Dyskalkulie: Rechenschwäche mit Test feststellen

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Kinder mit Dyskalkulie haben Schwierigkeiten mit Zahlen und Probleme beim Rechnen. Mit einer individuellen Förderung kann die Rechenschwäche behandelt werden – auch im Erwachsenenalter.

Kind zählt mit der Hand im Unterricht
© iStock.com/HappyKids

Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Dyskalkulie können mit geeigneter Förderung rechnen lernen. Aufgrund der Dunkelziffer lässt sich schwer sagen, wie häufig die Rechenschwäche auftritt. In Deutschland sind schätzungsweise 3 bis 7 Prozent der Schüler betroffen. Auch bei Erwachsenen kann eine Rechenschwäche vorliegen – die Störung wurde dann als Kind nicht erkannt. Nachträglich tritt sie nicht im Erwachsenenalter auf.

Artikelinhalte im Überblick:

Was ist eine Dyskalkulie?

Neben der Lese-Rechtschreib-Schwäche Legasthenie ist die Dyskalkulie eine Teilleistungsschwäche, die sich auf mathematische Fertigkeiten auswirkt. Oft spricht man auch von einer Rechenschwäche oder Arithmasthenie. Betroffenen Menschen fehlt mehr oder weniger stark ausgeprägt das Verständnis für Mengen: Für sie sind Zahlen reine Symbole – keine Mengenangaben.

Betroffenen Kindern fehlt das mathematische Grundverständnis. Häufig zeigen sich Probleme bereits im Vorschulalter, wenn die Kinder immer wieder neu versuchen, etwas zu zählen. Im Grundschulalter fällt es ihnen auffallend schwer, sich die vier Grundrechenarten anzueignen. Trotz häufigen Übens scheinen die errechneten Ergebnisse eher zufällig oder auswendiggelernt. Das Kind entwickelt kein Verständnis für das Rechnen mit Zahlen.

Diagnose: Dyskalkulie mit Test erkennen

Dyskalkulie wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als schulische Entwicklungsstörung anerkannt. Doch nicht hinter jedem Unwillen oder schlechten Mathe-Noten steckt eine Dyskalkulie. Unterschiedliche Begabungen sind bei Kindern und Jugendlichen völlig normal. Bei auffallend schlechten Mathe-Leistungen können zum Beispiel auch Seh- oder Hörstörungen oder ein mangelhafter Unterricht im Fach Mathematik als Ursache infrage kommen.

Spontane Diagnosen von Eltern oder Lehrern sind daher nicht ratsam. Dafür stehen fachärztliche und psychologische Tests auf Dyskalkulie zur Verfügung. Neben diesen Tests untersuchen Ärzte oder Psychologen die Vorgehensweise der Betroffenen, wie sie an eine Rechenaufgabe herangehen, indem diese dabei "laut denken" sollen. Auch Mimik und Körpersprache spielen bei der Diagnose eine wichtige Rolle. Außerdem gehören die Untersuchung des Seh-, Hör- und Konzentrationsvermögens zu einer ausführlichen Diagnose, ebenso familiäre Belastungen und die Unterrichtsqualität.

Mann mit Dyskalkulie
Selbsttest
Rechenschwäche-Test: Dyskalkulie bei Erwachsenen erkennen

Dank der Taschenrechner-App auf dem Smartphone ist heute keine Rechenaufgabe mehr schwierig genug. Trotzdem gilt es auch hier die mathematischen Regeln zu kennen und befolgen.

Eine Rechenstörung (Dyskalkulie) ist eine Beeinträchtigung der Rechenfertigkeiten. Sie tritt bei Erwachsenen nicht nachträglich auf, könnte aber in der Kindheit unerkannt geblieben sein und sich nach der Schulzeit verstärkt haben.

Der Test verrät, wie es um das eigene Talent mit Zahlen und Rechenzeichen steht.

Symptome bei Dyskalkulie

Bei einer Rechenschwäche zeigen betroffene Kinder deutliche Schwierigkeiten im Umgang mit den mathematischen Grundlagen. Das fehlende Verständnis für Zahlen und Mengen kann auch schon vor dem Schulalter auftreten. Laut Experten gibt es bestimmte Auffälligkeiten, die auf eine Dyskalkulie hindeuten können:

  • Betroffene zählen oft mühsam, auch bei einfachsten Aufgaben.

  • Rückwärts zählen ist nur sehr schwer möglich.

  • Häufig fallen dem Kind Minus-Aufgaben besonders schwer.

  • Umgekehrt wirkende Rechenregeln bleiben ungenutzt (3+2=5; 5–2 wird neu abgezählt).

  • Häufig sind ähnliche Rechnungen mit unterschiedlichem Zehner nicht einfach möglich und werden komplett neu abgezählt (3+2=5; 13+2 wird neu gezählt).

  • Das Kind verdreht oder vertauscht oft Zahlen (12 statt 21).

  • Mühsam Eingeübtes ist nach kürzester Zeit wieder vergessen.

  • Betroffene Kinder lernen Einmaleins-Reihen auswendig, können sie aber nicht anwenden.

  • Das Kind verwechselt häufig die Rechenarten.

  • Der Umgang mit Geld, Uhrzeit, unterschiedlichen Längen und Gewichten gelingt nicht.

  • Das Erkennen von Mengen und Verhältnissen wie "größer als" oder "kleiner als" fällt schwer.

  • Der Betroffene versteht Textaufgaben nicht und kann dazu keine Rechnung aufstellen.

