Axiale Spondyloarthritis (SpA)
Die axiale Spondyloarthritis (SpA) ist eine Form des chronisch-entzündlichen Rückenschmerzes, bei dem die Betroffenen unter sehr starken Schmerzen im unteren Rücken leiden. Bleibt er unbehandelt, kann dies zu einer Verknöcherung der Wirbelsäule führen.
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Die ersten Symptome der axialen Spondyloarthritis können junge Menschen bereits zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr verspüren. Die Rückenschmerzen treten dabei unabhängig von körperlicher Anstrengung auf. Dennoch werden sie häufig mit einem Belastungsrückenschmerz verwechselt und es vergehen oft noch bis zu zehn Jahre, bevor die Schmerzen richtig diagnostiziert werden.
Im Gegensatz zu spontan auftretenden Rückenschmerzen, etwa nach dem Heben von schweren Gegenständen oder einer ungünstigen Schlafposition, äußern sich die chronisch-entzündlichen Rückenschmerzen der axialen Spondyloarthritis so:
- erstes Auftreten in jungen Jahren, typischerweise bei unter 40-Jährigen
- langsam auftretender Schmerz
- Schmerzsymptome lassen bei Bewegung nach
- Schmerz lässt in Ruhestellung nicht nach
- nächtliche Schmerzen, die in der zweiten Nachthälfte häufig zum Aufwachen führen
- Steifigkeit am Morgen, die länger als 30 Minuten anhält
Die axiale SpA wird unterteilt in die ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew) und die nichtröntgenologische axiale SpA, die im Röntgenbild nicht erkennbar ist und nur mittels Magnetresonanztomographie (MRT) nachgewiesen werden kann.
Erste Anzeichen einer axialen Spondyloarthritis erkennen
Hätte Ihr Rückenschmerz einen Lebenslauf, wie würde er sich dann lesen? Das zu unterscheiden, fällt selbst Ärzten schwer. Dabei ist das eines der entscheidenden Kriterien, um eine axiale SpA zu erkennen.
Dies sind die Merkmale, die einen chronisch-entzündlichen Rückenschmerz vermuten lassen:
- langsamer Beginn der Beschwerden über Wochen und nicht plötzlich wie zum Beispiel bei einem Hexenschuss.
- Tiefsitzende Rückenschmerzen, die bis ins Gesäß und/oder bis zu den Oberschenkeln ausstrahlen.
- Dauer der Beschwerden über mehr als drei Monate. Somit gelten die Rückenschmerzen als chronisch.
- Schmerzen sind in der Nacht und in den frühen Morgenstunden am stärksten, im Laufe des Tages lassen die Schmerzen nach.
- Einschränkung der Beweglichkeit der Lendenwirbelsäulen in den Morgenstunden. Die sogenannte Morgensteifigkeit kann bis zu einer halben Stunde oder länger anhalten.
- Besserung von Schmerzen und Beweglichkeit durch Bewegung. Bei Ruhe bleiben die Schmerzen.
- Alter beim Auftreten der ersten Symptome zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.
- Allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit in Form eines allgemeinen Krankheitsgefühls, kann auch mit Gewichtsverlust einhergehen.
Begleitsymptome der axialen Spondyloarthritis
Neben den kennzeichnenden Rückenschmerzen können weitere Symptome am ganzen Körper hilfreiche Hinweise zur Diagnose einer axialen Spondyloarthritis geben. Dazu gehören:
- Augenentzündungen (Uveitis)
- entzündliche Darmerkrankungen (zum Beispiel Morbus Crohn)
- Schuppenflechte (Psoriasis)
- Schmerzhafte Entzündung der Fersen (Enthesitis)
- Gelenkentzündungen außerhalb der Wirbelsäule
- Schwellungen eines ganzen Fingers oder einer Zehe durch Entzündung aller Gelenke dieses Körperteils
Habe ich eine axiale Spondyloarthritis?
Die axiale SpA zählt zu den seltenen Erkrankungen. Aber genau das macht die Diagnosestellung so schwierig. Denn Rückenschmerzen selbst sind eine wahre Volkskrankheit, die sich durch alle Altersklassen zieht. Rund 84 Prozent der Bevölkerung haben mindestens einmal im Leben behandlungsbedürftige Rückenschmerzen. Diese Beschwerden sind größtenteils durch eine mechanische Überbelastung der Rückenmuskulatur, etwa durch falsches Heben oder die Körperhaltung beim Sitzen oder Liegen bestimmt.
In der Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren sind Rückenschmerzen keine Seltenheit, denn sowohl sitzende Tätigkeiten als auch körperliche Anstrengungen – beruflich oder in der Freizeit beim Sport – gehen auf den Rücken, und das bei Männern und Frauen gleichermaßen. In dieser Masse gehen die Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Form des Rückenschmerzes dann beim Arztbesuch meist unter.
