Gardnerellen-Infektion

Bakterielle Vaginose: Symptome und Behandlung

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Wenn der Intimbereich juckt, brennt und der Ausfluss fischig riecht, kann eine bakterielle Vaginose die Ursache sein. Bakterien, die eigentlich nur in geringer Zahl in der Scheide vorkommen, haben sich dort vermehrt. Was die Ursachen sind und wie eine bakterielle Vaginose behandelt wird.

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© Getty Images/Westend61

Kurzübersicht

Symptome: Etwa die Hälfte der Betroffenen hat keine Beschwerden. Oft macht sich die Infektion durch einen gräulichen Scheidenfluss bemerkbar, der nach Fisch riecht.

Ursachen: Eine bakterielle Vaginose tritt auf, wenn das Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht gerät und sich Bakterien wie Gardnerellen übermäßig vermehren. Frauen mit wechselnden Sexualpartner*innen haben ein höheres Risiko.

Therapie: Eine bakterielle Vaginose wird meist mit Antibiotika behandelt. Es gibt sie als Tabletten oder als Cremes zur lokalen Anwendung.

Artikelinhalte im Überblick:

Ausfluss: Was ist normal und wann besser zum Arzt?

Was ist eine bakterielle Vaginose?

Bei einer bakteriellen Vaginose (kurz BV, früher auch Aminkolpitis genannt) handelt es sich um eine Erkrankung, die durch ein Ungleichgewicht der natürlicherweise in der Scheide vorkommenden Bakterien entsteht. Meist ist die Infektion harmlos und bleibt sogar unbemerkt. Sie kann aber auch zu Symptomen wie Brennen und Jucken in der Scheide führen und für die Betroffenen sehr unangenehm sein.

Die bakterielle Vaginose ist eine sehr häufige Erkrankung. Die Prävalenz liegt bei sexuell-aktiven Frauen zwischen 23 und 29 Prozent. In Deutschland wurde im Rahmen eines Programms zur Verhinderung von Frühgeburten bei 20 Prozent der Schwangeren eine bakterielle Vaginose festgestellt.

Symptome: Wie äußert sich eine bakterielle Vaginose?

Bei einer bakteriellen Vaginose müssen nicht immer mit Beschwerden auftreten. Bei etwa 50 Prozent der betroffenen Frauen verläuft die Erkrankung asymptomatisch, sie bleibt also oft unbemerkt. Die andere Hälfte der Patientinnen leidet hingegen unter unangenehmen Symptomen, die die Lebensqualität beeinträchtigen können.

Mögliche Symptome einer bakteriellen Vaginose:

  • vermehrter Scheidenausfluss (dünnflüssig oder schaumig, grau-weißliche bis gelbliche Farbe)
  • fischiger Geruch
  • Juckreiz
  • Hautreizung
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (selten)
  • Schmerzen beim Wasserlassen (selten)

Wichtig:

Der übelriechende Intimgeruch ist nicht auf mangelnde Intimhygiene zurückzuführen. Er entsteht dadurch, dass die Erreger der bakteriellen Vaginose bestimmte Proteine abbauen und dabei Amine bilden, die für den penetranten Geruch verantwortlich sind.

Ursachen der bakteriellen Vaginose

Die Scheidenschleimhaut ist von vielen Mikroorganismen besiedelt. Normalweise überwiegen dabei nützliche Milchsäurebakterien, die sogenannten Laktobazillen. Sie werden manchmal auch Döderlein-Stäbchen genannt. Laktobazillen wandeln Kohlenhydrate in Milchsäure um und sorgen dadurch für ein saures Scheidenmilieu (pH-Wert von 3,8 bis 4,5). Diese saure Umgebung hemmt Krankheitserreger wie Bakterien und Pilze in ihrem Wachstum.

Gerät das Scheidenmilieu jedoch aus dem Gleichgewicht, können sich schädliche Bakterien übermäßig vermehren. Es ist wahrscheinlich, dass sie einen Biofilm auf der Oberfläche der Scheidenwand bilden, der sich je nach Patientin aus verschiedenen Keimen zusammensetzt. Meist besteht dieser Biofilm bei einer bakteriellen Vaginose aber hauptsächlich aus Gardnerellen (Gardnerella vaginalis), weshalb häufig auch von einer Gardnerella-Vaginitis die Rede ist. Aber auch andere Keime wie Atopobium vaginae können sich übermäßig ansiedeln.

Zu den Risikofaktoren einer bakteriellen Vaginose gehören:

  • Rauchen
  • übertriebene Intimhygiene
  • chronischer Stress
  • häufig wechselnde Sexualpartner*innen
  • hormonelle Faktoren
  • erbliche Veranlagung

Bakterielle Vaginose – eine Geschlechtskrankheit?

Die bakterielle Vaginose zählt medizinisch gesehen nicht zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen (STI). Allerdings ist Geschlechtsverkehr vermutlich ein vorrangiger Verursacher der Erkrankung, da Bakterien und Keime während des Geschlechtsverkehrs übertragen werden können.

Eine bakterielle Vaginose tritt hauptsächlich bei sexuell aktiven Frauen auf. Auch ein häufiger Wechsel von Sexualpartner*innen und eine fehlende oder inkonsequente Nutzung von Verhütungsmitteln wie Kondomen erhöhen das Risiko einer Ansteckung. Zudem erhöht der Wechsel von Anal- auf Vaginalverkehr das Risiko, dass Bakterien vom Darm in die Scheide gelangen.

