Resilienz: Bedeutung und innere Kraft stärken
Während die einen an einem Schicksalsschlag zu zerbrechen drohen, gehen andere gestärkt daraus hervor. Ihre Fähigkeit heißt Resilienz. Diese psychische Widerstandsfähigkeit wird im Kindesalter geprägt. Doch auch Erwachsene können sie noch erlernen oder ihre Resilienz gezielt stärken.
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Eine Trennung, der Arbeitsplatz wird gekündigt oder ein nahestehender Mensch stirbt: Schicksalsschläge ziehen einem regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Menschen, denen es an Resilienz mangelt, kommen mit solchen Krisen schlechter klar und können körperlich oder psychisch krank werden. Wer dagegen über die Fähigkeit der Resilienz verfügt, entwickelt bei Stress und schwierigen Lebensphasen enorme Stärke und setzt Energie frei.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Resilienz?
Der Begriff Resilienz leitet sich aus dem lateinischen Verb resilire ab, das mit "zurückspringen, abprallen" übersetzt wird. Krisen, Schicksalsschläge oder Widrigkeiten hinterlassen bei resilienten Menschen keine dauerhaften Beeinträchtigungen. Vielmehr können sie trotz Problemen ihre persönliche Zufriedenheit zurückerlangen, die Resilienz dient ihnen als Schutzfaktor. Während andere nicht mehr weiter wissen und eine Krise als ausweglos erleben, bleiben resiliente Menschen weiterhin handlungsfähig.
Die wichtigsten Resilienzfaktoren
Die Resilienzforschung zeigt, dass vor allem drei Eigenschaften für innere Widerstandskraft und die Fähigkeit, konstruktiv mit Schwierigkeiten umzugehen, ausschlaggebend sind:
Es ist Motivation vorhanden, man hat klare Ziele, möchte etwas erreichen.
Man verfügt über Erfahrungen im Umgang mit Herausforderungen, hat Ressourcen und Strategien zur Problemlösung zur Hand.
Es bestehen verlässliche persönliche Beziehungen, man ist eingebunden in eine Gemeinschaft.
Nicht resiliente Menschen haben demnach häufig ein geringes Selbstwertgefühl, ungenügende Bewältigungsstrategien und leben in einem instabilen Beziehungsumfeld. Sie sind daher schlecht ausgerüstet, um mit Belastungen umzugehen, fühlen sich rasch unter Druck. Psychische Krankheiten wie Burnout und Depression, aber auch körperliche Erkrankungen können in der Folge entstehen.
Menschen mit Resilienz dagegen verfügen über ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl, ein stabiles Umfeld und wirksame Problemlösungsstrategien. Im Idealfall wird Resilienz bereits in der Kindheit erlernt. Aber auch Erwachsene sind zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens in der Lage, ihre innere Widerstandskraft zu schulen.
Resilienz stärken: So fördert man die innere Widerstandskraft
Resilienz lässt sich erlernen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Bücher zu dem Thema. Eine andere Möglichkeit bieten Seminare bei professionellen Coaches. Dabei sollten diese sieben Schlüsselkompetenzen gefördert werden:
Akzeptanz: Man nimmt an, was geschieht.
Optimismus: Man vertraut auf positive Ergebnisse.
Selbstwirksamkeit: Man glaubt an den eigenen Einfluss.
Verantwortung: Man ist sich der eigenen Verantwortung bewusst.
Netzwerkorientierung: Man bittet um Hilfe und nimmt sie an.
Lösungsorientierung: Man geht Dinge aktiv an.
Zukunftsorientierung: Man plant die eigene Zukunft.
Resilienz bei Kindern
Resilienz entsteht laut dem französischen Resilienzforscher Boris Cyrulnik durch einen interaktiven Prozess und ist in hohem Maße auf positive Bindungserfahrungen zurückzuführen. Wachsen Kinder in einem Umfeld mit verlässlichen Bindungen auf, wirkt das wie ein Schutzschild gegenüber negativen Einflüssen. Wurde die Resilienz im Kindesalter nicht erlernt, lässt sie sich auch im Erwachsenenaltern noch trainieren.
