalb vorher in ein Tuch wickeln.

  • Compression (englisch für Kompression): Ein elastischer Druckverband kann ebenfalls die Entstehung von Schwellungen verringern und für Stabilität sorgen. Der Verband sollte jedoch nicht zu eng angelegt werden.

  • Hochlagerung: Betroffene sollten das verletzte Körperteil beispielsweise mit Kissen hochlagern, damit die Gewebeflüssigkeit besser aus der Region abtransportiert werden kann.

Neben der Erstversorgung können bei einer Muskelzerrung zusätzlich einige Tage Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden. Alternativ verschreibt die*der Ärztin*Arzt manchmal auch Schmerzgels oder -cremes zur äußeren Anwendung.

In jedem Fall muss die sportliche Betätigung für einige Tage bis Wochen nach der Verletzung pausiert werden. Dennoch sollten Betroffene den Muskel nicht vollständig ruhig halten, sondern nach etwa zwei Tagen wieder langsam mit Bewegungen starten, um eine Muskelsteifheit zu verhindern.

Verlauf und Prognose einer Muskelzerrung

Muskelzerrungen heilen normalerweise von allein wieder aus. Je nach Schweregrad kann es jedoch einige Tage bis Woche dauern, bis der Muskel wieder vollständig belastbar ist. Der Zeitpunkt der Wiederaufnahme des normalen Trainingsprogrammes sollte daher am besten mit der*dem Ärztin*Arzt abgesprochen werden. In der Regel kann nach etwa vier bis sechs Wochen wieder mit dem Sport begonnen werden.

Bei einem Muskelfaseriss kann es hingegen mehrere Wochen bis Monate dauern, bis sich die Muskulatur wieder vollständig erholt hat. Bei einem Muskelriss noch länger.

Wie lassen sich Muskelzerrungen vorbeugen?

Muskelzerrungen lassen sich nicht gänzlich verhindern. Das Risiko für Muskelverletzungen lässt sich aber durch folgende Maßnahmen reduzieren:

  • Ausreichend Aufwärmen: Es gilt, einen Kaltstart zu vermeiden. Deshalb sollten Muskeln vor dem Sport mindestens 15 Minuten aufgewärmt werden. Dadurch wird die Durchblutung gesteigert, der Muskelstoffwechsel angeregt und die Koordination von Muskelgruppen verbessert.

  • Übermäßige Berlastungen vermeiden: Sportler*innen sollten auf die Signale ihres Körpers hören und nicht über den Schmerz hinweg trainieren. Übermüdete Muskeln sind anfälliger für Verletzungen.

  • Training hinterfragen: Einseitige Belastungen, falsch ausgeführte Übungen oder ungeeignete Schuhe können ebenfalls das Risiko von Muskelzerrungen erhöhen. Sportliche Anfänger*innen sollten sich am besten von Fachleuten beraten lassen.

Darüber hinaus können besonders gefährdete Muskeln auch durch Tapeverbände oder Bandagen gezielt stabilisiert werden.

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