Sex mit Tieren: Das steckt hinter Zoophilie
Tierquälerei – ja oder nein? Darüber streiten sich Zoophile und Tierschützer seit Jahrzehnten, wenn es um Sex mit Tieren geht. Was Zoophilie genau ist, warum es nicht mehr Sodomie heißt und wie die rechtliche Lage dazu in Deutschland ist.
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Abweichler von der Norm gibt es seit jeher, überall auf der Welt und in allen Bereichen des Lebens. Auch im sexuellen Bereich gibt es viele Menschen, die weit von der gesetzlichen und/ oder gesellschaftlichen Norm leben. Unter anderem Personen, die sich in Tiere verlieben, sogenannte Zoophile.
Zoophilie oder Sodomie: Welcher Begriff ist der richtige?
Viele kennen die Tierliebe unter der umgangssprachlichen und nicht mehr aktuellen Bezeichnung Sodomie. Darunter fielen bis vor einigen Jahren alle Sexualpraktiken, die nicht der Fortpflanzung dienten. Neben Anal- oder Oralverkehr meinte Sodomie daher zum Beispiel auch Sex zwischen zwei Männern. Für Beziehungen zwischen Mensch und Tier, die die normale Zuneigung deutlich überschreiten, verwenden Wissenschaftler heutzutage den Begriff Zoophilie.
Sie bezeichnen damit Personen, die Tiere als sexuell anziehend empfinden. Ähnlich wie bei zwischenmenschlichen Beziehungen spielen auch hier Faktoren wie Aussehen, Geschlecht, Verfügbarkeit, Charakter und Tierart eine Rolle. Leben Menschen in einer Beziehung mit einem Tier, kommt es zwar nicht zwangsläufig zu sexuellen Handlungen wie Penetration. Der Wunsch dazu ist bei Zoophilen aber stark ausgeprägt, weshalb sie ihm oft nachgeben.
Zoophilie: Behandlung, Ursachen, Prävalenz
Bei der Zoophilie handelt es sich um eine sogenannte Paraphilie. Damit bezeichnen Psychologen sexuelle Neigungen, die deutlich von der Norm abweichen. Sind die Betroffenen durch diese andersartige Neigung beeinträchtigt und/ oder leiden sie oder andere seit mindestens sechs Monaten darunter, hat ihre Paraphilie einen Krankheitswert. Experten wie Lydia Benecke, Kriminalpsychologin mit Schwerpunkt auf Gewalt- und Sexualstraftaten, stufen sie dann als paraphile Störung ein. Zu finden sind paraphile Störungen in dem einschlägigen Klassifikationsmanual für psychischen Störungen, dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-V). Falls nötig und gewünscht, wird die Neigung zum Sex mit Tieren mit kognitiven (abweichendes Verhalten erkennen), aversiven (abweichende Verhaltensweisen mit negativen Reizen verbinden) oder medikamentösen Therapien behandelt.
Da kaum Untersuchungen zur Zoophilie vorliegen, sind die Ursachen nicht ganz klar. Mögliche Gründe, warum sich manche Menschen zu Tieren hingezogen fühlen, sind:
- Probleme, eine gesunde Beziehung zu Menschen aufzubauen
- kein Verlangen nach Geschlechtsverkehr mit einem Menschen oder dieses Verlangen ging verloren
Den Ergebnissen bisheriger Studien zufolge haben Männer häufiger zoophile Neigungen als Frauen. Insgesamt sind etwa fünf bis acht Prozent der Bevölkerung davon betroffen, wobei Experten die Dunkelziffer deutlich höher schätzen.
Liebe, Lust, Quälen – verschiedene Vorstellungen der Zoophilie
Generell lehnen Zoophile Gewalt gegen Tiere ab und sehen sie stattdessen eher als gleichgestellte Partner. Allerdings unterscheiden sich die Einstellungen der Betroffenen:
- Für die einen ist eine enge emotionale Bindung zum Tier Voraussetzung, um sexuelle Handlungen zwischen Mensch und Tier zu legitimieren.
