Aufbau und Funktion: Hammer, Amboss & Steigbügel

Wie funktioniert das Ohr?

Das Ohr ist eines der wichtigsten Sinnesorgane des Menschen. Es dient dazu, Töne oder Geräusche wahrzunehmen und hilft dabei, sich in der Umwelt zurechtzufinden. Nicht zuletzt ist der Hörsinn eine wichtige Voraussetzung für die verbale Kommunikation. Neben dem Hörsinn ist im Ohr auch der Gleichgewichtssinn des Menschen verortet.

Anatomie vom Ohr
© iStock.com/leonello

Die Leistungen, die unsere Ohren vollbringen, sind vielfältig. Dementsprechend ist das Ohr sehr komplex aufgebaut. Jeder anatomische Teil erfüllt ganz bestimmte Aufgaben - bis schließlich unser Gehirn die aufgenommenen Reize verarbeitet und zu einer Information zusammensetzt.

Vorsicht, Tinnitus: Die größten Gefahren für unser Gehör

Das Ohr besteht aus drei Abschnitten

Das Ohr wird anatomisch in drei Abschnitte unterteilt: das Außenohr (für uns sichtbar), das Mittelohr und das Innenohr.

Der größte Teil des Außenohrs ist die Ohrmuschel, die sich zu einer gewundenen Röhre, dem Gehörgang, verengt. Dieser „Hörkanal“ ist ungefähr 2,5 Zentimeter lang und endet am Trommelfell. Das Trommelfell ist eine dünne Membran und stellt die Begrenzung zum Mittelohr dar. Treffen Schallwellen aus der Umgebung auf das Trommelfell, beginnt dieses zu schwingen und überträgt die Schwingungen auf die winzigen knöchernen Strukturen, die auf der anderen Seite des Trommelfells im Mittelohr liegen. Diese Gehörknöchelchen werden Hammer, Amboss und Steigbügel genannt. Der Hammer ist mit dem Trommelfell fest verbunden. Der Steigbügel grenzt an eine kleine Öffnung, das ovale Fenster, unter dem wiederum das runde Fenster liegt. Diese Fenster stellen die Verbindung zum Innenohr her.

Direkt hinter diesem „Tor zum Ton“ beginnt das Innenohr. Es besteht aus Vorhof, Bogengängen und Schnecke (Cochlea). In diesem flüssigkeitsgefüllten Teil des Innenohrs sind die 25.000 Hörrezeptoren, auch Haarzellen oder Corti'sches Organ genannt, untergebracht. Hier wird die mechanische Energie der Schallwellen in elektrische Impulse „übersetzt“.

Schallwellen, Hertz und Dezibel

Beim Hörvorgang wird die mechanische Energie von Schallwellen in elektrische Signale umgewandelt, die über Nerven an das Gehirn weitergeleitet werden. Im Gehirn werden diese Signale zu einer Information zusammengesetzt - erst dann verstehen wir, was das Gehörte zu bedeuten hat.

Die Schallwellen bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von mehr als 300 Metern pro Sekunde durch die Luft in Richtung Ohr. Schall wird im Ohr nach unterschiedlichen physikalischen Aspekten wahrgenommen: Mit der Frequenz, gemessen in "Hertz", bezeichnet man die Tonhöhe. Unser Wahrnehmungsspektrum reicht von 20 Hertz, das ist tiefer als der tiefste Ton aus dem Bauch eines Kontrabass, bis hin zu 20.000 Hertz, den höchsten Flötentönen.

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Abgesehen von der Höhe des Tons, nehmen wir natürlich auch seine Intensität wahr, das heißt die Lautstärke. Sie wird in "Dezibel" gemessen. Ein Geräusch von null Dezibel ist so leise, dass ein Gesunder es gerade noch hören kann. Das Ticken eines Weckers verursacht einen Ton von etwa 20 Dezibel Lautstärke. Flüstertöne sind mit 30 Dezibel zehnmal so laut. Schmerzhaft laut ist ein Flugzeug beim Start: es erzeugt 140 Dezibel. Und das ist bereits die Schmerzgrenze für das Ohr eines Gesunden.

Der Weg der Schallwellen

Unabhängig davon, ob wir bewusst zuhören oder unbewusst Sinnesreize wahrnehmen - der Schall wird zunächst von der Ohrmuschel aufgenommen. Deren Trichterform sammelt wie ein Hörrohr die Schallwellen und verstärkt sie gleichzeitig. Treffen die Klangwellen auf das Trommelfell, schwingt diese dünne Membran und die „Musik“ in unseren Ohren beginnt zu klingen: Die drei Gehörknöchelchen Hammer, Amboss, Steigbügel nehmen die Trommelfellbewegung auf, senken die Amplitude der ankommenden Wellen wie ein Transformator und geben sie an das ovale Fenster weiter.

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    Schwerhörigkeit - ganz gleich, ob sie altersbedingt oder etwa durch Lärm ausgelöst wird: Betroffene leben häufig wie unter einer "Käseglocke". Je nach Ursache können moderne Hörhilfen das Gehör verbessern.

