Wichtige Messgröße

Pearl Index: So sicher sind Verhütungsmittel

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Der Pearl Index dient als Entscheidungshilfe für oder gegen ein Verhütungsmittel. Er gibt an, wie zuverlässig eine Schwangerschaft verhindert wird. Je kleiner der Pearl Index, desto sicherer die Verhütungsmethode.

Antibabypille und Kondom
© iStock.com/itakdalee

Der Pearl Index ist eine Messgröße, um die Zuverlässigkeit von Verhütungsmitteln beurteilen und vergleichen zu können. Er gibt an, wie viele Frauen unter Verwendung einer bestimmten Verhütungsmethode ungewollt schwanger werden. Je kleiner der Pearl Index, desto sicherer und zuverlässiger ist das jeweilige Mittel zur Empfängnisverhütung.

Artikelinhalte im Überblick:

Elf vermeidbare Verhütungspannen

Was sagt der Pearl Index aus?

Der Pearl Index beschreibt die Versagerquote eines Verhütungsmittels. Um diese zu berechnen, verhüten 100 Frauen ein Jahr lang mit einer bestimmten Methode und am Ende wird gezählt, wie viele von ihnen trotzdem schwanger geworden sind.

An einem Beispiel wird es deutlicher: Wenn 100 Frauen ein Jahr lang mit Kondomen verhüten und regelmäßig Geschlechtsverkehr haben, werden zwei bis zwölf von ihnen trotz Kondom schwanger. Kondome haben also einen Pearl Index von 2-12. Die Zahlenspanne zeigt an, dass der Pearl Index in der Praxis großen Schwankungen unterworfen ist. Deshalb gibt es auch immer wieder unterschiedliche Angaben zu ein und demselben Verhütungsmittel. Außerdem sagt der Pearl index nichts darüber aus, warum die Methode im Einzelfall versagt hat.

Wie wird der Pearl Index berechnet?

Der Pearl Index geht zurück auf den amerikanischen Biologen Raymond Pearl. In den 1920er und 30er Jahren forschte er intensiv zum Thema Fruchtbarkeit und überlegte, wie man sie wissenschaftlich und statistisch erfassbar machen könnte. Dabei bezog er in seine Untersuchungen auch Parameter wie die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs, die Zahl der aufgetretenen Schwangerschaften, die Anzahl der Fehlgeburten und lebendgeborenen Kinder mit ein. Heute wird nur noch eine vereinfachte Version des ursprünglichen Pearl Index verwendet. Berechnet wird er aber immer noch nach der von Raymond Pearl entwickelten Methode:

Pearl-Index = (Schwangerschaften x 12 Monate x 100) : (Anwendungsmonate x Teilnehmerinnen der Studie)

Damit der Wert vergleichbar ist, wird er auf 100 Frauen umgerechnet und sagt damit aus, wie viele von 100 Frauen schwanger werden, wenn sie mit einer bestimmten Methode ein Jahr lang verhüten. Bei der Antibabypille wird der Pearl Index meist mit 0,1 - 0,9 angegeben. Das bedeutet, dass von 100 Frauen, die die Pille einnehmen, theoretisch nur 0,1 bis 0,9 in diesem Jahr schwanger werden. Auf 1.000 Frauen hochgerechnet sind es also eine bis neun.

Zum Vergleich: Ohne jede Verhütung liegt der Pearl Index auf ein Jahr gesehen bei 85 für junge Frauen um die 20 Jahre und fällt dann bei 35-Jährigen auf 50 und bei 40-Jährigen auf 30.

Alternativen zur Pille

Pearl-Index-Tabelle: Sicherheit der wichtigsten Verhütungsmethoden im Überblick

Methode Pearl Index*
Antibabypille 0,2 - 0,5
Billingsmethode (Zervixschleimbeobachtung) 5 - 35
Coitus interruptus ("Aufpassen") 10 - 38
Diaphragma mit Spermizid 1,3 - 4
Dreimonatsspritze 0,3 - 0,88
Femidom (Frauenkondom) 5 - 25
Hormonimplantat 0 - 0,08
Hormonpflaster 0,72 - 0,9
Hormonspirale 0,16
Knaus-Ogino-Methode (Kalendermethode) 9
Kondom  2 - 12
Kupferkette 0,1 - 0,5
Kupferspirale 0,3 - 0,8
Minipille 0,5 - 3
Portiokappe mit Spermizid 6
Schaumtabletten/Spermizide 3 - 21
Vasektomie (Sterilisation beim Mann) 0,2 - 0,3
Symptothermale Methode (NFP) 0,4 - 2,3
Coitus interruptus ("Aufpassen") 0,8 - 3
Vaginalring 0,4 - 0,65
Vasektomie (Sterilisation beim Mann) 0,1

* Anm.: Zahlen vgl. Pschyrembel 2018 und Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V.