  • Das Kind versucht, Mathematik-Hausaufgaben zu meiden und fürchtet sich vor Klassenarbeiten. Verschiedene psychosomatische Symptome können auftreten, wie zum Beispiel Kopfschmerzen oder auch Übelkeit.

Mögliche Folgen der Rechenschwäche

Im Zahlenraum von 1-10 können sich rechenschwache Kinder eventuell noch mit den Fingern behelfen. Sobald die Zahlen größer werden, stoßen sie jedoch schnell an ihre Grenzen. So verlieren Schüler, bei denen man die Dyskalkulie nicht frühzeitig erkennt, rasch den Anschluss in der Schule. Eventuell lachen oder grenzen Mitschüler das betroffene Kind aus. Für viele rechenschwache Schüler ist die psychische Belastung so groß, dass sie sich immer weiter zurückziehen. In einigen Fällen treten zunehmend Kopf- oder Bauchschmerzen auf, für die der Arzt keine organische Ursache findet. Auch Prüfungsangst und depressive Symptome oder aggressives Verhalten können mögliche Folgen sein.

Erwachsene mit Rechenschwäche haben meist viele Jahre des Misserfolgs in Schul- und Berufsausbildung hinter sich. Minderwertigkeitsgefühle und Ängste im Job oder beim alltäglichen Umgang mit Geld und Uhrzeiten sind häufig.

Ursachen der Dyskalkulie

Die konkreten Ursachen für eine Dyskalkulie sind noch nicht ausreichend bekannt. Ein Zeichen mangelnder Intelligenz ist die Rechenschwäche jedenfalls nicht. Vielmehr gehen Wissenschaftler von mehreren Faktoren aus, aus denen sich eine Rechenstörung entwickeln kann. Da Rechenschwäche in Familien mit einem betroffenen Kind gehäufter vorkommt, scheinen genetische Faktoren eine Rolle zu spielen – genau wie bei der Legasthenie. Weitere Risikofaktoren sind frühkindlich bedingte Hirnstörungen, Epilepsien, Turner-Syndrom oder Phenylketonurie.

Neurobiologische Störung

Man nimmt heute an, dass ein grundsätzliches mathematisches Verständnis angeboren ist. Bereits in den ersten Lebenswochen können Neugeborene Studien zufolge kleine Mengen unterscheiden. Der Mensch hat eine Gehirnregion, die für diese Leistung und das Rechnen verantwortlich ist. Wissenschaftler können zeigen, dass dieser Bereich im Gehirn bei Personen mit einer Dyskalkulie inaktiv ist. So erklären sie, dass die Betroffenen Zahlen als leere Symbole wahrnehmen, denen sie keine Bedeutung zuordnen können. Vermutlich ist also eine Entwicklungs- und Aktivitätsstörung dieser Gehirnregion für die Matheschwäche verantwortlich.

Therapie: Bei Dyskalkulie ist Förderung wichtig

Da jedes Kind unterschiedliche Schwierigkeiten haben und Symptome aufweisen kann, sollte die Förderung individuell und gezielt darauf abgestimmt sein. So erreicht man in den meisten Fällen eine deutliche Verbesserung der Leistungen. Dabei trainieren die Betroffenen entweder die mathematischen Grundkompetenzen wie Zahlen, Mengen und die vier Grundrechenarten zu verstehen und anzuwenden. Oder die Förderung orientiert sich am aktuellen Lehrplan des Schülers, indem sie den Stoff des laufenden Unterrichts intensiv wiederholt.

Die Behandlung einer Teilleistungsschwäche wie die Dyskalkulie ist immer langfristig ausgelegt und nicht mit einer überbrückenden Nachhilfe zu vergleichen. Eventuell empfiehlt sich zur Förderung eine begleitende Psychotherapie, da viele der Betroffenen auch unter Schulangst, Depressionen oder Konzentrationsmangel leiden.

Auch im Erwachsenenalter sind die Erfolgschancen bei einer individuellen Behandlung sehr gut. Oftmals durchlaufen Betroffene mit Dyskalkulie ihren Therapieplan laut dem Lerntherapeutischen Zentrum Rechenschwäche/Dyskalkulie Köln sogar noch etwas schneller als Kinder und Jugendliche, da sie über mehr Möglichkeiten verfügen, das Gelernte mit vorhandenem Wissen zu verknüpfen.

Kann man einer Rechenschwäche vorbeugen?

Eltern sollten ihre Kinder von Anfang an kognitiv fordern und spielerisch fördern. Auch Kinder, die bereits als Säuglinge regelmäßig Bücher anschauen, vorgelesen bekommen und später als Kind über das Gesehene sprechen, bekommen schon früh ein Verständnis für Elemente und Mengen.

Im Kindergarten sollten Kinder zählen üben und begreifen, dass das Auszählen von Elementen eine Gesamtmenge ergibt. Kleinere Mengen mit bis zu vier Elementen sollten Kinder ohne direktes Abzählen mit den Augen erfassen können. Vorschulkinder sollten auch rückwärts zählen können. Eltern können dies spielerisch in vielen Alltagssituationen wie beim Einkauf oder beim Tischdecken oder bei Gesellschaftsspielen üben. Sollten hier bereits erhebliche Schwierigkeiten auftreten, kann eine Frühförderung helfen, betroffene Kinder auf ihrem Weg zum Schuleintritt zu unterstützen.

Auch während der ersten beiden Klassen kann eine lerntherapeutische Frühbegleitung als präventive Maßnahme sinnvoll sein, um wichtige mathematische Grundlagen zu entwickeln und damit die Voraussetzungen für das Verstehen von Zahlen, ihrer Verarbeitung und dem Rechnen zu schaffen.

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