Körperfalten-Ekzem

Intertrigo: Welche Behandlung hilft bei Hautwolf?

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Intertrigo (Hautwolf) ist eine häufig gestellte Diagnose. Trotzdem wissen viele nicht, was sich dahinter verbirgt. Was ist Intertrigo? Welche Behandlung ist empfehlenswert? Und gibt es Maßnahmen, die der Hauterkrankung zuverlässig vorbeugen?

Intertrigo: Wunde Hautstellen durch Reibung
© Getty Images/Albina Gavrilovic

Jucken und Brennen sind typisch für eine Intertrigo, unbehandelt kann es durch die Verletzung der Hautbarriere leicht zu einer Infektion kommen. Wie entsteht die Kontaktdermatitis?

Im Überblick:

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Was ist Intertrigo?

Eine Intertrigo (auch intertriginöses Ekzem, umgangssprachlich Hautwolf) ist per Definition ein oberflächliches Ekzem, das bevorzugt in Körperfalten (Intertrigines) auftritt. Es handelt sich um eine Form der Kontaktdermatitis: Reibung, Feuchtigkeit und Wärme führen in Kombination zu einer Beschädigung der Hautoberfläche, die so zu einem guten Nährboden für Bakterien und/oder Hefepilze wird. Häufig betroffen sind Areale direkt unterhalb von Brust und Gesäß, in der Genital- und Leistenregion, an der Oberschenkel-Innenseite, in Gesäßfalte, Bauchfalten, Achselhöhlen oder in den Zwischenräumen von Fingern beziehungsweise Zehen.

Wie verbreitet die Hauterkrankung in der Allgemeinbevölkerung ist, lässt sich nicht zuverlässig ermitteln. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Weil Bettlägerigkeit ein Risikofaktor ist, leiden Schätzungen zufolge etwa 20 Prozent aller über 80-Jährigen an Intertrigo.

Wie entsteht eine Intertrigo?

Am Anfang eines intertriginösen Ekzems steht immer eine einfache Hautreizung, die verschiedene, häufig in Kombination auftretende Ursachen haben kann, zum Beispiel:

  • Haut-an-Haut-Reibung
  • scheuernde Kleidung oder Windeln
  • Feuchtigkeits- und/oder Wärmestau
  • einen veränderten pH-Wert der Haut.

Als besondere Risikofaktoren einer Intertrigo gelten dementsprechend:

  • mangelnde Körperhygiene

  • übermäßige Körperhygiene/-pflege

  • Pflegeprodukte, die den pH-Wert der Haut aus dem Gleichgewicht bringen

  • ein feucht-heißes Klima

  • starkes Schwitzen

  • Übergewicht/Adipositas (fördert die Bildung von Hautfalten)

  • Ausdauersportarten wie Joggen oder Radfahren (vor allem, wenn dabei Haut aneinander reibt)

  • ungünstig geschnittene Kleidungsstücke, die an der Haut scheuern

  • Kleidung aus Materialien, die Feuchtigkeit nicht ableiten (beispielsweise bestimmte Synthetikfasern)

  • schlecht belüftete Schuhe

  • das Tragen von Windeln

  • das Tragen von Prothesen

  • Inkontinenz (kann zu Ansammlungen von Urin oder Stuhl im Genital- oder Analbereich führen)

  • ein geschwächtes Immunsystem

  • Erkrankungen, die die Hautbarriere schwächen und die Wundheilung verzögern (zum Beispiel Diabetes mellitus)

  • eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit beziehungsweise Bettlägerigkeit (da bestimmte Hautareale so einseitigem Druck ausgesetzt sind).

Auch im Sommer bei starker Hitze kommt es schnell zu einem intertriginösen Ekzem zwischen den Beinen, kurze Hosen oder Röcke begünstigen reibende Oberschenkel.

