Unterschätzte Gefahr

Ölkäfer: So giftig ist das schwarzblaue Insekt

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Der Schwarzblaue Ölkäfer zählt zu den giftigsten Tieren Deutschlands. Fühlt sich das wehrhafte Krabbeltier bedroht, sondert es ein giftiges Sekret ab. Wann der Ölkäfer Saison hat und was bei Kontakt mit dem Insekt zu tun ist.

Blauschwarzer Ölkäfer: Heimisches Gifttier
© Getty Images/nedomacki

Kurzübersicht: Schwarzblauer Ölkäfer

Warum ist der Ölkäfer so gefährlich? Ölkäfer sondern bei Bedrohung ein giftiges Sekret ab. Bei Hautkontakt kommt es zu Quaddeln, Blasen, Nekrosen und entzündlichen Reaktionen. Wird ein Käfer verschluckt, droht sogar der Tod.

Wann und wo lauert der Ölkäfer? In Deutschland sind vor allem der Schwarzblaue und Violette Ölkäfer weit verbreitet. Von April bis Juni finden sich die flugunfähigen Insekten auf sandigen Böden, etwa in Gärten, Wäldern und Heidegebieten.

Welches Gift enthält der Ölkäfer: Das Gift des Ölkäfers heißt Cantharidin (manchmal Kantharidin) und wird auch als "Spanische Fliege" bezeichnet. Das Gift wurde früher für Giftmorde, Hinrichtungen und als Aphrodisiakum verwendet.

Weitere Bezeichnungen für den Ölkäfer: Maiwurm, Pflasterkäfer, Blasenkäfer

Gefährdung: Ölkäfer gelten als gefährdet und stehen unter Artenschutz. Die giftigen Käfer dürfen deshalb nicht abgetötet werden, wenn sie sich etwa im Garten ausgebreitet haben.

Artikelinhalte im Überblick:

Das sind die 10 giftigsten Tiere Deutschlands

Was krabbelt denn da: Ölkäfer erkennen

Der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) ist der in Deutschland am häufigsten vorkommende Vertreter der Familie der Ölkäfer (Meloidae). In Mitteleuropa gibt es davon rund 20 Arten. Der flugunfähige tagaktive Käfer ist ebenfalls unter dem Namen "schwarzer Maiwurm" bekannt, Hauptsaison hat das Tier nämlich zwischen April und Juni.

Der Schwarzblaue Ölkäfer und der nahe verwandte und ebenfalls giftige Violette Ölkäfer (Meloe violaceus) ähneln sich stark in ihrem äußeren Erscheinungsbild: Die sechsbeinigen Gliedertiere werden bis zu fünf Zentimeter lang und haben einen bläulich-schwarz glänzenden Panzer. Da die Weibchen in ihrem Hinterleib eine enorme Anzahl von Eiern transportieren, wirken sie nahezu plump und aufgedunsen. Sie haben eine länglich-runzelige Form. Der Hinterleib ist nicht von Flügeln bedeckt, die Flügeldecken wirken zu kurz für den großen Käfer. Der Körper der Männchen sind deutlich kleiner, sie werden oftmals nur 10 Millimeter lang. Ihre Fühler sind in der Mitte abgeknickt.

Schwarzblauer Ölkäfer: Lebensweise und Entwicklung

Maiwürmer halten sich gerne in Bodennähe auf. Sie mögen es warm und bevorzugen sandige Böden. Beliebte Standorte sind etwa Gärten, Waldränder, Heiden, Lichtungen, Trockenrasen, Streuobstwiesen und Auwälder. Die Käfer stechen nicht und saugen kein Blut, Pflanzenteile dienen als Nahrung.

Ölkäfer brauchen zwei Jahre, um sich zu adulten, ausgewachsenen Käfern zu entwickeln. Sie leben dann nur wenige Monate. Die Weibchen legen mehrere tausend Eier ab. Sie vergraben die Käfereier im Erdboden, wo sie rund ein Jahr bleiben. Erst im nächsten Jahr schlüpfen die sogenannten Triungulinus-Larven. Die Käferlarven krabbeln auf eine Blüte und warten dort auf bestimmte Wildbienen-Arten (etwa Sandbienen oder Pelzbienen). Kommt eine Biene zum Pollen sammeln zu der Blüte, klammern sich die Larven an ihren Beinen fest und lassen sich ins das Bienennest tragen. Im Nest ernährt sie sich von Vorräten wie Nektar und Pollen sowie von Bieneneiern und durchläuft weitere Larvenstadien. Bis der Käfer schlüpft, überwintert die Larve noch einmal im Boden.

Da Ölkäferlarven auf bestimmte Bienenarten als Wirte angewiesen sind, entwickeln sich nur sehr wenige Käfer aus den vielen abgelegten Eiern. Ölkäfer gelten deshalb als vom Aussterben bedroht und werden in Deutschland besonders geschützt.

Ölkäfer: Kleines Insekt mit tödlicher Wirkung

© FUNKE Digital Video

Ölkäfer: Giftiges Sekret kann sogar tödlich sein

Fühlen sich die Krabbeltiere bedroht, sondern sie an ihren Beinen ein giftiges Sekret ab. Die gelblichen Tropfen erinnern an Öl, weshalb Ölkäfer ihren Namen diesem Schutzmechanismus verdanken.

Das Gift des Ölkäfers – Cantharidin – wird auch als "Spanische Fliege" bezeichnet. Dies geht auf einen anderen Vertreter der Ölkäfer zurück, der als Pulver zermahlen in der Vergangenheit als sogenanntes Aphrodisiakum (Potenzmittel) Verwendung fand. Das Pulver wurde oftmals in Honig eingerührt und als anregender Liebestrank verabreicht: Nicht selten mit schwerwiegenden Folgen. Bereits 0,03 Gramm des Nerven- und Reizgiftes gelten als für den Menschen tödlich – das Verschlucken eines Käfers reicht aus, um einen Menschen zu töten. Aufgrund seiner Wirkung wurde das Gift des Ölkäfers deshalb auch für Hinrichtungen eingesetzt.

Cantharidin wirkt insbesondere auf die Ausscheidungsorgane, Vergiftungsfolge ist meist ein akutes Nierenversagen.

Heutzutage findet das Gift des Ölkäfers noch Anwendung in der Homöopathie: Bedenken aufgrund der tödlichen Wirkung sind hierbei nicht berechtigt. Die Verdünnung ist so stark, dass kein Gift mehr enthalten ist.

Ölkäfer-Vergiftungen vorbeugen

Im März 2023 kam es zur Sperrung eines Spielplatzes in Hessen aufgrund der übermäßigen Verbreitung des Käfers. Da der Käfer unter Artenschutz steht, ist die Abtötung der giftigen Tiere nicht möglich. Die Befürchtungen vieler Eltern und Verantwortungsträger*innen der Kommune sind jedoch nicht unberechtigt. Da die Käfer nur bei Bedrohung – also, wenn man ihnen zu nahekommt – Gift absondern, ist es sinnvoll, Abstand zu halten und spielende Kinder fern zu halten. So lassen sich Vergiftungsunfälle wie ein Verschlucken oder Hautkontakt vermeiden.

Kommt es doch zu einem Vorfall mit dem Ölkäfer, sollten betroffene Hautpartien gründlich mit Wasser gereinigt werden. Bei heftigen Beschwerden, wenn ein Ölkäfer verschluckt wurde oder die Augen betroffen sind, ist der Giftnotruf zu wählen oder ein Rettungswagen einzubestellen: Es handelt sich um einen medizinischen Notfall.

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