Mastoiditis: Komplikation einer Mittelohrentzündung
Eine Mastoiditis ist eine bakterielle Entzündung des Schädelknochens hinter dem Ohr. Sie tritt als Folge einer nicht oder schlecht behandelten Mittelohrentzündung auf und kann lebensbedrohliche Folgen haben. Lesen Sie hier, wie sich eine Mastoiditis äußert und wie sie behandelt wird.
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Im Überblick:
Was ist eine Mastoiditis?
Von einer Mastoiditis sprechen Fachleute, wenn sich das hinter dem Ohr befindliche Mastoid (auch: Os mastoideum oder Warzenfortsatz) entzündet. Auslöser der Knochenentzündung sind dabei Bakterien aus dem Mittelohr: Eine Mastoiditis gehört zu den häufigsten Komplikationen einer Mittelohrentzündung (Otitis media).
Weil eine Mittelohrentzündung sich gut behandeln lässt, sind nur zirka 0,1 Prozent der Menschen mit Mittelohrentzündung von einer anschließenden Mastoiditis betroffen. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Erkrankung deutlich häufiger als bei Erwachsenen: Rund 1,3 Prozent der Kinder erleiden diese Komplikation nach einer Mittelohrentzündung.
Chronische Mastoiditis häufig ohne Symptome
Noch seltener als diese akute Mastoiditis ist eine chronische Mastoiditis. Auch bei einer chronischen Mastoiditis entzündet sich das Mastoid, hier treten jedoch kaum oder nur leichte Symptome auf – sie wird daher auch verschleierte oder lavierte Mastoiditis genannt. Eine chronische Mastoiditis bleibt oft wochen- oder monatelang unentdeckt und kann sich so auf andere Bereiche des Körpers ausbreiten.
Ursachen einer Mastoiditis
Das Mastoid ist ein Teil des Schläfenbeins, der mit Schleimhaut ausgekleideten Hohlräumen durchzogen und mit dem Mittelohr verbunden ist. Treten Erreger einer nicht ausgeheilten Mittelohrentzündung in diese Hohlräume ein, greift die Entzündung auf den Knochen über, manchmal bildet sich ein eitriger Abszess.
In der Regel wird eine Mastoiditis durch Pneumokokken-Bakterien verursacht, es können aber auch
- Streptokokken
- Haemophilus influenzae Typ B
- Staphylokokken
dahinterstecken. Meist geht der Mastoiditis eine Virusinfektion voraus, welche die Immunabwehr des Körpers so herabsetzt, dass es in der Folge zunächst zu einer Mittelohrentzündung und dann zu einer Mastoiditis kommt.
Symptome: So äußert sich eine Mastoiditis
Die typischen Symptome einer Mastoiditis treten oft zwei bis drei Wochen nach einer Mittelohrentzündung auf. Die Betroffenen leiden unter:
- Ohrenschmerzen
- Fieber
- einem mit dem Puls synchronen Klopfen im Ohr
Oft verschlechtert sich auch das Hörvermögen. Typisch für eine Mastoiditis ist eine druckempfindliche Schwellung mit Rötung hinter dem Ohr, die so groß werden kann, dass die Ohrmuschel absteht. Gleichzeitig tritt oft ein Sekret aus dem Gehörgang aus (Otorrhö).
Eine chronische Mastoiditis ist meist deutlich unauffälliger und äußert sich in unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Kopf- oder Bauchschmerzen.
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Diagnose: So wird eine Mastoiditis festgestellt
Erste Anlaufstelle bei Ohrenschmerzen ist eine HNO-Praxis. Hier werden zunächst die Symptome erfragt und eine körperliche Untersuchung vorgenommen. Mithilfe eines Ohrmikroskops (Otoskop) wird das Trommelfell auf Auffälligkeiten hin untersucht. Bei einer Mastoiditis ist es meist verdickt, vorgewölbt, undurchsichtig oder gar perforiert. Ein Hörtest überprüft, inwiefern das Hörvermögen eingeschränkt ist.
Erhärtet sich der Verdacht auf eine Mastoiditis, erfolgen die weiteren Untersuchungen in einem Krankenhaus. Hier wird eine Blutprobe entnommen, um die Entzündungsparameter zu bestimmen. Außerdem kann das Ohrsekret auf die entzündungsauslösenden Bakterien untersucht werden.
Manchmal wird eine Röntgen-, MRT- oder CT-Aufnahme erstellt, um das Ausmaß der Entzündung besser beurteilen zu können.
Mastoiditis: Wie wird die Knochenentzündung behandelt?
Wie bei vielem andere bakterielle Infektionen auch ist bei einer Mastoiditis eine Behandlung mit Antibiotikaangezeigt. Idealerweise wird dabei zunächst der auslösende Erreger bestimmt, um ein passendes Medikament einzusetzen. In den meisten Fällen beginnt die Behandlung intravenös (also als Infusion) und kann dann mithilfe von Tabletten zu Hause fortgesetzt werden. Dabei ist es wichtig, dass das Antibiotikum über den gesamten empfohlenen Zeitraum eingenommen wird, auch wenn die Beschwerden bereits abgeklungen sind.
Wenn die antibiotische Behandlung nicht anschlägt, sich ein Abszess im Knochen gebildet hat oder die Infektion bereits chronisch geworden ist, kann eine Operation notwendig werden. Bei dieser sogenannten Mastoidektomie wird der entzündete Teil des Knochens chirurgisch entfernt. Gleichzeitig wird ein dünner Schlauch (Drainage) gelegt, über den die Flüssigkeit aus dem Ohr ablaufen kann.
Mastoiditis: Verlauf und Prognose
Wird eine Mastoiditis umgehend mit Antibiotika behandelt, heilt sie in den meisten Fällen schnell und folgenlos aus. Je länger sie unbehandelt bleibt (beispielsweise bei einer chronischen Mastoiditis), desto mehr Zeit haben die Bakterien, sich auf benachbarte Körperregionen auszubreiten. Eine weitere Ausbreitung von Keimen ist vor allem aufgrund der großen Nähe zum Gehirn sehr gefährlich. Dann drohen schwerwiegende Komplikationen wie:
- Hirnhautentzündung
- Knochenhautentzündung
- Gesichtslähmung
- dauerhafter Hörverlust
- Hirnabszess (eine abgekapselte Eiteransammlung im Gehirn)
Gelangen die Erreger mit dem Eiter in die Blutbahn, kann es zu einer lebensbedrohlichen Sepsis (Blutvergiftung) kommen.
Vorbeugung einer Mastoiditis
Am besten lässt sich die Entstehung einer Mastoiditis durch die konsequente Behandlung von Mittelohrentzündungen verhindern. Ist eine solche nach zwei Wochen nicht vollständig abgeklungen oder treten die Symptome plötzlich wieder auf, ist unbedingt ein Besuch bei einer*einem Ärztin*Arzt angeraten. Verschriebene Antibiotika dürfen – auch bei abklingenden Beschwerden – keinesfalls vorzeitig abgesetzt werden, da überlebende Bakterien zu einem erneuten Krankheitsausbruch führen können.
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