Alternative Therapie

Osteopathie: Funktionsstörungen erkennen und behandeln

Osteopathie ist eine alternative Behandlungsform. Nach Angaben des Verbands der Osteopathen Deutschland (VOD) besuchen in Deutschland jährlich rund 20 Millionen Mal Menschen einen Osteopathen. Doch was ist Osteopathie und wann kann sie helfen? Worauf sollten Patienten achten, wenn sie einen Osteopathen suchen?

Osteopathie Frau
© iStock.com/Highwaystarz-Photography

Inhalte im Überblick:

Was ist Osteopathie?

Osteopathie ist eine ganzheitliche Therapieform, die zu den alternativen Heilverfahren zählt und bei der der Körper als Ganzes und nicht nur der schmerzende oder Probleme verursachende Teil des Körpers betrachtet wird. Ziel ist es dabei, Bewegungseinschränkungen zu erkennen und zu behandeln. Blockaden, Verspannungen und Dysfunktionen können so gelöst werden.

Die Osteopathie wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still begründet. A.T. Still formulierte nach längerer Forschung seine für die heutige Osteopathie grundlegenden Einsichten über den Körper, über Gesundheit und Krankheit. Ein Osteopath behandelt ausschließlich mit seinen Händen. Die Therapieform ähnelt der Manuellen Therapie, die eine anerkannte Therapieform von speziell ausgebildeten Physiotherapeuten und Orthopäden ist.

In der Osteopathie wird davon ausgegangen, dass die Beweglichkeit und das Zusammenspiel aller Gewebe, Organe und Körperbereiche die Basis für Beweglichkeit ist. Ist diese Beweglichkeit eingeschränkt, entstehen aus Sicht der Osteopathen Gewebespannungen, die zu Funktionsstörungen führen können, die über die Faszien auch Beschwerden in anderen Bereichen als dem ursprünglichen nach sich ziehen können. Osteopathen behandeln die gestörten Strukturen und stellen die Beweglichkeit wieder her.

Drei Bereiche der Osteopathie

Die Osteopathie unterscheidet drei Bereiche, die zwar teilweise unabhängig voneinander entstanden sind, aber von vielen Therapeuten als Einheit verstanden werden und in ein gemeinsames Therapiekonzept einfließen:

  • Parietale Osteopathie (Bindegewebe, Muskulatur)
  • Viszerale Osteopathie (innere Organe und ihre Bindegewebshüllen)
  • Kraniosakrale (craniosacrale) Osteopathie (Schädel, Wirbelsäule, Gehirn sowie das Rückenmark einschließlich der umgebenden Strukturen und inneren Flüssigkeiten)

Für die parietale Osteopathie gibt es laut dem wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer gute wissenschaftliche Belege. Kraniosakrale Osteopathie ist hingegen sehr umstritten, da sie davon ausgeht, dass die Schädelnähte beweglich sind und „atmen“. Dafür gibt es bisher keinerlei wissenschaftlichen Belege.

Für wen ist Osteopathie geeignet?

Die alternative Behandlungsmethode ist besonders bei Problemen des Bewegungsapparats geeignet, beispielsweise bei Rücken- und Nackenschmerzen oder chronischen Schmerzsyndromen. Aber auch Beschwerden wie Schlafstörungen, Probleme nach Operationen im Bauchraum oder Verdauungsprobleme können durch osteopathische Behandlungen gelindert werden.

Osteopathie für Babys und Kinder

Osteopathie wird bei Babys empfohlen, die per langer, schwerer Geburt oder per Kaiserschnitt zur Welt gekommen sind. Durch den hohen Druck, der im Geburtskanal auf die Babys einwirkt, können beispielsweise Gelenke an Kopf und Hals blockieren oder andere Dysfunktionen entstehen. Osteopathisch wird häufig bei Babys das KiSS-Syndrom behandelt, ebenso Entwicklungsstörungen oder Schlafprobleme und sogenannte Schreibabys. Für die osteopathische Behandlung von Babys sollte unbedingt ein auf Babys spezialisierter Osteopath konsultiert werden.

Wie findet man einen seriösen Osteopathen?

Osteopath ist in Deutschland kein geschützter Beruf. Das heißt, es gibt bis heute keine einheitliche Ausbildung und Qualifizierung (Anforderungen an Ausbildungsumfang und -inhalt) von Osteopathen. Eine fundierte Ausbildung zum Osteopathen dauert vier bis fünf Jahre. Es gibt aber auch Wochenendkurse, die nach nur wenigen Stunden den Osteopathen bescheinigen. Auf der Suche nach einem seriösen Osteopathen sollte beachtet werden, woher seine Qualifikation stammt. Außerdem sollte der Therapeut im Grundberuf idealerweise Physiotherapeut oder Arzt sein und die entsprechenden anatomischen Kenntnisse haben, die für die osteopathische Behandlung notwendig sind.

Auf Internetseiten der Berufsverbände kann nach qualifizierten Osteopathen gesucht werden.

Was kostet Osteopathie und wer zahlt die Kosten?

Eine osteopathische Behandlungseinheit dauert rund 30 bis 60 Minuten und kostet zwischen 60 und 120 Euro. Wie viele Therapiesitzungen insgesamt notwendig sind, muss im Einzelfall entschieden werden.

Osteopathie gehört derzeit nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Viele Kassen erstatten seit 2012 ihren Mitgliedern die Kosten jedoch anteilig in unterschiedlicher Höhe. Voraussetzung ist in der Regel, dass ein Arzt die osteopathische Behandlung auf einem Privatrezept verordnet und der Therapeut eine fundierte Ausbildung absolviert hat und/oder Mitglied in einem von der Krankenkasse anerkannten Berufsverband ist. Private Krankenkassen übernehmen die Kosten für Osteopathie dagegen in der Regel. Idealerweise sollte zur Kostenübernahme bei der Krankenkasse vorher angefragt werden, ob die Kosten für Osteopathie übernommen werden.

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