In der Regel folgt über viele Jahre hinweg die Standardbehandlung für Rückenbeschwerden aus einer Kombination von Schmerzmitteln und Massagen. Bei der axialen SpA müssen jedoch entzündungshemmende Medikamente kombiniert mit Physiotherapie eingesetzt werden. Denn anders als beim mechanischen Rückenschmerzen hilft hier Bewegung zur Schmerzlinderung. So vergehen oftmals noch bis zu zehn Jahre, bevor die korrekte Diagnose gestellt wird.
Erste epidemiologische Untersuchungen lassen darauf schließen, dass in Deutschland schätzungsweise 200.000 Menschen betroffen sind . Somit ist jeder 20. Patient, der wegen Rückenschmerzen eine hausärztliche Praxis aufsucht, an einer axialen Spondyloarthritis erkrankt.
Diagnose: Axiale Spondyloarthritis erkennen
Patienten, die länger als drei Monate an Rückenschmerzen leiden, sollten einen Arzt aufsuchen, da gegebenenfalls ein entzündlich bedingter Rückenschmerz vorliegen könnte. Dabei ist es wichtig, dem Arzt so genau wie möglich die Schmerzen zu beschreiben:
- Wann treten die Schmerzen auf?
- Bessern sie sich bei Bewegung?
- Seit wann treten die Schmerzen auf?
- Wo genau haben Betroffene Schmerzen?
Betroffene sollten eine Überweisung an einen Rheumatologen beim Hausarzt erfragen. Dieser kann die Diagnose eines entzündlich bedingten Rückenschmerzes stellen und ein individuelles, auf die Erkrankung des Patienten abgestimmtes Therapiekonzept entwickeln.
Zusätzlich können mittels Laboruntersuchungen oder über die Familienanamnese weitere Anzeichen für die axiale Spondyloarthritis aufgedeckt werden. Der Arzt sucht dann nach:
- Nachweis des genetischen Merkmals HLA-B27
- erhöhter Blutwert des C-reaktiven Proteins (CRP)
- bestimmte Medikamente bessern die Beschwerden, vor allem nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie zum Beispiel Ibuprofen
- eine entzündliche Gelenkerkrankung kommt bei weiteren Familienmitgliedern vor
Wie wird axiale Spondyloarthritis behandelt?
Die Therapie der SpA ist vergleichbar mit der . Die Behandlung soll akute Beschwerden kontrollieren, die Schmerzen lindern, den Entzündungsprozess stoppen und neue Schübe verhindern. Begleittherapien helfen, die Lebensqualität wieder herzustellen und die Beweglichkeit zu fördern.
Die Behandlung einer axialen Spondyloarthritis (SpA) besteht aus verschiedenen Bausteinen, die miteinander kombiniert werden.
Medikamente bei axialer SpA
In den meisten Fällen werden zu Beginn der Therapie verschiedene entzündungshemmende Medikamente verschrieben, hier im Speziellen die nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie zum Beispiel Ibuprofen. Bei Entzündungen in den Gelenken können Kortikoide injiziert werden.
Bei sehr starken Schmerzen werden weitere, stärkere Schmerzmittel eingesetzt, die keine entzündungshemmende Wirkung haben. Wenn diese nicht greifen, wird häufig eine Biologica-Therapie verordnet und hier primär die TNF-Blocker, welche direkt in den Entzündungsprozess eingreifen und ihn stoppen.
Die medikamentöse Therapie sollte zusammen mit begleitenden Maßnahmen erfolgen.
Physiotherapie gegen axiale SpA
Die Physiotherapie ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Behandlung der axialen Spondyloarthritis. Ziel ist es, die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten und die Muskulatur zu stärken, was zu einer Schmerzlinderung führen kann. Zusätzlich zur Physiotherapie sind andere Sportarten, die individuell mit dem Arzt besprochen werden sollten, oder Spaziergänge empfehlenswert. Wichtig ist es, dass sich der Patient mit seiner gewählten Sportart wohlfühlt und dass sie ihm Spaß macht, automatisch steigt auch die Motivation. Die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. bietet bundesweit spezielle Kurse für Betroffene an, die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen.
Ergotherapie
Die Ergotherapie ist darauf spezialisiert, die Funktionsfähigkeit der Gelenke zu erhalten und die Schmerzen zu reduzieren. Der Ergotherapeut stellt für den Patienten ein individuelles Programm zusammen, das auf die Erkrankung sowie den Alltag des Patienten abgestimmt ist.
Psychologische Maßnahmen bei axialer SpA
Vor allem direkt nach der Diagnosestellung fällt es Patienten oftmals schwer zu akzeptieren, dass sie eine chronische Erkrankung haben. Auch der lange Weg zur Diagnose und die damit verbundene Unsicherheit über die eigene Gesundheit können für Betroffene psychisch belastend sein.
Ein Psychologe kann Patienten helfen, einen positiven Umgang mit der Erkrankung zu finden und Techniken zum Stressabbau empfehlen. Dazu gehören Entspannungstechniken wie zum Beispiel Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.
Ernährungstipps für Patienten
Bei der axialen Spondyloarthritis gibt es keinen bestimmten Ernährungsplan. Dennoch sollten Patienten auf ihre Ernährung achten. Sie können damit den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Wichtig ist es, abwechslungsreiche und vollwertige Kost sowie ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
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