Diese Faktoren fördern Resilienz im Kindesalter:
Liebevolle Unterstützung durch Eltern oder Erziehungspersonen, eine sichere Bindung, Ur-Vertrauen
Zugehörigkeit zu einer sinnstiftenden Gemeinschaft, zum Beispiel Sportverein oder Religion
Gesunde Lebensweise und Ernährung
Klare Orientierungspunkte in Form von Werten
Vermeidung von Unterforderung und Verwöhnung durch die Eltern
Der letzte Punkt erscheint zunächst paradox. Unterforderung kann entmutigend wirken und überbehütet aufgewachsene Menschen verfügen häufig über eine geringere Widerstandskraft. Sie können Aufgaben nicht so gut bewältigen und fühlen sich daher schnell überfordert. Unterforderung und Verwöhntheit von Kindern wird durch folgende Faktoren gefördert:
Falsches Helfen: Eltern übernehmen die vom Kind selbst zu erlernenden Aufgaben.
Fehlende Begrenzung: Eltern kapitulieren vor den Aktionen des Kindes.
Ausbleibende Herausforderung: Eltern verhindern eine Mut machende Entwicklung.
Tipps für einen resilienten Umgang mit Krisen
Die allgemeinen Schlüsselkompetenzen für Resilienz können im Fall eines Schicksalsschlages auf folgende Weise umgesetzt werden:
Resilienz-Vorbilder suchen: Von ihnen lässt sich abschauen, wie sie sich in Lebenskrisen verhalten. Es können Menschen im eigenen Umfeld sein, die es geschafft haben, sich in einer ausweglos scheinenden Situation zurecht zu finden. Oder Prominente, die Schicksalsschläge verarbeitet haben.
Krise akzeptieren: Angst, Schmerz und Kummer können so groß sein, dass man sie am liebsten leugnen würde. Doch das ist der falsche Weg. Statt in hektische Aktivitäten zu verfallen, zur Tagesordnung überzugehen oder sich mit Medikamenten und Alkohol zu betäuben, sollten sich Betroffene Zeit nehmen. Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem klar ist, was zu tun ist.
Lösungen suchen: Schicksalsschläge fordern das Selbstmitleid geradezu heraus. Doch statt unentwegt darüber nachzugrübeln, warum es das Schicksal so schlecht gemeint hat, sollte man besser fragen: Was kann ich tun, um die Situation zu meistern?
Sich helfen lassen: Es ist gut, mit anderen über eigene Sorgen zu sprechen. Allerdings sollten nur Menschen ins Vertrauen gezogen werden, die sich nicht von den eigenen Gefühlen verunsichern lassen, die einfühlend und unterstützend wirken, Mut machen und an die eigenen Stärken erinnern.
Optimistisch bleiben: In einer ernsten Krise hilft es sehr, davon überzeugt zu sein, dass sich die Dinge früher oder später wieder zum Positiven wenden werden. Dabei jedoch die Realität nicht leugnen, sondern vielmehr anerkennen.
Sich nicht selbst die Schuld geben: Schuldgefühle sind in einer Krise fast unvermeidlich. Aber es ist unnötig, sich mit Selbstvorwürfen zu quälen. Je besser es gelingt, die Ursachen nicht nur bei sich, sondern auch bei anderen oder in den Umständen zu sehen, desto schneller wird es einem besser gehen.
Sinn suchen: Es hilft, die Krise als Chance oder zumindest als Erfahrung zu sehen. Wem es gelingt, sich Ziele zu setzen und sich eine bessere Zukunft vorzustellen, der schafft es auch, mit der leidvollen Gegenwart umzugehen und Resilienz aufzubauen.
Vorausplanen: Jeder sollte mit den Wechselfällen des Lebens rechnen und gewisse Vorkehrungen treffen. Tritt ein Problem oder eine Krise tatsächlich ein, überrascht sie einen nicht völlig und man kann gefasster darauf reagieren.
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