Kommt es auf gereizter Haut zu einem anhaltenden Feuchtigkeitsstau, wie oftmals in Körperfalten oder dem Bauchnabel der Fall, quillt die oberste Hautschicht (Epidermis) auf und bietet einen optimalen Nährboden für Bakterien (beispielsweise Staphylokokken) und Pilze (häufig ist hier der Hefepilz Candida albicans). Eine entsprechende Infektion verstärkt die Beschwerden, sodass ein ausgeprägtes Ekzem entsteht.

Symptome: Woran lässt sich die Intertrigo erkennen?

Charakteristisch für Intertrigo sind Symptome, die auch bei anderen Ekzemen auftreten können, vor allem

  • Rötung,
  • Überwärmung,
  • Jucken,
  • Brennen sowie
  • Nässen.

Die Übergänge eines intertriginösen Ekzems zu anderen entzündlichen Hauterkrankungen (Dermatitiden) sind fließend. Zur Abgrenzung dient in der Regel der Ort des betroffenen Hautareals (Körperfalten oder andere intertriginöse Stellen).

Kommt es zu einer Infektion des beschädigten Hautareals mit Pilzen und/oder Bakterien, kann dies weitere Beschwerden und Auffälligkeiten verursachen, beispielsweise

  • Schmerzen
  • Verstärkung des Juckreizes/Brennens
  • Pusteln und Papeln/Knötchen (insbesondere im Randbereich des Entzündungsherdes)
  • (nässende) Bläschen
  • weißliche Beläge
  • offene, teils blutende Stellen
  • Verhornungen/Verdickungen
  • Krustenbildung
  • süßlich-faulige oder anderweitig unangenehme Gerüche.

Wie wird ein intertriginöses Ekzem diagnostiziert?

Richtige Anlaufstelle bei Verdacht auf Intertrigo ist eine hautärztliche (dermatologische) Praxis. Das Ekzem wird betrachtet (Blickdiagnose); gegebenenfalls wird eine kleine Hautprobe genommen, um sie mikroskopisch zu untersuchen und/oder mithilfe einer Zellkultur einen Befall mit Pilzen oder Bakterien nachweisen zu können. Sind Aussehen und Ort der Dermatitis charakteristisch, wird die Diagnose Intertrigo gestellt.

Intertrigo: So sieht die Behandlung aus

Befindet sich die Intertrigo noch im Anfangsstadium oder ist nur eine kleine Hautfläche betroffen, besteht die Möglichkeit, dass die Reizung nach Beseitigung der Ursache (beispielsweise Kleidungswechsel) von allein zurückgeht.

Größere, entzündete intertriginöse Hautareale sollten möglichst trocken gehalten werden, beispielsweise mithilfe steriler Wundkompressen. Auch regelmäßiges Trockenföhnen, vorzugsweise mit Kaltluft, kann das Abheilen des Ekzems beschleunigen. Ist die betroffene Körperstelle von Kleidung bedeckt, sollte der Stoff atmungsaktiv und bei mindestens 60 Grad waschbar sein. Um die Gefahr einer Infektion mit Bakterien und/oder Pilzen zu reduzieren, ist ein häufiges Wechseln von Kompressen und Kleidung wichtig. Wundheilpuder mit Zinkoxid absorbieren Schweiß/Feuchtigkeit und wirken entzündungshemmend. Zinkcremes und -salben trocknen die Haut ebenfalls leicht aus und lindern den Juckreiz.

Bleibt das Ekzem trotz des Einsatzes entsprechender Hausmittel bestehen oder verschlimmert sich sogar, sollte nach spätestens sieben Tagen medizinischer Rat eingeholt werden. Juckt oder brennt die betroffene Hautstelle, werden Pusteln, Papeln oder Blasen sichtbar oder lassen sich unangenehme Gerüche feststellen, ist es wichtig, zeitnah eine dermatologische Praxis aufzusuchen. Zur Behandlung werden dann häufig desinfizierende (antiseptische) und – bei Nachweis einer Pilzinfektion – antimykotische (gegen Pilze wirkende) Salben oder Lotionen verschrieben. In schwereren Fällen können Kortisoncremes die Entzündung hemmen. Um die Bildung resistenter Bakterien zu verhindern, wird heute meist auf den Einsatz antibakterieller (antibiotischer) Mittel verzichtet.

