Risikofaktor Sex

Honeymoon-Zystitis: Wenn Sex zur Blasenentzündung führt

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Viele Frauen kennen das: Nach dem Sex eine Blasenentzündung. Warum die sogenannte Honeymoon-Zystitis zuschlägt, was am besten hilft und wie Sie sich schützen – damit Sex ohne Reue möglich ist.

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Flitterwochen mit viel Sex bedeuten ein hohes Risiko für Honeymoon-Zystitis.
© iStock.com/nd3000

Zuerst Sex, einen Tag später dann Blasenentzündung. Viele Frauen kennen dieses Problem. Blasenentzündung als Folge von Sex bekam deshalb sogar eine eigene Bezeichnung verpasst: Sie setzt sich zusammen aus Honeymoon (englisch für Flitterwochen) – weil Paare in dieser Zeit meist besonders häufig Sex haben – und Zystitis, dem Fachausdruck für Blasenentzündung. Die Entzündung tritt jedoch nicht nur in den Flitterwochen auf, sondern auch dann, wenn ein Paar besonders ausdauernd und häufig Geschlechtsverkehr hatte.

Blasenentzündung: Was die Beschwerden lindert

Keime aus dem Darm lösen Blasenentzündung aus

Doch wieso kann Geschlechtsverkehr bei der Frau zu einer Blasenentzündung führen? Auslöser sind meist Bakterien. Häufig handelt es sich um ganz natürliche Keime, die vor allem im Darmbereich zu Hause sind, etwa Escherichia coli. Sie stammen von der Frau oder vom Mann, treten auch im Genitaltrakt auf, in größerer Anzahl etwa bei nicht ausreichender Hygiene.

Neuer Partner bedeutet fremde Genitalflora mit anderen Bakterien

Ursache können jedoch auch Bakterien des Mannes sein, die für die Genitalflora der Frau noch neu und ungewohnt sind. Hintergrund: Jeder Mensch verfügt über eine individuelle Flora im Intimbereich, zu der verschiedene Keime gehören. Ein neuer Partner bedeutet deshalb immer ein gewisses Risiko für eine Honeymoon-Zystitis.

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    Jede zweite Frau hat sie mindestens einmal im Leben: eine Blasenentzündung. Symptome, Intensität und Dauer können variieren

Deshalb sind vor allem Mädchen gefährdet, wenn sie die ersten Male Sex haben. Aber auch Frauen, die häufig den Partner wechseln sowie ältere, die nach einer langen Beziehung einen neuen Mann haben oder fremdgehen, können sich dabei eine Blasenentzündung einfangen. Allerdings gewöhnt sich die Genitalflora mit der Zeit an die neuen Gegebenheiten und das Risiko einer Honeymoon-Zystitis besteht dann kaum noch.

Ausgang der Harnröhre liegt zwischen Klitoris und Vagina

Verstärkt wird das Risiko, dass Bakterien in die Blase gelangen, zusätzlich durch die besondere Anatomie der Frau: Der Ausgang der Harnröhre liegt genau zwischen Scheide und Klitoris, wird also beim Sex ständig gereizt. Ausdauernde Penetrationen reiben Bakterien buchstäblich in die Harnröhre hinein. Sind es zu viele und kann die lokale Abwehr sie nicht hemmen, haben sie nach rund 18 Stunden die Blase erreicht und können zu einer Entzündung führen.

Männer so gut wie nie betroffen

Viele stellen sich in diesem Zusammenhang die Frage, warum fast nur Frauen von dieser Form der Blasenentzündung betroffen und Männer nur in Ausnahmefällen. Schließlich gelangen beim Penetrieren ebenfalls Keime in die Harnröhre im Penis. Auch dafür gibt es eine anatomische Erklärung. Die Harnröhre der Frau ist nur vier Zentimeter lang, die des Mannes rund 20 Zentimeter. Zwar klettern die Keime relativ rasch, bis zur Blase kommen sie bei Männern aber nur selten: Die körpereigene Abwehr eliminiert die Keime schon auf dem Weg dorthin.

Anzeichen einer Honeymoon-Zystitis

Die Blasenentzündung meldet sich meist ein bis zwei Tage nach dem Geschlechtsverkehr durch Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen und häufigen Harndrang. Meist tut der Unterleib außerdem richtig weh. Die Frau fühlt sich krank, Schwächegefühl und Schwitzen kommen dazu. Der Urin kann unangenehm riechen, ist dunkler als sonst gefärbt. In ausgeprägten Fällen kann Blut beigemengt sein. Treten zusätzlich Fieber und Rückenschmerzen auf, können die Bakterien aus der Blase aufgestiegen sein und die Nieren entzündet haben.

Diagnose der Honeymoon-Zystitis

Spätestens bei Fieber, aber besser bereits vorher bei eindeutigen Symptomen, sollte die Frau zum Arzt gehen. Eine Untersuchung des Urins zeigt, ob eine Entzündung vorliegt und wie ausgeprägt sie ist. Dazu reicht ein Schnelltest. Um zu erkennen, welche Bakterien Auslöser der Blasenentzündung sind, muss jedoch labortechnisch eine Kultur angelegt werden. Bis das Resultat dieser Untersuchung vorliegt, vergehen etwa zwei Tage.