Das eigentliche Hören

Nun beginnt das eigentliche Hören - in der mit Flüssigkeit gefüllten Schnecke. Der in Druckwellen umgesetzte Klang bewegt die Membran im Inneren des Corti'schen Organs wie der Wind die Meeresoberfläche kräuselt. Dabei werden die feinen Haarzellen der Hörrezeptoren verschoben, was den Hörreiz auslöst. Abhängig von Lautstärke und Tonhöhe fällt dieser Reiz unterschiedlich aus. Umgesetzt in elektrische Reize werden diese Schwingungen über die 30.000 Nervenfasern des Hörnervs in das Gehirn weitergeleitet, wo sie in den entsprechenden Bereichen verarbeitet werden. In Bruchteilen von Sekunden wissen wir dann, ob wir eine vertraute Stimme oder z. B. Gefahrenzeichen vernommen haben.


Hören – das kann schon das Ungeborene im Mutterleib

"Das Auge führt den Menschen in die Welt, das Ohr führt die Welt in den Menschen" konstatierte der Naturforscher Lorenz Oken im 19. Jahrhundert. Das Ohr beginnt sehr früh mit dieser Art der Wahrnehmung der Welt: Wenige Tage nach der Befruchtung beginnt der nicht einmal einen Millimeter große Embryo bereits, Ohransätze auszubilden. In der 17. Woche ist die Hörschnecke (Cochlea) bereits vollständig entwickelt und liegt in ihrer endgültigen Größe vor. Wen wundert es da noch, dass Ungeborene bereits im Mutterleib Melodien wahrnehmen und lernen, die Stimme der Mutter zu erkennen? Bereits mit dem 5. Monat nach der Zeugung ist das Gehör funktionsfähig.

Veränderungen des Hörsinns

Die Bedeutung unseres Gehörs wird häufig unterschätzt. Das ist sicherlich ein Grund dafür, dass viele Menschen sehr sorglos mit Ihrem Hörvermögen umgehen.

Bis zum Erwachsenenalter ändert sich das sinnliche Wahrnehmen in der zivilisierten - sprich: lauten und lärmbelasteten - Welt deutlich: Die meisten Eindrücke werden dann mit den Augen aufgenommen. Den Ohren wird dies kaum gerecht, messen sie Sinnesreize doch mit einer vielfach größeren Genauigkeit als die Augen und mit erheblich höherer Bandbreite - den ganzen Tag lang. Auch im Schlaf, wenn die Augen schon längst geschlossen sind, nehmen die Ohren Geräusche wahr und melden sie dem Gehirn.

Tinnitus: 15 Fakten über Ohrgeräusche

Gehör und Gehirn verarbeiten die Schallwellen aus der Umgebung auf verschiedenen Ebenen: Geräuschen wird im Gehirn eine Bedeutung zugeordnet, Laute werden zu Worten, Worte zu Sätzen und Inhalten zusammengefügt. Nicht nur der Inhalt der Sprache, auch der "Ton macht die Musik". Parallel werden die emotionalen Faktoren, die wir gleichzeitig wahrnehmen, in das Gesamtbild mit eingeflochten.

Hören ist Kommunikation

Nicht nur die Sprache wird sehr differenziert wahrgenommen, sondern auch alle anderen Klänge und Geräusche. In einem Symphoniekonzert können wir mit etwas Übung die verschiedenen Instrumentengruppen heraushören, gleichzeitig können wir den Gesang eines oder mehrerer Sänger auf der Bühne wahrnehmen, und wenn unserer Sitznachbar uns etwas zuflüstert, schwenkt unsere Aufmerksamkeit automatisch darauf um und die anderen Geräusche treten in unserer Wahrnehmung in den Hintergrund. Trotzdem zucken wir zusammen, wenn plötzlich hinter uns ein ungewöhnlich lauter Knall ertönt.

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    Wie ein Blitz aus heiterem Himmel ist er da, der Hörsturz. Mit Geräuschen und Druckempfindungen kündigt er sich an. Schlimmstenfalls schaltet ein Ohr einfach ab. 

Gleichzeitig ist ein funktionierendes Gehör Voraussetzung für unsere eigene Sprachentwicklung. Hören und sich selber mitteilen können, diese beiden Aspekte der Kommunikation hängen eng zusammen.

Wenn sich die Welt des Hörens verschließt

Hörschädigungen betreffen uns deshalb in vielen Bereichen unseres Lebens und können die Lebensqualität erheblich einschränken. Schwerhörigkeit kann dazu führen, dass der Betroffene wie unter einer unsichtbaren Käseglocke lebt, weil die ganze Welt des Hörens – sei es Musik, Vogelgezwitscher oder Gespräche mit Mitmenschen – für ihn wie mit einem Grauschleier bedeckt erscheint. Je nach dem in welchen Alter Hörprobleme auftreten, können sie sogar erhebliche Auswirkungen auf die normale Entwicklung unserer Sprache haben.

15 Millionen Deutsche haben eine messbare Hörschädigung, zumindest im Sinne einer akustischen Kommunikationsstörung. Allerdings: Nur 1,4 Millionen Deutsche tragen ein Hörgerät, um dieses Defizit auszugleichen.

Ausführliche Informationen zur Behandlung der Schwerhörigkeit lesen Sie hier. 

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