- Andere haben eine weniger enge emotionale Beziehung zu dem Tier, befolgen aber den Ehrenkodex der Z.E.T.A. – dem offiziellen Sprachrohr der Zoophilen.
Von weiteren Gruppen grenzen sich die zoophilen Menschen ab:
- Beastys/Bestialität/Bestiality: Die Personen haben kein emotionales, sondern nur ein rein sexuelles Interesse an dem Tier und sehen es als Objekt oder Sexspielzeug an.
- Zoosadisten: Menschen, die Tiere quälen, um sexuelle Bedürfnisse zu befriedigen
Hund ist beliebtestes Tier bei Zoophilen
Die meisten Personen bevorzugen Hunde, gefolgt von Pferden: Insgesamt 75 Prozent der zoophilen Kontakte entfallen auf diese beiden Arten. An dritter Stelle stehen Kühe. Manche Tiere zeigen beim sexuellen Kontakt Regungen – diese lassen sich unter anderem auf die Tierart, den Hormonspiegel, die Erfahrungen und Konditionierung des Tieres zurückführen.
Wie sagen Tiere "Ja" oder "Nein" zu sexuellen Handlungen?
Wenn zwei Menschen miteinander einvernehmlichen Sex haben, geben sie sich gegenseitig zu einem vorsexuellen Zeitpunkt das Einverständnis. Das geschieht meist . Wie erkennen nun Zoophile, ob ihr Tier Geschlechtsverkehr haben will oder nicht? In einem Interview mit der "taz" aus dem Jahr 2012 erklärt ein Zoophiler: "Ein Tier kann sehr genau zeigen, was es will und was nicht." Durch nonverbale Signale des Tieres also wollen sie deren "Ja zum Sex" erkennen.
Diese Methode wird allerdings kritisiert, da die Signale fehlinterpretiert werden können, das Tier sich einfach nur einer hierarchischen Ordnung unterwirft (insbesondere Hunde), es sich nicht zu wehren weiß (oder Strafe fürchtet) oder entsprechend dressiert wurde. Einhundert Prozent sicher wissen, ob ihr Tier Gefallen an den sexuellen Handlungen hat, können Zoophile daher nicht.
Sex mit Tieren – rechtliche Lage in Deutschland
Bis 1969 stellte der Paragraf 175 des deutschen Strafgesetzbuches die "widernatürliche Unzucht mit Tieren" unter Strafe. Dann wurde der Absatz gestrichen. Erst 2013, mehr als vierzig Jahre danach, fand ein ähnliches Gesetz wieder Einzug: Laut §3 des Tierschutzgesetzes ist es verboten "ein Tier für eigene sexuelle Handlungen zu nutzen oder für sexuelle Handlungen Dritter abzurichten oder zur Verfügung zu stellen und dadurch zu artwidrigem Verhalten zu zwingen." Im Gegensatz zur früheren Version stellt Zoophilie damit allerdings nur noch eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit maximal 25.000 Euro Bußgeld bestraft werden kann.
Von wegen artwidrig: Die Ansichten der Zoophilen
Viele Zoophile fühlen sich von dem Gesetz nicht angesprochen, wie Z.E.T.A. auf seiner Seite erläutert. Denn es würde nur auf Menschen abzielen, die ihren Tieren sexuelle Gewalt antun und sie dadurch zum Beispiel zum Geschlechtsverkehr zwingen. Zoophile dagegen würden ihren Tieren weder Gewalt zufügen, noch sehen sie diese einem Zwang ausgesetzt, wenn es zu sexuellen Handlungen zwischen den Tieren und ihrem menschlichen Besitzer kommt.
Außerdem sind sie der Meinung, dass intime Interaktionen zwischen verschiedenen Arten nicht artwidrig sind. Sie beziehen sich damit auf einen Artikel der Süddeutschen Zeitung, der von zwischenartlichem Geschlechtsverkehr unter anderem in der Geschichte der Menschheit berichtet. Im Text ging es dabei aber stets um nah verwandte Tierarten, zum Beispiel Menschen und Gorillas, die beide zur Familie der Menschenaffen gehören. Von komplett verschiedenen Arten wie beispielsweise Mensch und Hund war dagegen nicht die Rede.
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