Behandlung der Honeymoon-Zystitis

Bis dahin möchte jedoch kaum eine Frau warten, denn die Schmerzen sind einfach zu heftig. Deshalb verschreibt der Arzt, falls der Schnelltest eine bakterielle Blasenentzündung festgestellt hat, meist ein Antibiotikum. Empfohlen für Frauen werden in erster Linien Fosfomycin und Nitrofurantoin. Sie wirken vor allem gegen Colibakterien. Aber auch Cotrimoxazol, Ciprofloxacin und weitere Wirkstoffe können zum Einsatz kommen.

Teilweise werden die Medikamente als Einmalbehandlung angeboten, für drei Tage oder je nach Bedarf als Fünf-Tages-Therapie. Auf jeden Fall sollten sich Betroffene bei der Einnahme streng an die Anweisungen des Arztes halten – sonst drohen im besten Fall Wirkungslosigkeit und im schlimmsten Resistenzen. Das bedeutet, die Bakterien werden immun gegen das eingesetzte Antibiotikum, die Honeymoon-Zystitis kommt zurück. Heutzutage sind sogar schon 15 Prozent der Erreger resistent gegen manche Standardantibiotika zur Behandlung von Blasenentzündungen.

Geht es auch ohne Antibiotika?

Doch gerade in den Flitterwochen ist der Urologe des Vertrauens ja meist nicht ums Eck. Wer aber zu Blasenentzündungen neigt, kann sich vorbereiten. Bei den ersten Anzeichen einer Blasenentzündung können pflanzliche Wirkstoffe schnelle Hilfe bringen: Aufgrund ihrer entzündungshemmenden, antibakteriellen, harntreibenden und schmerzlindernden Wirkungen sind Kombipräparate mit Goldrute, Orthosiphon und Hauhechel für die Behandlung der Blasenentzündung zugelassen und im Gegensatz zu Antibiotika in der Apotheke frei verkäuflich. Die in Tablettenform erhältlichen Extrakte dieser Arzneipflanzen sind daher eine gute Empfehlung für die Flitterwochen-Reiseapotheke.

Blasenentzündung: Welcher Tee lindert die Beschwerden?

© FUNKE Digital Video

Honeymoon-Zystitis vorbeugen

Angst vor Sex sollte wegen der Honeymoon-Zystitis keine Frau haben. Zum einen gewöhnt sich die Genitalflora an das zuerst noch fremde Keimprofil des Mannes. Zusätzlich gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die einer Honeymoon-Zystitis vorbeugen:

  • Waschen Sie Ihren Intimbereich vor und nach dem Geschlechtsverkehr mit warmem Wasser, benutzen Sie keine Seife, sondern speziell für diesen Bereich entwickelte Waschlotionen.

  • Auch für den Mann sollte dieser Ratschlag gelten – beim Waschen auch vorsichtig die Vorhaut zurückschieben und darunter sanft reinigen.

  • Benutzen Sie ein Gleitmittel: Tragen Sie das Gel vor dem Sex im Bereich der Harnröhrenöffnung auf. Es verschließt diese Eintrittpforte der Bakterien ein bisschen und die Keime können nicht mehr so leicht bis zur Blase wandern.

  • Falls Sie Analverkehr ausführen: Keinesfalls im Anschluss daran vaginale Penetration ausführen – denn so gelangen die Darmbakterien mit dem Penis oder dem Sexspielzeug in den vorderen Intimbereich und können in die Harnröhre gelangen. Besser: Zuerst vaginaler und danach analer Verkehr oder zwischendurch ein neues Kondom benutzen.

  • Gehen Sie nach dem Koitus möglichst rasch auf die Toilette und entleeren Sie die Blase. Der Urin spült eingedrungene Bakterien wieder hinaus.

Bei ersten Anzeichen der Honeymoon-Zystitis sofort reagieren

Zunehmender Harndrang trotz geleerter Blase oder ein Stechen und Brennen beim Wasserlassen sind die ersten Anzeichen einer Honeymoon-Zystitis. Jetzt sollten Sie sofort reagieren: Trinken Sie viel, so wird die Blase gut durchgespült und Keime wie E. coli haben kaum eine Chance sich zu halten.

Entwässernde Blasentees und besser noch pflanzliche Arzneimittel mit Wirkstoffen aus Extrakten der Hauhechelwurzel, Goldrute und auch als Katzenbart bezeichnete Orthosiphonblätter unterstützen diesen Vorgang. Besonderer Vorteil dieser Heilpflanzen, sie regen nicht nur die Nierentätigkeit an, sondern desinfizieren den Urin, töten also die Bakterien ab. Da die Heilpflanzenextrakte sogar in Tablettenform verfügbar sind, ist die Einnahme besonders leicht und schnell möglich.

Mehr zur Blasenentzündung, Ihren Ursachen und sanften Hilfen lesen Sie in unserem großen Patientenratgeber zur Blasenentzündung.

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