Wichtig ist es, die verordneten Cremes, Salben beziehungsweise Lotionen exakt nach Anleitung (dünn) aufzutragen: Eine dicke Cremeschicht hält die entzündeten Hautareale feucht, was das Abheilen verhindern kann. Weisen parallel mehrere entzündete Hautstellen eine Infektion mit Pilzen auf, kann je nach Schweregrad ergänzend die orale Einnahme eines Antimykotikums notwendig werden.

Intertrigo: Prognose und Verlauf

Zu Beginn beschränkt sich eine Intertrigo in der Regel auf eine kleine, scharf abgegrenzte Hautrötung. Im Verlauf der Erkrankung kommt es dann häufig zu einer Entzündung und Ausweitung des betroffenen Hautareals. Pilz- und/oder bakterielle Infektionen sind häufig. In schweren Fällen löst sich manchmal die oberste Hautschicht (Epidermis) ab, sodass eine große, offene Wunde entsteht. Um eine entsprechende Verschlimmerung und/oder Chronifizierung der Beschwerden zu verhindern, sollten größere Hautekzeme immer fachgerecht behandelt werden. Da offene Hautstellen eine Eintrittspforte für Keime sind, kann eine chronische Intertrigo insbesondere für ältere, immungeschwächte oder chronisch kranke Menschen gefährlich werden.

Wie lange dauert die Heilung?

Allgemein ist eine Intertrigo gut behandelbar. Wie lange es dauert, bis das Ekzem vollständig abgeheilt ist, hängt von seiner Größe, dem Entzündungsgrad und dem Allgemeinzustand der*des Betroffenen ab. Bei einer Intertrigo ohne Infektion dauert es unter geeigneter Medikation ungefähr ein bis zwei Wochen, bis das Ekzem verschwindet. Liegt ein Pilz- oder Bakterienbefall vor, kann eine Therapie bis zu über vier Wochen lang notwendig sein.

Prophylaxe: Wie lässt sich einer Intertrigo vorbeugen?

Zur Prävention eines intertriginösen Ekzems tragen verschiedene Maßnahmen bei:

  • Luft an die Haut lassen, wann immer es möglich ist

  • auf bequeme, locker sitzende Kleidungsschnitte achten, die nicht an der Haut scheuern

  • atmungsaktive Unterwäsche und Kleidung tragen (zum Beispiel aus Naturfasern wie Leinen oder Baumwolle)

  • beim Sport auf spezielle, feuchtigkeitsableitende Funktions-Unterwäsche/-BHs und -Kleidung zurückgreifen

  • atmungsaktive, gut durchlüftete und bequeme Schuhe tragen

  • nach schweißtreibenden Aktivitäten immer duschen

  • nach dem Baden, Schwimmen oder Duschen den gesamten Körper stets gründlich und bis in jede Hautfalte/jeden Zehenzwischenraum abtrocknen, gegebenenfalls zusätzlich trockenföhnen

  • Übergewicht vermeiden beziehungsweise gegebenenfalls das Körpergewicht reduzieren, um Hautfalten vorzubeugen

  • beim Sport leicht reizbare Körperstellen mit Mulleinlagen abpolstern und Haut-an-Haut-Reibung (zum Beispiel an den Oberschenkel-Innenseiten) durch das Auftragen fetthaltiger Cremes wie Vaseline reduzieren

  • bei bettlägerigen Personen die Liegeposition häufig ändern, um ein Wundliegen zu vermeiden

  • bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus auf die richtige Pflege achten, regelmäßig zur Fußpflege gehen.

Grundsätzlich sollten beginnende Hautreizungen konsequent behandelt und bei anhaltenden Beschwerden rasch medizinisch abgeklärt werden, damit keine Intertrigo entsteht.

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