Auch die Pille danach mit einem Pearl-Index von 2 kann eine Schwangerschaft oft verhindern. Sie ist allerdings kein Verhütungsmittel im eigentlichen Sinn und sollte nur als Notfallmedikament angesehen und eingesetzt werden – etwa nach Verhütungspannen.

Wird nicht verhütet, liegt der Pearl-Index bei 85.

Wie finde ich das richtige Verhütungsmittel?

Mit dem Pearl Index lassen sich Verhütungsmittel und ihre Sicherheit gut miteinander vergleichen. Frauen, die auf gar keinen Fall schwanger werden möchten, sollten Methoden mit sehr niedrigem Pearl Index vorziehen wie die Pille oder die Hormonspirale. Frauen in festen Beziehungen und mit späterem Kinderwunsch sind vielleicht auch mit einer weniger sicheren Methode zufrieden.

Pille und Kondom auf Pastellhintergrund
Selbsttest
Welches Verhütungsmittel passt zu mir?

Verhütung ist eine höchst individuelle Sache und kommt stark auf die eigenen Vorlieben, den Charakter und die Lebensumstände an. Dieser Test kann daher nur als grobe Einschätzung dienen, welches Verhütungsmittel für Sie geeignet sein könnte. Ob es im Einzelfall sinnvoll ist, bewerten Sie am besten mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin und gegebenenfalls Ihrem Partner.

Auch bleibt zu berücksichtigen, ob die jeweilige Anwenderin hormonellen Verhütungsmitteln gegenüber positiv oder negativ eingestellt ist, ob die Methode zusätzlich vor Geschlechtskrankheiten schützen soll und ob die Familienplanung abgeschlossen ist und entsprechend auch endgültige Schritte wie eine Sterilisation infrage kommen. Der Pearl Index ist hier eine gute Entscheidungshilfe.

Jedes Mal, wenn ein neues Verhütungsmittel auf den Markt kommt, muss der Pearl Index ermittelt werden. Die Hersteller sind zur Durchführung entsprechender Studien verpflichtet. Doch Vorsicht: Oft sind sie aufgrund geringer Panelzahlen nicht repräsentativ. Wenn bei digitalen Verhütungscomputern oder Verhütungsapps ein Pearl Index von 2 oder 3 angegeben wird, ist ein gesundes Maß an Skepsis angebracht.

Methodensicherheit und Anwendungssicherheit des Pearl Indexes

Das Problem mit dem Pearl Index: Er sagt nichts darüber aus, warum eine Methode versagt hat. Häufig wird deshalb noch zusätzlich zwischen der reinen Methodensicherheit und der Anwendungssicherheit unterschieden:

  • Die Methodensicherheit gibt die Zahl der Schwangerschaften an, zu der es unter optimaler Anwendung ohne Anwendungsfehler gekommen ist. Sie liegt meist deutlich niedriger als die Anwendungssicherheit. Man bezeichnet dies auch als Perfect use oder Method Pearl Index.

  • Die Anwendungssicherheit ist der tatsächliche Wert, der Anwendungsfehler in der Praxis berücksichtigt. Er liegt meist wesentlich höher und kann stark schwanken. Dieser Wert wird beim klassischen Pearl Index normalerweise angegeben.

Beide Werte können zum Teil erheblich voneinander abweichen. Bei optimaler Anwendung gehört das Kondom beispielsweise zu den sicheren Verhütungsmitteln mit einem Method Pearl Index von 0,6. Kommt es aber zu Anwendungsfehlern – und die sind gerade beim Kondom häufig – liegt der Pearl Index nur noch bei 2 bis 12. Die hohe Fehlerquote bei Kondomen beruht in erster Linie auf nicht sachgemäßer Anwendung, falscher Kondomgröße oder falscher Lagerung.

Ebenso groß ist der Unterschied bei der Pille. Korrekt eingenommen ist die Pille nahezu 100 Prozent sicher. Bei Einnahmefehlern wie Erbrechen oder Vergessen der Pilleneinnahme sinkt sie. Auch manche Medikamente können die Wirkung herabsetzen und dazu führen, dass Frauen trotz Pille ungewollt schwanger werden.

Zudem berücksichtigt der Pearl Index persönliche Faktoren eines Paares nicht. Bei jungen Geschlechtspartnern tritt eine Schwangerschaft schneller ein. Gleiches gilt in der Regel, wenn ein Paar sexuell sehr aktiv ist. Außerdem ist davon auszugehen, dass ausreichend Erfahrung mit einer Methode zu höherer Sicherheit führt.

Der Pearl Index ist eine Entscheidungshilfe, sollte aber nicht das einzige Kriterium für die Wahl einer geeigneten Verhütungsmethode sein. Im Einzelfall sollten immer die persönliche Lebenssituation eines Paares, die Motivation zur Verhütung sowie die Erfahrung und Sorgfalt bei der Anwendung des Mittels einbezogen werden.

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