Hilft Solarium bei Neurodermitis?
Sonnenlicht ist wichtig für das körperliche und seelische Wohlbefinden. UV-Strahlen – natürliche und künstliche – werden seit langer Zeit zur Vorbeugung und Heilung verschiedener Krankheiten, unter anderem bei Neurodermitis, eingesetzt. Ist deshalb auch ein Besuch im Solarium empfehlenswert?
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Sonnenbaden kann gut tun, das bestätigen Experten. Die Sonne wirkt direkt auf unsere Psyche, denn die UV-Strahlen lösen hormonelle Reaktionen aus und regen den Stoffwechsel an. Unser Körper setzt dann euphorisch stimmende Stoffe frei. Kurz: "Wenn die Sonne scheint, geht es uns gut.", sagt Priv. Doz. Dr. med. Christiane Bayerl vom Universitätsklinikum Mannheim.
Auch ist bekannt, dass sich UV-Licht positiv auf die Symptomatik bei Neurodermitikern auswirken kann. Damit lässt sich auch erklären, weshalb einige Neurodermitiker in den sommerarmen Wintermonaten unter stärkeren Neurodermitisschüben leiden als im Sommer. Rechtfertigt dies einen Besuch im Solarium?
Im Überblick:
Ist Solarium-Licht gesund?
Neben Hautkrankheiten wie Neurodermitis, denen im Solarium vorgebeugt werden könne, hätten die künstlichen UV-Stralen auch einen positiven Effekt auf Osteoporose, Rachitis und Bluthochdruck – das propagieren zumindest Herstellerverbände von Solarien.
Zwar ist erwiesen, dass UV-B-Strahlung – egal ob natürlich oder künstlich – die Bildung von Vitamin D und damit die Einlagerung von Kalzium in den Knochen fördert, daher die Behauptung, das Solarium schütze vor der Krankheit Osteoporose. Auch das Immunsystem wird erwiesenermaßen durch UV-Licht gestärkt. Hier kommt es jedoch auf die Dosis an: In kleinsten Dosierungen wirkt UV-Licht anregend, kräftigt das Immunsystem und ist für die körpereigene Vitamin-D-Bildung sogar unbedingt notwendig. In höherer Einstrahlungsdosis wirkt das UV-Licht jedoch immunsuppressiv (abwehrschwächend).
Mögliche Risiken durch Solariumstrahlung
Dass auch künstliche UV-Strahlen im Solarium einen positiven Effekt haben können, stimmt nur eingeschränkt. Der Grund sind mögliche Nebenwirkungen.Bisher konnte eine Risikoerhöhung für beispielsweise Hautkrebs durch den Besuch von Solarien nicht ausgeschlossen werden.
Fest steht auch, dass die künstliche UV-Strahlung in Solarien höher ist als die natürliche der Sonne – damit lässt sich auch der schnellere Bräunungseffekt erklären. Durch die sehr starken UV-Strahlen werden unnötige Hautschäden hervorgerufen, die Alterungsprozesse und damit die Faltenbildung begünstigen.
Alleine aus diesen Gründen kann nicht zu regelmäßigen Gängen ins Solarium geraten werden. Auch für Menschen mit Neurodermitis ist das Solarium keinesfalls eine geeignete Behandlungsoption.
Lichttherapie (Phototherapie) bei Neurodermitis
Unter fachärztlicher Kontrolle kann Neurodermitis allerdings mittels Lichttherapie (Phototherapie) in der geeigneten Wellenlänge und richtigen Dosis maßvoll und nebenwirkungsarm behandelt werden. Die betroffenen Hautstellen werden dabei vom Hautarzt mit speziellen medizinischen UV-Lampen bestrahlt.
Das UV-Licht wird bei der Lichttherapie auf eine besondere Art gefiltert, sodass sich keinerlei Hitze entwickelt. Die Wirksamkeit der Lichttherapie bei Neurodermitis konnte in verschiedenen kontrollierten klinischen Studien nachgewiesen werden und ist in der Behandlung fest etabliert. Lichttherapeuthische Maßnahmen bei Neurodermitis können zudem mit einer Glukokortikoidbehandlung kombiniert werden.
Entsprechend dem individuellen Beschwerdebild kommen für die Therapie des atopischen Ekzems verschiedene Formen der Lichttherapie zur Anwendung:
UVB-Strahlentherapie in unterschiedlicher Dosierung
UVA-Strahlentherapie in unterschiedlicher Dosierung
UVA-Bestrahlung in Kombination mit UVB-Bestrahlung
PUVA: Bei der Psoralen und UV-A-Therapie kommt zunächst ein Lichtsensibilisator (Psorralem) zum Einsatz, der die Haut für die anschließende Lichtbestrahlung empfindlicher macht.
Balneo-PUVA: Bei der Balneo-Puva-Therapie badet der Betroffene zunächst in einer speziellen Lösung, die die Haut ebenfalls auf die darauffolgenden UV-Strahlen vorbereiten.
Auch bei Kindern konnten klinische Studien einen positiven Effekt der Lichttherapie auf die Beschwerden bei Neurodermitis bestätigen, allerdings wird dieses Therapieverfahren für Kinder unter zwölf Jahren bislang nicht empfohlen, kann aber je nach Beschwerdebild in Erwägung gezogen werden.
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