Geschlechtskrankheiten: Diese sollten Sie kennen!

Diagnose: Wie wird eine bakterielle Vaginose festgestellt?

Die Diagnose bakterielle Vaginose wird gestellt, wenn mindestens drei der vier folgenden Merkmale zutreffen:

  • Die Patientin berichtet von einem auffällig gräulichen Scheidenausfluss (Fluor vaginalis).

  • Der pH-Wert des Scheidenmilieus liegt über 4,5.

  • Der Scheidenausfluss hat einen fischartigen Geruch (Amingeruch), insbesondere wenn der*die Arzt*Ärztin einen Tropfen 10-prozentige Kalilauge zugibt.

  • Bei einem Abstrich der Scheide werden bei mindestens 20 Prozent der Scheidenzellen sogenannte Schlüsselzellen (clue cells) nachgewiesen. Das sind Epithelzellen, die mit einem dicht stehenden Bakterienrasen überzogen sind.

Tritt eine bakterielle Vaginose häufig auf (hartnäckige Rezidive), wird manchmal zudem die Bakterienkultur bestimmt, um den Erreger eindeutig nachzuweisen und gezielter behandeln zu können. Zudem sind unter Umständen weitere Tests nötig, um Krankheiten mit ähnlichen Beschwerdebildern auszuschließen, etwa eine Scheidenentzündung oder Entzündung der Schleimhaut des Gebärmutterhalses.

Bakterielle Vaginose: Behandlung der Scheideninfektion

Eine bakterielle Vaginose ist keine schwere Erkrankung, dennoch wird betroffenen Frauen empfohlen, sich nach gesicherter Diagnose ärztlich behandeln zu lassen. Das gilt auch, wenn die Erkrankung ohne Symptome verläuft. Dadurch kann Komplikationen wie Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut oder andere schwere Erkrankungen, die schlimmstenfalls zu Unfruchtbarkeit führen, vorgebeugt werden.

Im Regelfall kommen bei einer bakteriellen Vaginose Antibiotika zum Einsatz. Dabei werden meist die Wirkstoffe Clindamycin oder Metronidazol als Tabletten zum Einnehmen oder als Vaginalcreme zur lokalen Anwendung verschrieben. Die Behandlung dauert sieben Tage. Alternativ können lokale Antiseptika (Desinfektionsmittel) angewandt werden. Die Behandlung einer chronisch-rezidivierenden bakteriellen Vaginose erfolgt mit lokalen Antiseptika oder der Einnahme von Metronidazol, gefolgt von vaginalen Probiotika (Produkte, die spezielle Bakterienkulturen enthalten). Auch eine Paarbehandlung kann erwogen werden.

Von einer Selbstbehandlung mit Hausmitteln wie in Teebaumöl oder Naturjoghurt getränkte Tampons, die in die Scheide eingeführt werden, raten Fachleute ab. Diese können Beschwerden unter Umständen sogar verschlimmern.

Gut zu wissen:

Clindamycin gilt grundsätzlich als gut verträglich. Zu den typischen Nebenwirkungen zählen Bauchschmerzen und weiche Stühle bis hin zu Durchfällen. Schlimmstenfalls kann sich eine antibiotikaassoziierte Diarrhö entwickeln.

Bakterielle Vaginose: Mögliche Komplikationen

Bei einer bakteriellen Vaginose besteht das Risiko für aufsteigende Infektionen. Zu den möglichen Folgeerkrankungen gehören Entzündungen:

  • der Eileiter (Salpingitis),
  • des äußeren Schambereichs, also Scheidenumgebung, Schamlippen, Schamhügel (Vulvitis),
  • Gebärmutterschleimhaut (Endometritis),
  • Schleimhaut des Gebärmutterhalses (Zervizitis) sowie
  • der Bartholin-Drüsen (Bartholinitis).

Bakterielle Vaginose in der Schwangerschaft

Zudem stellt eine bakterielle Vaginose bei Schwangeren ein Risiko für das ungeborene Kind dar. Die Fehlbesiedlung der Vaginalflora kann zum Beispiel vorzeitige Wehen, Fehlgeburten und Frühgeburten begünstigen. Um Komplikationen für die Frau und das Kind zu vermeiden, sollte die Erkrankung daher unbedingt behandelt werden. Die Therapie soll primär mit Clindamycin erfolgen. Durch die regelmäßige Bestimmung des pH-Wertes können drohende Infektionen während der Schwangerschaft im Vorfeld erkannt werden.

Prognose & Rückfallrisiko bei einer bakteriellen Vaginose

Mithilfe einer medikamentösen Therapie ist die Scheidenflora meist innerhalb einer Woche wieder hergestellt und die Erkrankung ausgeheilt. Allerdings kommt es bei vielen Frauen nach kurzer Zeit zu einer erneuten Erkrankung. Übersichtsstudien führen etwa eine Rückfallrate von 80 Prozent innerhalb von drei bis 12 Monaten an. Dies liegt vor allem daran, dass die Biofilme durch die Antibiotika oft nicht beziehungsweise nicht vollständig beseitigt werden. In diesem Fall sind erneute Behandlungen nötig.

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