Gesund zunehmen bei Untergewicht
Die meisten beschweren sich über zu viele Kilos auf der Waage. Zu wenig Gewicht kann aber ebenfalls die Psyche und die Gesundheit belasten. Wenn sich Mangelerscheinungen bemerkbar machen, ist eine kalorien- und nährstoffreiche Ernährung wichtig.
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"Bist du aber dünn!" – Für eine sehr figurbewusste Frau ein Kompliment. Wer allerdings sehr schmal gebaut ist, trotz gesundem Appetit nicht zunehmen kann und sich unwohl fühlt, den werden Bemerkungen wie diese weiter verunsichern. Ein schlanker Körperbau ist oftmals genetisch bedingt. "Schlechte Futterverwerter" können viel essen ohne zuzunehmen, weil ihr Körper aufgenommene Energie in Form von Kalorien nicht in Fettdepots speichert, sondern sie direkt verwertet und in Wärme umwandelt.
Der Wunsch vieler Untergewichtiger: schnell aber gesund zunehmen. "Schnell ist nicht", sagt Ernährungswissenschaftlerin Manuela Marin aus Berlin: "Ein halbes bis ein Kilo pro Woche ist die Empfehlung für gesundes Zunehmen – dasselbe gilt für Abnehmwillige." Dabei sei Geduld wichtig: "Der Körper ist keine Maschine: Es kann passieren, dass trotz Bemühungen einige Wochen nichts auf der Waage passiert", so Marin.
Um das Körpergewicht und somit Untergewicht, ebenso wie Über- oder Idealgewicht zu beurteilen, berechnen Ärzte und Ernährungswissenschaftler den Body-Mass-Index (BMI):
BMI (kg/m²) = Körpergewicht [kg] / Körpergröße x Körpergröße [m²]
Bei einem BMI von weniger als 18,5 spricht man von Untergewicht. Das muss bei geringfügigen Unterschreitungen nicht bedenklich sein. Liegt das Untergewicht aber bei einem Wert unterhalb von 17,5, spricht die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von ausgeprägtem Untergewicht, das nicht nur die Psyche belastet. Untergewicht geht oft mit einem Nährstoffmangel einher, der schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben kann. Fehlt dem Körper Energie in Form von Kohlenhydraten, Eiweiß, Fett, Vitaminen und wichtigen Mineralstoffen wie Kalzium und Magnesium, kann das folgende Beschwerden verursachen:
- verminderte Leistungsfähigkeit
- leichte Reizbarkeit
- Abgeschlagenheit
- geschwächtes Immunsystem durch den Abbau von Muskulatur, Fettgewebe und stoffwechselaktiven Zellen
- erhöhtes Risiko für Osteoporose
- Herzrhythmusstörungen bis hin zu Herzversagen durch Elektrolytmangel
- Muskelschwäche
- Kreislaufstörungen und dadurch bedingter Schwindel
- häufiges Frieren
- mattes, trockenes Haar
- trockene Haut und Hauterkrankungen
- hormonelle Veränderungen (ausbleibende Regelblutung bis hin zur Unfruchtbarkeit ist möglich)
- Wachstumsstörungen bei Kindern und Jugendlichen
Ursachen von Untergewicht
Es gibt Menschen, die genetisch bedingt so viel essen können wie sie wollen – aber nicht zunehmen. Die Ursache hierfür liegt in einem sehr aktiven Stoffwechsel: Der Kalorienbedarf der "schlechten Futterverwerter" liegt im Durchschnitt 300 bis 400 Kalorien höher als bei Menschen, die zu den "guten Futterverwertern" zählen und eher schnell zunehmen. Es gibt aber neben angeborenem Untergewicht auch andere Gründe für zu wenige Kilos auf der Waage:
- Appetitmangel, zum Beispiel aufgrund von Stress, Hektik, Kummer oder Trauer
- Krankheiten wie Schilddrüsenüberfunktion, chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa, Stoffwechselstörungen
- Lebensmittelunverträglichkeiten
- Essstörungen wie Bulimie und Magersucht
Gesund Zunehmen: Tipps und Tricks
Einfach mehr essen – ein Ratschlag, den Menschen mit Untergewicht häufig zu hören bekommen. So einfach geht Zunehmen allerdings nicht, vor allem wenn eine Krankheit hinter dem Untergewicht steckt. In dem Fall kann ein Arzt, Psychotherapeut oder Ernährungsberater helfen und über Therapiemöglichkeiten und die richtige Kost informieren.
Das Ziel für Untergewichtige sollte sein, durch eine ausgewogene Ernährung gesund zuzunehmen. Kalorienreich essen ohne zu schnell satt zu werden heißt die Devise. So nehmen Sie gesund zu:
Die Grundlage: eine vollwertige Ernährung mit vielen nährstoffreichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Vollkornerzeugnissen, Milch und Milchprodukten.
Fünf bis sechs kleine Mahlzeiten am Tag unterstützen beim Zunehmen. Wichtig: In ruhiger Atmosphäre ohne Stress essen. "Als Spätmahlzeit eignet sich ein Vollfettjoghurt besser als eine Tüte Chips", rät Ernährungsexpertin Manuela Marin: "Fast Food trägt wenig dazu bei, den täglichen Bedarf an Nährstoffen zu decken. Einen Bogen um Burger, Pommes und Co. braucht man allerdings vor allem als Untergewichtiger nicht zu machen."
"Butter und Sahne peppen Speisen kalorisch auf", rät Ernährungsberaterin Marin. Auch hochwertige Pflanzenöle, Nüsse, Sahne oder Crème fraîche steigern den Energiegehalt von Suppen, Eintöpfen, Kartoffel-, Gemüse-, Nudel- oder Reisgerichten.
Zu Nahrungsmitteln mit hoher Energiedichte greifen: Brotaufstriche wie Nussmus sowie Pesto und fettreicher Fisch wie Makrele oder Lachs.
Bei Milch, Joghurt und Käse die Sahne- und Rahmvarianten bevorzugen.
Süßspeisen werden durch den Zusatz von Zucker, Sirup, Honig, Nüssen oder Sahne zu leckeren Kalorienbomben.
Die energiereiche Variante wählen: statt Wassermelone lieber Bananen oder Pflaumen und Müsli statt nur mit Milch mit einer Milch-Sahne-Mischung zubereiten.
Diät- und Light-Produkte meiden
Statt Mineralwasser unverdünnte Obst- und Gemüsesäfte trinken. Auch Vollmilch, Kakao, Sojamilch, Limonade, Cola oder Milchshakes helfen beim Zunehmen. Tee am besten mit Honig oder Sirup süßen.
Bei Untergewicht kann man den Appetit mit frischen Kräutern und Gewürzen wie Petersilie, Koriander und Kümmel anregen.
Auch Abwechslung auf dem Teller und mehrere Gänge wirken appetitanregend.
Am besten immer etwas zum Naschen für zwischendurch bereithalten wie Studentenfutter, Nüsse, Trockenfrüchte oder Schokolade.
Damit nicht nur Fett, sondern vor allem auch stoffwechselaktive Muskelmasse hinzukommt, ist regelmäßige Bewegung wie Spazierengehen, Gymnastik, Radfahren oder Schwimmen wichtig. "Ein positiver Nebeneffekt: Bewegung macht Appetit", so Manuela Marin.
Hochkalorische Trinknahrung aus der Apotheke oder Drogerie gibt es in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen und fördert die Gewichtszunahme.
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